Ins Arktische Amerika. Franklin John
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Название: Ins Arktische Amerika

Автор: Franklin John

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Paperback

isbn: 9783843806602

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       Der vierzehnjährige Franklin tritt der Royal Navy bei

      Unverkennbar die Kraftmeierei einer sieggewohnten Truppe! Zumal zu ihrem Stab abermals Lord Nelson gehörte. Am 12. März nahm der mächtige Geleitzug mit dreiundfünfzig Einheiten von Yarmouth aus, östlich von Norwich, Kurs auf den Skagerrak, schwenkte dann nach Süden in das Kattegat ein und bekam am 27. März, als er bei Helsingör in einen Kugelhagel geriet, hautnah zu spüren, wie »bewaffnet« der Status Dänemarks war. Hatte Shakespeare dieses Land nicht im Hamlet (1599) just an diesem Ort durch den Mund der Titelfigur als Schurkenstaat bezeichnet? Jetzt galt es, dessen Hütern eine Lektion zu erteilen. Und so begann im Morgengrauen des 2. April 1801 das Bombardement Kopenhagens.

      Die Schlacht, das Gemetzel war unvorstellbar. Auf eine Fläche von zwei Quadratkilometern wurden zweitausend Kanonen abgefeuert. Schiffe liefen auf Grund, Batterien am Ufer flogen in die Luft, Masten splitterten, Menschen stöhnten, Segel loderten auf, Pulverfässer barsten, es zischte und krachte und qualmte, dass es schier unmöglich war, den Überblick zu behalten. Es war ein Inferno. Nelson, der Mühe hatte, das Geschehen von der »Elephant« aus zu leiten, sagte später, es sei »das grauenvollste« aller Gefechte gewesen, die er mitgemacht hatte. Eintausendzweihundert seiner Leute waren schon verwundet oder gefallen; aufseiten des Gegners lag die Zahl bei sechstausend. Da, gegen 14 Uhr 45, stellten die Dänen plötzlich das Schießen ein und hissten allenthalben weiße Fahnen. Der Weg ins Mare Balticum war frei.

      Am Nachmittag des 2. April 1801 wurde auf der »Polyphemus« Bilanz gezogen. »Die Prüfung ergab«, berichtet das Logbuch, »dass wir sechs Tote und vierundzwanzig Verletzte zu beklagen haben und dass zwei Kanonen auf dem Unterdeck zerstört sind.« John Franklin hatte seine Feuerprobe physisch – und offenbar auch psychisch – unbeschadet überstanden. Er war nun in die Gemeinschaft der Seefahrer aufgenommen … und konnte es tatendurstig kaum erwarten, dass die »Polyphemus« ihren Hafen erreichte: Plante doch sein Onkel Matthew Flinders eine Forschungsreise nach Neuholland (dem er später den Namen »Australien« gab). »Für den Fall, dass wir vor dem Abgang der ›Investigator‹ heimkommen sollten, wäre ich euch dankbar, wenn ihr euch für mich [bei Matthew Flinders] einsetzen würdet«, hatte John in jenem Brief vom 11. März an Willingham und Hannah Franklin weitblickend gebeten.

      Und die Vorsorge zahlte sich aus! Weil Flinders nämlich nach wie vor in England aufgehalten wurde, als Franklin dort Ende Mai eintraf, und die Eltern ihrem Schwager den Filius ans Herz gelegt hatten, stieg der lediglich um: von Yarmouth nach Sheerness, von der »Polyphemus« auf die »Investigator«. Allein die Zeit zum Umpacken des Seesacks war etwas knapp bemessen. Denn der Starttermin war auf den 7. Juni anberaumt.

      Matthew Flinders war siebenundzwanzig Jahre alt und seit Kurzem mit einer Schwester von Franklins Mutter verheiratet. Er hatte von 1791 bis 1793 eine Expedition mit dem durch die Meuterei auf der »Bounty« berüchtigten Kapitän William Bligh nach Tahiti sowie Westindien unternommen und war 1795 nach Neuholland gesegelt. Dessen Südküste hatte er bis 1800 auf mehreren Erkundungsfahrten besichtigt und aufgenommen und dabei den Nachweis des Insel-Charakters von Van-Diemens-Land (später Tasmanien) erbracht. Seit er die Früchte dieser Forschung in den Observations on the Coasts of Van Diemen’s Land, on Bass’s Strait and its Islands, and on Part of the Coasts of New South Wales (»Beobachtungen an den Küsten von Van-Diemens-Land, der Bass-Straße und ihren Inseln sowie Teilen der Küste von Neusüdwales«, 1801) vorgelegt hatte, galt er neben seinem Landsmann James Cook als einer der besten europäischen Kenner des Fünften Erdteils. Wobei sich das ›Wissen‹ aller seiner Wegbereiter – darunter der Spanier Luis Váez de Torres, der Niederländer Abel Janszoon Tasman und der Franzose Jean-François de Galaup Comte de la Pérouse – immer nur auf Abschnitte von Uferstreifen bezog. Wie also sah der Kontinent in toto aus? Wo verlief die Küstenlinie? War er vielleicht doch, wie seit Jahrhunderten vermutet, mit einer Landmasse am Südpol verbunden?

      Flinders hatte seinen Report dem Präsidenten der Royal Society, Sir Joseph Banks, gewidmet und dabei mit der Wurst nach der Speckseite geworfen. Und zwar so erfolgreich, dass er nur wenige Monate später auf Empfehlung solchen Gönners durch die Großadmiralität Seiner Majestät Georgs III. damit betraut worden war, möglichst viele Befunde über jene Terra incognita zu sammeln: geographische und nautische, botanische und zoologische, anthropologische und astronomische. »Haben Sie alle diese erwähnten Untersuchungen und Erforschungen vollbracht, so verlieren Sie keine Zeit, mit der unter Ihrem Kommando stehenden Korvette für weitere Befehle nach England zurückzukehren.« Eine Order, die ins Leere ging … Aber wie konnte Flinders das ahnen, als er am 7. Juli in Sheemess auf Sheppey in der Themsemündung die Leinen kappen ließ?

      1801 – welch ein Jahr für John Franklin! Er war Seemann geworden, hatte auf der Reede von Kopenhagen unter Nelson gekämpft, und jetzt, da eben sechs Monate verstrichen waren, befand er sich auf großer Fahrt um den halben Erdball. Und in einem Wettlauf! Denn den Offizieren der »Investigator« war bekannt, dass auf Drängen des französischen Weltumseglers Louis-Antoine de Bougainville das Direktorium in Paris den Kapitän Nicolas Baudin entsandt hatte, mit der »Géographe« ein ähnliches Unternehmen durchzuführen wie Flinders.

      Da war es kein allzu gutes Vorzeichen, dass der Engländer bei der Isle of Wight auf eine Sandbank lief. Erst bei Flut ging die Reise weiter: an der Iberischen Halbinsel entlang, den Atlantik hinunter bis zum Kap der Guten Hoffnung, von wo Franklin einen launigen Brief nach Spilsby schickte: Er sei nun »für die Chronometer verantwortlich, bestimme Positionen & cetera«. Weiter ging es, jetzt gen Osten, quer über den Indischen Ozean, immer parallel zum 40. Breitengrad, bis die »Investigator« Anfang Dezember die Südspitze Neuhollands erreichte, wo die Besatzung bald auf die ersten Eingeborenen stieß. In unfreiwilliger Allgemein-Menschlichkeit notierte Flinders nach einem Landgang seiner Soldaten: »Die roten Röcke mit den gekreuzten weißen Gurten wurden [von den Aborigines] sehr bewundert, da sie Ähnlichkeit haben mit der Art, wie sie sich selbst verzieren.«

      Bucht um Bucht, Riff um Riff, Kap um Kap wurde die Südküste Neuhollands fortan kartographiert: Längengrad um Längengrad, Woche um Woche, Messtischblatt um Messtischblatt. Dass am 22. Februar 1802 acht Männer auf der Suche nach einem Ankerplatz für ihr Mutterschiff mit einem Beiboot kenterten und ertranken und dass die »Investigator« am 8. April hinter der Känguru-Insel fürwahr der »Géographe« begegnete, ging in der exploratorischen Routine nahezu unter.

      John Franklin beklagte nach dem Treffen mit den Franzosen allerdings, dass er ihre Sprache nicht beherrschte. Ansonsten schrieb er in demselben, an seine Mutter gerichteten Brief aus Port Jackson, der Bucht von Sydney: »Vater betrachtet, wie ich inniglich hoffe, inzwischen die Wahl, die ich für mein Leben getroffen habe, mit größerer Gelassenheit. Er sieht doch: Es lag weder an einer flüchtigen jugendlichen Grille noch an der attraktiven Uniform noch an dem Bedürfnis, die Schule hinzuschmeißen, dass ich mich für diese Profession entschieden habe.«

      Es hätte eine glückliche Reise werden können … wenn die »Investigator« nicht ein Seelenverkäufer gewesen wäre. Sie war dermaßen morsch, dass sie bereits auf der Herfahrt Wasser aufsog wie ein Schwamm. Am Ende, im Juli 1803, als Flinders Neuholland bis hinauf nach Arnhemland umrundet hatte (seine Karten waren noch im Zweiten Weltkrieg gültig!), konnte man ihren Rumpf mit einer Planke durchstoßen. Da gab Flinders das Schiff auf; seine Crew zerstreute sich … Dass er selbst auf dem Rückweg nach England auf Mauritius in französische Gefangenschaft geriet und sechseinhalb Jahre lang festgehalten wurde, ist eine traurige Geschichte für sich.

      John Franklins Heimreise dagegen stand unter günstigeren Sternen. Er war zunächst mit der »Rolla« nach Kanton und dann von hier aus mit der »Earl Camden« auf verschlungenen Wegen nach England gesegelt. Dort stieg er am 6. August 1804 wohlbehalten das Fallreep hinab.

      Sir Nathaniel Dance, der Kommandant der »Earl Camden«, bescheinigte dem Seekadetten: »Ich könnte aus der Besatzung meines Schiffes kein einziges Mitglied benennen, das in Würdigung СКАЧАТЬ