Ins Arktische Amerika. Franklin John
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Название: Ins Arktische Amerika

Автор: Franklin John

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Paperback

isbn: 9783843806602

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СКАЧАТЬ der »Rainbow« nach Malta und ins Östliche Mittelmeer geschickt. Und wieder ließ er ein Eheweib zurück, denn er hatte am 5. November 1828 die Unternehmerstochter Jane Griffin geheiratet – eine Frau, deren unbeugsame Gattenliebe sie nachmals zur zweiten Penelope machen sollte, »der weit Gepriesenen«.

      Der Einsatz auf der »Rainbow« war ein Durchgangsstadium auf dem Lebensweg. Denn als die Regierung Williams IV. den Kapitän zur See Sir John Franklin 1836 zum Gouverneur von Van-Diemens-Land berief, wollte sie seine Meriten mit einer Funktion honorieren, die seine Laufbahn krönte.

      Wer ahnte, dass Franklin, nachdem er mit seiner Frau und seiner Tochter – und übrigens in Begleitung seines Kameraden von der ersten Kanada-Reise, John Hepburn – im August 1836 in Southampton die »Fairlie« bestiegen hatte, auf ein Fiasko zusteuern würde? Aber auch auf eine Phase, in der die Größe seiner Persönlichkeit erst voll und ganz erkennbar wurde …

      Weil es etwas anderes ist, ob jemand in der Schilderung einer publikumsfernen Reise selbst über sich befindet oder bei der Bekleidung eines öffentlichen Amtes von anderen beurteilt wird, gestattet Franklins Wirken in Van-Diemens-Land, den Blick auf seine Wertmaßstäbe, sein Weltbild und sein Wesen zu vertiefen und auf diese Weise die Tatsache zu objektivieren, dass der Mann mehr war als ein Arktis-Maniac.

      Van-Diemens-Land, das er mit seiner Familie am 6. Januar 1837 betrat, war eine Sträflingsinsel. Anfangs hatte sie zur englischen Kolonie Neusüdwales gehört, wurde aber seit 1825 als gesonderte Besitzung verwaltet. Vierzigtausend Menschen lebten hier, wobei das Mengenverhältnis zwischen freien Siedlern und Verbannten ungefähr fifty-fifty betrug. Und mit beiden Bevölkerungshälften hatte es sich der nun scheidende Gouverneur Sir George Arthur verdorben. Denn er war korrupt und despotisch. Dieses freilich störte in London wenig; und jenes wurde dort angesichts der guten Rendite, welche die Kolonie dem Mutterland abwarf, übersehen. In Van-Diemens-Land aber hatte Arthurs Regime zu Spannungen zwischen der Einwohnerschaft und der Obrigkeit geführt, sodass Franklin bei der Übernahme seiner Geschäfte in Hobart, dem Hauptort der Insel, regelrecht als Erlöser gefeiert wurde. »Morgen«, hieß es auf einem Plakat, das der Verleger Andrew Bent hatte anschlagen lassen, »sollte als Tag des Dankes gefeiert werden, an dem wir von der eisernen Faust des Gouverneurs Arthur befreit sein werden.«

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       John Franklin

      Solche Zuversicht wollte Franklin nicht enttäuschen. War es doch sein Anliegen, dass sozialer Friede auf der Insel Fuß fasse, dass die Siedler gesetzmäßig behandelt werden, die Günstlingswirtschaft aufhöre und das Los der Verbannten, die bei ihrer Zwangsarbeit in den Bergwerken, im Straßenbau, auf den Feldern und in den Privathaushalten wie Sklaven gehalten wurden, möglichst erleichtert werde. In einer seiner ersten Reden versicherte Franklin, wie der HOBART TOWN COURIER am 13. Januar 1837 meldete: »Ich mag beim Erreichen dieser Ziele versagen, weil ich den Umgang mit derart heiklen Sachverhalten nicht gewohnt bin oder mein auf Versöhnung bedachtes Handeln nicht verstanden wird oder mir aus Vorsatz oder Fahrlässigkeit Steine in den Weg gelegt werden oder ich die edlen oder berechnenden Belange von anderen antasten muss – aber ich werde nicht deshalb scheitern, weil es mir an Aufrichtigkeit und Entschlossenheit mangelt oder ich es an jener strengen Überparteilichkeit fehlen lasse, die mich dazu zwingt, alle Stände und Vertreter und Untertanen Seiner Majestät in dieser Kolonie unbefangen und frei von Vorurteil zu behandeln. Denn sie sind meiner Obhut anvertraut.«

      Schöne Worte! Und weitsichtige …

      Sie fielen zum Auftakt einer Gaunerei, die im Buch der Niedertracht einen der erschreckendsten Abschnitte füllt: ein Kapitel, bei dem sich schwerlich sagen lässt, ob es nicht genauso böse der Phantasie Shakespeares entsprungen sein könnte. Motto: »Fair is foul, and foul is fair.«

      Der Auslöser war läppisch: Ein Mann hatte ein Verbrechen begangen und war von Richter Matthew Forster – der mit dem ehemaligen Gouverneur Arthur verschwägert war – zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Da aber der Täter von Beruf Koch war und da die Nummer zwei von Van-Diemens-Land, John Montagu – auch er mit dem ehemaligen Gouverneur Arthur verschwägert –, soeben einen Koch suchte, sprach er bei Forster vor. Mit dem Ergebnis, dass der Übeltäter nicht in Ketten, sondern in der Küche landete.

      Der Vorgang war exemplarisch für das mafiose System, das Arthur seinem Nachfolger hinterlassen hatte. Und so zögerte Franklin keine Sekunde, die Mauschelei rückgängig zu machen.

      Was er dabei unterschätzte, waren die Folgen: Er hatte nicht nur die beiden Düpierten, Montagu und Forster, gegen sich aufgebracht, sondern auch deren Paten Arthur, der in London alle Fäden in der Hand hielt, sowie die von Montagu stets mit vertraulichen Mitteilungen gefütterte Presse.

      Mochte Franklin also staatlich finanzierte Schulen errichten und ein College in Aussicht stellen, mochte Lady Franklin sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der weiblichen Gefangenen verwenden, mochte das Ehepaar eine naturkundliche Gesellschaft gründen und ein Museum für die Naturgeschichte von Van-Diemens-Land bauen, mochte Franklin die Sitzungen des Lokal-Parlaments fortan öffentlich und nicht mehr im Geheimen tagen lassen und Highlights wie eine jährliche Regatta veranstalten und dafür sorgen, dass die Insel nach dem Wunsch der Siedler nicht länger Van-Diemens-Land, sondern »Tasmanien« hieß … mochte er vieles tun, um den Lebensstandard auf dem Eiland zu heben: Die Ränkespiele Montagus machten alles zunichte.

      Die Zeitungen begannen sich über Franklins »visionäres Gequatsche« lustig zu machen – wozu brauchten Schafzüchter Kultur? Der Grundstein des Colleges landete im Meer. Und um Lady Franklin kursierte das Gerücht, sie sei die eigentliche Herrin in Government House. Die Amtsführung ihres Gatten nannte der CORN-WALL CHRONICLE am 18. Januar 1842 unverfroren »die verrückte Führerschaft eines Nordpol-Spinners«.

      Als Franklin schließlich Montagu zur Rede stellte und an seine Zusage gemahnte, gegenüber der Presse Zurückhaltung zu wahren, leugnete Montagu, dass ein diesbezügliches Gespräch jemals stattgefunden hätte: »Während Eure Exzellenz und die Mitglieder Eurer Regierung bei zahllosen Anlässen nachprüfen konnten, warum mein Gedächtnis im Ruf steht, bemerkenswert gut zu funktionieren, sind Eure Beamten nicht ohne Ursache geblieben zu bemerken, dass Eure Exzellenz sich auf das Eure nicht immer mit derselben Sicherheit verlassen können.«

      Diese Unverschämtheit brachte das Fass zum Überlaufen, und Franklin schmiss Montagu raus. Der freilich hatte dem Gouverneur solche Entschlossenheit nicht zugetraut und sah nun – zumal er überall verschuldet war und um seine Existenz bangte –, dass er zu hoch gepokert hatte. Deshalb wandte er sich um Hilfe flehend an Lady Franklin, die nach Rücksprache mit ihrem Mann erwiderte, dass die Demission, so leid es ihr tue, nicht zu revidieren sei. Sobald Lady Franklin durch diese Antwort in die Affäre mit hineingezerrt war, ließ Montagu verbreiten, endlich könne er den Nachweis dafür erbringen, dass die administrative Autorität in Van-Diemens-Land faktisch nicht John Franklin, sondern dessen Frau sei. Der CORNWALL CHRONICLE sprach seither nicht mehr von »Seiner Exzellenz«, sondern nur noch von »Ihrer Exzellenz«.

      Dies alles erreichte am Ende auch den Kolonialminister in London, Lord Stanley, und veranlasste ihn, Franklin unter dem Datum des 13. September 1842 mitzuteilen, dass er Montagu, dem durch eine fadenscheinige Entlassung Unrecht geschehen sei, zur Wiedergutmachung den weitaus attraktiveren Posten eines Vize-Gouverneurs am Kap der Guten Hoffnung übertragen habe.

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       Das Government House in Hobart, Ölgemälde von 1837

      Da stellte Franklin seinem Vorgesetzten anheim, ihn zu entlassen. Was dieser mit Wirkung vom 10. Februar 1843 auch tat. Und noch einmal wurden jetzt in Hobart Plakate geklebt. Aber diesmal stand auf ihnen: »Glorreiche Neuigkeiten! Sir John Franklin abberufen!«

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