Ein Kerl wie Samt und Seide. Will Berthold
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein Kerl wie Samt und Seide - Will Berthold страница 23

Название: Ein Kerl wie Samt und Seide

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711726945

isbn:

СКАЧАТЬ game«, beendete Teddy-Boy den Flaschen-Poker. »I have a better idea, a splendid one.«

      Seine blendende Idee war selbst für den Gastgeber überraschend: Die männlichen Mitspieler mußten den Blauen Salon verlassen und im Badezimmer duschen; sie hätten, wie Pepper grinsend feststellte, eine Abkühlung auch dringend nötig.

      Die Mädchen okkupierten inzwischen die Liegen.

      Eine blieb leer.

      »Und das ist die Niete«, erklärte Teddy-Boy. »Ich lösche das Licht, verlasse den Raum, und die Girls nehmen Platz. Jeder muß sehen, wie er im Dunkeln zurechtkommt. Wer mogelt, wird vom Spiel ausgeschlossen. Any questions?«

      Aber er würgte alle Fragen ab, sah auf die Uhr und löschte demonstrativ das Licht. »Ich zähle bis drei«, sagte er dann, ging auf den Gang und löschte auch hier das Licht. Nur noch spärlicher Mondschein versilberte den Blauen Salon.

      »One – two – three!« gab er das Startsignal.

      Der erste Durchgang war ein voller Erfolg, zumal der Playmaster freiwillig die Niete gezogen hatte.

      »Stop«, rief Pepper nach zehn Minuten ins Getümmel. »Ich erkläre jetzt den Ablauf der zweiten Runde.«

      Unten in der Wohnhalle ging es inzwischen eher dezent als wild zu. Einige Paare tanzten cheek bei cheek oder saßen nebeneinander in tiefen Clubsesseln, hielten sich an den Händen, waren froh, daß sie einander hatten und keine dritten brauchten. Nicht alle wußten, was sich oben abspielte, aber die meisten ahnten es. Einige, die man sogar unter Stubbys Günstlinge aufgenommen hätte, wollten das paradiesische Spiel als Adam und Eva und nicht als ganze Bodengruppe erleben.

      »I like Angel«, sagte Doc MacKinley zu seiner Halberoberung.

      Er saß mit ihr an der Bar, streichelte ihre Haare, bewunderte ihre Augen, ihre Stirne, ihren Mund – bewunderte eigentlich alles in dieser Moonlight-Mood, er zog sie an sich.

      Seine Hände gingen auf Entdeckung, mehr tastend als fordernd, genau wie sie es mochte.

      Sie küßten sich.

      »I love Angels«, sagte er, als sie sich freimachte.

      »Angels?« fragte die Brünette.

      »One Angel alone«, versetzte der Doc.

      Sie standen auf und tanzten sich in die Zweisamkeit. Links herum, Wechselschritt. Mitunter blieben sie stehen, lehnten sich aneinander. Sie hatten keinen Blick mehr für die anderen und schon gar kein Gefühl für die Zeit. Ihre Hände wurden kühner, bewußter; sie wurden reif füreinander.

      »Where do we go?« fragte MacKinley, »zu dir oder zu mir?«

      »Zu mir geht es nicht«, antwortete Angel, »und zu dir will ich nicht.«

      »Warum?«

      »Maybe education«, entgegnete sie und lächelte wie die Sphinx von Mittersendling. »Maybe experience. Vielleicht eroberst du mich eines Tages«, sagte sie anzüglich, »aber bestimmt nicht am ersten Abend.«

      Es war eine Antwort – auch wenn sie ihn vertröstete –, wie der junge Arzt sie mochte. Und das letzte Wort wäre ja noch nicht gesprochen. Sie traktierten einander weiter mit Zärtlichkeiten, bis kurz nach Mitternacht ein schriller Mädchenschrei durch das Haus gellte.

      Alle Anwesenden hörten ihn und sagten später übereinstimmend, sie hätten gleich gespürt, daß im ersten Stock etwas Furchtbares vorgefallen sein mußte.

      »Sorry, Angel«, entschuldigte sich MacKinley und machte sich von dem Mädchen los.

      Als Arzt war er gewohnt, Erste Hilfe zu leisten. Er hastete nach oben. Auf der Treppe stieß er Charly beiseite, dann fiel er fluchend über einen Kleiderberg, rappelte sich wieder hoch, suchte und fand den Lichtschalter.

      Die Paare im Blauen Salon fuhren flatternd auseinander wie Hühner, in deren Stall ein Iltis eindringt.

      »Was ist los?« fragte der Arzt First-Lieutenant Pepper.

      »Er rührt sich nicht mehr«, sagte eines der Mädchen mit weinerlicher Stimme.

      Der Mediziner starrte auf die Liege, auf der Colonel Williams lag, nackt bis auf seinen Ehering.

      Während sich der Doc über den Hausherrn beugte, begannen sich die ersten so verstohlen anzuziehen, wie sie sich ausgezogen hatten, nur viel zielstrebiger.

      MacKinley fühlte Stubbys Puls, hob seine Augenlider, versuchte eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Dann richtete er sich auf, zuckte die Schultern, betrachtete die Mädchen mit den verschwitzten, zerzausten Haaren und ihre verstörten Galane, die nichts mehr mit ihnen im Sinn hatten.

      »Shit«, sagte der Doc. »Stubby is dead. Tot«, wiederholte der Captain mit dem Äskulapstab. »Daran ist nicht zu rütteln. Fragt sich nur, ob er an einem Herzschlag gestorben oder vergiftet worden ist.« Er sah, daß sich Silversmith davonmachen wollte. »Alle bleiben hier«, ordnete er an. »Auch Sie, Major. Und keiner rührt hier bis zum Eintreffen der CID etwas an!«

      MacKinley ging nach unten und belebte telefonisch einen schläfrigen Wachhabenden in der Zentrale der ›Criminal Investigation Division‹. Er ließ sich die Privatnummer des Chefs geben und riß Jim Zielinsky aus dem ersten Schlaf.

      »Immer Colonel Williams«, brummelte der Major benommen: »Sind wieder Eisenbahn-Waggons verschwunden, die dann –« Mitten im Satz erfaßte er, daß der neue Chef des Alabama- und Indiana-Depots unter dubiosen Umständen gestorben war. »Give me ten minutes«, sagte er und hängte auf.

      Zielinsky schaffte es in 13 Minuten nach Schleißheim zu kommen. Er traf fast gleichzeitig mit den anderen CID-Leuten ein: ein grauer Mann mit eisgrauen Augen, fast unförmig groß, ein unbequemer Typ, der Major Silversmith nicht vergessen würde, daß er von ihm einmal als ›Prolet in Uniform‹ betitelt worden war.

      Während des ersten Augenscheins fragte der Major nichts und sagte auch nichts. Er war vor dem Krieg Assistent der Mordkommission in Philadelphia gewesen und hatte sich in Frankreich als Tapferkeitsoffizier aus dem Mannschaftsstand emporgeboxt. Wenn die Beteiligten bisher noch nicht realisiert hatten, was auf sie zukommen würde, so machten sie sich spätestens jetzt klar, daß Colonel Bud C. Williams einen handfesten Skandal hinterlassen hatte.

      »So – nun bist du an der Reihe, Henry«, sagte Zielinsky zu MacKinley, »was hast du festgestellt?«

      »Keine Schußverletzung. Herzversagen, womöglich aus natürlicher Ursache – oder nach Einnahme von Gift. Klarheit kann nur die Obduktion ergeben.«

      »Natürliche Ursache ist gut«, erwiderte Zielinsky mit sattem Hohn. »Alle, die hier im Raum sind, waren dabei, als Williams gestorben ist?« wandte sich der Investigator an die Umherstehenden. »Es fehlt keiner?«

      »Keiner«, bestätigte der Arzt. »Ich war natürlich nicht im Raum, als es geschah«, setzte er hinzu. »Ich habe mich unten aufgehalten und bin erst nach oben gejagt, als ich den Schrei hörte.«

      »Du bist den ganzen Abend unten gewesen?« vergewisserte sich der CID-Major. MacKinley nickte.

      »Schwein gehabt«, stellte Zielinsky trocken fest.

      Seine СКАЧАТЬ