Название: Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel
Автор: Luzia Pfyl
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Frost & Payne - Die gesamte Staffel
isbn: 9783958344112
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»Fünfhundert«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Dr. Baxter hob fragend die Augenbrauen. »Als Vorauszahlung. Weitere eintausend werden fällig, sobald ich die Waffe bei Ihnen abliefere.« Das war sehr viel Geld. Davon könnte eine mittelständische Familie zwei Jahre leben. Doch der Auftrag würde ein verdammt heißes Pflaster werden und ihr womöglich Schwierigkeiten verursachen, gegen die sie sich lieber absicherte. Außerdem stand das Königshaus dahinter. Die konnten es sich leisten.
Baxter sprang aus dem Stuhl hoch. Sein Gesicht zeigte eine rasche Abfolge an Emotionen. »Sie werden mir helfen, den Prototypen zu finden? Sie nehmen den Auftrag an? Das ist wunderbar, Miss Frost! Aber fünfhundert Pfund?«
»Im Voraus. Das sind meine Bedingungen. Sie arbeiten für das Königshaus und kennen bestimmt ein paar Leute, die Ihnen das Geld leihen können, Dr. Baxter.« Frost lächelte. »Ein Auftrag wie Ihrer verursacht eine Menge Extrakosten für mich, Sie verstehen.« Mal abgesehen von dem Risiko, das sie einging. Wer auch immer diese Waffe gestohlen hatte, würde nicht zimperlich sein, sie auch einzusetzen.
Mit leiser Genugtuung sah sie, wie Baxters Abwehr in sich zusammenfiel. »Also gut. Ich habe keine andere Wahl. Aber ich hoffe, Sie sind gut. Ich brauche den Prototypen bis Ende der Woche zurück, denn an diesem Samstag findet eine private Demonstration für einige sehr wichtige Herren statt.«
Beinahe hätte Frost den Handel verworfen. Bis Ende der Woche? Es war Dienstagnachmittag! Sie hatte nur etwas mehr als drei Tage Zeit, den Prototypen zu finden. »Dann mache ich mich wohl besser gleich an die Arbeit«, sagte sie und versuchte ein Lächeln aufzusetzen.
3.
Es regnete immer noch in Strömen, als die Kutsche in der Leather Lane direkt vor der Agentur anhielt. Frost klemmte ihren Regenschirm unter den Arm und stemmte die in Paketpapier eingewickelten Akten. In Gedanken dankte sie Sanderson noch einmal, dass er ihr die firmeneigene Kutsche zur Verfügung gestellt hatte, um zurück in die Agentur zu kommen. Es wäre die reinste Plackerei gewesen, hätte sie die Straßenbahn nehmen müssen. Die Tube war zwar trockener, aber bei Weitem dreckiger und noch dazu gefährlicher seit dem Streik. Die letzte Fahrt vor ein paar Tagen, als sie vor einer Bande chinesischer Schläger geflüchtet war, hatte ihr gereicht. Außerdem kam sie wegen mangelndem Kleingeld viel zu selten in den Genuss einer Kutschfahrt durch das regnerische London. Das war den reicheren Bürgern vorbehalten.
Mit raschen Schritten eilte sie die kurze Treppe hinauf und drückte mit dem Ellbogen die Türklinke auf. »Helen, ich bin wieder da!«, rief sie und schloss mit dem Fuß die Tür hinter sich. Sie stellte den Schirm an die Wand und schaute auf. Da saß jemand an ihrem Schreibtisch und las Zeitung. Mit den Stiefeln auf dem Tisch.
»Mr. Payne«, sagte sie so freundlich wie möglich und ließ dabei das schwere Aktenbündel auf den Tisch fallen. Jackson Payne zuckte zusammen und erschrak so sehr, dass er beinahe rückwärts vom Stuhl gekippt wäre. »Wie schön, dass Sie mich besuchen kommen.«
Payne schaute missmutig zu ihr auf und versuchte, die zerknüllten Seiten der Zeitung zu glätten. »Haben Sie Steine eingekauft, Miss Frost?«
»Anscheinend geht es Ihnen besser, Ihr amerikanischer Charme ist wieder da«, erwiderte sie über die Schulter, während sie sich aus dem Mantel schälte. Sie reichte ihn dem Hausmädchen, das soeben aus der Küche kam. »Helen, machst du uns Tee, bitte?«
»Sehr wohl, Miss. Ich habe frische Scones gebacken.«
»Wunderbar.« Frost nahm ihre Tasche zur Hand und ging hinüber zu einem der Bücherregale neben dem Schreibtisch. Dort ging sie in die Hocke und fuhr mit dem Finger den Buchrücken entlang. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Payne sie beobachtete. Sie fand die richten Bücher und zog daran.
»Ein seltsames Versteck für einen Tresor«, meinte Payne.
»Nicht im Geringsten«, gab Frost zurück und drehte am Zahlenschloss. »Die meisten Einbrecher suchen einen Tresor auf Augenhöhe, weil sie sich da auch in den meisten Fällen befinden. Ich mag Königin Victoria, doch ich vertraue ihr mein Geld nicht an.« Mit einem Schmunzeln deutete sie auf das Porträt, das hinter Payne über dem Schreibtisch hing.
»Viel zu offensichtlich«, stimmte er zu. »Aber Bücherregale ebenfalls.«
»Nicht unterhalb der Knie.« Frost klopfte auf den festen Block aus Büchern, der neben ihr auf dem Boden stand. »Die habe ich eigenhändig zusammengeklebt. Echte Bücher. Ich fand diese Blöcke aus falschen Pappmacheewälzern schon immer viel zu amateurhaft.« Die Tür des Tresors quietschte, als sie daran zog. Die gähnende Leere, die ihr entgegenkam, versuchte sie zu ignorieren. Ein paar wichtige Papiere befanden sich im Tresor, mehr nicht.
Sie holte die beiden Bündel Banknoten aus der Tasche. Payne pfiff durch die Zähne. Frost schmunzelte, sagte aber nichts. Sie legte die fünfhundert Pfund zu den Papieren und verschloss den Tresor wieder. Noch immer war sie etwas erstaunt, dass Baxter ohne Weiteres auf ihre Bedingungen eingegangen war. Der Mann war offensichtlich verzweifelt. Noch während Frost Kopien aller Personalakten gemacht hatte, hatte er Sanderson angerufen. Und der hatte kurz darauf die fünfhundert Pfund gebracht, ohne Fragen zu stellen.
Eine mahnende Stimme in Frosts Hinterkopf wies sie immer wieder darauf hin, dass insgesamt 1500 Pfund Honorar viel zu viel waren und man sie wegen Wucher ins Gefängnis stecken würde, doch die Bündel Banknoten im Tresor fühlten sich momentan einfach viel zu gut an, um sich Sorgen zu machen.
Sie schob den Bücherblock zurück an seinen Platz und stand auf. »Sollten Sie nicht noch im Bett liegen, Mr. Payne?«, fragte sie, als Helen den Tee und die Scones brachte. Es war erst eine gute Woche her, seit er sich einen Holzpfahl aus dem Körper gezogen und auf dem Weg zur Agentur in Frosts Armen zusammengebrochen war. Mittlerweile war auch sie davon überzeugt, dass die Explosion, die seine Wohnung zerstört hatte, ein Mordanschlag gewesen war. Payne konnte von Glück reden, hatte man die falsche Wohnung in die Luft gejagt.
Der Pinkerton murrte und legte die Zeitung beiseite. »Sie klingen wie meine Frau.«
»Und Sie sitzen auf meinem Platz«, gab sie zurück und wartete, bis Payne ihren Sessel freigeräumt und sich einen der anderen Stühle herangezogen hatte. »Danke. Sie sind sich also sicher, dass Sie bereits arbeiten können?«
Payne griff nach einem der Scones und biss herzhaft hinein. »Ich bin mir sicher, dass ich in spätestens ein paar Tagen ins Irrenhaus eingeliefert werde, wenn ich die Wände meines Wohnzimmers noch länger anstarren muss.« Frost hob eine Augenbraue. »Soll ich Ihnen sagen, wie viele Schnörkel es auf der Tapete hat?«
»Nicht nötig.«
»648. 648 gekringelte und gefranste Schnörkel!«
Frost hob die Hände. »Okay, okay. Ich glaube Ihnen. Meine Güte, Payne, Sie sind ja schlimmer als ich.«
»Also, heißt das, Sie lassen mich arbeiten?«
Frost ließ ihn eine Weile schmoren, während sie ihren Tee trank und ein paar Bissen von Helens vorzüglichen Scones aß. Ja, sie hatte den Pinkerton angeheuert und ihm sogar eine geschäftliche Partnerschaft angeboten. Er konnte gut mit Waffen umgehen, und sie konnte seine Expertise und Erfahrung als Pinkerton sehr gut gebrauchen. Außerdem hatte sie im Gegenzug versprochen, ihm bei der Suche nach seiner verschwundenen Tochter zu helfen.
Aber СКАЧАТЬ