Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl
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Читать онлайн книгу Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel - Luzia Pfyl страница 18

СКАЧАТЬ handelt – mit einem tibetischen Einband, der allein schon eine Sensation darstellt? Ich würde sagen wertvoll, sehr wertvoll.«

      »Gut, das ist schon alles, was ich wissen wollte. Die Versicherung wird sich freuen.« So unauffällig wie möglich schlug sie den Folianten in die Tücher ein und nahm ihn wieder an sich. »Wären Sie so lieb und würden mir den Hinterausgang zeigen, Jonah?«

      Alarmiert flackerte Nevilles Blick auf. »Hinterausgang? Sind sie hier?«

      Frost nahm seinen Arm und ging mit ihm gemäßigten Schrittes durch die Halle. Hinter sich hörte sie das Rücken zweier Stühle. »Bleiben Sie ganz ruhig.«

      »Sie haben die Organisation direkt hierhergeführt«, zischte Neville ängstlich und schaute hastig über die Schulter zurück. Frost hätte ihm am liebsten in die Seite geboxt. Neville war ein Nervenbündel.

      Sie erreichten das hintere Ende der Halle, und Neville öffnete eine Seitentür, die zu den privaten Studienräumen führte. »Geradeaus bis zum Ende des Ganges, dann die zweite Tür rechts.«

      »Danke, Jonah«, sagte Frost und steckte das Buch in ihre Tasche. »Verstecken Sie sich in einem der Räume hier, und beeilen Sie sich. Sie sind hinter mir her, nicht hinter Ihnen.« Sie hoffte inständig, dass das der Wahrheit entsprach.

      Neville nickte und verschwand in einem der Zimmer. Frost schaute über die Schulter. Zwei der vier Männer hatten das Ende der Halle beinahe erreicht. Als sie Frost im Durchgang sahen, beschleunigten sie ihre Schritte.

      Frost verlor keine weitere Sekunde und drehte sich um. Mit schnellen Schritten eilte sie den breiten Flur hinab.

      »Stehen bleiben!«, rief einer der Männer auf Chinesisch.

      Frost bog um die Ecke, entdeckte die richtige Tür und zog daran. »Verdammt!« Abgeschlossen. Schnell ging sie in die Hocke und drückte die rechte Handfläche an das Schloss. Hinter ihr hörte sie die immer schneller werdenden Schritte. Das Schloss schnappte auf, und Frost riss die Tür auf. Eisige Luft umhüllte sie, als sie das Britische Museum verließ.

      Dann begann sie zu rennen.

      Payne saß auf einer Bank im Greenpark und schaute ein paar Kindern zu, wie sie einen Schneemann zwischen den Bäumen bauten. Ihm war schweinekalt. Der stinkende Mantel, den er gefunden hatte, wärmte nicht im Geringsten. Payne hoffte inständig, dass Newman pünktlich kam und ihn nicht länger in der Kälte warten ließ.

      Noch immer trug er die selben Kleider wie vor zwei Nächten, als man seine Bleibe in die Luft gejagt hatte. Auf dem Hemd prangten ein riesiger eingetrockneter Blutfleck und ein Loch. Zum Glück konnte man beides unter dem Mantel nicht sehen. Payne wusste, dass er auch so einen nicht gerade eindrucksvollen Anblick bot.

      »Sie sehen erbärmlich aus«, sagte Newman, der sich in diesem Moment neben ihn auf die Bank setzte, wie zur Bestätigung.

      »Sie haben sich Zeit gelassen«, erwiderte Payne und setzte sich gerade hin. Er musterte Greysons Sicherheitschef von der Seite. Wie immer trug dieser maßgeschneiderte Kleidung und einen sehr teuer, aber auch sehr warm aussehenden Mantel.

      »Es ist Montag. Wie immer an einem Montag habe ich sehr viel zu tun und nicht gerade die beste Laune. Also, was soll die Geheimniskrämerei? Sie schrieben im Telegramm, dass sie nicht persönlich zu mir ins Büro kommen können.«

      »Man hat versucht, mich umzubringen.« Payne machte eine kreisende Bewegung mit dem Finger vor seinem Gesicht. »Das erklärt auch das.«

      Newman hob die Augenbrauen. »Wurden Sie verletzt?«

      »Nur ein Kratzer«, log Payne und räusperte sich. Die Wunde pochte ununterbrochen. Vielleicht sollte er doch noch einen Arzt aufsuchen. »Ich glaube, ich bin auf einer heißen Spur. Vermutlich steckt der Sammler hinter dem Anschlag. Man beobachtet mich, schon seit Längerem.«

      »Und was wollen Sie nun von mir?«

      Payne schaute Newman direkt an. »Sie wissen mehr über die Schlüsselmacherin, als Sie mir weismachen wollen. Ich habe mich zwei Tage vergebens nach ihr umgehört, aber niemand will etwas von ihr wissen.« Er zögerte kurz. »Außerdem brauche ich Geld. Alles, was ich besaß, ist im Feuer verbrannt.«

      Newman stieß die Luft zwischen den Zähnen aus und ließ sich zurückfallen. Payne befürchtete schon, mit der Frage nach Geld zu weit gegangen zu sein, als er doch noch antwortete. »Sie führt seit ein paar Monaten eine Agentur in Holborn.«

      »Die Schlüsselmacherin?«

      »Angeblich soll sie nun Zivilistin sein. Nennt sich Lydia Frost – ob das ihr richtiger Name ist, wissen wir nicht. Meine Informanten sicherten mir jedoch zu, dass es sich bei dieser Frau um die Schlüsselmacherin handelt.« Newman schaute Payne eindringlich an. »Auch ohne den Russen im Rücken hat sie immer noch mächtige Kontakte, Payne. Seien Sie vorsichtig.«

      Payne nickte und schluckte einen harten Kloß hinunter. Newman kramte in den Taschen seines Mantels und drückte ihm dann ein Bündel Geldscheine in die Hände.

      »Das sollte fürs Erste reichen. Das ziehe ich Ihnen aber vom Lohn ab, dass Ihnen das klar ist.«

      »Danke.« Wieder zögerte Payne. »Ich brauche eine Waffe. Mein Revolver war in der Wohnung.«

      »Die abgebrannt ist, ja, ich verstehe.« Newman seufzte und drückte ihm zwei weitere Scheine in die Hand. »Gehen Sie zu Sebastian in Cheapside.«

      Sebastian in Cheapside stellte sich als der Besitzer eines winzigen Buchladens heraus. Payne stand in der Mitte des Raumes und wagte kaum, sich zu bewegen, aus Angst, einen der Bücherstapel umzuwerfen und damit eine Kettenreaktion auszulösen. Jeder Zentimeter war vollgestellt, die schiefen und wackeligen Büchertürme reichten teilweise bis unter die Decke.

      Licht fiel kaum durch das einzige Fenster, dessen Glasscheiben so dreckig waren wie die Nacken von Kohlearbeitern. Eine Aetherlampe hing über dem Tresen in der hintersten Ecke. Es roch muffig nach altem Papier und Kleber. Payne schlängelte sich vorsichtig zwischen den Büchertürmen darauf zu.

      »Hallo?«

      Als sich niemand meldete, klopfte er laut auf die Holzplatte des Tresens.

      »Sind Sie auf der Suche nach einem bestimmten Buch, Sir?« Payne machte einen erschrockenen Satz, als wie aus dem Nichts plötzlich ein untersetzter Mann mittleren Alters unter dem Tresen hervorsprang.

      »Waren Sie da unten?«, fragte er und beugte sich hinüber. Doch er sah nur noch mehr Bücher.

      »Ich kann Ihnen jedes Buch beschaffen, das Sie suchen, Sir«, plapperte der Mann los. Das Aetherlicht spiegelte sich auf seiner Halbglatze, als er sich verschwörerisch über den Tresen beugte. »Selbst die etwas unkonventionellen, Sie verstehen.«

      »Ich bin eigentlich hier wegen …«, fing Payne an, unterbrach sich jedoch, als eine Straßenbahn direkt vor dem Laden vorbeiratterte. Das bläuliche Licht der Funken drang durch das dreckige Fenster, und die Büchersäulen begannen gefährlich zu wackeln. »Mr. Newman schickt mich.«

      Die wässrigen Augen des Buchhändlers wurden groß. »Oh, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Folgen Sie mir.«

      Payne СКАЧАТЬ