Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Читать онлайн книгу Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold страница 13

СКАЧАТЬ viele Erinnerungen, die mich wachhalten«, antwortet er leise.

      Ich klammere mich an jeden seiner Sätze, weil sie mir dabei helfen, nicht mehr an das zu denken, was geschehen ist. »Willst du mir davon erzählen?«

      »Ein andermal vielleicht.« Er schweigt kurz. »Ist dir kalt? Du zitterst ja.«

      Ich nicke verlegen und halte überrascht die Luft an, denn er rutscht dichter an mich heran und zieht mich in seine Arme. Diese intime Umarmung lässt mein Herz schneller schlagen. Am liebsten würde ich mich wieder von ihm lösen und ihm sagen, dass es sich nicht gehört, sich so zu berühren, wenn man nicht verheiratet ist, aber seine Wärme! Sie tut so gut!

      Also atme ich aus und kuschle mich in seine Arme. »Danke«, flüstere ich an seiner Brust, bevor wir eine Weile schweigend so daliegen.

      »Willst du mir erzählen, wie du blind geworden bist?«, unterbricht Mikael schließlich die Stille.

      Ich zucke mit den Schultern. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich konnte noch nie sehen. Ich bin so zur Welt gekommen.«

      »Oh«, macht er. »Dann hast du sie also noch nie gesehen, die Welt.«

      »Ich sehe sie«, widerspreche ich. »Mit meinen anderen Sinnen. Ich fühle sie, rieche sie … schmecke sie. Und ich höre sie. Ich verlasse mich sehr auf meine Ohren. Jetzt gerade zum Beispiel höre ich deinen Herzschlag. Ich höre den Bach in der Ferne und das Feuer neben uns, ich höre Saga, wenn sie sich bewegt, ihren sanften Atem. Das Rascheln der Bäume. Die Tiere, die sich im Wald bewegen.«

      Er schweigt, und ich bin mir sicher, dass er selbst lauscht, um die Geräusche zu entdecken, die ich ihm gerade geschildert habe.

      »Wieso bist du so offen mir gegenüber?«, stelle ich ihm die Frage, die mich schon vom ersten Moment an beschäftigt.

      »Meine Schwester hat ihr Augenlicht mit zwölf Jahren verloren. Wir wissen nicht genau, wieso. Erst wurde ihre Sicht immer schlechter, dann wurde alles dunkel. Überwiegend zumindest. Wenn die Lichtverhältnisse stimmten, konnte sie Schatten sehen und sich daran orientieren.« Gedankenverloren streicht er über meinen Oberarm. »Ihre Erkrankung hat sie so traurig gemacht. Jeden Tag hat sie dafür gebetet, endlich wieder den Sonnenaufgang sehen zu dürfen. Aber der Wunsch wurde ihr nicht gewährt.«

      »Das tut mir leid.«

      »Das muss es nicht«, erwidert er. »Es ist ja nicht deine Schuld.«

      Der Gedanke, dass ich nicht der einzige blinde Mensch in dieser Welt bin, beruhigt mich irgendwie. »Was hat ihr am Sonnenaufgang am besten gefallen?«

      »Sie mochte es, wie die Welt aufwacht«, erzählt er. »Der Morgen war für sie ein frischer Start. Die Chance, es besser als am Tag zuvor zu machen. Dinge richtig zu machen, ihr Leben lebenswert zu gestalten. Sie war verrückt, meine kleine Schwester.«

      »Sie hört sich sehr sympathisch an.«

      »Das war sie.« Der Schmerz in seiner Stimme ist nicht zu überhören. »Ihr Name war Aurora.«

      »Was ist mit ihr geschehen?«, frage ich nach.

      »Sie ist von einer Brücke gestürzt«, antwortet Mikael leise. Ich kann ihm anhören, dass er nicht daran glaubt, dass es ein Unfall gewesen ist. Er denkt, seine Schwester hätte sich das Leben genommen. Vielleicht wusste er es sogar, doch er behielt das Geheimnis für sich, damit man sie auf einem Friedhof bestatten konnte.

      Ich beschließe, ihn nicht danach zu fragen. Es tut ihm immer noch weh.

      »Das tut mir leid«, flüstere ich.

      »Mir auch«, entgegnet er, bevor wir still bleiben und unseren Gedanken nachhängen. Sein Körper wärmt mich auf und schenkt mir ein Gefühl von Geborgenheit, obwohl ich noch nie einsamer gewesen bin als in diesem Augenblick.

      »Mikael?«

      »Hm?«

      »Wohin gehen wir jetzt?«

      Er schweigt einen Moment und denkt nach. »Nun, ich muss zurück nach Christiania. Was du machst … ist deine eigene Entscheidung. Du könntest mich begleiten und dem König helfen.«

      Ich atme laut aus. »Selbst, wenn ich ihm helfen wollte, wüsste ich nicht, wie.«

      »Dann finden wir es heraus«, erwidert Mikael fest entschlossen.

      ❤

      Der Bach, zu dem ich mich hinunterbeuge, um mir das Gesicht und die Hände zu waschen, plätschert munter vor sich hin. Das Wasser ist eiskalt, aber es riecht sauber. Ich wische mir mit meinem Tuch das Gesicht trocken, löse meinen Zopf und flechte ihn neu, bevor ich schließlich zu Mikael und Saga zurückkehre. Saga scharrt ungeduldig mit den Hufen. Mikael kann ich nicht hören, er muss noch am Bach sein.

      »Hallo, meine Schönheit«, begrüße ich das Pferd und strecke vorsichtig eine Hand aus. Einen Augenblick später zucke ich dennoch zusammen, als ihr heißer Atem meine Finger umspielt. Sie schmiegt ihre Nüstern in meine Handfläche und wartet darauf, dass ich sie streichle. Überrascht über ihre Zuneigung hebe ich auch die andere Hand und fahre damit über ihren Nasenrücken. Ihr Fell ist weich und warm und ich frage mich unwillkürlich, welche Farbe es hat. In meinen Gedanken ist Saga hell und riesig und hat dunkle, einfühlsame Augen.

      Sie bewegt ihren Kopf und drückt ihn gegen mich, so dass ich einen Schritt zurück machen muss. Ein Kichern kommt über meine Lippen. Es freut mich, dass sie mich mag.

      »Ich sehe schon, ihr beide braucht mich gar nicht mehr.« Mikael kommt zu uns und greift nach meiner Hand, um etwas hineinzulegen.

      »Ein Apfel?«

      »Du kannst ihn dir mit Saga teilen, wenn du möchtest. Ich hab’ noch mehr gefunden.«

      Ich bedanke mich und beiße zweimal vom Apfel ab, bevor ich ihn der Pferdedame hinhalte. Zaghaft nimmt sie ihn auf und hinterlässt eine Spur Speichel auf meiner Handfläche, die ich belustigt an meinem Rock abwische.

      »Du siehst aus, als könntest du dich nicht entscheiden, ob du angeekelt oder glücklich sein sollst«, meint Mikael.

      Ich lache auf und bin überrascht darüber, dass es mir bei ihm so leichtfällt, obwohl so viele schreckliche Dinge geschehen sind. »Die einzigen Tiere, mit denen ich mir sonst das Essen geteilt habe, waren unsere Hühner. Aber die haben nicht aus der Hand gefressen. Das ist ein ganz anderes Gefühl.«

      Saga stupst mich an und bettelt nach weiteren Äpfeln. Ich fange ihren Kopf mit beiden Händen ab und streichle ihr noch einmal über den Nasenrücken, bevor wir unsere Sachen am Sattel befestigen und aufsteigen.

      »Kannst du sie mir beschreiben? Saga?«, frage ich, während das Pferd gemächlich los trabt.

      »Hm«, macht Mikael an meinem Ohr. »Sie ist wunderschön. Ihr braunes Fell glänzt in der Sonne fast rot-«

      »Braun? Ich war fest davon überzeugt, dass ihr Fell so hell ist, dass es im Dunkeln leuchtet.«

      »Da muss ich dich leider enttäuschen.« Mikael greift die Zügel um und rutscht etwas dichter hinter mich, um es sich bequemer zu machen. »Wenn sie zuhört, bewegen sich ihre Ohren. Und wenn ich ihr in die СКАЧАТЬ