Das verlassene Haus. Louise Penny
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Название: Das verlassene Haus

Автор: Louise Penny

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Gamache

isbn: 9783311701262

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СКАЧАТЬ Paulette Legault mit einem solchen Sträußchen nach Timmy Benson warf. Dann brach die Hölle los. Der Pfarrer ignorierte sie natürlich.

      Kinder rannten den kurzen Gang rauf und runter, und die Eltern versuchten, sie entweder aufzuhalten oder so zu tun, als wäre nichts. Das Ergebnis war dasselbe. Der Pfarrer sprach eine Fürbitte. Die Gemeinde sagte Amen, und alle verließen eilig die Kapelle.

      Die anglikanischen Frauen hatten im Keller unter der Leitung von Gabri ein Mittagessen vorbereitet und auf dem Dorfanger waren Klapptische mit rot karierten Tischtüchern gedeckt.

      »Fröhliche Eiersuche«, rief der Pfarrer und winkte, als er in seinem Auto die Rue du Moulin hochtuckerte, auf dem Weg zur nächsten Kirche in der nächsten Gemeinde. Er war sich ziemlich sicher, dass seine kleine Predigt niemanden gerettet hatte. Allerdings war auch keine Seele verloren, und das reichte ihm.

      Ruth stand auf der obersten Stufe der Kirche und hielt mit beiden Händen einen Teller, auf dem sich ein riesiges Schinkensandwich mit knusprigem Brot aus Sarahs Bäckerei, hausgemachter Kartoffelsalat mit Ei und Mayonnaise und ein großes Stück Osterzopf türmten. Myrna trat neben sie, auf dem Kopf ein Tablett mit Büchern, Blumen und Schokolade. Die Dorfbewohner wanderten auf dem Dorfanger herum oder saßen an Klapptischen, Frauen mit ausladenden, bunt geschmückten Strohhüten, und Männer, die so taten, als bemerkten sie sie nicht. Myrna war neben Ruth stehen geblieben, auch ihr Teller begraben unter einem Berg Essen, und sie schauten gemeinsam bei der Ostereiersuche zu. Kinder flitzten durchs Dorf, kreischten und johlten vor Freude, wenn sie eines der Holzeier fanden. Die kleine Rose Tremblay wurde von einem ihrer Brüder in den Teich geschubst, und Timmy Benson blieb stehen, um sie herauszuziehen. Während Madame Tremblay ihren Sohn ausschimpfte, gab Paulette Legault Timmy eine Ohrfeige. Sie musste ihn lieben, dachte Myrna und war froh, dass sie nicht mehr zehn war.

      »Wollen wir uns zusammen einen Platz suchen?«, fragte Myrna.

      »Nein, wollen wir nicht«, sagte Ruth. »Ich muss nach Hause.«

      »Wie geht’s den Hühnchen?« Myrna war nicht beleidigt wegen Ruths Antwort, sonst hätte sie ständig beleidigt sein müssen.

      »Es sind keine Hühnchen, es sind Enten. Besser gesagt, Entchen.«

      »Wo kriegen wir die richtigen Eier?« Rose Tremblay stand so unschuldig vor Ruth wie Rotkäppchen vor dem bösen Wolf und hielt drei wunderhübsche Holzeier in ihren molligen rosa Händchen. Aus irgendeinem Grund liefen die Kinder von Three Pines wie die Lemminge immer zu Ruth.

      »Woher soll ich das wissen?«

      »Du bist die Eierfrau«, sagte Rose, die in eine Decke gewickelt war und tropfte. Sie sah ein bisschen aus, dachte Myrna, wie eines von Ruths in Flanell gewickelten Enteneiern.

      »Also, meine Eier liegen zu Hause im Warmen, und du solltest auch zu Hause im Warmen sein. Aber wenn du unbedingt deine Dummheit unter Beweis stellen willst, frag sie nach den Schokoladeneiern.« Ruth fuchtelte mit ihrem Stock wie mit einem krummen Zauberstab in Richtung Clara, die gerade versuchte, sich zu einem der Tische vorzukämpfen.

      »Aber Clara ist doch gar nicht diejenige, die den Kindern die Schokoladeneier gibt«, sagte Myrna, als Rose davonschoss und die anderen Kinder rief, sodass es im nächsten Augenblick aussah, als würde ein Tornado auf Clara zurasen.

      »Ich weiß«, sagte Ruth grinsend und humpelte die Treppe hinunter. Unten angekommen, drehte sie sich um und sah die dicke schwarze Frau an, die sich gerade ein Sandwich in den Mund stopfte. »Kommst du heute Abend?«

      »Du meinst, zu dem Abendessen bei Clara und Peter? Kommt irgendjemand nicht?«

      »Das meine ich nicht, und das weißt du auch.« Die alte Dichterin drehte sich nicht zu dem alten Hadley-Haus um, aber Myrna wusste auch so, was sie meinte. »Tu es nicht.«

      »Warum nicht? Ich veranstalte schließlich selbst Rituale. Erinnerst du dich an damals, als Jane starb? Alle Frauen kamen, du auch, und wir nahmen zusammen eine rituelle Reinigung vor.«

      Myrna würde niemals vergessen, wie sie mit den Frauen und einem Zweig rauchendem Salbei um den Dorfanger gegangen war, um die Angst und das Misstrauen zu vertreiben, die das ganze Dorf nach dem Mord an Jane ergriffen hatten.

      »Das ist etwas anderes, Myrna Landers.«

      Myrna war verblüfft, dass Ruth ihren Vornamen und sogar ihren Nachnamen wusste. Meistens deutete sie nur mit dem Zeigefinger auf die Leute und kommandierte sie herum.

      »Das ist kein Ritual. Hier geht es darum, willentlich das Böse aufzustören. Hier geht es nicht um Gott oder irgendeine Göttin oder Geister oder Spiritualität. Hier geht es um Rache.

      Weil ich alleine lebte, hängte man mich auf,

      nur weil ich blaue Augen hab und dunkle Haut,

      wegen abgetragner Röcke, abgerissner Knöpfe,

      einem kargen Hof, der meinen Namen trägt,

      und ’nem todsichren Mittel gegen Warzen.

      Oh ja, und wegen Brüsten

      und einer süßen, tief im Leib verborgnen Frucht.

      Denn immer, wenn man von Dämonen spricht,

      Dann kommen jene sehr gelegen.

      Tu es nicht, Myrna Landers. Du kennst den Unterschied zwischen Ritual und Rache. Und den kennt das, was in diesem Haus ist, auch.«

      »Meinst du wirklich, es geht um Rache?«, fragte Myrna.

      »Aber natürlich. Lass es in Ruhe. Was sich auch in diesem Haus verbirgt, lass es in Ruhe.«

      Sie fuchtelte mit ihrem Stock in Richtung des Hauses. Wenn er ein Zauberstab gewesen wäre, davon war Myrna überzeugt, dann wäre ein Blitz herausgeschossen und hätte das finstere Haus auf dem Hügel in Brand gesetzt. Ruth drehte sich um und humpelte nach Hause. Zu ihren Eiern. Zu ihrem Leben. Und ließ Myrna mit der Erinnerung an Ruths eindringliche blaue Augen, ihre stets gebräunte Haut, den abgetragenen Rock mit den fehlenden Knöpfen zurück. Sie sah der alten Frau nach, wie sie zu ihrem Haus mit den wuchernden Worten und dem Unkraut ging.

      Der Regen blieb aus, und die Zeit flog schneller dahin als ein Schwarm Gänse. Timmy Benson fand die meisten Eier und erhielt zur Belohnung den riesigen, mit Spielzeug gefüllten Schokoladenhasen. Paulette Legault klaute ihm den Hasen, aber Monsieur Béliveau brachte sie dazu, ihn zurückzugeben und sich zu entschuldigen. Timmy, der in die Zukunft sehen konnte, brach die massiven Ohren ab und gab Paulette den Rest, die ihn zum Dank knuffte.

      An diesem Abend fand bei Peter und Clara das traditionelle Ostersonntagsessen statt. Gilles und Odile kamen mit Baguette und Käse. Myrna brachte ein ausgefallenes Blumengesteck mit, das sie auf dem Tisch in der Küche platzierte. Jeanne Chauvet, das Medium, hatte auf einem Spaziergang einen kleinen Strauß Wiesenblumen gepflückt.

      Sophie Smyth kam mit ihrer Mutter Hazel und Madeleine. Sie war tags zuvor zu Hause eingetroffen, ihr kleines blaues Auto bis unters Dach mit Schmutzwäsche gefüllt. Jetzt plauderte sie mit den anderen Gästen, während Hazel und Madeleine eine Platte mit Shrimps herumreichten.

      »Sie sind also das Medium.« Sophie nahm ein paar Shrimps und stippte sie in die Soße.

      »Ich heiße Jeanne.«

      »Wie СКАЧАТЬ