Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.
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Название: Fluch der verlorenen Seelen

Автор: Darina D.S.

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Fluch der verlorenen Seelen

isbn: 9783969536155

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СКАЧАТЬ unbekannte Frauenstimme. »Amalia, du musst jetzt aufwachen.«

      War alles doch nur ein Traum? Die Stimme klang nicht wie die ihrer Pflegemutter. Sie versuchte, ihre Lider aufzuschlagen, dabei durchdrang sie ein brennender Schmerz. Was hatte sie getan? Verzweifelt probierte sie noch einmal, ihre Augen zu öffnen. Diesmal gelang es ihr ein Stück weit, aber das grelle Licht verwehrte ihr klare Sicht auf die Frau, die sich über sie beugte.

      »Doktor, kommen Sie schnell, sie wacht endlich auf!«, rief die Frau hörbar erleichtert.

      »W… wo bin ich?«, hauchte Amalia der Unbekannten zu.

      »Du bist auf der Krankenstation der Saint Andrews Kinder- und Jugendpsychiatrie in London. Deine Pflegeeltern brachten dich in die Notaufnahme, bevor du zu uns verlegt wurdest. Sie fanden dich in der Badewanne. Mein Name ist Schwester Marry und das ist Doktor Williams, der behandelnde Arzt«, erklärte die Krankenschwester und wies mit der Hand auf den Mann neben sich.

      »Du hattest großes Glück, dass du so schnell gefunden wurdest. Du hast viel Blut verloren! Nur ein paar Minuten später und du hättest tot sein können«, sagte der Arzt bestimmt.

      Das war auch ihr Plan, doch leider hatte sie ihren perversen Pflegevater ganz außer Acht gelassen. So war es nicht nur einmal passiert, dass er sie, natürlich unbeabsichtigt, unter der Dusche oder beim Umziehen erwischt hatte. Amalia war frustriert und wendete ihren glasigen Blick vom Krankenhauspersonal zur Decke hin ab. Trotz der klaren Worte vermochte sie deren Sinn nicht mehr zu verstehen.

      Ihre Gedanken waren bereits bei jenem nur schemenhaft erkennbaren Wesen, das kopfüber wie eine Spinne an der Decke hing. Zwar erkannte Amalia vage einen Menschen darin, doch die verzerrte Gestalt wies auch gewisse animalische Züge auf. Sie drehte ihren Kopf gleich einer Eule herum, sodass sie sich Amalia mit den leeren Augenhöhlen direkt zuwandte.

      Langsam bewegte sich die Kreatur auf sie zu, bis sie genau über ihr hing. Kein Luftzug durchströmte den Raum und dennoch wehten die Fetzen, die vermutlich eine Art Gewand sein sollten, wie Vorhänge bei geöffnetem Fenster. Ein modriger, fäulnisartiger Geruch stieg Amalia in die Nase. Auch wenn diese Erscheinung große Furcht in ihr auslöste, wandte sie ihren Blick nicht ab. Sie sah eine schrumpelige klauenartige Hand, ähnlich dem Geäst eines verdorrten Baumes, ihrem Gesicht bedrohlich näherkommen. Ihr stockte der Atem. Es war, als würde ihr die unheimliche Gestalt die Luft aus der Lunge pressen. Amalias Herz überschlug sich, folgte keinem Rhythmus mehr. Das Grauen lechzte nach ihr und kam sie holen.

      Panisch riss Amalia die Augen auf, nahm all ihre Kraft zusammen und schrie, so laut sie konnte. Das Letzte, was sie in diesem Moment spürte, waren Hände, die sie ergriffen, eine Nadel, die ihre Haut durchstach und die Dunkelheit, die sich langsam über sie legte.

      Lautes, schnelles, aber dennoch gleichmäßiges Hämmern weckte Amalia aus ihrem traumlosen Schlaf. Trotz großer Anstrengung konnte sie ihre Augen nicht öffnen. So lauschte sie weiterhin dem Geräusch, um seinen Ursprung zu finden, nur um festzustellen, dass es sich um ihren eigenen Herzschlag handelte. Amalia war nicht in der Lage, sich lange auf diesen Rhythmus zu konzentrieren, da sie wiederkehrend in einen Dämmerzustand fiel. Völlig ihres Zeitgefühls beraubt, wagte sie die Augen erst zu öffnen, als ihre Gedanken wieder logische Zusammenhänge bilden konnten. Weiß! Warum ist hier alles weiß?

      Es blendete sie wie das Licht eines Scheinwerfers. Beim Versuch, sich aufzurichten, spürte Amalia, dass sie zurückgehalten wurde. Sofort fielen ihr die weißen ledernen Fesseln an ihren Handgelenken auf.

      »Auf was steht ihr denn hier, wie krank ist das denn?«, brüllte sie verzweifelt.

      »Na, na, Schätzchen, so weit sind wir noch nicht. Jetzt beruhig dich, dann mach ich dich los. Wenn du dich wehrst, setze ich mich auf dich!«, grinste eine stämmige, dunkelhäutige Frau, die sich gerade durch die Tür schob.

      Verwirrt schaute Amalia die Frau an, die langsam auf sie zukam. »Wer sind Sie?«

      »Oh, Entschuldigung, das habe ich ganz vergessen. Ich bin Nancy Thomas, eine Pflegerin der Psychiatrie. Aber nenn mich bitte nur Nancy. So, jetzt mach ich dir die Fesseln ab, versprich mir, dass du ruhig bleibst.«

      Amalia schaute sie finster an – die Augenbrauen zusammengezogen und ihre Lippen spitz geformt: »Habe ich denn eine Wahl?«

      »Nein! Nicht wirklich«, zischte Nancy und grinste dabei hämisch. Sich dem Ernst dieser Worte bewusst, obgleich in Nancys Stimme ein wenig Spaß mitklang, probierte Amalia nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Stattdessen begutachtete sie die kleine dickliche Frau genauer. Dabei fiel ihr deren strenger Zopf auf, mit dem sie offenbar vergeblich versucht hatte, ihre krausen schwarzen Locken zu bändigen. Während die Schwester sich über sie beugte, vernahm Amalia den angenehmen Geruch von Flieder und Mandelholz. Von ihren Fesseln endlich befreit, streckte sie zuerst die Arme aus und rieb sich anschließend vorsichtig ihre verbundenen Handgelenke. Die Fesseln waren so locker angebracht gewesen, dass sie ihr keine Schmerzen bereitet hatten, aber gleichzeitig auch nicht über ihre Hände rutschen konnten.

      »Amalia, möchtest du etwas essen? Wir hätten heute im Angebot: Haferschleim, Joghurt, Rote Grütze … ah … und Suppe von gestern müsste auch noch da sein«, sagte Nancy. Amalia, die bei dieser Auflistung bemerkte, wie sich ihr Magen umdrehte, wollte eigentlich nur Ruhe haben.

      »Nein, darf ich bitte allein sein?«, entgegnete Amalia.

      »Natürlich! Solltest du was brauchen oder irgendwas sein, hier über deinem Bett ist ein Knopf, einfach drücken, dann bin ich da. Ach, und bitte nicht auf dumme Ideen kommen. In diesem Raum ist eine kleine Kamera.« Nancy deutete auf die Ecke über der Tür. »Wir überwachen dich hier vierundzwanzig Stunden am Tag«, erklärte sie und warf Amalia einen eindringlichen Blick zu.

      Nachdem die Krankenschwester endlich das Zimmer verlassen hatte, schaute Amalia sich beunruhigt um. Sie wartete darauf, dass die Gestalt erneut erschien. Doch es passierte nichts. Es war nicht das erste Mal, dass sie solch eine grauenhafte Kreatur gesehen hatte, jedoch so nah wie beim letzten Mal war ihr noch keine gekommen.

      Amalia zweifelte mittlerweile schon selbst an ihrem Verstand, da sonst niemand solche Dinge sehen oder hören konnte. Sie blieb misstrauisch. War die Monstrosität tatsächlich weg? Aber wo sollte sie hin sein? Sie war erschöpft, zu müde, um ihren Gedanken weiterzuspinnen. Als sie ihre Lider schloss, verflog das ungute Gefühl und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

      »Guten Morgen«, rief Nancy ihr beim Hereinkommen zu. »Na, gut geschlafen?«

      »Morgen? Wie spät ist es?«, erwiderte Amalia und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

      »Elf Uhr morgens. Bevor ich es vergesse, heute wirst du die anderen Patienten kennenlernen.«

      Amalia schaute sie fragend an. »Warum muss ich jetzt die anderen kennenlernen?«

      »Na, weil du heute mit ihnen gemeinsam zu Mittag essen wirst. Und hier habe ich ein paar frische Klamotten für dich«, verkündete die kleine Frau fröhlich und legte einen Stapel gefalteter Kleidung auf Amalias Bett. Die verdrehte die Augen, als sie das beigefarbene T-Shirt und die mintgrünen Hosen sah. Sie vermisste ihre bedruckten, bequemen Oberteile. Und bevor sie ein Wort sagen konnte, fuhr Nancy bereits fort:

      »Ich kann nichts dafür, deine Eltern haben dir noch keine Kleidung vorbeigebracht oder waren überhaupt hier.« Die Krankenschwester seufzte wehmütig. »Aber für solche Fälle haben wir diese tollen feschen Klamotten. Und jetzt bloß keine Widerrede. Hopp, hopp, aufstehen und richte dich, deine Haare sehen furchtbar aus.«

      Wenig СКАЧАТЬ