Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl
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Читать онлайн книгу Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel - Luzia Pfyl страница 30

СКАЧАТЬ hastete weiter durch die Halle. Es war dunkel und still. Die riesigen Maschinen ragten wie Ungetüme zu beiden Seiten auf. Er roch den alten Schweiß der Arbeiter, die tagsüber hier Schwerstarbeit verrichteten. Rußpartikel kitzelten seine Kehle.

      Am anderen Ende der Halle machte er einen Lichtschimmer aus. Eine einzelne Aetherlaterne stand neben einer Walze auf dem Boden. Drei Männer verharrten im Lichtkreis. Er beschleunigte seine Schritte. Sie warteten bereits auf ihn.

      »Hast du es?«, fragte der Anführer sogleich, als er nähertrat. Er nickte und hielt ihm den Koffer hin. »Gute Arbeit, Walker.«

      Walker schaute zu, wie der Anführer die Box an den zweiten Mann weitergab und in seinen Mantel griff. Als er das Klicken eines Revolvers hörte, machte Walker einen Schritt zurück.

      »Was soll das? Sie wollen doch nicht etwa … Falls Sie denken, ich bin nicht mehr für die Sache …«

      »Sei still, Walker. Dein ewiges Geschwätz von der Sache geht mir auf den Geist. Ihr Anarchisten widert mich an. Keinen Sinn für Ordnung und Disziplin.« Der Anführer trat einen Schritt näher. Walker konnte die Kälte in seinen Augen sehen. »Für meine Sache brauche ich dich nicht mehr.«

      Walker geriet in Panik. »Moment, warten Sie! Ich …«

      Der Schuss knallte laut in der Stille der Fabrikhalle. Walkers lebloser Körper sackte zu Boden.

      »Lasst ihn hier irgendwo liegen, aber nicht zu offensichtlich. Ich will nicht schon morgen früh das Yard hier haben.«

      Der Mann steckte den Revolver zurück in seinen Mantel. Er nahm die Box wieder an sich und ging hinaus in die Londoner Nacht.

      Frost stieg aus der Kutsche und trat als Erstes in eine riesige Pfütze. Sie unterdrückte im letzten Moment einen Fluch und schüttelte ihren nassen Stiefel aus. Ihre Begleitung, ein etwas steifer Privatsekretär namens Eric Sanderson, schaute sie mit einer hochgezogenen Braue an.

      »Verzeihung«, murmelte sie.

      »Hier entlang, bitte«, sagte der Mann und deutete auf einen Gebäudekomplex.

      Mehrere Fertigungshallen aus Backstein ragten vor ihnen auf. Aus den hohen Kaminen waberte schwarzer Rauch. Frost spannte ihren roten Regenschirm auf und folgte dem Privatsekretär über den Vorplatz.

      »Mr. Sanderson«, rief sie und musste ihre Schritte beschleunigen, um ihren Begleiter einzuholen. »Um was für eine Fabrik, sagten Sie, handelt es sich hier?«

      »Ich habe keine spezifische Fabrik erwähnt«, antwortete Sanderson, ohne seinen Gang zu drosseln, und steuerte auf die zweite Halle zur Linken zu.

      »Warum bin ich hier?« Beinahe wäre Frost erneut in eine Lache getreten. Mit einem ungelenken Ausweichschritt konnte sie das Desaster gerade noch verhindern. »Sie sagten, es sei dringend.«

      »Ich bin sicher, dass Dr. Baxter Ihre Fragen beantworten kann, Miss Frost. Ich wurde nur damit beauftragt, Sie hierherzubringen.« Sanderson öffnete eine Tür und bedeutete ihr, voranzugehen.

      Frost schüttelte ihren Regenschirm aus und trat ins Halbdunkel des Gebäudes. Einen Moment lang konnte sie kaum etwas sehen, dann gewöhnten sich ihre Augen an das dämmrige Aetherlicht. Sie folgte Sanderson einen langen Gang mit hohen Wänden entlang. Links und rechts gingen Türen ab, doch sie waren alle verschlossen. Dumpfe Schläge und das ferne Kreischen von Metallsägen drangen an ihre Ohren.

      Was dieser Dr. Baxter wohl von ihr wollte? Frost ging durch die Tür am Ende des Ganges, die Sanderson für sie aufhielt. Eine Treppe führte hinunter in die Tiefe.

      Sanderson war eine Stunde zuvor bei ihr in der Agentur aufgetaucht und hatte sie aufgefordert, ihn zu begleiten.

      »Wohin?«, hatte Frost gefragt. »Ich gehe nicht einfach so mit Fremden mit, Mr. Sanderson«, fügte sie sarkastisch hinzu, was den Mann allerdings nicht zum Lächeln verleitete.

      »Southwark. Dr. Baxter wird Ihnen alles erklären.« Mehr hatte der Sekretär nicht verraten wollen, und auch auf der Kutschfahrt hatte Frost vergeblich versucht, ihn zum Smalltalk zu verleiten.

      Sie erreichten das Ende der Treppe, und Frost tauchte aus ihren Gedanken auf. Es war kalt hier unten, und die kahlen Wände sahen selbst im orangen Aetherlicht grau aus. Wie tief sie sich wohl unter der Erde befanden? Und was produzierten die hier, dass man es so tief unten tun musste?

      Vor ihnen befand sich eine Schleuse. Zwei Männer traten aus einem angrenzenden Raum. Sanderson zeigte einen Ausweis und wandte sich dann zu Frost um.

      »Miss Frost, ich muss Sie bitten, den Herren Ihre Tasche zu zeigen.« Frost hob verwundert die Augenbrauen. »Reine Sicherheitsmaßnahme, Sie verstehen. Jegliche Arten von Lichtbildapparaten sind verboten, Waffen ebenfalls.«

      Sie war etwas überrascht, händigte den Wachmännern jedoch ihre Schultertasche aus. Es befanden sich keine für eine Frau ungewöhnlichen Sachen darin. Das Messer, welches sie wie immer unter ihrem Korsett trug – ein Relikt aus ihren Tagen bei der Organisation –, war gut verborgen. Aber sie glaubte nicht, dass die Männer sie einer Leibesvisitation unterziehen würden.

      Sanderson nickte zufrieden, und sie bekam ihre Tasche zurück. Einer der Wachmänner presste auf einen Knopf an der Wand, worauf die Schleuse sich zischend öffnete.

      Wieder folgte ein langer Gang. Frost linste im Vorbeigehen neugierig in die Räume, die davon abzweigten. Sie sah Werkhallen mit langen Tischen, an denen Mechaniker und Wissenschaftler emsig bei der Arbeit waren. In einem der Räume stand etwas, das verdächtig nach einer Kanone aussah. Mehrere Techniker waren mit Schweißarbeiten daran beschäftigt.

      »Hier werden Waffen hergestellt«, bemerkte Frost, doch sie bekam wieder keine Antwort. Sanderson blieb vor einer offenen Tür stehen und schaute sie freundlich an.

      »Dr. Baxter wird alle Ihre Fragen beantworten, Miss Frost. Bitte entschuldigen Sie mich nun, meine Arbeit ruft.« Mit einem Nicken zum Abschied ließ er sie stehen und ging den Gang zurück zur Schleuse.

      Frost stand unsicher in der Tür und schaute in den Werkraum. Niemand war zu sehen. »Hallo?«, rief sie und ging einige Schritte in den Raum. »Dr. Baxter?«

      Der Arbeitstisch direkt vor ihr war beladen mit Werkzeug, Schrauben und Metallstücken. Links an der Wand stand eine Kugel auf einem weiteren Tisch. Sie war groß wie eine Wassermelone, grüne Blitze leckten darin an den Glaswänden entlang. Irgendwo zischte es rhythmisch. Frost ging am Arbeitstisch entlang und studierte die Gegenstände darauf. Lötkolben, Schraubenzieher, Bunsenbrenner. Etwas, das aussah wie eine halb zusammengeschraubte Pistole, nahm sie in die Hand und betrachtete es neugierig.

      Aus dem Nichts tauchte ein Mann auf der anderen Seite des Tisches auf. Beinahe hätte Frost den Gegenstand in ihrer Hand fallen lassen.

      »Sie haben mich erschreckt«, sagte sie und stieß den Atem aus.

      Der Mann trug eine Schweißerbrille und einen weißen Laborkittel. In der rechten Hand hielt er eine Waffe, die einem Revolver ähnelte, doch sie war viel größer. Zudem war sein Arm bis fast zum Ellbogen in ein metallenes Gitter gehüllt, das zur Waffe zu gehören schien.

      »Verzeihen Sie«, sagte er und schob sich mit der freien Hand die Schutzbrille in die СКАЧАТЬ