Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi. Kjersti Scheen
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Название: Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi

Автор: Kjersti Scheen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein neuer Fall für Margaret Moss

isbn: 9788726444964

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СКАЧАТЬ hatte, Luft zu.

      Vielleicht fehlte ihr wirklich etwas.

      Dabei war sie doch nie ... höchstens mal eine Erkältung und manchmal der Anflug einer Blasenentzündung. Sie knabberte an ihrer Unterlippe. Atmete langsam durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus.

      Irgend jemand hatte behauptet, das würde helfen. Einem innere Ruhe verleihen. Vielleicht hatte sie es an der Schauspielschule gelernt.

      Es war so lange her, daß sie sich nicht mehr erinnern konnte.

      Sie rückte in der Schlange der wartenden Männer am Taxistand vor.

      Sie sahen aus, als würden sie sich alle untereinander kennen, standen in ihren Freizeitjacken herum, blasiert, schwangen ihre Aktenkoffer wichtig hin und her und sagten doch, doch und nicht wahr und nächste Woche kommt ein Flug aus Seattle. Dann kam eine Windbö, es roch plötzlich nach See, und der Himmel öffnete endgültig seine Schleusen.

      Es goß in Strömen. Als Moss endlich ein Taxi erwischte, waren ihre Beine naß bis zu den Knien.

      In der gepolsterten Dunkelheit des Autos umhüllte sie die Musik aus dem Radio nicht, sondern hämmerte auf sie ein. Unmittelbar und gnadenlos:

      »This is the Voice of the American Forces in Europe, and here comes The Yellow Rose of Texas!«

      Moss ließ sich zurücksinken und wurde plötzlich von Panik ergriffen.

      Was zum Teufel machte sie in Stavanger?

      Eine Stunde später saß sie zähneklappernd und durchnäßt in einem alten Packhaus, das man zu einem Restaurant umgebaut hatte. Die Reisetasche hatte sie unter dem Tisch verstaut, der Mantel hing zum Trocknen über dem Stuhl neben ihr, und sie versteckte sich hinter einer Zeitung, während ihr das Wasser nur so aus den Haaren tropfte und das Lesen erschwerte.

      Nachdem sie Rotwein und einen Teller Fischsuppe bestellt hatte, ging sie auf die Damentoilette und versuchte, ihr Erscheinungsbild wieder einigermaßen herzurichten, mit zitternden Händen und noch immer leicht starren Mundwinkeln.

      Sie wickelte das Haar in Papierhandtücher und wrang es aus. Steckte Papier in die Stiefel und hielt sie unter den warmen Luftstrom des Händetrockners.

      Atmete tief durch.

      Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Ruhe herein, Streß und negative Gedanken hinaus ... Verdammt! So ein Scheißkerl! Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Ruhe hinein, Streß und negative Gedanken hinaus. Ein Arschloch! Nicht an ihn denken. Nicht denken. Einatmen, ausatmen, ein, aus!

      Sie frischte ihr Make-up auf, etwas nachlässig und mit fahrigen Händen.

      So diskret wie möglich ging sie auf Socken zu ihrem Tisch zurück, die Stiefel trug sie unter dem Arm. Dann kam der Rotwein, und sie trank ihn schnell, brauchte gleich noch einen, während sie die heiße Suppe aß. Sie hatte das Gefühl, als würde sich alles in ihr lösen, es lief ihr aus Nase und Augen, sie schneuzte sich in einem fort, und ihr wurde warm.

      Ziemlich warm sogar.

      Sie blätterte in der Zeitung, es ging ihr beinahe richtig gut. Sie bestellte sich einen Kaffee. Und ein Glas Calvados bitte, falls sie welchen hatten.

      Inzwischen hatte sie das Papier aus den Stiefeln gefischt und sie wieder angezogen. Die Stiefel waren niedrig und aus dünnem Leder, das schnell trocknete. Auch ihr Haar war wieder trocken. Sollte er doch zur Hölle fahren!

      Der schöne Blonde, der immer wieder Anspielungen auf eine gemeinsame Wohnung gemacht, von einer möglichen Hochzeit im nächsten Winter gesprochen hatte.

      Jetzt hatte er sie in Empfang genommen – entsetzt, das Wort traf es vermutlich am besten. Eines Tages würde sie vielleicht über seinen Gesichtsausdruck lachen können, als sie zur Tür hereingestürmt war.

      Dieser Gesichtsausdruck hatte jedenfalls dazu geführt, daß sie mitten in einer Art Wirbelwind innegehalten hatte, der in einer Umarmung hatte enden sollen.

      Er hatte geschluckt, daß sein Adamsapfel hinter dem gestreiften Hemd auf und ab gerutscht war, und zu der niedlichen kleinen Sekretärin hinübergenickt, die Moss ins Zimmer geleitet hatte.

      »Darf ich vorstellen, meine Verlobte«, hatte er gesagt.

      Noch ehe fünf Minuten um waren, hatte Moss das Zimmer verlassen. Dankend hatte sie eine Tasse Kaffee abgelehnt und sich schnell eine Lüge zurechtgebastelt: Sie habe gerade in der Nähe zu tun und ohnehin nur ein paar Minuten Zeit. Und da habe sie sich gedacht, ein kurzer Plausch könne doch nett sein, long time no see, aber mein Gott, ein Blick auf die Uhr, sie müsse los, denn sie wolle noch nach Jæren.

      Und dann war sie abgehauen.

      Jæren! Welcher Teufel hatte sie geritten, ausgerechnet Jæren zu sagen? Sie hatte keine Ahnung, wo sie in dieser Kleinstadt über Nacht bleiben sollte. Überall konnte sie ihm wieder begegnen, falls er heute einen Spaziergang machte, und dann wäre sie in jedem Fall entlarvt. Sie war durch den Regen geirrt, weil sie sich in Stavanger nicht auskannte, verschwitzt und schwindlig und wütend, vor allem auf sich selbst.

       How stupid can you get.

      Dann hatte sie eingesehen, daß sie irgendwo hineinmußte, um ihre Sachen zu trocknen, und war in diesem Restaurant gelandet.

      Sie sah auf die Uhr. Höchste Zeit zum Weitergehen.

      Ihre Sachen waren jetzt trocken – und sie ein kleines bißchen betrunken.

      Als allmählich Bahnhof und Busbahnhof im Regen auftauchten, der inzwischen nur noch leise vor sich hin tröpfelte, kam ihr die Idee, einfach loszufahren, auf einmal ganz brauchbar vor.

      Jæren, here I come, jetzt, wo sie ohnehin schon hier war. Dann war das, was sie vorhin gesagt hatte, jedenfalls nicht ganz gelogen.

      Das Meer, hatte sie gedacht, während ihre Stimmungskurve plötzlich anstieg. Sie wollte auf jeden Fall das Meer sehen, ehe sie nach Hause zurückfuhr.

      Sie hielt einen Herrn in orangefarbener Straßenarbeiterweste an und fragte ihn, ob es hier in der Nähe eine Filiale des staatlichen Wein- und Spirituosenhandels gäbe. Doch, da oben sei eine, einfach den Hügel rauf – was sie in ihrem Gefühl bestärkte, daß die Dinge heute allmählich richtig liefen. Sie kaufte sich – aus Gründen, die sie später nicht so recht erklären konnte – eine kleine Flasche »Southern Comfort«, und dann ging sie den Hügel wieder hinunter und erkundigte sich, welcher Bus nach Jæren fuhr.

      Viele Busse gingen nach Jæren, aber nicht einer davon schien direkt ans Meer zu fahren. Sie könne natürlich den Zug nehmen, hieß es. Aber auch der fahre nicht ans Meer. Oder sie könne mit dem Zug nach Bryne fahren und dort in einen Bus umsteigen. Der Bus gehe zwar nicht so oft, aber das werde sich schon finden.

      Genau, natürlich würde sich alles finden! Sie brauchte doch keinen Gedanken an einen blonden Geschäftsmann aus Stavanger zu verschwenden! Geschäftsleute hatte sie früher nie leiden können, warum hatte sie sich eingebildet, sie würde es jetzt tun?

      Sie setzte sich ins letzte Abteil des Wagens, und während der Zug langsam aus dem Bahnhofsgelände tuckerte, genehmigte sie sich heimlich ein paar Schlucke aus der Flasche.

      Klar würde sie das Meer СКАЧАТЬ