Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel - Luzia Pfyl страница 34

СКАЧАТЬ war nicht die erste Leiche, die er sah, doch wenn sie so jung waren …

      »Keine äußerlichen Anzeichen von Verletzungen. Male an Hand- und Fußgelenken, vermutlich war er gefesselt. Zeitpunkt des Todes lässt sich nicht mehr feststellen, da er einige Zeit im kalten Wasser war.« Dr. Taylor konsultierte sein Klemmbrett. »Blutuntersuchung ergab, dass er …«

      »Moment«, unterbrach Jones ihn, was ihm einen kalten Blick von Taylor einbrachte, und trat näher an den Tisch. »Das nennen Sie keine äußerliche Verletzung? Der Junge hat eine Hand aus Metall.«

      »Sehr gut, Inspektor. Darauf wäre ich nie gekommen.«

      »Fahren Sie fort, Dr. Taylor«, unterbrach Lovett scharf, bevor Jones etwas erwidern konnte.

      Taylor schürzte die Lippen, wandte sich dann jedoch wieder seinem Klemmbrett zu. »Meine Blutuntersuchung ergab, dass er vermutlich an einer Sepsis gestorben ist. Außergewöhnlich hohe Anzahl an weißen Blutkörperchen.«

      »Ebenfalls offensichtlich«, murmelte Jones. Die Wunde am Handgelenk des armen Teufels war feuerrot und entzündet. Trotz des Wassers war der klebrige Eiter immer noch deutlich vorhanden. Dunkle Striemen zogen sich den ganzen Arm hinauf bis in den Brustkorb.

      »War es also Mord?«, wollte Commissioner Lovett wissen.

      »Wenn man nur meine Befunde anschaut, dann nein«, sagte Dr. Taylor und schaute den Commissioner kühl an. »Das Opfer weist keine Stich- oder Schussverletzungen auf. Es befand sich kein Wasser in der Lunge. Er ist an einer schweren Sepsis gestorben, und der Tod ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eingetreten, bevor man ihn in die Themse geworfen hat. Allerdings«, Dr. Taylor machte eine Pause und hob die Hand, bevor Jones die Gelegenheit bekam zu protestieren, »allerdings möchte ich in diesem Fall meine persönliche Meinung anfügen.«

      Lovett nickte. »Ich bitte darum, Doktor.«

      »Eine Körpermodifikation dieses Ausmaßes ist unethisch. Kein lizenzierter Arzt wird eine solche Operation vornehmen. Die Idee dahinter ist nicht neu – denken Sie nur an die Kriegsveteranen –, doch die Technik ist sehr unausgereift.« Er schaute von Lovett zu Jones. »Dieser Junge war gesund, als man ihm die Hand entfernt hat. In meinen Augen eine völlig unnötige und amoralische Operation.«

      »Sie wollen damit also sagen, dass jemand vorsätzlich in Kauf genommen hat, dass dieser Junge leiden und am Ende sterben wird?«, präzisierte der Commissioner.

      »Exakt.«

      Lovett drehte sich zu Jones um. »Ich habe genug gehört. Folgen Sie mir, Inspektor.«

      Jones eilte dem Commissioner hinterher, froh, aus dem grässlichen Raum entkommen zu können. In seinen langen Jahren als Mitglied der Polizeikräfte hatte er sich nie damit anfreunden können, dass Tote und Mordopfer in Leichenzimmern aufbewahrt wurden, um sie zu untersuchen. Taylor nannte die neueste Methode, die er anwendete, Forensik. In Jones' Augen reiner Humbug.

      »Sir, darf ich fragen, warum Sie zu den Archiven gehen und nicht zurück in den Gemeinschaftsraum?«

      »Dane hat die alten Akten noch nicht bekommen. Ich hatte meine Zweifel, ob er tatsächlich wieder zurück ist, doch nun haben wir den Beweis.« Lovett öffnete die Tür zum riesigen Archiv von Scotland Yard. Der Frischling, der hinter dem Empfangstresen saß, erschrak sich so sehr, dass er beinahe vom Stuhl gefallen wäre.

      »Er?«

      Lovett nickte und scheuchte den Kadetten unter einem Vorwand davon. Stille stülpte sich über den düsteren Raum. Im Licht, das durch die trüben Fensterscheiben fiel, tanzten Staubflocken.

      »Vor zwanzig Jahren hat er schon einmal gemordet. Das müssten Sie wissen, Jones, Sie lasen damals doch schon Zeitung, nicht?«

      Jones verzog den Mund. »Vor zwanzig Jahren war ich frisch in die Polizei von Edinburgh eingetreten. Edinburgh und London waren damals eine halbe Welt voneinander entfernt. Außerdem hatten wir unsere eigenen Probleme da oben.«

      Lovett strich seine Weste etwas zu fest glatt. »Wie dem auch sei. Sie sind heute der beste meiner Männer, Jones. Deswegen habe ich Sie auch mit dem Fall betraut, nicht diesen Faulpelz Dane. Wir haben schon drei Leichen. Vier weitere werden folgen, wenn Sie den Killer nicht schnell finden.«

      Jones schaute zu, wie Lovett die Schubladen eines Kabinetts durchsuchte und dann eine dicke Akte daraus hervorzog. »Warum sieben?«

      »Damals haben die Morde nach dem siebten Kind aufgehört, und wir haben jede Spur verloren. Ich möchte nicht, dass sich das wiederholt.« Lovett drückte ihm die Mappe in die Hände. Jones las die Worte, die darauf geschrieben waren.

      »Die mechanischen Kinder?«

      »War Inspektor Welshs Idee. Ich war damals noch Sergeant und stand meistens in der Empfangshalle hinter dem Tresen.« Lovett räusperte sich und schaute Jones eindringlich an. »Welsh hat jedes Fitzelchen an Information, welches wir damals hatten, gesammelt. Arbeiten Sie sich in den Fall ein, und tun Sie es schnell. Er könnte bereits das nächste Opfer in seiner Gewalt haben.«

      »Ich werde Hilfe brauchen. Constable Manju war mir beim letzten Fall eine große Unterstützung.«

      Lovett nickte. »Nehmen Sie sie hinzu, aber schärfen Sie ihr ein, dass die Sache äußerst heikel ist. Kein Wort zur Presse oder irgendjemandem, der nichts mit dem Fall zu tun hat. Haben Sie mich verstanden, Inspektor?«

      Jones nickte, worauf Lovett ihn stehen ließ. Er sah noch einmal auf die handschriftlichen Worte auf der Mappe. Die mechanischen Kinder. Wie passend.

      »Nilima Manju, hören Sie auf, mit Sergeant Beckett zu flirten und kommen Sie her«, rief er laut, als er in den Gemeinschaftsraum stapfte. Eine junge Frau indischer Abstammung schrak zusammen, raffte jedoch sofort ihre Röcke und eilte an Jones' Schreibtisch. Ihre vielen goldenen Armreifen klimperten bei jeder Bewegung.

      »Ich dachte, Sie seien verheiratet«, brummte Jones und musterte kurz ihr Gesicht. Nicht eine Spur von Scham.

      »Und ich dachte, Sie seien keine Klatschtante«, gab Manju zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Neuer Fall?«, fragte sie dann und deutete mit dem Kinn auf die vergilbte Mappe.

      »Vom Commissioner persönlich. Holen Sie uns Kaffee, das wird eine lange Nacht.«

      Im Borough Market herrschte reger Betrieb, als Payne daran vorbeiging, doch er warf nur einen kurzen Blick auf die Händler und deren Stände, die sich unter dem Gewicht der zum Kauf angebotenen Ware bogen. Frost erwartete ihn bei der Waffenfabrik, die sie gestern besucht hatte. Sie hatte darauf bestanden, dass sie in aller Herrgottsfrühe mit der Befragung der Verdächtigen anfingen.

      Southwark wurde von den Fabriken beherrscht. Hinter dem Bahnhof ragten die ersten Schlote in den Himmel und verpesteten die Luft. Payne hätte sehr viel gegeben, nördlich der Themse zu wohnen, doch hier waren die Häuser fast so günstig wie in Whitechapel. Nur der Slumcharakter fehlte, was vor allem Cecilia sehr schätzte.

      Er schlang sich den Schal über Mund und Nase, um sich vor dem Smog zu schützen. Zweimal musste er Arbeiter nach dem Weg fragen, die Backsteinhäuser und Hallen sahen alle gleich aus. Als er endlich durch das weit offen stehende Tor der richtigen Fabrik trat, sah er Frost schon von Weitem winken. Sie stand etwas abseits einer Halle, СКАЧАТЬ