Jäger der Finsternis. Rhya Wulf
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Название: Jäger der Finsternis

Автор: Rhya Wulf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Cathbad der Zauberer

isbn: 9783740968922

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СКАЧАТЬ gibt es solche Praktiken, aber hier bei uns hat der Zauberer sie verboten. Jener Nekromant also war ein mächtiger Druide, der die Toten wiedererweckte und sie zu seinen Sklaven machte. Aber nicht nur das: Er erlangte auch Macht über ihre Seelen, quälte und peinigte sie, wo er nur konnte. Manche sagen, er hätte die Seelen der Toten sogar verschlungen, um seine Macht zu stärken. Andere sagen, er habe sie zu Dämonen erhoben, die ihm seitdem Gefolgschaft leisten mussten. Eben diese Praktiken stellen aber von allen verwerflichen magischen Tätigkeiten die schlimmsten dar. Die Vernichtung der Seele hat zur Folge, dass sie den Zyklen der Wiedergeburt und damit der Möglichkeit nach Moy Mell, dem Land der Lebenden, zu gelangen, entrissen werden. Ihnen bleibt nur die ewige Leere. Eines Tages aber kam der Zauberer in den verfluchten Wald, um den Nekromanten zu stellen. Er fand ihn auch und sie kämpften gegeneinander. Der Kampf soll lang und hart gewesen sein, keiner wollte nachgeben, keiner konnte nachgeben. Es heißt, der Nekromant hätte seine Armeen der Untoten auf den Zauberer gehetzt, aber sie konnten ihn nicht besiegen. Er tötete die meisten von ihnen. Und dann erst stellte sich ihm ein Dämon in den Weg. Der Nekromant selbst hielt sich lieber fern, er fürchtete den Zauberer zu sehr. Na ja, der Zauberer soll vom Kampf gezeichnet gewesen sein, verwundet und erschöpft, aber er gab natürlich nicht auf. Es schien zu knapp zu werden und der Zauberer geriet in Bedrängnis. Immer mehr gewann der Feind die Oberhand, bis plötzlich, kurz bevor der Dämon zum finalen Schlag ausholen konnte, etwas geschah." Laoghaire unterbrach sich und sah Niam an, die gespannt lauschte. Dabei lugte ihre Zungenspitze ein wenig zwischen den Lippen hervor, was den jungen Priester kurz schmunzeln ließ. Bilder von jenen längst vergangenen Tagen waren während Laoghaires Erzählung durch Niams Geist geflogen und sie hatte das Gefühl, alles deutlich sehen zu können: Der Zauberer, wie er mit gezücktem Schwert und erhobenem Stab gegen den Dämon kämpfte. Sie glaubte, den See zu sehen, dunkel und gefährlich, und hier und da brodelte es unheilvoll im tiefen, brackigen Wasser. Nebelfetzen hingen über dem trüben Gewässer und der Alte Wald ringsum schien hier noch düsterer und viel zu grün, unnatürlich grün zu sein. Vor ihrem geistigen Auge erschien das Bild des Nekromanten: Groß und hager war er und gekleidet in eine schwarze Robe, wie der Zauberer eine trug, und das nur, um ihn zu verhöhnen. Sein Gesicht blieb im Schatten unter der weiten Kapuze verborgen und Niam spürte deutlich, dass das auch besser so war. Und dann sah sie die Behausung des bösen Druiden: Eine tiefe, dunkle Höhle am linken Ufer des Sees. Wie ein klaffendes Maul sah sie aus. Das riesige Maul eines längst gestorbenen und versteinerten Ungeheuers. Und dann der Dämon: Dieser war ganz schwarz mit leuchtend roten Augen und hässlichen ledernen Schwingen. Zwei Hörner ragten aus seiner Stirn und seine Füße waren Hufe mit langen Klauen. Alles wirkte so echt, so aufregend echt! Aber wie ging es bloß weiter?

      Da platzte es aus Niam heraus:

      „Was ist passiert, Laoghaire? Was hat er gemacht? Erzähl schon!"

      Laoghaire fuhr sich nachdenklich durch den kurzen blonden Bart.

      „Das ist die entscheidende Frage. Niemand weiß es. Es endete damit, dass der Zauberer mit letzter Kraft den Dämon vernichtete. Der Nekromant aber, der nun keine Chance mehr hatte, soll seinem unheiligen Leben selbst ein Ende gesetzt haben. Und noch im Sterben hat er sein letztes Werk vollbracht: Er verfluchte den Ort, an dem er gelebt hatte und damit die verbliebenen Wiedergänger. Einmal jedes Jahr werden sie sich wieder erheben und sich gegen den Zauberer stellen und das ist bis heute so. Der Fluch kann niemals gebrochen werden, auch nicht von Cathbad, denn er wurde gespeist durch das höchste Opfer: Den eigenen Tod. Und so muss der Zauberer bis zum heutigen Tag einmal im Jahr gegen die stets zurückkehrenden Untoten kämpfen.“ Laoghaire, der sich das Beste bis zum Schluss aufgehoben hatte, sah Niam an.

      „Und weißt du auch, wann sich all dies zugetragen hat?", fragte er.

      Kopfschütteln. Riesengroße Augen.

      „Samhain. Deine Geburtsnacht."

      Niam klappte die Kinnlade herunter und sagte fassungslos:

      „Aber, Laoghaire…das kann doch nicht dein Ernst sein?! Nimmst du mich auf den Arm?" Er lächelte und sagte:

      „Durchaus nicht. Dies ist die Wahrheit, jedenfalls so wahr eine alte Legende eben sein kann."

      „Das ist ja großartig!", rief die Kleine voller Begeisterung.

      „Nun ja", brummte Laoghaire trocken, „solange man Wiedergänger mag."

      „Laoghaire, da waren Wiedergänger, als ich geboren wurde, meine ich. Waren das die aus der Geschichte?“, hakte sie neugierig nach.

      „Wenn wir der Legende Glauben schenken, können wir davon ausgehen, ja.“

      „Oh“, staunte sie, „das ist ja aufregend!“ Aber schnell wurde sie wieder ernster.

      „Das war eine tolle Geschichte, aber jetzt weiß ich immer noch nicht, wie es weitergehen soll." Laoghaire fuhr sich abermals mit der Hand über den Bart und erwiderte:

      „Mein Rat ist: Gib nicht auf."

Kapitel 6

      Also befolgte Niam in der darauffolgenden Zeit Laoghaires Rat. Doch nie bekam sie den Zauberer zu Gesicht. Sie streifte kreuz und quer durch den Wald, stets begleitet von Púca. Aber nie fand sie auch nur eine Spur von ihm (oder wie sie insgeheim hoffte, von jenem unheimlichen See des Nekromanten). Selbst ein unfreundliches Hinausbefördern hätte sie sich gewünscht, aber sogar das blieb aus. Der Zauberer war schlichtweg unsichtbar geworden. Den Weg zurück wies ihr dabei immer Púca, der diesen seltsamerweise ohne Probleme zu finden schien. Die Ausflüge in den Wald wurden zunehmend frustrierender, aber Niam gab, wie von Laoghaire befohlen, nicht auf. Sie besuchte ihn nach ihrem zweiten Besuch noch viele Male, erzählte ihm von ihren Ausflügen und ließ sich Geschichten über Cathbad und über die gesamte, weit zurückliegende Vergangenheit erzählen, als die Tuatha Dé Danann und die Fomor noch auf der Erde lebten. Und als sie die Geschichte über die Zweite Schlacht von Mag Tuired und dem Ende Balors, des letzten und schrecklichsten König der Fomor, hörte, traf sie eine Entscheidung: Sie berichtete Laoghaire von ihrem Traum, in dem sie eben diese Schlacht in allen Einzelheiten gesehen hatte, aber auch von sich und dem Zauberer, wie sie gemeinsam dort standen und das Geschehen betrachteten. Laoghaire war ein guter Zuhörer, er unterbrach Niam erst, als sie mit den atemlosen Worten: „Und was bedeutet das nun alles?", endete. Da musterte er das Mädchen mit ganz neuem Interesse und sagte nachdenklich:

      „Nun, ich denke nicht, dass es sich um einen Traum im klassischen Sinne handelt…eher um eine Art Vision. Nur nicht in die Zukunft gerichtet, wie es eigentlich üblich ist, sondern in die Vergangenheit. Das, was du geschildert hast, diese ganzen detaillierten Einzelheiten…so soll es sich, jedenfalls in Gelehrtenkreisen, tatsächlich abgespielt haben." Er unterbrach sich und lehnte sich im Stuhl zurück, um kurz nachzudenken. Niam indes blickte ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Angst an, was der junge Mann allerdings nicht bemerkte, so sehr war er in seine Gedanken vertieft. Die Kleine schluckte. Liegt es an mir, dachte sie, bin ich irgendwie seltsam?

      „Laoghaire", flüsterte sie, „bitte…" Der Priester sah sie augenblicklich an. Er musste seine geistigen Fühler nicht einmal ausstrecken, um zu wissen, was in der Kleinen gerade vorging. Er lehnte sich vor, schnappte sich Niam und hob sie auf seinen Schoß.

      „Mach dir keine Sorgen“, sagte er und strich ihr tröstend über das Haar, „du bist, genauso wie du bist, ganz wunderbar. Tja, und wer weiß? Vielleicht ist es ja auch ein Hinweis auf deine ersehnte Verbindung zu ihm, wäre das nichts?" Niam sah ihn groß an.

      „Du meinst, es könnte wirklich wahr sein? Wirklich?"

      Laoghaire schmunzelte, schwieg aber.

      „Aber, das wäre einfach unglaublich! Und СКАЧАТЬ