Ins Arktische Amerika. Franklin John
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Название: Ins Arktische Amerika

Автор: Franklin John

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Paperback

isbn: 9783843806602

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СКАЧАТЬ mit dem John Franklin in sein Tagebuch kritzelte: »Gelobt sei der Herr! Heute sind wir durch die Ankunft von Indianern gerettet worden, die uns am Mittag mit Nahrungsmitteln versorgt haben.«

      Irgendwo in seinem Report sollte er nach der Heimkunft nach England im Herbst 1822 den Ureinwohnern Kanadas ein Wort zur »Überlegenheit der Weißen über die Indianer« in den Mund legen. Doch am Schluss, als unabweisbar war, dass er und seine Mannen den Rothäuten das Leben verdankten, gab er offen zu, »dass weiße Männer Schuldner der Kupferindianer geblieben sind«. Die Einschränkung freilich, dass derlei »das erste Mal« vorgekommen sei, konnte er sich nicht verkneifen.

      Und Franklin machte Furore. Obzwar er weit davon entfernt geblieben war, Parry zu treffen und damit die so dringend gesuchte Rinne nachzuweisen, sah er sich doch dank den Ergebnissen seiner Feldforschung in der Lage, diejenigen zu bestätigen, »welche die Ausführbarkeit der nordwestlichen Durchfahrt verteidigen«. Zudem: Das Buch über seine Reise, Ins Arktische Amerika 18191822, war rundweg begeisternd. Es enthielt zauberhafte Landschaftsschilderungen, pittoreske Skizzen aus dem Alltag der Indianer und auf seinem Höhepunkt eine spannende Gruselgeschichte – inklusive Happy End.

      Unter denen, die Franklin anhimmelten, war eine Person, die den Namen benutzte, den die englischen Abenteurer einer Indianerin in Anspielung auf ihr Beinkleid gegeben hatten: »Green Stockings«2. Und so zirkulierte unter dem Pseudonym »Grünstrumpf« 1823 eine Weise des treuen Eskimo-Mädchens an den wackersten jener Helden. Sie schloss mit den Zeilen:

      »Hiss die Segel aufs Neue, zum Pol hinan fahre,

      derweil ich dir allwärts die Treue bewahre:

      An den Flüssen, auf Bergen, im Waldlichtungs-Schimmer,

      in der Wildnis des Nordens bin dein ich für immer.«

      Was die Architektentochter Eleanor Anne Porden als kaum verhüllten Antrag in Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Manier da gedichtet hatte, war in ihrer patriarchalischen Epoche so couragiert, dass es John Franklin wohl gerade deshalb gefiel. Jedenfalls fand die Verlobung mit Miss Porden im Frühsommer 1823 statt, am 19. August folgte die Hochzeit, und am 3. Juni 1824 wurde das Mädchen Eleanor Isabella geboren.

      Nur: John Franklin war nicht für traute Häuslichkeit geschaffen. Mochte seine Frau, die an Schwindsucht litt, noch so krank sein und Klein Eleanor im schlimmsten Fall als einsame Halbwaise aufwachsen – der Drang hinaus, dieser viel beschworene Ruf in die Ferne, war stärker als alles andere.

      Deshalb ließ er – unter tränentreibendem Hier-gehe-ich-ich-kann-nicht-anders und der Hochachtung der Zeitgenossen vor so viel männlicher Überwindungskraft – Weib und Kind zurück und bestieg am 22. Februar 1825 die »Columbia«, die ihn zu seiner dritten Suche nach der Nordwestpassage über den Atlantik bringen sollte. Als er in Penentanguishene, einem Trappernest am Huronsee, noch mit den Vorbereitungen des Projekts befasst war, erreichte ihn die Nachricht, dass seine Frau sechs Tage nach seiner Abreise gestorben war.

      Franklin hatte vor, diesmal zum Delta des Mackenzie zu ziehen, wo sich seine Truppe teilen sollte: Die eine Hälfte sollte von See her in Richtung Westen bis zur Beringstraße sondieren, die andere in Richtung Osten bis zur Mündung des Coppermine. Da Parry auf seiner Expedition von 1818 bis 1820 im Melville-Sund oberhalb der Victoria-Insel auf eine nördliche Breite von 74°26' und eine westliche Länge von 113°47' gelangt war und Franklin im Coronation-Golf unterhalb dieser Insel 68°19' sowie 110°5' erreicht hatte, würde dann für künftige Operationen vergleichsweise wenig zwischen den beiden Höhen »unexplored« bleiben (nämlich rund sechshundertachtzig Kilometer oder dreihundertsiebzig Seemeilen).

      Um das Erzübel seiner vorigen Mission, den Ausfall von Proviant, abzustellen, hatte Franklin durch Mitarbeiter der Hudson’s Bay Company im Vorweg eine Kette von Depots anlegen lassen, sodass er seine neue Fahrt durch »Ober-Canada« gut gewappnet antreten konnte. Mit von der Partie waren die altbewährten Weggenossen John Richardson und George Back – Zeugen einer Kontinuität, die zum Signum der ganzen Reise werden sollte. Und wie oft ließ sie Raum für Kontemplation! Angesichts einer malerischen Felsschlucht notierte Franklin: »Ich wurde unwillkürlich daran erinnert, wie sehr jeder Liebhaber des Romantischen von dem Anblick dieses Ortes ergriffen werden müsste, zumal da die Sonne gerade durch die breiten abendlichen Schatten außerordentlich gehoben wurde.«

      Die Männer benutzten die ihnen bekannten Wege, kampierten in Cumberland House und Fort Chipewyan und zogen weiter nach Fort Norman am Mackenzie, von wo Richardson und Back einen Abstecher zum Großen Bärensee machten. Derweil fuhr Franklin auf dem Mackenzie zur Beaufortsee, kam dann aber zurück, um mit seinen fünfzig Leuten in »Fort Franklin« am Westufer des Großen Bärensees das neue Jahr abzuwarten.

      Dann, am 24. Juni 1826, wurde die Hauptaufgabe angepackt. In vier Booten legten die Männer zur Mackenzie-Mündung ab, wo sie am 4. Juli beim Point Separation voneinander schieden: Franklin entfernte sich gen Westen und Richardson gen Osten.

      Und auch wenn Franklin nicht zur äußersten nordwestlichen Spitze der amerikanischen Landmasse vordringen konnte – zum wievielten Male machte ihm der Winter einen Strich durch die Rechnung? – war doch sein Avancement bis hinter die Prudhoe Bay und damit auf eine nördliche Breite von 70°24' und eine westliche Länge von 149°37' ein gewaltiger Fortschritt.

      Der Stolz und die Freude des Expeditionschefs wurde umso größer, als er am 8. September 1826 bei der Rückkehr nach »Fort Franklin« dort Richardson mit dessen Tross vorfand und erfuhr, dass sie – wie geplant – die Küste vom Mackenzie bis hinüber zum Coppermine kartographisch aufgenommen hatten.

      Selten war eine geographische Expedition dermaßen glatt verlaufen. Deshalb bedurfte es bei der Abfassung der Zweiten Reise an die Küsten des Polarmeeres in den Jahren 1825, 1826 und 1827 (1828) erheblicher Anstrengung des Autors, um seine Leser nicht zu langweilen. Die sporadischen Eskimo-Attacken auf Franklins Eskorte, all diese arktischen Mini-Trafalgars, die in Wahrheit nichts anderes waren als Balgereien mit Dieben, dürften ihre Existenz eher einem kompositorischen Diktat verdanken als der faktischen Realität.

      Unumstritten war die erdkundliche Ausbeute der Fahrt, war die allgemeine Ansicht, durch Franklins Engagement der Lösung des Problems der Nordwestpassage sehr nahe gekommen zu sein. Daher belohnte King George IV. diese Großtat, indem er ihren Urheber 1829 in den Adelsstand erhob.

      Sir John Franklin war jetzt fünfundvierzig Jahre alt.

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      Am Ende seines Berichts über die Zweite Reise an die Küsten des Polarmeeres hatte Franklin festgestellt, dass bezüglich der Nordwestpassage lediglich zwischen der Behringstraße und der Prudhoe Bay sowie an der Victoria-Insel zwei kürzere Teilstücke unerforscht waren, sodass die Erschließung dieser Wasserstraße auf »keine unübersteiglichen Hindernisse« mehr stoßen dürfte. Daher hoffte er, »dass Englands Eifer in der Verfolgung dieser Entdeckungen nicht eher erkalten werde, bis die Frage über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt vollkommen erledigt oder wenigstens die ganze nordamerikanische Küste in unsere Karten eingetragen ist«.

      Doch der Köder hatte nicht verfangen. Denn Downing Street weigerte sich plötzlich, weiterhin Geld in Unternehmungen zu stecken, deren Teilnehmer (wenn überhaupt) mit dem Gutachten zurückzukommen pflegen, den begehrten Aufschluss erst beim nächsten Mal geben zu können. Kurzum: Die Admiralität hatte die für den Entdecker der Nordwestpassage einst ausgelobten zwanzigtausend Pfund Sterling am 15. Juli 1828 kassiert.

      Die Mittel waren wichtigeren Haushaltsposten vorbehalten. Da sich Großbritannien um die Mitte der zwanziger Jahre den Griechen in ihrem Freiheitskampf gegen die Türken an die Seite gestellt hatte, operierte die Royal Navy in der Ägäis. СКАЧАТЬ