Dr. Sonntag Box 4 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 4 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag

isbn: 9783740972318

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      »Tassilo, du weißt aber schon, wie schlimm das für die Umwelt ist, oder?«

      »Ich weiß. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass wir auf dem einzigen Schiff drehen, das ohne Schweröl fährt. Das ist zwar auch nicht ›sauber‹ im wahrsten Sinne des Wortes, aber immerhin ein Anfang!«

      Maria setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den PC ein. Sie konnte sich mühelos mit dem PC auf der Station verbinden, auf dem die Dienstpläne erstellt wurden.

      »Naja … wenn Katja wieder gesund ist, könnte sie mit Cilly die Schicht tauschen. Und ich kann dann das Wochenende vorher arbeiten, und wenn Waltraud mir für drei Tage jemanden von der Privatstation leiht, könnte es gehen!«

      Sie öffnete die Homepage der Reederei, fand das Schiff und scrollte sich durch die Attraktionen und Angebote.

      »Tassilo – das geht nicht. Ich kann da unmöglich mitfahren. Schau dir das an: Allein das Käpt’ns Dinner! Ich habe dafür überhaupt nichts anzuziehen, und du auch nicht. Hier, bitte! Schau dir das Foto an! Siehst du, was die für schicke Frisuren haben? Und erst die Garderobe! Das sind doch alles Designer-Fummel, oder? Und die Herren, in ihren eleganten Anzügen! Hier, die beiden tragen sogar Smokings mit Dinner-Jackets!«

      »Maria, an diesen Luxus-Veranstaltungen müssen wir ja nicht teilnehmen! Wir essen einfach in einem der einfachen Restaurants. Hier, siehst du? Die haben auch ein Steakhouse.«

      »Was? Du schleppst mich auf so ein Ding, und dann wird mir nur das Programm für Arme geboten? Und was machen wir, wenn alle anderen die Show besuchen? Stehen wir dann im Maschinenraum und schaufeln Kohlen?«

      »Du hast entschieden zu oft ›Titanic‹ geguckt, Maria!«, lachte Tassilo. »Und während der Vorstellung ist es doch sowieso dunkel im Zuschauerraum!«

      Maria starrte ihren Herzensmann mit wütend funkelnden Blicken an.

      »Wir fahren nach München!«

      »Wann?«

      »Jetzt. Sofort. Wir brauchen die passende Garderobe. Ich werde mich nicht als die Landpomeranze outen, die ich vermutlich bin. Ich will was Schickes fürs Essengehen und was Raffiniertes fürs Theater. Oder umgekehrt. Und du brauchst was Elegantes und was Legeres. Los! Kaufingerstraße, wir kommen!«

      *

      Wenn es die Redewendung ›über seine Verhältnisse leben‹ nicht schon gäbe, für das, was Maria da tat, hätte man sie erfinden müssen. Sorgenvoll betrachtete Tassilo seine Angebetete, die sich wie im Rausch durch die gegenwärtige Mode probierte. Andererseits, dachte er im Stillen, konnte man ihr nicht den Vorwurf machen, das sie mit Geld um sich warf, im Gegenteil. Seit sie zusammen waren, hatte sie sich nicht ein einziges Mal etwas zum Anziehen gekauft. Und der Urlaub war, sozusagen, gratis und franko. Warum sollte sie nicht ihre Freude haben? Außerdem brauchte sie tatsächlich etwas Schickes zum Anziehen. Er hatte nämlich etwas ganz Besonderes vor an Bord. Er grinste breit beim Gedanken an seine Überraschung.

      Gut, dass die meisten Läden, in denen Damen einkauften, ›Männerecken‹ eingerichtet hatten, in denen er neben seinen Leidensgenossen Platz nehmen konnte. Je nach dem Preisniveau des Geschäfts traktierte man die Träger der Einkaufstüten mit Mineralwasser oder sogar einem Gläschen Sekt.

      Sein Einkauf gestaltete sich wesentlich unkomplizierter. Die Jacketts saßen perfekt, die Hosen mussten gekürzt werden. Maria bestand noch auf dem Erwerb von drei schicken Krawatten und einigen eleganten Hemden.

      »Du kannst zu den schicken Anzügen ja wohl kaum deine Polohemden oder diese Flanell-Dinger anziehen, in denen du wie ein kanadischer Holzfäller aussiehst!«

      »Ich hatte keine Ahnung, dass dir meine Hemden so zuwider sind! Warum sagst du denn nichts?«

      »Ich habe ja schon heimlich einige von den Dingern in die Altkleider-Sammlung gegeben!«

      »Maria! Wie konntest du! An jedem Hemd hängen wunderbare, wehmütige Erinnerungen an meine Jugend!«

      »Bist du sicher? Wenn dem so ist, fand deine Jugend vor langer Zeit statt. Vor sehr langer Zeit! Außerdem hast du noch nicht mal gemerkt, dass welche fehlen!«

      »Aber die waren doch noch gut, bei der Qualität! Unverwüstlich!«

      »Unverwüstlich bis auf die Manschetten und die Krägen. Die waren so abgewetzt, dass sie kurz vor der Auflösung standen!«

      Tassilo seufzte. Zugegeben: Die Dinger waren teilweise wirklich ramponiert und ziemlich verwaschen. Aber er trug sie meistens bei der Arbeit, da interessierte sich keiner für seinen Aufzug.

      »Wünscht der Herr noch weitere Accessoires? Halstücher? Oder Einstecktücher?«, erkundigte sich die Verkäuferin mit affektierter Liebenswürdigkeit.

      Tassilo schüttelte energisch den Kopf. Maria packte ihn am Arm.

      »Ja, der Herr wünscht!«, behauptete sie.

      *

      »Kennen wir uns nicht?«, fragte Severin Pastötter den aufgeregten Oberarzt. Seine Begleiterin sah den Kommissar überrascht an.

      »Ich … äh … meine Tochter! Unsere Tochter! Sie ist verschwunden!«

      »Sie haben eine Tochter, Herr Doktor Cortinarius?«

      »Felicitas. Sie ist acht Jahre alt und heute nicht beim Foto-Kursus gewesen!«

      »Dass sie längst zu Hause vor dem Fernseher sitzt, halten Sie für ausgeschlossen?«

      »Da haben wir bereits nachgesehen, Herr Kommissar. Wir haben alle abtelefoniert, bei denen sie sein könnte. Und an allen Orten nachgesehen, an denen sie sich bevorzugt aufhält. Sie ist nirgendwo!«

      »Sie sind die Mutter des Mädchens, Frau …?«

      »Ja, bin ich. Kühn. Ricarda Kühn!«

      »Nun, Frau Kühn, Herr Doktor Cortinarius … Gut, dass Sie sich entschlossen haben, Anzeige zu erstatten. Bei Erwachsenen sind wir etwas langsamer, denn die dürfen sich aufhalten, wo sie mögen. Aber Kinder unterstehen der Aufsichtspflicht. Gab es irgendeine Kontaktaufnahme? Eine Lösegeldforderung oder so? Nein? Bitte, regen Sie sich nicht auf. Die meisten Kinder sind innerhalb von 24 Stunden wieder zu Hause. Sagen Sie mir nur, seit wann Ihre Tochter – Felicitas, richtig? – vermisst wird und wann und wo sie zuletzt Kontakt mit ihr hatten! Ach ja … Ein Foto des Mädchens haben Sie nicht zufällig …?«

      »Selbstverständlich!«, rief der Oberarzt aus und zog aus seiner Brieftasche ein Passbild seiner Tochter.

      Mit den Angaben der Eltern zog er sich kurz in sein Zimmer zurück und kehrte zufrieden zurück.

      »So. Eine Funkstreife ist bereits unterwegs zur Schule, und in den Landkreisen Miesbach, Rosenheim und Bad Tölz sind die Kollegen angewiesen, die Augen offen zu halten. Das Foto habe ich der Suchmeldung beigefügt, Ihr Einverständnis vorausgesetzt.«

      »Entschuldigung, wo ist ihre Toilette?«, fragte Ricarda Kühn.

      »Einmal durch die Glastür hindurch, zweite Tür auf der linken Seite, meine Dame!«, deklamierte Kommissar Pastötter.

      Die Dame zog СКАЧАТЬ