Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht. Marie Brennan
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Название: Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht

Автор: Marie Brennan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783966583220

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СКАЧАТЬ und mir erklärt hat, dass ich wahrlich Geschichte in den Händen hielt. Ich war fünf, denke ich, was die Leute immer entsetzt, wenn sie es hören – was, wenn ich sie hätte fallen lassen? Die Tafel war nur eine Steuerliste. Trotzdem ein Verlust, wenn ich sie zerbrochen hätte, ganz klar, aber keiner, der mich bis an mein Lebensende verfolgt hätte.

      Es würde mich bis an mein Lebensende und darüber hinaus verfolgen, wenn ich eine von diesen hier fallen ließe. Unsere modernen Drakoneer wissen nicht alles über ihre Vorfahren, die Anevrai, genauso wenig, wie ich weiß, was antike Scirländer oder Utalu getan oder gedacht haben. Wir haben nur diese Fragmente, die Texte, die zufällig den Niedergang ihrer antiken Zivilisation überlebt haben. Ich bin sicher, dass die Menschen, die gegen die Anevrai-Herrschaft rebelliert haben, sehr vernünftige Gründe dafür hatten – aber wenn ich könnte, würde ich in der Zeit zurückreisen und sie bitten, dabei nicht so viel zu zerstören. Egal wie tyrannisch ihre Herrscher waren, was gab es damit zu gewinnen, Paläste und Städte niederzubrennen? Wer hatte etwas davon, dass sie die Texte zerschmetterten, die alles Wissen ihrer Welt enthielten? Sie haben sich selbst in eine so tiefe Finsternis gestürzt, dass wir gerade erst anfangen, die naheliegendsten Ecken davon mit Lichtern zu beleuchten.

      Das Stück Ton, das ich heute in meinen Händen hielt, könnte sich vielleicht als wirklich sehr helles Licht erweisen. Ich neigte es vor und zurück, ließ das Tageslicht die schwachen Abdrücke herausbringen, wo die Finger des Schreibers einst die Kanten angefasst hatten, bevor es gebrannt worden war. Ich wäre die Erste, die seine Worte lesen würde!

      … das dachte ich zu dem Zeitpunkt zumindest.

      Ich hatte mich gerade mitten an den Tisch gesetzt, um einige vorläufige Notizen aufzuschreiben, als hinter mir jemand sagte: »Das ist mein Stuhl.«

      Wenn ich diese Geschichte später erzähle, will ich mich selbst beschreiben, wie ich mich mit makelloser Haltung und gefasst umdrehe, aber in Wahrheit habe ich gekreischt. Die Sprecherin war ein Mädchen – nun, ich nenne sie ein Mädchen. Ich denke, sie ist nur wenige Jahre jünger als ich. Aber sie war sehr schlicht gekleidet, in ein taubengraues Kleid, das, wie ich gesagt hätte, schlecht passte. Erst später wurde mir bewusst, dass den Schneider keine Schuld traf. Sie hielt sich so ungelenk, dass es das Kleid wie einen Sack wirken ließ. Und weil ich eine schreckliche Beurteilerin von Mode bin, kann ich mir nur vorstellen, dass sie eine furchtbare Zeit erleben wird, wenn sie in die Gesellschaft eingeführt wird – falls sie das überhaupt je wird.

      »Das ist mein Stuhl«, wiederholte sie, während sie ein Notizbuch an ihre Brust drückte.

      Sie war eindeutig keine Bedienstete. Ich stand auf und sagte: »Sind Sie … Lord Gleinleighs Tochter?« Er ist nicht verheiratet, aber sie hätte wohl sein uneheliches Kind sein können. Nur gibt es keine höfliche Art zu fragen, ob jemand ein Bastard ist.

      »Ich bin sein Mündel«, sagte sie. »Ich sitze da jeden Tag, während ich an der Übersetzung arbeite.«

      »An der …« Das wurde zu einem weiteren Kreischen, nur dass dieses hier entschieden zorniger war.

      Ich dachte – Simeon war sehr deutlich –, diese Aufgabe sollte meine sein! Es ist eine Sache, wenn Lord Gleinleigh mir dieses Mädchen als Assistentin aufdrängt, ohne auch nur um Erlaubnis zu fragen. Aber es ist ein Schlag ins Gesicht, dass er sie mit der Arbeit anfangen lässt, bevor ich auch nur ankomme! Und warum hat er gestern Abend nichts davon zu mir gesagt? Wahrscheinlich weil er wusste, wie ich reagieren würde, und als der Feigling, der er ist, ist er dem Problem ausgewichen, indem er mich über diesen Eindringling stolpern ließ, während er noch in seinem warmen Bett war.

      Sie hielt einen Stapel aus Büchern und Notizzetteln an ihre Brust gedrückt. Jetzt sah ich den Raum in einem neuen Licht: den Tisch mit seinem schützenden Tuch und der Reihe aus Tafeln. Lord Gleinleigh hatte sie nicht ausgelegt. Dieses Mädchen hatte das getan. Und sie hatte auf genau dem Stuhl gesessen, den ich gewählt hatte, und begonnen, die Geheimnisse dieses Horts zu entschlüsseln, was meine Verantwortung und mein Privileg sein sollte.

      Ich weiß, dass es schrecklich von mir ist, es so zu schreiben. Wenn Großmama hören würde, dass ich ein solch gieriger kleiner Draken bin, würde sie mich für eine Woche ohne Bücher in mein Zimmer sperren. Außer dass sie auch weiß, wie wütend es einen macht, wenn einem der angemessene Respekt verweigert wird – und wenn es nicht dieses unbeholfene Mädchen gewesen wäre, das mir den Rang abgelaufen hatte, denke ich, dass ich vielleicht völlig die Beherrschung verloren hätte. (Wenn es Lord Gleinleigh gewesen wäre … Tja, dann hätte ich ihn wohl mit Gelächter aus dem Raum vertrieben, weil ich weiß, dass er kein Fünkchen Talent für diese Aufgabe besitzt. Aber irgendein anderer Mann wie er? Ich wäre rasend vor Wut gewesen.)

      Jedenfalls kann ich nicht behaupten, dass ich sehr höflich war. »Dann lassen Sie mich sie sehen«, sagte ich und streckte eine Hand aus.

      »Was sehen?« Aber der Art nach zu urteilen, wie sie ihren Stapel fester hielt, wusste ich, dass sie verstanden hatte, was ich meinte.

      »Die Übersetzung«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie sind die Assistentin, die Lord Gleinleigh mir gegenüber erwähnt hat«, wobei ich das Wort »Assistentin« betonte. Unter keinerlei Umständen hatte ich vor, mich in eine untergeordnete Stellung zwingen zu lassen. »Weil Sie so freundlich waren, bereits mit der Arbeit anzufangen, werde ich sie mir ansehen.«

      Ihr Kinn verspannte sich zu einer sturen Linie, aber sie stellte ihren Stapel ab und holte einige Blätter aus einer Mappe. Ich war erleichtert, als ich sah, dass es so wenige waren: Ich hatte halb Angst, dass sie bereits alles durchgegangen war, obwohl ich wusste, dass das nicht möglich war. Ich setzte mich ganz betont auf den Stuhl, den sie für sich beansprucht hatte, und begann zu lesen.

      Die Seiten waren ein völliges Chaos, mit durchgestrichenen Zeilen gefüllt, wo sie es sich ständig anders überlegte, also brauchte ich einige Momente, um mir überhaupt meinen Weg durch das Gewirr zu suchen und festzustellen, was sie geschrieben hatte – und dann noch einige weitere Momente, um die Absurdität dessen zu verdauen, was ich gerade gelesen hatte. Es war ein solch unglaubliches Desaster, dass ein Teil von mir in Gelächter ausbrechen wollte. Aber weil es so kurz nach meiner Schmach kam, war es schwierig für diesen Impuls, sich durchzusetzen, und im Ergebnis saß ich nur da und starrte die Seiten noch lange an, nachdem ich zu lesen aufgehört hatte, während ich darüber nachdachte, was ich sagen sollte.

      Natürlich konnte ich nicht ewig dort sitzen. Schließlich blickte ich auf – immer noch ohne die geringste Idee, was ich sagen würde – und stellte fest, dass sie wartete, ihr Körper steif in jenem schlichten grauen Kleid.

      Niemand, der intelligent genug war, selbst diesen Murks aus einem drakoneischen Text zu produzieren, konnte ansatzweise dumm genug sein, um sich nicht bewusst zu sein, wie schlecht dieser war. Ich sah in der Haltung ihres Kinns eine Art Herausforderung, als würde sie darauf warten, zu sehen, was ich sagen würde. Würde ich Höflichkeitsfloskeln nutzen, als würde sich ihr Werk nicht lesen, als sei es von einer Fünfjährigen geschrieben? Oder würde ich auf sie losgehen, weil sie so furchtbare Arbeit geleistet hatte?

      Ich stellte fest, dass ich nichts davon tun konnte. Die Sanftheit meiner eigenen Stimme überraschte mich, als ich sagte: »Haben Sie je zuvor antikes Drakoneisch übersetzt? Oder die moderne Sprache?«

      Die Antwort kam als angespanntes kleines Kopfschütteln. Dann fügte sie hinzu, während ich wieder nach Worten suchte: »Onkel hat gesagt: Du liest gerne und du magst Rätsel. Du solltest das hier versuchen.«

      Als würde eine Vorliebe für Rätsel einen dafür qualifizieren, mit einer toten Sprache zu arbeiten! Aber es klang genau wie etwas, das Lord Gleinleigh sagen würde. »Haben Sie überhaupt schon viel übersetzt?«

      »Ich СКАЧАТЬ