Das verlassene Haus. Louise Penny
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Название: Das verlassene Haus

Автор: Louise Penny

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Gamache

isbn: 9783311701262

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СКАЧАТЬ Unterton geschlichen. »Passen Sie auf sich auf. Sie wissen, wie sie endete.«

      Sophie war groß und schlank und hielt sich gut, wenn sie ihre Nase auch ein bisschen zu hoch trug. Ihre schulterlangen Haare waren von einem dunklen Aschblond. Eigentlich war sie recht hübsch. Aber irgendetwas stimmte nicht mit Sophie. Etwas, das Jeanne veranlasste, sofort in Deckung zu gehen.

      In diesem Augenblick traf Monsieur Béliveau mit Blaubeertörtchen aus Sarahs Bäckerei ein.

      In der Wohnküche wurden Kerzen angezündet und Weinflaschen geöffnet. Das Haus roch nach Lammbraten mit Knoblauch und Rosmarin, nach neuen Kartoffeln und Lauch mit Sahnesoße und noch etwas anderem.

      »Um Himmels willen, Dosenerbsen?« Clara sah in den Topf, den Gabri und Olivier hereingetragen hatten.

      »Wir haben sie doch aus der Dose rausgenommen«, sagte Olivier. »Wo ist das Problem?«

      »Sieh sie dir an. Sie sind ekelhaft.«

      »An Ihrer Stelle würde ich das als persönliche Beleidigung auffassen«, sagte Gabri zu Monsieur Béliveau, der mit einem Glas Wein und einer Scheibe Baguette mit cremigem Brie in der Hand zu ihnen geschlendert war. »Wir haben sie immerhin in Ihrem Laden gekauft.«

      »Madame«, sagte der Händler mit ernster Miene. »Das sind die besten Dosenerbsen, die man für Geld bekommt. Le Sieur. Ich glaube, sie wachsen schon in Dosen. Das Militär ist für die Züchtung dieser scheußlichen Hybridformen verantwortlich. Erbsen aus der Schote. Das ist kaum zu glauben. Ekelerregend.« Das sagte Monsieur Béliveau mit einer Ernsthaftigkeit, dass Clara ihm beinahe aufgesessen wäre, wenn da nicht dieses Blitzen in seinen Augen gewesen wäre.

      Bald waren ihre Teller mit Lammbraten, Minzsoße und Gemüse beladen. Frisch gebackene Brötchen dampften in Körben, die zusammen mit Butter und Käse über den Tisch verteilt standen. Der Tisch seufzte unter dem angenehmen Gewicht, genau wie die Gäste. Myrnas Gesteck stand in der Mitte des Tischs, die knospenden Zweige reckten sich zur Decke. Sie hatte Apfelbaumzweige, Weidenkätzchen, Forsythien, deren gelbe Blüten gerade hervorzuspitzen begannen, und Tulpen in einem leuchtenden Pink zusammengebunden.

      »Und«, sagte Myrna und wedelte wie ein Zauberer mit ihrer Serviette, »voilà.« Sie griff in das Gesteck und holte ein Schokoladenei heraus. »Das reicht für uns alle.«

      »Wiedergeburt«, sagte Clara.

      »Aber dazu muss es zuerst einen Toten geben«, stellte Sophie fest und sah sich mit gespielter Unschuld um. »Stimmt doch, oder?«

      Sie saß neben Madeleine, gerade in dem Moment, als Monsieur Béliveau dort Platz nehmen wollte, hatte sie sich auf den Stuhl fallen lassen. Sophie packte das Schokoladenei und legte es vor sich.

      »Geburt, Tod, Wiedergeburt«, sagte sie weise, als würde sie die Runde mit einem völlig neuen Gedanken bekannt machen, den sie frisch von der Universität mitgebracht hatte.

      Sophie Smyth hatte etwas von einer Verwandlungskünstlerin an sich, dachte Clara. Das war schon immer so gewesen. Manchmal tauchte sie als Blondine auf, manchmal als Rotschopf, mal mollig oder schlank, manchmal gepierct und manchmal ohne jeden Schmuck. Man wusste nie, was einen erwartete. Aber eines blieb immer gleich, dachte Clara, während sie das Mädchen mit dem Ei vor sich betrachtete. Sie bekam stets, was sie wollte. Nur, was wollte sie?, fragte sich Clara und wusste, dass es vermutlich mehr als ein Osterei war.

      Eine Stunde später sahen Peter, Ruth und Olivier den anderen hinterher, die in der Dunkelheit verschwanden, bis man von ihnen nur noch die hüpfenden Lichtkegel ihrer Taschenlampen sah. Zuerst blieben sie dicht beieinander, aber nach und nach lösten sich die Lichter voneinander, verteilten sich, bis jeder für sich allein auf das dunkle Haus auf dem Hügel zustapfte, das sie schon zu erwarten schien.

      Jetzt mach dir nicht in die Hosen, sagte Peter zu sich selbst. Es ist doch nur ein dummes Haus. Was soll dort schon passieren?

      Aber Peter Morrow erkannte berühmte letzte Worte.

      Clara hatte sich nicht mehr so gefühlt, seit sie ein Kind gewesen war und sich absichtlich in Angst und Schrecken versetzt hatte, indem sie sich den Exorzisten ansah oder die Achterbahn mit dem Doppellooping in La Ronde bestieg, schlotternd und kreischend, einmal hatte sie sich sogar beinahe in die Hose gemacht.

      Es war gleichzeitig aufregend, beängstigend und unheimlich. Je mehr sie sich dem Haus näherten, desto deutlicher hatte Clara das Gefühl, dass das Haus auf sie zukam und nicht umgekehrt. Sie erinnerte sich nicht einmal mehr daran, weshalb sie es machten.

      Hinter sich hörte sie ein Rascheln und dann Stimmen. Zum Glück fiel ihr ein, dass Madeleine und Odile hinter ihr gingen, die Nachzügler. Dann fiel ihr noch ein, dass es in Horrorfilmen die Nachzügler immer zuerst erwischte, und sie verspürte Erleichterung. Nur wäre danach sie die Letzte. Sie beschleunigte ihren Schritt. Gleich darauf ging sie wieder langsamer, rang mit sich, ob sie lieber überleben oder belauschen wollte, was die beiden Frauen einander zu sagen hatten. Nach dem, was sie während des Ostereierversteckens zufällig mitbekommen hatte, war sie davon ausgegangen, dass Odile Mad nicht mochte. Worüber redeten sie also?

      »Das ist einfach nicht gerecht«, sagte Odile gerade. Madeleine erwiderte etwas, das Clara nicht verstand, und wenn sie noch langsamer ging, dann würde der Lichtkegel von Madeleines Taschenlampe sie erfassen, was kein günstiges Licht auf sie werfen würde.

      »Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um das zu sagen.« Odile sprach jetzt lauter.

      »Ach, Odile, das ist doch lächerlich!«, sagte Madeleine klar und deutlich und nicht besonders freundlich. Mit dieser Seite von Madeleine hatte Clara bisher noch keine Bekanntschaft gemacht.

      Claras Aufmerksamkeit war so sehr darauf gerichtet, den beiden zu lauschen, dass sie unvermittelt mit einer dunklen Gestalt zusammenstieß. Gilles. Sie hob ihren Blick.

      Sie waren da.

      8

      Sie standen dicht aneinandergedrängt in der Kälte und der Dunkelheit. Der Lichtschein ihrer Taschenlampen hüpfte wild über die Fassade des baufälligen Hauses. Das »Zu verkaufen«-Schild war umgefallen und lag wie ein umgestürzter Grabstein mit der beschrifteten Seite auf der Erde. Als Clara ihre Taschenlampe weiterwandern ließ, entdeckte sie weitere Spuren des Verfalls. Das Haus war verlassen, das wusste sie, aber sie hätte nicht gedacht, dass ein verlassenes Haus so schnell verfiel. Fensterläden hingen lose in den Angeln und schlugen dumpf gegen die Mauern. Einige der Fensterscheiben waren kaputt, und spitze Scherben ragten wie geschliffene Zähne in die schwarzen Löcher. Als etwas Weißes, das zusammengerollt an der Hauswand lag, in den Lichtkegel geriet, setzte ihr Herz für einen kurzen Moment aus. Ein totes, gehäutetes Tier.

      Zögerlich ging sie durch den Garten, die Platten auf dem Weg hatten sich verschoben und standen hervor. Dann hielt sie inne und drehte sich um. Die anderen standen noch immer aneinandergedrängt an der Straße.

      »Kommt schon«, zischte sie.

      »Meinst du uns?«, fragte Myrna wie erstarrt. Sie ließ den weißen Fleck an der Hausmauer nicht aus den Augen.

      »Außer uns Häschen ist niemand da«, sagte Gabri.

      »Was ist das?« Myrna schlich langsam den Weg hoch, bis sie neben ihrer Freundin stand. Sie deutete mit dem Finger auf die Stelle und merkte plötzlich, dass er zuckte. Sandte ihr Körper ein Signal aus? Einen Morsecode? Wenn, dann wusste Myrna auch, was er СКАЧАТЬ