Название: Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745214024
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„Mir gegenüber hat er bestritten, heute Vor- und Nachmittag auf seinem Posten gewesen zu sein.“
„Das war möglicherweise eine Schutzbehauptung. Als er von Darks Tod hörte, muss ihm ein Seifensieder aufgegangen sein. Dich hat er mit der Lorraine-Banter-Story abgespeist. während er selbst daran ging, den fetten Happen in Angriff zu nehmen. Er ist ihm im Hals steckengeblieben.“
„Eine interessante Theorie, aber sie muss nicht stimmen“, erklärte Bount.
„Das weiß ich selbst“, meinte der Captain und hängte auf.
7
Leo Conroy betrat die Terrasse und kurbelte die knallgelbe Markise herunter. Die Mechanik quietschte, sie war schwergängig. Conroy legte eine Pause ein. Er schwitzte.
Manchmal machte es ihm Angst, wie rasch er erschöpft war. Seit etwa einem Jahr fiel ihm jede körperliche Betätigung schwer. Zum Glück war er nicht darauf angewiesen, seinen Lebensunterhalt mit physischen Leistungen zu bestreiten.
Er betrieb in Hammond ein kleines, gut gehendes Ingenieurbüro, das sich im Wesentlichen mit Rationalisierungsfragen der Landwirtschaft befasste.
Er setzte sich in den Schatten der Markise und griff nach der Isolierkanne, die auf dem kleinen, runden Tisch stand. Als er sich ein Glas mit dem gekühlten Fruchtsaft füllte, fiel ein Schatten über ihn. Conroy sah hoch und blickte in das faltenfreie, stark geschminkte Gesicht seiner platinblonden Frau.
„Ich fahre rasch mal zu Lizzy“, sagte sie. „Nur auf ein Stündchen.“
„Das kenne ich“, sagte er brummig.
„Hier ersticke ich! Du mit deiner ewig miesepetrigen Laune“, maulte sie.
Er fuhr fort, sie anzusehen. Gloria war seine dritte Frau. Von den ersten beiden hatte er sich scheiden lassen. Gloria war seine erste Partnerin, um die andere ihn beneideten. Sie war fünfzehn Jahre jünger als er und sehr attraktiv, aber er hatte schon wiederholt bereut, mit ihr die Ehe geschlossen zu haben. Sie taugte nichts, wie er fand. Er hatte Angst, dass sie ihn betrog. Es gab viele Anzeichen für die Richtigkeit dieses Verdachtes, aber Gloria war trickreich und fand für alles, was ihn beunruhigte, eine Ausrede, so dass er es schließlich aufgegeben hatte, sie zu attackieren, aber insgeheim wartete er, hoffnungsvoll und furchtsam zugleich, auf den Moment, wo er sie einmal in flagranti ertappen würde.
Er blickte ihr hinterher, als sie durch den Garten zur Garage ging. Seine Mundwinkel zuckten. Es hatte mal eine Zeit gegeben, wo Glorias Art, sich zu bewegen, seine Sinne erhitzt hatte, aber jetzt fand er das Kreisen ihrer Hüften nur noch schamlos und provozierend.
„Flittchen!“, presste er durch seine Zähne, griff nach dem Glas und trank. Er leerte es, stellte es ab und fühlte sich danach ein wenig besser.
Er hörte, wie Gloria den Wagen startete und davonfuhr. Dann war er allein mit seinen Gedanken, dem Gezwitscher der Vögel und der enervierenden Erkenntnis, in der Isolation zu leben, von keinem verstanden, von niemand geliebt. Zugegeben, er war in Hammond ein geachteter und respektierter Mann, aber die Anerkennung, die seine Arbeit fand, war nicht genug, um sein Hera zu erwärmen. Es gab Momente, wo er an den Tod dachte, sogar an den Freitod, weil er aufgehört hatte, an irgendetwas im Leben Freude zu haben. Da er intelligent war und auch zur Selbstkritik neigte, wusste er sehr wohl, wann diese Phase seines Lebens begonnen hatte, aber er vermied es, sich näher mit ihr zu befassen. Es war ihm jedoch längst klargeworden, wie wenig ihm diese Verdrängungspolitik half, mit seinen Schwierigkeiten fertig zu werden.
Er blickte hoch, als er im Garten eine Bewegung wahrnahm. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Freunde und Bekannte diesen Weg wählten. Sie wussten, dass er um diese Stunde, kurz vor dem Abendessen, im Allgemeinen auf der Terrasse seines Hauses anzutreffen war. Den Mann, der gleich darauf in Conroys Blickfeld trat, kannte er allerdings nicht. Es war ein hochgewachsener Bursche, der eine Hand in die Hosentasche gesteckt und etwas in seiner Art hatte, das Conroy irritierte und zutiefst beunruhigte.
Conroy hatte eine Witterung für Gefahr. Sie war noch niemals so stark gewesen wie in diesem Moment.
Der Mann blieb am Fuße der Terrasse stehen. Er lächelte nicht. Seine Augen waren stahlblau. Stählern wirkte überhaupt sehr vieles an ihm: Der kühle, scharfe Schnitt des Gesichtes, die Linie der verkniffenen Lippen, und die Muskeln, die sich unter dem dünnen Stoff des hellen, modischen Anzugs verbargen.
„Es ist heiß heute, nicht wahr?“
„Schrecklich“, sagte Conroy. „Hat meine Frau Ihnen gesagt, Sie sollen gleich durch den Garten gehen?“
„Nein, aber ich habe sie wegfahren sehen.“
„Sie kennen Gloria?“, fragte Conroy. Sein Pulsschlag hatte sich beschleunigt. Warum, um alles in der Welt, hatte er vor diesem Fremden bloß Angst?
„Ja, ich kenne Gloria.“
„Wollen Sie nicht Platz nehmen?“, fragte Conroy. Er glaubte zu wissen, was ihn erwartete. Es betraf Gloria. Wahrscheinlich war dieser ganz auf starke Männlichkeit getrimmte Bursche ihr Liebhaber. Vielleicht war er gekommen, um Gloria für sich zu fordern.
„Danke“, sagte der Mann und setzte sich zu Conroy an den runden Tisch.
„Ich habe Ihren Namen nicht verstanden“, sagte Conroy.
Der Mann schlug ein Bein über das andere. Conroy fand, dass seine Gelassenheit etwas Herausforderndes hatte.
„Ich habe ihn nicht genannt“, erklärte der Besucher.
Conroy lächelte leer.
„Wollen Sie nicht zur Sache kommen, Mister?“
„Aber gern“, sagte der Mann. „Sie erinnern sich gewiss besonders gut an das Jahr 1956?“
Conroy blinzelte.
„Kann schon sein. Warum fragen Sie?“
„Es interessiert mich. Ich frage mich, wie ein Mann, der das Leben eines anderen auf dem Gewissen hat, mit einer solchen Last fertigzuwerden vermochte. Oder hat es Ihnen nichts ausgemacht, Gilbert Osborne auf den elektrischen Stuhl zu schicken?“
„Moment mal“, stammelte Conroy erschreckt. „So war das nicht. Ich war nur ein Zeuge unter vielen ...“
„Sie waren der Hauptbelastungszeuge.“
„Was hätte ich denn tun sollen? Ich musste zu Protokoll geben, was man mich fragte. Das habe ich später in der Gerichtsverhandlung wiederholt.“
„Unter Eid.“
„Selbstverständlich unter Eid.“
„Es war ein Meineid.“
Conroy schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Das ist unerhört! Ich verwahre mich gegen eine solche Diffamierung!“, stieß er hervor und merkte gleichzeitig, dass sein Aufbegehren eher nervös und furchtsam als überzeugend wirkte.
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