Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi. Kjersti Scheen
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Название: Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi

Автор: Kjersti Scheen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein neuer Fall für Margaret Moss

isbn: 9788726444964

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      »Nein«, kam es endlich. »Aber wenn Sie hier wohnen ...«

      »Ich bin nicht von hier!« sagte sie laut. »Ich bin heute aus Oslo gekommen, verdammt noch mal! Sieh zu, daß du deinen Arsch hochkriegst!«

      Wieder Stille.

      »Ich hab eine Taschenlampe«, sagte die Stimme schließlich. Es knirschte noch mehr, als er sich näherte. Etwas wurde ihr gereicht, was sie in Empfang nahm: eine Stablampe. Sie fummelte daran herum, ehe sie aufleuchtete. Dann hockte sie sich wieder hin.

      Der Mann war tot. Es war offensichtlich. Er lag mit offenen Augen da und starrte ins Nichts, eine Blutspur zog sich von der Nase über die Wange. Es hätte ein schöner Mann sein können, wäre sein Gesicht nicht so fahl gewesen. Er war zwischen vierzig und fünfzig, er hatte Sand im Bart, und das Haar klebte blutig an Stirn und Schläfen. Er war tot.

      Sie schaltete die Lampe aus. Gab sie dem Besitzer zurück, erhob sich. Packte die Umhängetasche, hängte sich die Reisetasche über den Arm.

      »Ja, ja«, sagte sie. »Das war’s dann wohl.«

      Da knallte es.

      Hinterher konnte sie sich nicht mehr erinnern, ob es weh getan hatte oder nicht, sie wußte nur noch, daß sie eben noch dagestanden, sich an den Griffen ihrer Reisetasche zu schaffen gemacht und im nächsten Moment eine Art knirschendes Geräusch bemerkt hatte. Dann wurde sie bewußtlos.

      3

      »Er war vor dem Mast gesegelt

      wie ein Mann, viele Jahre lang.

      Er war mit verrutschter Ladung gesegelt

      von Frisco bis Singapur.«

      Trad.

      Wahnsinnig durstig, dachte Moss und drehte sich im Bett um.

      Durstig und offenbar verkatert.

      Meine Güte, solche Kopfschmerzen hatte sie sonst nie, was hatte sie diesmal bloß getrunken?

      »Southern Comfort«, sagte eine Stimme von weither. Sie schüttelte den Kopf und bereute es sofort.

      Was war passiert?

      Sie öffnete die Augen. Über ihr befand sich eine Decke, die sie noch nie gesehen hatte. Hellgrüne Holzverkleidung, mittendrin eine Milchglaskuppel voller toter Fliegen. Mühsam drehte sie den Kopf und entdeckte ein Fenster mit altmodischen Spitzengardinen, schlapp und schlaff hingen sie da, und es war lange her, daß sie einmal weiß gewesen waren.

      Waren das Halluzinationen, oder träumte sie nur?

      Da hörte sie Möwengeschrei, zunächst entfernt, dann sehr nah, schließlich Schritte auf einem Holzfußboden, knarr-knarr-knarr, es klang wie in einem Radiohörspiel. Sie runzelte die Augenbrauen und versuchte sich zu konzentrieren, als eine Türklinke quietschte.

      Sie blinzelte der undeutlichen Gestalt zu, die auf der Türschwelle stand, wollte etwas sagen, aber es kam nichts als heiseres Quaken.

      »Hm«, räusperte sich jemand drüben an der Tür. »Dabei hab ich denen doch gesagt, daß sie Sie nicht so fertigmachen sollen.«

      Er war hochgewachsen und etwas gebeugt.

      Sein Haar war nach Elvisart mit Pomade nach hinten gekämmt, nur zwei Haarsträhnen hingen ihm in die Augen. Er trug ein verwaschenes kariertes Hemd über einem weißen Unterhemd, hatte eine lange Nase, braune Augen blickten besorgt, und eine soeben angezündete Zigarette hing in seinem Mundwinkel.

      Er hustete, ohne dabei die Zigarette zu verlieren, und sagte über die Schulter: »Und daß ihr sie dann auch noch mit hierher nach Varmen gebracht habt! Schön blöd!«

      Jemand hinter ihm erwiderte etwas. Moss schloß die Augen. Was meinte er wohl damit, daß sie sie ins Warme mitgenommen hätten, und warum hatte sie solche Kopfschmerzen?

      Weit entfernt knallte eine Tür.

      »Na ja«, sagte eine Stimme nach einer Weile. »Nun ja.«

      Dann hörte sie wieder den Husten, ein hartnäckiger und trockener Raucherhusten. Sie öffnete die Augen. Er stand direkt neben dem Bett und schaute auf sie hinunter, endlich hatte er die Zigarette aus dem Mund genommen, jetzt wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann hustete er noch einmal.

      »Sie sollten wirklich mit dem Rauchen aufhören«, sagte Moss versuchsweise. Vielleicht war das Ganze ein Traum?

      »Das sollte ich wohl, ja«, sagte der Mann. »Oh, wie sehen Sie bloß aus!«

      »Sie sehen auch nicht so besonders aus«, erwiderte Moss ärgerlich. Sie wartete darauf, daß der Traum aufhörte.

      »Sie sehen nicht doppelt, oder?«

      »Nein«, sagte Moss. »Glücklicherweise nicht.«

      Ihr Sarkasmus ging offenbar an ihm vorbei.

      »Ist Ihnen schlecht?«

      »Was zum Teufel soll das hier eigentlich?« fragte Moss und versuchte sich auf den Ellbogen zu stützen. In ihrem Kopf pochte es, und die Haut über dem einen Auge spannte.

      »Ein verdammtes Veilchen«, sagte die Stimme. »Soll ich Ihnen einen Spiegel holen?«

      Es war ein verdammtes Veilchen. Tief rotviolett und hing wie eine halbe Reineclaude unter der Braue. Darüber und darunter schimmerten verschiedene zarte Blautöne. Das würde in den nächsten Tagen noch schlimmer werden – ein blaues Auge hatte sie nicht zum ersten Mal.

      Langsam richtete sie sich ganz auf.

      Schüttelte vorsichtig den Kopf.

      Beugte ihn vor und zurück. Alles schien an seinem Platz zu sein.

      Dann saß sie mit angezogenen Knien da und starrte den Mann mit dem Raucherhusten an.

      »Wollen Sie einen Kaffee, oder darf es ein Bier sein?« fragte er zuvorkommend.

      Moss schluckte.

      »Sie haben nicht zufällig Mineralwasser oder so?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Ich bin so durstig«, sagte sie. »Vielleicht kann ich doch ein Bier kriegen? Aber nur ein kleines!«

      Sie hob die Hand und betastete vorsichtig das geschwollene Auge. Der Mann mit dem Raucherhusten ging hinaus.

      Sie träumte offenbar nicht. Es mußte der Sturz von der Sandböschung gewesen sein, von dem sie ohnmächtig geworden war.

      Allerdings viel später, das war merkwürdig.

      Und der Mann, der tot auf dem Parkplatz gelegen hatte, was war aus ihm geworden? Sie stöhnte und lehnte den Kopf an die Wand. Hinter dem verklebten Auge krabbelte und wimmelte es nur so von beweglichen Punkten, Formen schwollen an und verschwanden, Sternregen, und dann stiegen neue Muster auf, für einen Moment sahen sie aus wie Darstellungen СКАЧАТЬ