Название: Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman
Автор: Alice White
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862777600
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»Aber mein Bruder hat vielleicht welche hiergelassen. Ich schau mal nach.« Ich drehte mich zur Seite und steuerte gedanklich das Wohnzimmer an. Die Tür blieb offen, was sie prompt als Einladung verstand.
»Cool, danke«, sagte sie und trat in meinen Hausflur. Da stand ich mit halb offenem Bademantel und sie kam einfach ungefragt rein. Und dachte sich wahrscheinlich nicht mal was dabei.
»Schön hast du’s hier. Wirklich schön. Wow, das ist ja ein cooler Couchtisch. Wo bekommt man denn so was her?« Ich starrte ihr ungläubig hinterher.
»Ja, klar, tritt ein«, flüsterte ich so leise, dass sie es nicht hörte. Sie brabbelte unbehelligt weiter drauflos und schaute sich in meiner Wohnung um. Ich schüttelte den Kopf und machte mich daran, die Zigaretten zu suchen. Ich betete, dass tatsächlich welche da waren. Ich beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie sie neugierig meine Wanddekoration musterte.
»Das ist meine Kaffeekränzchen-Runde«, sagte ich und deutete auf das selbst gemachte Poster. Sie schaute mich fragend an.
»Wenn ich jeden einladen könnte, den ich wollte, wären es die drei.« Sie nickte.
»Verstehe, ein Ständchen von Ina Müller ...« Ich war überrascht, dass sie sie erkannt hatte. Das ließ mich für einen Moment vergessen, dass ich unterm Mantel vollkommen nackt war. »... Showprogramm von Olivia Jones und Essen von Steffen Henssler.« Ich nickte beeindruckt. Neu war sie in Hamburg sicher nicht.
»Sehr gut«, bemerkte ich anerkennend. »Aber eigentlich würde ich ihn nur flachlegen wollen, das Essen ist zweitrangig.«
Ich stehe total auf ihn. Tue ich wirklich. Er ist grundsätzlich in meinen Fantasie bereit, wenn gerade niemand Bestimmtes greifbar ist oder ich vorhabe, jemanden zu suchen. Mann, wie viele einsame Nächte ich schon in Gedanken mit ihm verbracht habe. Damit könnte man ganze Bücher füllen. Ja, über einen Mangel an Vorstellungskraft kann ich mich nicht beklagen. Und wenn man niemanden hat: Selbst ist die Frau. Das habe ich schon mit dreizehn erkannt und mittlerweile bin ich Vollprofi in Sachen Selbstbefriedigung. Hatte ja auch genug Zeit zum Üben.
»Kann ich nachvollziehen«, entgegnete sie nickend. Ich schaute sie eindringlich an, während ihr Blick auf mein DVD-Regal fiel. Ich hatte irgendwie den Eindruck, sie zu kennen. Schwarze Kleidung, Nietengürtel. Moment mal. Rote Haare?
»Das warst du«, fuhr ich aus. Sie drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. »Ja, du. Vor ein paar Wochen. Du hast mich fast umgerannt mit deinem Kontrabass und anstatt dich zu entschuldigen, hast du nur gesagt Augen auf im Straßenverkehr.« Sie verschränkte lässig die Arme.
»Cello.«
»Was?«
»Ein Cello, kein Kontrabass. Und wenn ich das richtig im Kopf habe, warst du in dein Telefon vertieft und hast mich umgerannt. Nicht umgekehrt.«
Mist, sie hatte recht. Da war ja was gewesen.
»Richtig«, bemerkte ich verlegen und ließ die Arme sinken.
»Nette Aussicht. Ich hätte mich zwar zuerst vorgestellt, aber so geht’s auch«, meinte sie schmunzelnd. Ich verstand nicht gleich, was sie meinte, und schaute sie nur fragend an. Sie deutete auf meinen Mantel.
»Oh, Scheiße. Ich war gerade in der Badewanne. Sorry.«
»Ist deine Wohnung. Aber wenn du gerade in der Wanne bist, wieso machst du dann auf?« Jetzt verschränkte ich die Arme.
»Nun, weil da jemand wie ein Irrer an der Tür geklingelt hat und keine Anstalten gemacht hat, wieder wegzugehen.«
»Autsch«, sagte sie und lächelte. Wir gingen aufeinander zu und gaben uns die Hand.
»Alexandra. Aber Alex reicht.«
»Bea, eigentlich Beatrix. Aber dann kommen die Leute immer auf die Idee, mich Trixi zu nennen.« Ich nickte.
»Nur-Bea, freut mich. Kaffee oder Bier?«
»Oh, du hast Bier da? Na, Gott sei Dank. Ich wusste, ich hab an der richtigen Tür geklingelt. Wir haben heute den ganzen Tag gekramt und geschleppt, sodass ich völlig vergessen habe, einzukaufen.« Ich holte zwei Flaschen, stellte sie auf dem Wohnzimmertisch ab und ging in mein Schlafzimmer, um mir schnell etwas überzuziehen.
»Soll das heißen, du hast keine Lebensmittel zu Hause?«
»Doch. Ich hab Kaffee und Dosen-Ravioli.« Ich trocknete mir im Gehen die Haare und kam zurück ins Wohnzimmer. Bea hatte es sich mit dem Bier auf dem Sofa gemütlich gemacht und schaute sich immer noch fasziniert um. Als wäre sie in einem Museum. »Ich bin ganz hin und weg.«
»Danke«, sagte ich schlicht und setzte mich zu ihr. »Ich hab leider auch nicht viel da, ich esse meistens auf der Arbeit. Aber ich könnte dir ’ne Tiefkühlpizza anbieten.«
Gesagt, getan. Eine halbe Stunde später fand die dampfende Pizza ihren Weg zum Elefantentisch.
»Cello also. Das musst du mir erklären. Ich meine, ich kenne dich zwar nicht, aber allein von der Optik her ...«
»Ich weiß. Aber wenn ich spiele, sehe ich anders aus. Du glaubst gar nicht, was ein paar Haarnadeln, ’ne halbe Flasche Haarspray und ein kleines Schwarzes alles ausrichten können.« Ich nickte. War mir schon klar, dass sie nicht mit löchriger Jeans auf die Bühne trat.
»Du hast also auch Auftritte?« Ich konnte mir immer noch nichts Konkretes darunter vorstellen.
»Ich bin Konzert-Cellistin. Also ja, hin und wieder spiele ich auch vor Publikum«, sagte sie grinsend. Ich war baff. Normalerweise beurteilte ich Menschen nicht allzu schnell nach ihrer Kleidung und ihrem Aussehen. Aber Bea hatte ich binnen Sekunden einen Stempel aufgesetzt. Wie sich herausstellte, den falschen. Sie erzählte mir, dass sie derzeit Musik studierte und schon seit ein paar Jahren hauptberuflich Musikerin war.
»Es ist nicht so, dass ich nur auf klassische Musik stehe. Ich höre eigentlich recht unterschiedliche Richtungen. Auch aktuelle Stücke eignen sich hervorragend, um sie mit dem Cello zu interpretieren.« Ich hatte mir über klassische Musikinstrumente nie viele Gedanken gemacht, geschweige denn über die Menschen, die dafür Begeisterung aufbrachten. Jetzt wohnte einer davon direkt gegenüber. Schön. Hoffentlich war dieses Ding nicht laut.
Ich erzählte ihr, was ich beruflich machte. Dass ich mich in meiner Freizeit, wenn ich denn mal welche hatte, mit meinem Bruder traf oder auf Flohmärkten nach neuen Schätzen Ausschau hielt.
»Funktionieren die alle noch?«, fragte sie und deutete auf meine Sammlung nostalgischer Schreibmaschinen, die ich aus Platzmangel einfach an die Wand geschraubt hatte. Bis auf eine Underwood-Maschine aus dem Jahre 1909, die ich für sage und schreibe siebzehn Euro ergattert hatte, funktionieren noch alle. Insgesamt konnte ich mittlerweile neun teils antike Schreibmaschinen mein Eigen nennen.
»Beeindruckend. Ich sammle Wählscheibentelefone«, meinte Bea.
»Echt? Gibt’s ja nicht. Das ist witzig. Warte mal.« Ich stellte meine Bierflasche ab und steuerte das kleine Seitenfenster an. Ich wohnte hier schon seit fast vier Jahren und trotzdem standen unterm Fenster immer noch СКАЧАТЬ