Название: Das verlassene Haus
Автор: Louise Penny
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Ein Fall für Gamache
isbn: 9783311701262
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»Gut.« Mad griff in das Körbchen und zog einen Stein heraus. »Bestimmt sagt meiner, dass ich selbstsüchtig und herzlos bin. P.« Lächelnd besah sie sich das Symbol. »P wie pinkeln? Erstaunlich, ich muss nämlich aufs Klo.«
»Das Symbol P steht für Freude«, sagte Jeanne. »Und noch etwas.«
Madeleine zögerte. Während Clara sie ansah, schien die unglaubliche Energie, die diese Frau umgab, schwächer zu werden, zu verschwinden. Es machte den Eindruck, als würde sie einen kurzen Moment lang in sich zusammenfallen.
»Es liegt auch verkehrt herum«, sagte Madeleine.
Hazel stopfte die löchrigen Socken, aber im Geist war sie mit etwas anderem beschäftigt. Sie blickte auf die Uhr. Halb elf. Noch früh, sagte sie sich.
Sie überlegte, was in dem Bistro drüben in Three Pines wohl vor sich ging. Madeleine hatte gefragt, ob sie mitkommen wolle, aber Hazel hatte abgelehnt.
»Sag bloß, du fürchtest dich«, hatte Madeleine sie aufgezogen.
»Natürlich nicht. Aber ich halte solche Sachen für Blödsinn, reine Zeitverschwendung.«
»Du hast also keine Angst vor Gespenstern? Du würdest in ein Haus neben einem Friedhof ziehen?«
Hazel dachte kurz nach. »Wahrscheinlich nicht, aber nur weil es Probleme mit dem Wiederverkauf gäbe.«
»Du und dein Sinn fürs Praktische.« Madeleine lachte.
»Glaubst du, dass diese Frau tatsächlich Kontakt zu den Toten aufnehmen kann?«
»Ich weiß es nicht«, gab Mad zu. »Darüber habe ich offen gestanden überhaupt nicht nachgedacht. Ich denke, es wird einfach ein lustiger Abend.«
»Viele Leute glauben an Gespenster und Geisterhäuser«, sagte Hazel. »Ich habe erst gestern von einem solchen Haus gelesen. Es steht in Philadelphia. Es wird von dem Geist eines Mönchs heimgesucht, und Besucher des Hauses berichten, dass sie menschliche Schatten auf der Treppe gesehen haben, und da war noch etwas, was war es noch mal? Es hat mir einen Schauer über den Rücken gejagt. Ach ja. Eine kalte Stelle, direkt neben einem großen Ohrensessel. Offenbar stirbt jeder, der darin sitzt, aber vorher sieht er erst noch das Gespenst einer alten Frau.«
»Hast du nicht gerade gesagt, du glaubst nicht an Gespenster?«
»Tu ich auch nicht, aber viele andere Leute tun es.«
»In vielen Kulturen spielen Geister und höhere Wesen eine Rolle«, erklärte Madeleine.
»Aber von denen sprechen wir ja nicht, oder? Ich glaube, es gibt da Unterschiede. Ein Gespenst führt nichts Gutes im Schilde. Es ist irgendwie rachsüchtig, wütend. Ich weiß nicht, ob man damit herumspielen sollte. Und das Haus, in dem sich das Bistro befindet, steht dort schon seit Hunderten von Jahren. Weiß der Himmel, wie viele Leute dort gestorben sind. Nein, ich bleibe lieber hier, schau ein bisschen fern und bringe der armen Madame Bellows nebenan etwas zum Abendessen. Und geh Gespenstern aus dem Weg.«
Jetzt saß Hazel im schwachen Lichtschein einer einzelnen Lampe im Wohnzimmer. Die Erinnerung an das Gespräch ließ sie frösteln, so als hätte sich ein Gespenst, das Kälte um sich verbreitete, neben ihr niedergelassen. Sie stand auf und knipste sämtliche Lichter an. Aber das Zimmer blieb düster. Ohne Madeleine schien es jeder Gemütlichkeit zu entbehren.
Wenn alle Lichter angeknipst waren, konnte sie nur leider nicht mehr zum Fenster hinaussehen. Dann sah sie nur noch ihr eigenes Spiegelbild. Zumindest hoffte sie, dass es ihr Spiegelbild war. Da saß eine Frau mittleren Alters in einem spießigen Tweedrock und einem olivfarbenen Twinset auf einem Sofa. Um ihren Hals lag eine schmale Perlenkette. Es hätte ihre Mutter sein können. Vielleicht war sie es ja auch.
Peter Morrow stand auf der Schwelle zu Claras Atelier und spähte ins Dunkle. Er hatte das Geschirr gespült, im Wohnzimmer vor dem Kamin gelesen und dann gelangweilt beschlossen, in sein Atelier zu gehen und eine Weile an seinem neuesten Bild zu arbeiten. Er hatte in der festen Absicht, direkt in sein Atelier auf der Rückseite des kleinen Hauses zu gehen, die Küche durchquert.
Wie kam es dann, dass er jetzt in der offenen Tür zu Claras Atelier stand?
Es war dunkel und absolut still dort drin. Er spürte sein Herz in der Brust schlagen. Seine Hände waren kalt, und er merkte, dass er die Luft angehalten hatte.
Es war so einfach, völlig normal.
Er streckte die Hand aus und knipste die Deckenlampen an. Dann ging er hinein.
Sie saßen auf Holzstühlen im Kreis. Jeanne zählte und machte einen beunruhigten Eindruck.
»Acht ist keine gute Zahl. Das gefällt mir nicht.«
»Was meinen Sie mit ›keine gute Zahl‹?« Madeleine spürte, wie ihr Herz schneller zu klopfen begann.
»Sie kommt gleich nach sieben«, sagte Jeanne, als würde das alles erklären. »Die umgedrehte Acht steht für Unendlichkeit.« Sie zeichnete das Symbol mit dem Finger in der Luft nach. »Die Energie ist in der Schleife gefangen. Sie findet keinen Ausgang. Sie wird immer stärker und immer wütender und frustrierter dabei.« Sie seufzte. »Ich habe kein gutes Gefühl.«
Die Lampen waren alle ausgeschaltet, und das einzige Licht kam von dem knisternden Kaminfeuer, das ihre Gesichter flackernd beleuchtete. Einige saßen im Dunkeln, den Rücken zum Feuer; die anderen waren nur eine Reihe körperloser, verängstigter Gesichter.
»Ich möchte, dass Sie alle Ihren Geist frei machen.«
Jeannes Stimme klang tief und voll. Sie saß mit dem Rücken zum Feuer, sodass ihr Gesicht im Schatten lag. Clara hatte den Eindruck, dass sie sich bewusst diesen Platz ausgesucht hatte, war sich aber nicht ganz sicher.
»Sie müssen tief atmen und Ihre Sorgen und Ängste loslassen. Geister können die Energie spüren. Negative Energie wird nur böse Geister anlocken. Wir wollen das Bistro mit positiver Energie und Freundlichkeit füllen, um die guten Geister anzulocken.«
»Scheiße«, flüsterte Gabri. »Das war keine gute Idee.«
»Halt die Klappe«, zischte Myrna neben ihm. »Gute Gedanken, du Trottel, und zwar hopp.«
»Ich habe Angst«, flüsterte er.
»Dann unterdrück sie. Denk dich an deinen Lieblingsort, Gabri, deinen Lieblingsort«, sagte Myrna heiser.
»Das ist mein Lieblingsort«, erwiderte Gabri. »Bitte, nimm sie zuerst, bitte, sie ist saftig und dick. Bitte, nimm nicht mich.«
»Du Furunkel«, zischte Myrna.
»Still, bitte«, sagte Jeanne mit mehr Autorität, als Clara ihr zugetraut hätte. »Wenn unvermittelt ein lautes Geräusch zu hören sein sollte, möchte ich, dass Sie sich alle an den Händen nehmen, haben Sie das verstanden.«
»Warum?«, flüsterte Gabri auf seiner anderen Seite Odile zu. »Erwartet sie was Schlimmes?«
»Psst«, sagte Jeanne leise, und sie stellten das Flüstern ein. Sie stellten das Atmen ein. »Sie kommen.«
Sie stellten СКАЧАТЬ