Название: Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel
Автор: Luzia Pfyl
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Frost & Payne - Die gesamte Staffel
isbn: 9783958344112
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Cecilia presste die Lippen aufeinander. »Ich hätte Annabella niemals hierherbringen dürfen.«
»Und sie stattdessen bei mir gelassen? Ich war ständig unterwegs, meine Arbeit war gefährlich. New York hat genauso üble Ecken wie London.«
Cecilia griff nach ihrem Weinglas und leerte es in einem Zug. Payne runzelte wieder die Stirn. Er mochte es nicht, wenn seine Frau zu viel trank.
»Danke«, sagte sie dann und nahm seine Hand.
»Wofür?«
»Dass du zu mir zurückgekommen bist. Ich habe mir fürchterliche Sorgen gemacht und jeden Tag die Polizei erwartet, die mir mitteilt, man habe deine Leiche in der Gosse gefunden.«
Payne musste lächeln. Vielleicht konnte doch alles wieder wie früher werden. Fast alles.
»Miss Frost scheint mir eine respektable Person zu sein«, sagte Cecilia, als sie später an der Themse entlangschlenderten. Ihr Haus lag in Southwark, unweit des Borough Markets. »Etwas exzentrisch, aber respektabel. Wann beginnst du deine Arbeit bei ihr, Jackson?«
»Sobald mein Kratzer verheilt ist«, antwortete Payne und zwang sich, langsam durch den Schmerz zu atmen. Frost oder ihre Haushälterin musste die Wunde genäht haben, denn der Verband fühlte sich immer noch trocken an. Die Schmerzen allerdings waren nicht weniger geworden. Payne hoffte, dass der Holzpfahl keine Splitter hinterlassen hatte. Er wollte nicht unbedingt an einem Wundinfekt sterben, der durch einen winzigen Holzsplitter verursacht wurde.
»Gut. Morgen früh werde ich Dr. Miller holen lassen, damit er dich untersucht.« Cecilia schien zufrieden. »Und dann werden wir zu Scotland Yard gehen. Du hast heute einen Mann erschossen, Jackson.«
Payne ächzte auf. »Damit er mich nicht erschießt, Cecilia. Der Mann war ein… Jemand, der mit meiner Arbeit unzufrieden war. Er hätte uns alle erschießen können.«
»Trotzdem, Miss Frost und du, ihr solltet zur Polizei gehen und die Sache klären. Ich will nicht, dass du im Gefängnis landest. Mit dieser Schande könnte ich nicht leben.«
Payne schnaubte und wandte den Blick hinaus auf die Themse. Es herrschte Ebbe, und die dunklen Wasser schwappten sanft ans Ufer. Gusseiserne Aetherlaternen beleuchteten den Gehweg entlang des Flusses und warfen ihr helles Licht auf das Wasser und die umliegenden Häuserfassaden. Ein paar dutzend Meter vor ihnen rannten mehrere Gestalten hin und her. Payne sah die kleinen Lichtpunkte von getragenen Laternen. Wahrscheinlich nur irgendwelche Gauner.
»Jackson, was hältst du davon, wenn wir nächste Woche – Jackson? Hörst du mir überhaupt zu?« Cecilia fasste Payne am Arm und schaute ihn fordernd an. Paynes Blick war jedoch fest auf die Männer gerichtet, die gerade etwas aus dem Fluss zu ziehen schienen. Er kniff die Augen zusammen und ging näher.
»Jackson!«
Als Payne die marineblauen Uniformen der Polizei erkannte, hob er die Hand und gebot Cecilia, zurückzubleiben. »Warte hier.«
»Werde ich ganz bestimmt nicht«, gab Cecilia zurück und ging an Payne vorbei an die Mauerbrüstung. »Entschuldigen Sie bitte, Gentlemen«, rief sie laut, »ist hier etwas passiert?«
»Bleiben Sie zurück, Ma’am«, sagte einer der Polizisten. »Dies ist ein Tatort.«
Cecilia schaute zu Payne, dann drehte sie auf dem Absatz um und nahm die eiserne Treppe hinunter ans Ufer.
»Cecilia, bleib hier! Ach, verdammt.« Payne fluchte und ging seiner Frau hinterher. Manchmal wusste er nicht, wo die neugierige Forscherin aufhörte und die Frau, die er geheiratet hatte, anfing.
Einer der Beamten kam ihnen sogleich entgegen und breitete die Arme aus. »Ma’am, ich muss Sie bitten, zurückzubleiben. Sie auch, Sir.«
Payne stellte sich hinter Cecilia, als ein zweites Bündel aus dem Wasser gezogen wurde. Zwei Polizisten mühten sich ab und zogen es hinauf zu dem anderen Bündel, das bereits auf dem Kiesbett lag. Im Licht der Laternen konnte man die schmutzigen Schnüre sehen, die mit Schlamm vollgesogenen Stoffe und die Algen, die sich darin verfangen hatten. Das zweite Bündel fiel auseinander, als die Männer es den letzten Meter über den Kies hievten.
»Oh, mein Gott«, rief Cecilia aus und schlug geschockt die Hände vor den Mund. Einer der Polizisten würgte. Payne nahm Cecilia am Arm und führte sie ein paar Schritte weg. Er selbst jedoch konnte den Blick nicht von dem Bündel nehmen. Alles, was er sah, war dunkles, langes Haar und der schmale Arm eines Jugendlichen.
Er musste sich vergewissern. Kurzerhand ließ er Cecilia stehen und ging langsam zu den Männern, die um die Bündel herumstanden. Auf ihren weißen Gesichtern zeigte sich Schock, Entsetzen und Mitleid.
»Machen Sie das zweite auf«, sagte jemand, ein anderer zückte ein Messer. Bestialischer Gestank fuhr ihnen entgegen, als die Stoffe sich lösten und ein zweites Gesicht zum Vorschein kam.
Payne schaute genauer hin. Es waren tatsächlich Jugendliche. Er schätzte sie etwa auf zwölf oder dreizehn Jahre. Die Erleichterung, dass es sich bei dem Mädchen nicht um Annabella handelte, verursachte ihm weiche Knie. Annabella war erst sechs.
»Chief, hier stimmt etwas nicht«, sagte einer der Männer, der neben dem Jungen kniete. Sofort wandte sich jeder zu ihm um. Der Polizist deutete auf den Arm des Jungen.
»Was bei allen Teufeln?«, fluchte der angesprochene Sergeant fassungslos und bekreuzigte sich. Die Männer raunten einander zu, doch Payne verstand nicht, was sie sagten. Er starrte auf den Arm des Jungen. Er bestand gänzlich aus Metall.
Die Polizisten kamen in Bewegung und schauten sich nun auch das Mädchen genauer an. Sie wurden schnell fündig. Das linke Kniegelenk war ebenfalls mechanisch. Die messingfarbenen Metallplatten waren mit Rost überzogen. Dort, wo die Haut auf das Metall traf, konnte man grässliche Verwachsungen und Entzündungen sehen. Dunkelrote Adern bildeten ein groteskes Netz auf der bläulichen Haut.
Payne hatte genug gesehen und erhob sich. Cecilia stand etwas abseits stocksteif da und war kreidebleich im Gesicht. »Es ist nicht Annabella«, sagte er zu ihr, worauf sie nickte und nach seiner Hand griff. Ihre Finger krallten sich in seine Haut.
»Officer, holen Sie Dr. Hastings«, hörten sie den Sergeant befehlen. »Und danach benachrichtigen Sie Commissioner Lovett. Er ist wieder da.«
Ende des 1. Teils
II
Die mechanischen Kinder
1.
Sein Atem ging rasselnd, als er durch den langen Flur eilte. Immer wieder schaute er über die Schulter zurück, doch niemand schien ihm zu folgen. Die stahlbeschlagene Box, die er an sich klammerte, wog schwer in seinen Armen. Der Inhalt war unbezahlbar und obendrein der Schlüssel zu ihrem weiteren Vorhaben.
Er fegte die schier endlose Wendeltreppe hinauf. Oben in der Fabrikhalle hielt er inne, um zu Atem zu kommen. Ein Gefühl des Triumphes stieg in ihm empor. Er hatte es geschafft. Sie hatten ihm viel Geld geboten, um es zu stehlen, aber für die СКАЧАТЬ