Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ Gedanken, wie Mikael gesagt hatte. Sie hatte schon seit geraumer Zeit weder an Lottie noch an irgendwelche anderen Toten gedacht.

      Die Gastgeberin lächelte strahlend und aufmunternd.

      »Jetzt möchte ich ein anderes Thema ansprechen und Sie alle Folgendes fragen: Woran denken Sie, wenn von Fünf-Sterne-Gourmetkost die Rede ist?«

      Na, ich denke jedenfalls nicht an Hundefutter, wollte Monika schon sagen, begnügte sich jedoch damit, sich die überwiegend positiven Assoziationen der anderen anzuhören.

      Die Gastgeberin lächelte erneut aufmunternd, bevor sie fortfuhr. »Glauben Sie, ein Hundefutter namens Fünf Sterne könnte Ihnen gerade für Ihren Hund passend erscheinen?«

      Monika war nicht weiter überrascht, dass wieder eine positive Reaktion folgte.

      Vor der nächsten Frage ersetzte die Gastgeberin ihr überschwängliches Lächeln durch eine eher nachdenkliche Miene. Monika ahnte, was kommen würde, und das tat es auch.

      »Ja, wir wissen ja alle, dass ein Fünf-Sterne-Essen in einem Restaurant mehr kostet als eine ganz und gar sternlose Pizza. Wie Sie sicher auch wissen, wird Hundefutter häufig aus Rohstoffen hergestellt, die sich auf keine andere Weise nutzen lassen. Doch Hundefutter, das nur erstklassige, frische und gesunde Zutaten enthält, muss zwangsläufig teurer werden.«

      Die Gäste am Tisch nickten, um zu beweisen, dass sie für diese Logik zugänglich waren. Monika nickte in der Eile mit.

      »Die Frage ist also: Würden Hundebesitzer für ein Essen von Fünfsternequalität bezahlen, oder ist ihnen die Ernährung ihres Hundes nicht wichtig?«

      Die magere Journalistin kicherte.

      »Ich kaufe für Pluto oft Roastbeef ‒ er ernährt sich schon auf Fünf-Sterne-Niveau, und ich finde, das ist er wert.«

      Die Frau, die auf dem Lande lebte ‒ in einem Schloss, dachte Monika, nicht auf einem Bauernhof ‒ schlug einen sachlichen Ton an.

      »Auf die Dauer ist es doch auch finanziell vernünftig, den Hund so gut wie möglich zu ernähren, denn das spart später Tierarztkosten.«

      Der Mann mit dem Yorkshire-Terrier erklärte, sein Hund fresse so wenig, dass der Futterpreis deshalb unwichtig sei, doch dass er das vielleicht anders sehen würde, wenn es sich um eine dänische Dogge handelte.

      Monika erkannte plötzlich, was die anderen Gäste miteinander verband ‒ neben den Hunden: Sie alle hatten Geld, was sich an Kleidung, Frisur, Selbstsicherheit unmissverständlich zeigte. In der Wohnung, in der sie sich vorkam wie eine Touristin bei einer Schlossführung, fühlten die anderen sich vermutlich wie zu Hause. In einer Hinsicht musste sie ihre Ansicht über Patrik zumindest ändern: Wenn diese Gruppe mit Hilfe einer Liste über allein stehende Hundehalter mit überdurchschnittlich hohem Verdienst zusammengestellt worden war, dann verdiente Patrik wesentlich viel mehr als sie vermutet hatte.

      »Die Frage ist also, wie viel Ihnen die Sache wert wäre ‒ wenn Ihr derzeitiges Futter an die fünfunddreißig Kronen pro Kilo kostet, wären Ihnen dann fünfundvierzig zu viel?«, fragte die Gastgeberin jetzt.

      Die Antwort lag auf der Hand ‒ diese Zielgruppe achtete nicht auf den Preis. Monika sagte nicht viel, sondern formulierte im Geiste amüsiert den Bericht, den die Gastgeberin ihren Auftraggebern überreichen würde: »Ja, Scheiße, nehmt tausend Kronen pro Dose und schmeißt noch Gänseleber (vitaminreich) und Trüffel (exklusiv) mit hinein. Fünf-Sterne-Hundefutter kann mit einem treuen Kundenkreis rechnen. Ich würde übrigens gern ein paar Aktien von Ihrem Unternehmen kaufen.«

      Dann änderte die Gastgeberin wieder den Kurs und verwischte die Spuren der Finanzfragen, indem sie das Gespräch wieder den einzelnen Hunden zuwandte ‒ an diesen letzten Teil sollten die Anwesenden sich später besonders gut erinnern.

      Jetzt wurde es etwas persönlicher ‒ die Möglichkeit, über sich selbst mit Menschen zu reden, die man niemals wieder sehen würde, durfte nicht ungenutzt verstreichen. Der Schauspieler bezeichnete seine Beziehung zu Glücksklee als die längste, die er je gehabt hatte, und die klapperdürre Journalistin deutete Ernährungsprobleme an. Cilla erzählte, dass sie wohl nicht mehr sehr viel länger allein leben würde. Die Richterin bedachte sie daraufhin mit einem Blick, der anzudeuten schien, dass Cilla die gemeinsame Sache verraten hatte, und fragte, ob sie sich bereits über die Folgen für Taxita Gedanken gemacht hatte.

      Die Gastgeberin setzte sofort ihr Jetzt-ist-es-aber-genug-Lächeln auf und sagte, in ihrem tiefsten Herzen wisse sie, dass bei ihnen allen Hunde an erster Stelle stünden. Jetzt, wo sie sie kannte, zweifelte sie keinen Moment mehr daran, dass sie alles tun würden, damit ihre Freunde sich wohlfühlten.

      Danach dankte sie allen für Zeit und Engagement, schaltete das Tonbandgerät aus, und dann war die Sache vorbei, dreißig Sekunden früher als angekündigt. Eine professionelle Frau, dachte Monika, und fragte sich, wie hoch wohl ihr Stundenlohn war.

      Monika ging als Erste, ihre Kleidung ließ sich vielleicht schneller überstreifen als die der anderen, und es überraschte sie, dass es draußen inzwischen noch kälter zu sein schien. Die Luft schnitt in ihre Nasenlöcher, und die Kälte begann auf dem kurzen Weg zur U-Bahn bereits durch ihre Stiefelsohlen zu dringen.

      Als sie über den Verlauf des bisherigen Tages nachdachte, überraschte es sie nicht weiter, dass der Zug ihr vor der Nase davonfuhr. Sie rannte die letzten fünfzehn Meter, doch die Bahn fuhr davon und hinterließ nichts als einen Luftzug und das immer leiser werdende Geräusch von Metall auf Metall. Hinter ihr kam die Rolltreppe zum Stillstand, und plötzlich war sie umgeben von dem Schweigen, das in großen künstlich entstandenen Räumen immer aufkommt.

      Fünfzehn Minuten bis zum nächsten Zug, verkündete die Anzeige. Fünfzehn Minuten ihres Lebens würden in einer einsamen U-Bahnstation verrinnen. Sie dachte, dass sie vielleicht die Zeit nutzen und sich wieder auf Lottie und deren Töchter konzentrieren könnte.

      Plötzlich setzte die Rolltreppe sich wieder in Bewegung. Monika musste an die vielen Frauen denken, die allein in Parkhäusern, U-Bahnstationen oder einfach auf der Straße gewesen und in falsche Gesellschaft geraten waren. Frauen, die bedroht und geschlagen worden waren, denen noch Schlimmeres zugestoßen war, einfach, weil sie im falschen Moment am falschen Ort gewesen waren. In diesem Moment kam ihr der leere Bahnsteig ohne jeden Zweifel als falscher Ort vor. Monika konnte sich zwar verteidigen, aber ihre fünfundfünfzig Kilo halfen nicht viel, wenn der Gegner achtzig Kilo wog ‒ das Gerede von der Überlegenheit der Technik über die rohe Kraft war, wie so vieles andere, eine Wahrheit, die nur bedingt zutraf. Warum mussten Boxer und Ringer sonst in Gewichtsklassen antreten?

      Das Geräusch der Rolltreppe füllte das akustische Vakuum ‒ machte sie wirklich immer solchen Lärm? Monika spürte, wie sie sich anspannte ‒ wenn dieser Tag so enden würde, wie er angefangen hatte, dann würde auf der Rolltreppe eine Bande von jungen Männern auf der Jagd nach einer blonden Frau zum Zusammenschlagen stehen oder ein angetrunkener und wütender Fünfundzwanzigjähriger, der gerade von drei Frauen nacheinander abgewiesen worden war.

      Bevor sie ihre Überlegungen fortführen konnte, hatte die Wirklichkeit sie eingeholt. Auf der Treppe erschien eine große Frau in einem hellen Pelz, die Monika an diesem Abend schon einmal gesehen hatte. Es war Cilla, die mit weit ausholenden, wenig eleganten Schritten auf Monika zukam. Nicht einmal der weite Pelz konnte ihre kantigen Bewegungen verbergen.

      Noch bevor sie auf normale Hörweite herangekommen war, begann Cilla bereits zu reden.

      »Hallo! Hast du die Belohnung nicht mitgenommen?«

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