Название: Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745214024
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Cummings spitzte die Lippen.
„Ein wenig schon.“
„Warum?“
„Ich habe ihm, offen gestanden, mindestens noch drei Jahre gegeben. Er muss das Opfer einer ungewöhnlichen Belastung geworden sein. Leider können wir seine Frau nicht fragen, welcher Art dieser Stress war. Gloria befand sich nicht im Haus, als das Unglück geschah.“
„Wo wurde der Tote gefunden, und von wem?“
„Gloria kam gegen Sieben nach Hause, da lag er auf der Terrasse, tot. Sie hat mich sofort angerufen. Die Leichenstarre war noch nicht eingetreten. Vieles spricht dafür, dass der Anfall gegen achtzehn Uhr erfolgt sein muss und augenblicklich zum Tode führte“, meinte der Arzt.
„Gab es Anzeichen dafür, dass er Besuch erhalten hatte?“, fragte Bount.
„Nein. Auf dem Tisch stand nur ein einziges Glas. Wie mir der Polizeileutnant später versicherte, enthielt es nur Conroys Fingerabdrücke.“
Bount sah erstaunt aus.
„Ich wusste nicht, dass die Polizei hinzugezogen wurde.“
Cummings sah verlegen aus.
„Das lag an mir. Ich habe sie angerufen. Es stimmt, dass es normalerweise nicht üblich ist, bei einem so evidenten Herzversagen die Polizei einzuschalten, aber Conroy war, müssen Sie wissen, ein Mann, der einmal für Schlagzeilen gesorgt hatte und der seitdem unter gewissen Depressionen litt.“
„Warum?“
„Ich weiß es nicht.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich dennoch ein paar Gedanken darüber gemacht haben.“
„Ich werde mich hüten, damit an die Öffentlichkeit zu treten. Conroy ist tot. Welchen Sinn hätte es, ihm im Nachhinein etwas anhängen zu wollen?“
„Die Art Ihrer Formulierung lässt darauf schließen, dass an seinem Leben nicht alles so untadelig war, wie man es von einem soliden Bürger erwarten sollte.“
„Er hat gelitten. Nach meinen Dafürhalten hing es mit dem Prozess zusammen, in dem er seinerzeit mit seiner Zeugenaussage Gilbert Osborne dem Henker auslieferte. Natürlich war Osborne schuldig, für mich gibt es da gar keinen Zweifel, aber Conroy, der sehr sensibel zu sein vermochte, hat es fraglos gequält, dass er gleichsam den letzten Anstoß zu dem Todesurteil geben musste. Es gab noch andere Dinge, die ihn bedrückten und seiner Krankheit nicht gerade dienlich waren. Seine Ehe zum Beispiel. Er hat mir gegenüber niemals darüber gesprochen, aber unter denen, die ihn kannten, ist es ein offenes Geheimnis, dass er nicht sehr glücklich war.“
Bount verabschiedete sich und ging.
9
Um Neun klingelte er an der Tür von Leo Conroys Haus. Die Witwe öffnete ihm, ganz in Schwarz gewandet. Die Farbe stand ihr gut zu Gesicht. Außerdem war zu erkennen, dass ihre Trauerkleidung der neuesten Mode entsprach und mehr Chic als Tristesse verbreitete.
Bount zückte seine Karte. Die Witwe führte ihn ins Wohnzimmer. Man setzte sich.
„Darf ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte Gloria Conroy. Sie sprach leise und war bemüht, ihrer Rolle als leidender Witwe gerecht zu werden, aber die heimliche Koketterie, die in ihren Augen aufblitzte und ihm signalisierte, dass er genau der Typ war, auf den sie flog, machte deutlich, was von ihrer ,Trauer‘ zu halten war.
„Danke, nein. Ich habe nicht vor, Sie lange aufzuhalten. Ich weiß, dass Leo herzkrank war und dass sein Ende nicht völlig überraschend kam, dennoch wirft es ein paar Fragen auf, die mich interessieren. Selbst Doktor Cummings ist der Meinung, dass Leo durch eine besondere Aufregung in den Tod getrieben wurde ... aber wie sollte er sich aufgeregt haben. wenn er allein war?“
„Er könnte einen Anruf erhalten haben“, sagte Gloria Conroy. „Er ist zurückgekehrt auf die Terrasse, und dort hat es ihn erwischt.“
„Wo waren Sie, als es passierte?“
„Bei einem Bekannten“, erwiderte die Witwe und zündete sich eine Zigarette an. Sie streckte Bount das offene Päckchen entgegen.
„Danke“, sagte er lächelnd. „Ich habe meine eigene Sorte.“
Gloria Conroy griff nach einem Ascher und stellte ihn vor sich hin.
„Ich habe Leo gesagt, dass ich zu einer Freundin gehe, zu Lizzy, aber in Wahrheit besuchte ich einen Freund ... na ja, einen Bekannten. Sein Name tut nichts zur Sache, aber der Polizei musste ich ihn nennen, die legt nämlich Wert auf mein Alibi.“ Sie sah plötzlich böse aus. „Die scheinen zu denken, dass ich Leo umgebracht habe. Wissen Sie, was der Leutnant wissen wollte? Ob ich ihn nicht fertiggemacht hätte, um ihn beerben zu können! Ich habe längst herausgefunden, dass da nicht viel zu holen ist. Nur das Haus, das Büro, ein bisschen Bargeld. Ich werde Haus und Büro verkaufen und in die Stadt ziehen. Ich lasse mich von den Klatschmäulern in Hammond doch nicht in die Pfanne hauen.“
„Erzählen Sie mir ein wenig über Leo!“
„Da gibt’s nicht viel zu sagen. Er war ein Spießer. Trocken, gefühlsarm ... aber dennoch zum Selbstmitleid neigend“, erwiderte sie. „Die Ehe mit ihm war keine reine Freude, das darf ich Ihnen versichern.“
„Wie lange waren Sie mit ihm verheiratet?“
„Vier Jahre.“
„Eine lange Zeit. Da lernt man einen Menschen kennen und beurteilen. Wie ich hörte, hat er darunter gelitten, dass seine Zeugenaussage in den fünfziger Jahren ein Todesurteil auslöste.“
Aber die Frau konnte ihm darüber nichts sagen. Es war ihr anscheinend auch gleichgültig gewesen, was ihr Mann dachte und fühlte.
Bount verabschiedete sich und ging. Er hatte sich für die Dauer seines Aufenthaltes in Hammond einen Leihwagen gemietet, einen Dodge Challenger. Er fuhr anschließend zu dem Anwesen von Hank Craig. Es lag etwas außerhalb der Stadt am Rande des Highways, der nach Magnolia führte. Bount parkte den Challenger an der Straße und ging durch den gepflegten, nicht umzäunten Garten auf das weiße, flache Haus zu. Es war ziemlich groß und enthielt im Winkel eines L’s einen Swimmingpool. Hinter einigen Fenstern brannte Licht.
Bount klingelte. Ein Farbiger mit weißer Dienerjacke öffnete.
„Bount Reiniger. Ist Mister Craig zu sprechen?“
„Er erwartet Sie“, sagte der Farbige, machte Platz und ließ Bount eintreten.
Bount durchquerte die Diele und stoppte, weil er nicht wusste, welche der vielen Türen er öffnen sollte. Er blickte über seine Schulter. Der Farbige war verschwunden.
Bount zuckte mit den Schultern und streckte die Hand nach der Klinke aus, hinter der er das Wohnzimmer vermutete. Er öffnete sie.
Der Wohnraum, der vor ihm lag, war groß und eher auffällig als elegant möbliert. Bount trat über die Schwelle. Er spürte einen СКАЧАТЬ