Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué - Friedrich de La Motte Fouque страница 7

Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué

Автор: Friedrich de La Motte Fouque

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207022

isbn:

СКАЧАТЬ Zelle! rief der Kriegsmann. Warum nicht ein ehrlich Wirthshaus, wenn's einmal bewirthet sein soll! Aufgesessen, Veit! Er warf dem Einsiedel einige Goldstücke hin, der sie mit den Worten annahm; zum Frommen der Armen. Schon gut sagte der Kriegsmann, grüßte Thorwald und Alwin freundlich, und führte die Dame hinaus. Bald darauf hörte man ihn rasch durch den Forst traben.

      Habt Ihr nicht bemerkt, daß die Dame eine entführte Nonne war? fragte Thorwald den Einsiedel.

      Mir schien es so, antwortete dieser. Auch eräugnet dergleichen Unheil und Gottlosigkeit sich öfter in diesen Gegenden, seitdem die lutherische Secte darin Wurzel gefaßt hat. Mönche lassen ihr Haar wachsen und leben wie Verehlichte, Klosterjungfrauen treten freiwillig aus dem geheiligten Ring, oder werden gewaltsam entführt.

      Diese schien zur erstern Klasse zu gehören, sagte Thorwald mit einem halb spötischen Gesicht, worüber sich Alwin in der Seele gekränkt fühlte. Ihm hatte die schöne Flüchtige das Gefühl der innigsten Sehnsucht zurückgelassen. So durch Feld und Wald mit ihr zu traben, ihr Schutz und ihre Liebe! Beneidenswerther Kriegsmann! Und aus den schwellenden Rosenlippen die süsse Bitte zu vernehmen: um Gotteswillen, denk' nicht daran, mich zu verlassen!

      Warum schärftet Ihr dem verirrten Schäflein nicht das Gewissen? fragte Thorwald den Einsiedel weiter.

      Die Welthändel gehn mich nichts an, erwiederte dieser.

      Und doch, sagte Thorwald, habt Ihr Euch beinah mitten zwischen sie hin gelagert. Ihr seid ordentlich zum Beherbergen eingerichtet, und was in alten Legenden Epoche für das Leben eines Klausners macht, ja, öfters nur durch ein Wunder herbeigeführt wird, der Besuch eines Fremdlings, gehört bei Euch zur täglichen Ordnung, ohne daß es Eurer Andacht Eintrag zu thun scheint. Ihr seid noch um die Hälfte demüthiger, als ein gewöhnlicher Einsiedler; Ihr seid nur ein Halbsiedler.

      Ihr sprecht, als ein Lutheraner, sagte der Eremit, und ich muß Euern Spott dulden.

      Nicht das, erwiederte Thorwald. Ich bin ziemlich gut in Eurer Kirchengeschichte bewandert, und finde desto mehr Stoff zum Nachdenken über die Ursache, welche einen frommen Büßer Eures Gleichen so nahe an die Straße gezogen hat.

      Der Klausner ging stillschweigend nach dem Fenster, öffnete es, und zeigte in die kalte Sturmnacht hinaus, dann zurück auf das behagliche Feuer des Heerdes.

      Ihr antwortet gut, und ich verstehe Eure Sprache, sagte Thorwald. Aber dann möchte ich beinah die Frage jenes rüstigen Kriegsmannes wiederholen: warum nicht lieber ein ehrliches Wirthshaus, wenn's einmal bewirthet sein soll?

      Nein, ich ertrag' es nicht länger, brach Alwin los, und Schmach mir, wenn ich's vermöchte! Was höhnt Ihr einen guten Mann, unsern Wirth, ohne dessen Milde Ihr draussen lägt unter den blätterlosen Eichen, auf dem unwirthbaren Schnee! Wohl hat er Recht, das er, verschmähend Euch zu antworten, seine gastliche Flamme für sich sprechen läßt, und den Sturm, welcher dem Giebel vorbei tobt! Und vergeßt Eure sichre Behaglichkeit, die sein Werk ist, rechnet sie dem Zufall an, oder Eurer eignen Klugheit, was reizt Euch dennoch auf gegen sein stilles Waldleben, nur von den Gestalten vorbeiziehender Wandrer gefärbt, wie das weisse Tuch von den Bildern der magischen Laternen, nach jeder Erscheinung die Fläche wieder klar und still im lichten Rund! Bei Gott, ich kenne mir kein schöneres Leben, als das eines frommen Einsiedlers. Lächelt nur; sei es nun über meine Jugend, oder weil ich vorhin ein Sängerleben als das schönste gepriesen habe. Hier waltet eine ganz andre Heiligkeit, wir stehn gleichsam auf einer höhern Stufe, wo alle weltliche Bahnen gar nicht in Betrachtung kommen. Die ernsten Gestalten der Berge rund umher, das Rauschen unbekannter Waldwasser, die Baumriesen über das Dach hinsäuselnd und von den Höhen herunterwinkend, oder wie jetzt starr und herbstlich ihre Arme ausstreckend – giebt es einen erhabnern Schauplatz für die Seele, die ihr ganzes Erdenheil vorüberziehen sah, und nun still ergeben zurück bleibt?

      Wenn auch nur eine schöne flüchtige Nonne vorüberzog, antwortete Thorwald lächelnd, und man nicht an des glücklichen Kriegsmannes Stelle mit ihr durch die Wälder reiten kann. Da bleibt freilich ein Eremitenleben das beste Mittel. Uebrigens, junger Mensch, fuhr er ernsthafter fort, hättet Ihr Eure Philippica sparen können, wenn sie dahin gerichtet war; das Thun und Lassen frommer Anachoreten vor mir zu rechtfertigen; auch bedurfte es dazu nicht der Baumwipfel und Gestaltungen der Berge. In der Thebaischen Wüste fand man nichts dergleichen, und. doch sind dort die Urbilder aller nachherigen Eremiten in ihrer schauderhaften Größe aufgestiegen. Thut wie ich, nähert Euch den älteren Urkunden von Ausbreitung unsrer Christlichen Religion, beschaut jene Helden des Glaubens, wie sie auf den pfadlosen, ja quellenarmen Steppen wohnen, jedes Hütte weit aus dem Gesichtskreise der andern, nur durch mühevolle Tagereisen zu erreichen, und doch Jeder seelig in seiner innern Verzückung, froh in täglicher Bezwingung des Irdischen, die Bande siegreich lösend, die ihn von der intellectuellen Welt zurücke halten. Beschaut das, und Ihr werdet ein wenig besser verstehen, was es mit einem Einsiedlerleben sey, wovon Ihr in Eurer Unbewußtheit ganz recht sagtet, es stehe auf einer höhern Stufe und komme mit nichts Weltlichen in Vergleichung. Welcher allgewaltige Sinn, sich in Kriegsstand zu setzen wider Alles, was uns am Mehrsten freut; nicht etwa zum Behuf einer vorübergehenden Bußübung, oder einer scharfen Speculation, nein für immer, und aus ganzem vollem Herzen! Wer fühlt es nicht, wie Gold und Silber und andrer Erdentand, Staub werden mußte vor den Blicken jener Kräftigen!

      Ich habe noch niemals einen Protestanten so reden hören, sagte der Einsiedel.

      Und doch bin ich Einer, antwortete Thorwald, und ein recht eifriger. Worin aber der junge Mann Recht hatte, fuhr er fort, daß war in seinem Tadel über meine Neckereien gegen Euch, frommer Vater. Verzeiht mir; ich verletzte Euch, wie ein scharfes Messer, unabsichtlich.

      Der Einsiedler war bald und gern versöhnt, und man setzte sich vergnügt zum Abendbrod, auch Alwin, den Thorwalds ernste Zurechtweisung mehr gefreut, als gedemüthigt hatte. Es war ihm, als sei er seinen Gefährten näher gerückt, und er suchte es ihm durch Blick und Rede darzuthun, worauf jener aber wiederum gar nicht zu achten schien.

       Inhaltsverzeichnis

      Die beiden Reisegefährten zogen gegen Abend in Braunschweig ein. Der milde Herbsttag hatte viele Menschen in's Freie gelockt, und sie begegneten daher mannichfaltigen Gruppen. Die Fußgänger grüßten den Geheimschreiber ehrerbietig, viele der Reiter und Fahrenden winkten ihn vertraut und freundlich zu. Oefters sahen schöne Frauen aus den vorbeirollenden Wagen, und Alwin beneidete jeglichen Jüngling, den er mit darin erblickte, oder zu Rosse daneben. Er dachte es sich als das höchste Glück, recht einheimisch und wohlvertraut in dieser glänzenden Welt zu leben, von all den herrlichen Sonnenblicken freundlich bestrahlt, günstige Zeichen von zweien der schönsten Augen gewinnend. Diesen gelobte er im Voraus Treue, Verschwiegenheit, und alle Tugenden, die seine Romanzen an verliebten Rittern priesen; doch schien er sich selbst allzu fremd und unbeholfen, um je auf ein so großes Heil Anspruch machen zu dürfen. Er nahm sich aber vor, alle seine gegenwärtigen Wünsche und Träume in ein Gedicht zu bringen, auf eignen Boden herüberrettend, was ihm die unbekannte Welt vermuthlich höhnisch in Trümmer schlagen würde, wenn er so ungeschickt und unerfahren darnach griffe, als er sich in seinem Innern fühlte. Einzelne Lieder ähnlichen Inhalts, erinnerte er sich gehört zu haben, und verstand nun erst ihre ganze Süssigkeit, so daß er Verse daraus zu seinem eignen Troste in Gedanken hersagte.

      InThorwalds ansehnlichem Hause stiegen sie ab, um sich, wie dieser ihm sagte, zu einem Besuch bei der schönen Gräfin Mathilde anzukleiden, wo Heut Abend ein glänzender Kreis versammelt war, und der Fremdling vorgestellt werden sollte. Man eilte, sich fertig zu machen, ging die Straßen im feuchten Abendnebel hindurch, vorbei mancher stillen Wohnung mit ihren niedrigen Fenstern, worin die Familien СКАЧАТЬ