Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Читать онлайн книгу Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold страница 8

СКАЧАТЬ Mann neben ihr hebt eine Braue und mustert mich neugierig. Ich trotze seinem Blick und verschränke die Arme vor dem Oberkörper, weil ich mich wie ausgezogen fühle. Das muss an diesen grünen Augen liegen oder den geschwungenen Lippen oder … vielleicht auch an seinem Bartschatten oder der Narbe auf seiner Wange, die von einem Messer stammen könnte. Er kann nicht viel älter sein als ich und stammt aus ähnlichen Verhältnissen, denn er trägt eine elegante Jeans und einen blauen Pullover, der teuer aussieht. Und doch ist er anders als die anderen Männer in seinem Alter. Seine Haltung ist nicht nur elegant und angemessen, sie ist gleichzeitig so viel mehr.

      Wachsam beinahe. Fast so, als wäre er jederzeit bereit, es mit einer Horde wilder Tiere aufzunehmen.

      Irritiert über meine Gedanken reibe ich mir durchs Gesicht. Als ich meinen Arm sinken lasse, fällt mir auf, dass der Stoff schwarz gefärbt ist.

      »So ein Scheißdreck«, fluche ich und beiße mir sofort auf die Lippen. Gott, ich hätte mehr Zeit mit anderen Mädchen und ihren Barbies verbringen sollen und weniger mit den Männern vom Flugplatz. Aber Alexander hebt einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Er ist einer dieser Menschen, über die man alles wissen möchte.

      Mama schnalzt mit der Zunge. »Tut mir leid, Alexander«, sagt sie an unseren Besucher gewandt. »Louisa ist manchmal …« Sie hebt hilflos die Hände.

      »Sehr sympathisch«, fällt Alexander ihr ins Wort. Die Überraschung über seine Worte übertrumpft die Enttäuschung darüber, dass Mama sich schon wieder für mich entschuldigen will. Ich schaue zu ihm und erkenne in seinem Blick, dass er es vollkommen ernst meint.

      Ohne auf Mama zu achten, kommt er zu mir und streckt mir eine Hand entgegen. Ich ergreife sie misstrauisch. Sie ist warm und trocken, trotzdem entgehen mir die rauen Stellen nicht, die von körperlicher Arbeit zeugen. Damit hätte ich bei dem Outfit und dem Auto vor der Tür nicht gerechnet.

      »Freut mich, dich kennenzulernen, Louisa.« Der Klang meines Namens jagt mir einen Schauder über den Rücken. Ich vergesse tatsächlich meine Erziehung und bringe kein Wort hervor. Er hat eine angenehme Stimme, sein leichter Akzent zeigt, was sein Name längst aussagt: Seine Wurzeln liegen irgendwo im Osten. Mama seufzt enttäuscht, sodass ich meinen Blick wohl oder übel von Alexander lösen muss, um sie anzusehen. Sie hebt eine Braue und erinnert mich an gutes Benehmen.

      »Die Freude ist ganz meinerseits«, schieße ich hervor, bevor sich unsere Hände voneinander lösen.

      »Du solltest dich frischmachen.« Mama verschränkt die Arme vor der Brust. Ihre sonst so sanften Züge sind angespannt, ihre Augen funkeln mich wütend an. »Habe ich dir denn gar nichts beigebracht?«

      »Ich glaube, Louisa ist eine von den Frauen, die bei jeder Gelegenheit gut aussehen – auch mit Öl im Gesicht«, meldet sich Alexander verschmitzt zu Wort. Ich erstarre und werde knallrot.

      Er zwinkert mir zu, bevor er sich meiner Mutter zuwendet und sie in ein Gespräch verwickelt, um sie von mir abzulenken. Ich schaue seinem breiten Kreuz hinterher und unterdrücke ein irres Kichern, während ich mir einrede, dass das Gefühl in meiner Magengrube an seinem östlichen Akzent liegt oder daran, dass sein Lächeln so sympathisch ist. Aber in Wahrheit muss es wohl daran liegen, dass mich gerade zum ersten Mal ein Mann vor meiner Mutter verteidigt hat.

      Kurz vor Österreich, 2018

      Ein Mann

      ❤

      »Alles okay?« Mein Freund wirft mir einen besorgten Blick zu, bevor er seine Konzentration wieder auf die Straße richtet.

      »Geht schon«, presse ich hervor und versuche das irritierende Gefühl in meiner Magengrube zu unterdrücken.

      Er lacht. »Solltest du dich nicht nach all den Jahren an Autos gewöhnt haben?«

      Ich grummle verstimmt und halte mich fest, während er die nächste Serpentine mitnimmt. »Du fährst ja auch wie ein Rennfahrer.«

      »Ein paar Vorteile muss unser Leben doch haben«, erwidert er und beschleunigt, bevor er kurz vor der nächsten Kurve wieder abbremst. Jedem anderen hätte ich schon den Kopf abgerissen, aber er ist nun schon so lange mein Freund, dass wir fast wie Brüder sind. Da fällt es mir schwer, ihn zur Sau zu machen, weil er Spaß hat.

      Ich versuche mich abzulenken, in dem ich über Freya nachdenke und darüber, ob wir sie wirklich mitten in den Alpen finden werden. Ich bezweifle, dass wir den Hinweis auf ihren Aufenthaltsort richtig gedeutet haben, denn laut Internet befindet sich dort … nichts.

      Nur Berge, Blumenwiesen und Geröll.

      Nicht, dass Hexen sich nicht vor den Augen neugieriger Menschen schützen könnten, aber vor Satelliten und GPS? Irgendwann erreicht auch Magie ihre Grenzen.

      »Meinst du, Freya befindet sich wirklich dort?« Mein Freund verliert den Spaß daran, mich mit seiner Fahrerei zu ärgern, wenn ich nicht darauf reagiere. Gut so. »Ich meine, müsste sie nicht längst … tot sein?«

      »Sie ist eine Hexe«, erwidere ich, als würde das alles erklären. Aber das tut es nicht. »Wenn jemand das Geheimnis der Unsterblichkeit kennt, dann ist es Freya.«

      Mein Freund seufzt. »Das hört sich alles ganz schön verrückt an. Aber andererseits ist unser Leben sowieso nicht normal. Wieso also nicht auch noch unsterbliche Hexen?«

      Ja, wieso nicht? Wenn Gestaltwandler es schaffen, ewig zu leben, muss es auch für Hexen oder sogar Menschen möglich sein … oder? Was ist an uns schon großartig anders? Abgesehen von den offensichtlichen Dingen natürlich.

      »Was machen wir, wenn wir angekommen sind? Haben wir einen Plan?«

      Ich lache auf. »Du kennst mich doch. Hatte ich jemals einen Plan?«

      Mein Freund schüttelt mit dem Kopf, ein leichtes Grinsen auf den Lippen, und damit scheint alles gesagt. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Natürlich gibt es einen Plan, und der ist einfach: Freya finden, das zurückholen, was mir gehört, und mit ein bisschen Glück dabei sterben.

      Endgültig.

      Ein kleines Dorf in Norwegen, 1768 n. Chr.

      Freya

      ❤

      Sie leben noch.

      Manche von ihnen.

      Erleichtert höre ich, wie ihre Kleidung raschelt und ihre Schuhe auf dem Boden aufkommen. Sie rappeln sich auf und ziehen sich eilig zurück. Mein Atem geht hektisch, ich kämpfe mit der Übelkeit und den Tränen. Ich wünschte so sehr, ich könnte etwas sehen, damit ich den Ausweg aus diesem Grauen finde.

      »Freya?«

      Ich erstarre beim Klang meines Namens. Mikael. Wieso ist er noch hier? Nach allem, was gerade geschehen ist? Wie-

      »Darf ich dich berühren?«

      »Was?«, frage ich verwirrt. Wieso fragt er das?

      Er kommt näher und bleibt kurz vor mir stehen. An seinen СКАЧАТЬ