Dr. Sonntag Box 4 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 4 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag

isbn: 9783740972318

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СКАЧАТЬ mich bat, die Pflegschaft zu übernehmen, habe ich sehr zurückhaltend reagiert. Immerhin bin ich alleinstehend!«

      »Herr Dr. Bichler, das ist völlig egal. Wir machen die Eignung einer Pflegefamilie nicht von Trauscheinen abhängig. Frau-Mann, Frau-Frau, Mann-Mann, Einzelpersonen … Das spielt vor dem Gesetz keine Rolle. Das wäre ja auch schlimm, wenn die Fähigkeit zur Kindererziehung von derlei Konstellationen abhinge. Schwierig allerdings kann es werden, wenn in dem Haushalt bereits Kinder leben, Sie verstehen? Eifersuchtsdramen, etc.!«

      »Nein, da kann ich Sie beruhigen. Pirmin wird das einzige Kind bleiben.«

      »Der Junge sitzt draußen? Wollen wir ihn einmal hereinbitten?«

      »Ich hole ihn!«

      Quirin erhob sich.

      »Ich hab schon zusammengepackt«, erklärte der Junge zu seinem künftigen Pflegevater aufschauend.

      »Moment, Moment!«, lachte die Amtsperson. »So schnell schießen die Bayern nicht! Es fehlen noch einige Unterlagen, und dann muss der Verwaltungsakt vollzogen werden. Für uns spricht der § 33 SGB VIII. Alle Pflegeeltern, die ein Kind von einer anerkannten Vermittlungsstelle vermittelt bekommen, sind Pflegeeltern im Sinne des Kinder- und Jugendhilfegesetzes im Rahmen der Hilfe zur Erziehung. Damit sind Sie gewissermaßen Partner der betreuenden Stelle und sollten mit dieser eng zusammen arbeiten!«

      »Aber ich komm’ doch jetzt mit zu dir, oder?«, fragte Pirmin unsicher.

      »Haben Sie denn schon Vorbereitungen getroffen, Herr Dr. Bichler? Der Junge benötigt einen Raum, in dem mindestens ein Bett steht!«

      Dr. Bichlers Erheiterung war grenzenlos.

      »Wir haben bereits zusammen eingekauft, Pirmin und ich. Und ich habe in der Wohnung einen Raum für mich. Zum Rest habe ich nur noch mit besonderer Erlaubnis Zugang!«

      »Ich hab ein Hochbett!«, verriet der Junge stolz.

      »Ein Hochbett, soso!« Der Herr vom Amt war überrascht. »Darf ich fragen, was sie mit dem Hochbett anfangen werden, wenn Ihr Antrag abschlägig beschieden wird?«

      »Das ist eine Möglichkeit, die wir für uns gedanklich ausgeschlossen haben!«

      »Nun«, seufzte der Beamte, »wenn von Seiten der bisherigen Betreuer nichts im Weg steht, kann das Kind – zunächst besuchshalber – bei Ihnen einziehen!«

      »Hurra!«, rief Pirmin aus und strahlte über das ganze Gesicht. Er schmiegte sich eng an Quirin. Der legte die Hand auf die Schulter seines Pflegekindes.

      »Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute, Pirmin – Herr Dr. Bichler. Pirmin, ich hoffe, dass du immer brav bist und gut folgst!«

      Quirin sah ihn überrascht an. »Das finden Sie wirklich wesentlich?«

      »Nun, ich hatte letzte Woche hier ein Ehepaar, das darum bat, die Pflegschaft beenden zu dürfen, weil das Kind deutlich über die Stränge schlug!«

      »Wie soll ein Kind sich entwickeln, wenn es nicht gelegentlich mal über die Stränge schlägt? Was hätten diese ›Eltern‹ denn getan, wenn ihr leibliches Kind über die Stränge geschlagen hätte? Es umgetauscht?«

      »Bitte vergessen Sie nicht, Herr Dr. Bichler, das viele Kinder einiges mitgemacht haben und deutliche Verhaltensauffälligkeiten an den Tag legen!«

      »Da bin ich mir sicher. Meine Eltern waren auch nicht mit allem einverstanden, was ich tat. Ich war kein pflegeleichtes Kind. Ich habe geklaut, wissen Sie? Und mit meinem Fußball die Scheiben der Nachbarn kaputtgeschossen. Und wissen Sie, was meine Eltern getan haben?«

      »Äh, nein!«

      »Sie haben mich trotzdem geliebt.«

      »Da gratuliere ich Ihnen, Herr Doktor. Dies Glück hat nicht jedes Kind.«

      »Ich weiß. Und ich finde das schrecklich.«

      *

      Als sie das Amtsgericht verließen, wirkte Pirmin nicht so glücklich, wie man es hätte erwarten sollen. Schweigend stapfte er neben Quirin her, der spürte, dass Pirmin düsteren Gedanken nachhing.

      »Ich dachte, dass du dich freust«, bemerkte er freundlich.

      »Ich freu’ mich ja auch!«

      »Ach, so sieht das bei dir aus! Das wusste ich nicht!«

      Die beiden liefen weiter still nebeneinander her.

      »Du, Quirin, sag mal – wenn ich was falsch mache … schickst du mich dann weg?«

      Beide blieben stehen. Quirin kniete sich vor dem Jungen hin und packte ihn bei den Schultern.

      »Nein!«, sagte er nachdrücklich. »Niemals. Und das ist ein Versprechen!«

      *

      »Guten Tag, Herr Kollege Bichler«, ertönte hinter ihnen eine Stimme. Quirin drehte sich erschrocken um.

      »Herr Süden! Das war unerwartet!«

      »Entschuldigung! Ich wollte sie nicht erschrecken!«

      »Passt schon, Herr Süden, passt schon. Wir haben hier nur gerade unser zweites Problem erörtert und gelöst!«

      »Ihr Sohn?«

      Gespannt sah Pirmin seinen Pflegevater an.

      »Ja, mein Sohn«, entgegnete Dr. Bichler ruhig und bestimmt.

      »Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Frau haben! Ich dachte, Sie sind überwiegend mit der Klinik verheiratet!«

      Die Herren lachten.

      »Sind wir das nicht alle?«, fragte Emmerich.

      »Da haben Sie recht, Herr Fahl«, antwortete Quirin. »Erstaunlicherweise jedoch bleibt auch immer noch Zeit für Privates. Schauen Sie sich um: Die Klinik stiftet die Partnerschaften! Wir sind doch alle vom Bau, oder? Es wird mal Zeit, dass ein Arzt sich eine Partnerin oder einen Partner sucht, der nicht mit Medizin zu tun hat!«

      »Hatte ich ja! Meine Ex war Politikerin! Sie saß für ihre Partei in der Hamburgischen Bürgerschaft, jetzt im Bayrischen Landtag!«

      »Welche Partei?«

      »Die Grünen!«

      »Das ist aber mal eine Abwechslung vom ewigen Klinikweiß!«, lachte Emmerich.

      »Papa?«

      Pirmin zupfte an Quirins Ärmel. »Ich hab Hunger!«

      »Sollen wir schnell zum Irschenberg fahren und einige Hamburger vernichten?«

      Der Junge nickte begeistert.

      »Haben Sie Lust, mitzukommen, meine Herren?«

      »Lust schon, aber … Ich habe zu Hause etwas vorbereitet. Emmerich wurde quasi heute entlassen und ist seit fast drei Wochen wieder zu Hause!«

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