Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl
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Читать онлайн книгу Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel - Luzia Pfyl страница 31

СКАЧАТЬ atmete tief durch und legte die halbfertige Pistole zurück auf den Tisch. »Die bin ich«, sagte sie und musterte den Mann. Er war groß und schlaksig, Sommersprossen zierten seine lange Nase, und in den blauen Augen funkelte Schalk. »Dr. Baxter, nehme ich an.«

      »Äh, ja, Finnley Baxter, sehr erfreut.« Er hielt inne, als er sah, wie Frost die Waffe in seiner Hand anstarrte. »Oh, verzeihen Sie.« Er drückte auf einen kleinen Knopf an der Seite der Waffe. Sofort setzte sich eine Mechanik in Gang. Das Stütznetz um den Arm faltete sich in sich zusammen, ebenso wie mehrere Teile der Waffe selbst. Gleich darauf sah sie aus wie ein normaler Revolver, wenn auch etwas überdimensioniert. »Ich war gerade dabei, eine Reihe von Tests zu machen.«

      »Ziemlich beeindruckend«, gab Frost zu. Sehr beeindruckend sogar. Eine solche Waffe hatte sie noch nie gesehen.

      »Einer aus einer Reihe von Prototypen«, sagte Dr. Baxter mit sichtlichem Stolz. »Wir arbeiten hier mit den neuesten Technologien. Aber ich vermute, das interessiert Sie alles wenig.« Er lächelte und ging voran in einen angrenzenden Raum.

      Frost zuckte mit den Schultern und schaute sich weiter um, während sie Baxter folgte. »Ein wenig«, log sie. Sie war zwar nicht gerade ein Waffennarr, doch es schadete nie, auf dem neuesten Wissensstand zu sein. »Sie stellen hier in Ihrer Fabrik also Waffen her, Dr. Baxter?«

      »Meine Fabrik? Oh nein, ich bin nur einer von vielen Angestellten.« Er lachte verlegen und legte die Waffe in eine gepolsterte Box, die er sorgsam verschloss. »Ich bin verantwortlich für die Entwicklung neuartiger Waffensysteme. Alles hier ist streng geheim. Bestimmt haben Sie die Kontrollen vor der Schleuse gesehen.«

      Frost nickte. »So etwas habe ich mir schon gedacht.«

      »Sehen Sie, wir arbeiten für das Königshaus. Man will verhindern, dass die Preußen oder die Russen unsere neuesten Waffen ausspionieren. Seit den letzten Zwischenfällen auf der Krim und im Kongo mehr denn je.«

      Frost erinnerte sich, etwas darüber in der Times gelesen zu haben. Vor ein paar Monaten gab es Scharmützel auf der Krim, während denen mehrere russische Soldaten umgekommen waren. Selbst wenn der Krieg mehrere Jahrzehnte zurücklag, so war die Krim immer noch ein Pulverfass. Und im Kongo stritten sich die Briten mit den Preußen um die Vorherrschaft in der Kolonie.

      »Die Sicherheitsvorschriften hier sind aber sicherlich nicht der Grund, weswegen Sie mich haben herkommen lassen, Dr. Baxter.«

      Der Wissenschaftler nickte und wirkte auf einmal betrübt. »Ich habe Ihre Anzeige in der Zeitung gesehen. Sie sind eine Privatdetektivin.«

      »So etwas in der Art. Ich beschaffe verloren gegangene oder verschwundene Dinge.« Frost musterte Baxter. »Ihnen wurde etwas gestohlen.«

      Baxter nickte und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. »Einer der Prototypen. Er ähnelt der Waffe, die Sie vorhin gesehen haben. Das Spezielle an ihm ist …« Er drehte sich um und öffnete den Kasten wieder. »Lassen Sie es mich Ihnen demonstrieren.« Auf Knopfdruck vergrößerte sich der seltsame Revolver, die metallene Stütze umschmiegte Baxters Unterarm, und der Lauf verdoppelte sich. Baxter stellte sich einige Meter entfernt vor eine Wand, an der mehrere Zielscheiben hingen. »Kann sein, dass es etwas laut wird. Treten Sie bitte zurück.«

      Frost ging zwei Schritte nach hinten und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust. Sie war gespannt, was diese seltsame Waffe draufhatte. Sie sah jedenfalls schwer aus, Dr. Baxter musste seine Hand mit der anderen stützen, um den Revolver ruhig zu halten. Ein elektrisches Knistern erfüllte die Luft, und der zweite Lauf leuchtete grünlich auf.

      Der Knall des Schusses war gewaltig. Ein heller Lichtblitz flammte auf. Frost drehte sich weg, den Arm schützend vor dem Gesicht.

      »Was sagen Sie, Miss Frost? Nicht schlecht, oder?« Baxter strahlte über das ganze Gesicht, als er die Waffe zum zweiten Mal zusammenfaltete und in die gepolsterte Box legte.

      Frost rang nach Atem. In der Wand prangte ein Loch von einem halben Meter Durchmesser. Die Zielscheibe war beinahe vollständig verschwunden, nur einzelne verbrannte Fetzen hingen noch. »Meine Güte. Ich bin beeindruckt. Was war das?«

      »Sie meinen den Lichtblitz? Die ursprüngliche Idee dahinter stammt von Nikola Tesla. Genialer Mann. Wir haben seine Technik etwas verbessert und in eine Handfeuerwaffe gepackt. Es gibt noch ein paar Unstimmigkeiten, aber wir arbeiten daran.« Baxter grinste. »Leider möchte Mr. Tesla in New York bleiben, statt für uns zu arbeiten.«

      Frost war sich angesichts dieser enormen Feuerkraft nicht ganz so sicher, wo bei Tesla (und Baxter) Genie an Wahnsinn grenzte. Sie wollte sich nicht ausmalen, was für Folgen es hatte, wenn solche Waffen in den regulären Handel gerieten oder auf breiter Fläche vom Militär eingesetzt wurden.

      »Und der andere Prototyp, der gestohlen wurde, kann das selbe?« Baxter nickte. Ihr wurde flau im Magen.

      »Ich habe den Diebstahl gestern Morgen bemerkt.«

      »Warum haben Sie nicht Scotland Yard verständigt?«

      »Mein Boss weiß nichts davon«, gab Dr. Baxter zu und wrang zerknirscht die Hände. »Stellen Sie sich vor, was für einen Aufruhr es gäbe, wenn die Polizei hier auftauchte und die Sache breiter bekannt würde.« Er seufzte. »Der Prototyp soll auf der Weltausstellung in etwas mehr als zwei Monaten der Öffentlichkeit vorgestellt werden.«

      Frost runzelte die Stirn. Sie hatte etwas darüber gelesen. Im Mai fand in South Kensington eine Weltausstellung für Erfindungen und Wissenschaften statt. Die besten Köpfe aus aller Herren Länder werden sich in London versammeln und mit ihren neuesten Erfindungen angeben. Angeblich sollen auch Mitglieder des Königshauses anwesend sein.

      »Ich hatte gehofft, Sie können mir helfen, Miss Frost.« Baxter schaute sie erwartungsvoll an.

      Sie überlegte eine Weile. Hier waren die Regierung und das Militär involviert. Die Sache könnte heikel werden, sehr sogar. Eigentlich wollte sie sich aus politischen Angelegenheiten heraushalten.

      Aber ihre Neugierde war geweckt. Und sie musste zugeben, dass Dr. Baxter ihrem Ego schmeichelte, weil er ausgerechnet sie anheuern wollte. »Wann haben Sie die Waffe zuletzt gesehen?«

      »Freitagabend. Ich habe wie immer den Tresor abgeschlossen. Über das Wochenende ist niemand in der Fabrik.«

      »Heute ist Dienstag«, meinte Frost und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie sagten, Sie hätten den Diebstahl gestern bemerkt. Warum rufen Sie mich erst jetzt?«

      »Ich hatte geglaubt, dass ich den Prototypen nur verlegt habe. Ich bin manchmal so vertieft in meine Arbeit, dass ich etwas zerstreut werde«, gab Baxter zu. Frost verzog den Mund. Typisch Wissenschaftler, dachte sie.

      »Gibt es Verdächtige? Einer Ihrer Mitarbeiter vielleicht? Wer wusste sonst noch, dass Sie hier diese Prototypen herstellen, und wer hatte Zugang?«

      Baxter ließ sich seufzend in einen Stuhl fallen und fuhr sich durch die Haare, was sie noch wirrer abstehen ließ. »Zu viele, fürchte ich. Wir haben dreiundsechzig Wissenschaftler, Mechaniker, Dampf- und Aethertechniker, mich eingeschlossen. Dann sind da noch das Wachpersonal und Mr. Sanderson, der Sekretär meines Bosses.« Er schaute auf. »Aber ich kenne meine Leute, Miss Frost. Wir arbeiten für das Königshaus und sind ihm treu ergeben.«

      Frost schnaubte. »Es gibt Menschen, die würden für Geld ihre eigene Großmutter verkaufen.« Das war schlecht, СКАЧАТЬ