Название: Ein Kerl wie Samt und Seide
Автор: Will Berthold
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788711726945
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Der Militär-Arzt pflügte sich durchs Gewühl, knapp und schnell machte er seinen Waffenbrüdern klar, daß er eine Option ausnützen wolle.
»Hello, pretty girl«, begrüßte er die 20jährige und zog sie zunächst einmal beiseite: »Would you like a drink?« fragte er.
»Oh, yes«, erwiderte die Brünette und musterte ihn nicht ohne Interesse. »Orange-juice with a little bit of gin, please.«
Auf Uniformen verstand sie sich – auf amerikanische wie auf deutsche –, und so stellte sie fest, daß der Flirt-Partner ein Mediziner im Rang eines Captains war.
Sie zündete sich eine Zigarette an, schlug Attacken einiger Bewerber ab, während sie auf MacKinley wartete. Der Doc unterschied sich nicht nur durch Witz und Überheblichkeit von den anderen. Die lange Brünette merkte, daß ihr selbstgeschneidertes Kleid – knielang, ärmellos, nur andeutungsweise dekolletiert – ankam, es konturierte ihre Figur, und die weiße Fallschirmseide ließ nicht erkennen, ob sie deutschen oder alliierten Ursprungs gewesen war.
»Thanks for waiting«, sagte der von der Bar zurückkehrende MacKinley.
»Thanks for the drink«, bedankte sich die Brünette.
»My name is Henry«, stellte er sich vor.
»And I am Angel«, entgegnete sie.
»A fallen angel?« fragte der Doc. »Ein gefallener Engel?«
Sie lachten beide.
Dann wurde sie ernsthaft. »Be careful«, versetzte sie. »Ich bin zwar lustig, aber das bringt noch gar nichts. Was sind Sie für ein Arzt?« fragte sie dann.
»Chirurg«, erwiderte er. »Mögen Sie Ärzte?«
»Solange sie mich nicht behandeln«, antwortete Angel und lachte über sein verdutztes Gesicht. »Meine Mutter behauptete immer: ›Der Arzt im Haus ersetzt den Kurpfuschern«
MacKinley sah, wie sich First-Lieutenant Pepper auffällig in ihrer Nähe herumtrieb und immer wieder hersah, wie ein kleiner Köter, der sich an den größeren Hund nicht heranwagt, aber ihn auch nicht aus den Augen läßt. Der Zuchtmeister unzüchtiger Spiele hatte begonnen, Stubbys Südsee-Insulanerinnen zu rekrutieren und dabei über Angel offensichtlich anders disponiert als der Penicillin-Distributor.
»To hell with you, Teddy-Boy«, sagte MacKinley mit herzlicher Verachtung. »Listen: Angel is my date. Any doubts?«
»You egoist«, maulte der Liebes-Manager.
Nach seinem unwilligen Abgang pickte er rasch zwei andere Gespielinnen auf und zog sie über die freitragende Treppe nach oben. Die Beletage bestand aus einem großen Salon, zwei Schlafgemächern und zwei Badezimmern. In allen fünf Räumen standen die Türen offen, war das Licht moduliert und die Musik gedämpft.
Die Kulisse des künstlichen Paradieses stand. Sowie sie mit Adams und Evas bevölkert wäre, würde der Kellner Charly die Treppe bewachen und den Körperreigen vor ungebetenen Mitwirkenden schützen.
Major Silversmith hatte sich als erster nach oben gestohlen, stumm und nüchtern wie ein Trappisten-Mönch, wenn auch nicht so enthaltsam. Colonel Williams, der Hausherr, putzte sich im Badezimmer die Zähne, zum dritten Mal schon, aus Verlegenheit, nicht aus Reinlichkeit. Wenn Stubby bei den verbotenen Spielen auch voll bei der Sache war, hatte er doch davor und danach Hemmungen – ein nur zeitweilig unsauberer Puritaner.
Teddy-Boy schleppte Sissy und Daisy an. Dann kam das Sandwich und führte an der linken Hand First-Lieutenant Sears und auf der anderen Seite Freddy Sillitoe, den Captain der Militär-Polizei, der sich zur Zeit außer Dienst fühlte. Sie segelte wie eine stolze Fregatta mit zwei kleinen Begleitschiffen in die Arena erfüllbarer Träume.
Im Blauen Salon stand es jetzt sechs zu vier. Pepper flitzte noch einmal nach unten, um das Defizit auszugleichen. Es ging nicht so schnell. Die Erwartungsbangen fürchteten schon, dieses Mal mit schiefer Schlachtordnung in das Matratzengefecht ziehen zu müssen, aber auf Teddy-Boy war wenigstens halbwegs Verlaß; er hatte noch eine Glutäugige, wenn auch zweite Wahl, aufgetrieben. »Angel ist nicht loszueisen«, raunte er dem Gastgeber zu. »Der lousy Doc hat sie einfach einkassiert. Nichts zu machen.«
Charly bezog auf der Treppe Posten.
First-Lieutenant Pepper begann die Spielregeln zu erklären: »Bottle-Poker«, sagte er mit angehobener Stimme. »Flaschen-Poker.«
Die Mitspieler setzten sich in berechneter Zwanglosigkeit auf die bereitgelegten Kissen am Boden.
»Probelauf«, startete er das Spiel und setzte eine leere Weinflasche mit einer Rechtsdrehung in Schwung. »Auf wen der Flaschenhals zielt, der muß ein Kleidungsstück ablegen. Wenn der Wurf ungenau ist, wird wiederholt. Der Verlierer darf dann die Flasche drehen. Everything okay?« fragte er. »I am starting now.«
Der Hals der leeren Flasche deutete auf das Sandwich; die Weizenblonde schleuderte lässig ihren linken Schuh in die Mitte, griff dann nach der Flasche, drehte sie und erzielte, unter dem Gelächter aller, ein Selbsttor. Sie entledigte sich ihres rechten Schuhs. Interessanter würde es für die Umsitzenden erst, wenn die Ostpreußin beim nächsten Mal die Strapse ihrer hauchfeinen Nylons lösen müßte.
Es ging munter weiter. Der Sinn des Spiels war, daß möglichst rasch, möglichst alle, möglichst nackt herumsaßen. Wie ein Ritter vor dem Turnier seine Rüstung anlegt, muß ein Matratzen-Matador vor dem Match sich seiner Kleidung entledigen. Und die Bottle kreiselte und drehte sich rechtsherum bei dem linken Spiel, das Teddy-Boy in einem anderen Kreis mit dem Satz charakterisierte: »Eine leere Bottle dreht sich um die vollen Flaschen.«
Stubby, den Hausherrn, erwischte es als nächsten; er zog schwitzend und keuchend seine Uniformjacke aus. Das brandneue Chicken-Emblem auf den Schulterstücken geriet wie zufällig unter einen hohen Stöckelabsatz. Der vierte Wurf war strittig und mußte wiederholt werden.
Es ging munter weiter. Einmal zierte sich eines der Mädchen und mußte von der Gruppe zur Räson gebracht werden. Auch keiner der Männer war darauf erpicht, sich als erster im Adams-Look zu zeigen.
Nach fünfzehn Minuten war Captain Miller – der Alabama-Transport-Offizier – der endgültigen Entblätterung nahe gekommen, saßen Lilly und Daisy barbusig in der Runde und trug das Sandwich längst keine Nylons mehr.
»Hurry up!« fuhr Pepper den langsamen First-Lieutenant Sears an: »Don’t be worried, Greenhorn.«
Kurze Zeit später war Miller am Ziel und schied aus. Sissy war die nächste. Die Entblätterung ging jetzt schneller vor sich. Ausgerechnet das Sandwich kam ganz langsam voran – wie eine ausgekochte Stripperin, die den Knalleffekt hinauszieht.
Colonel Williams, dessen hochrotes Gesicht selbst im Halbdunkel glühte, trug nur noch olivgrüne Army-Unterhosen. Als er sie ausziehen mußte, sah es aus, als häutete er sich selbst. Er drehte sich verlegen in Richtung Sandwich. Seine Zunge stotterte stumm über die Unterlippe. Er schob sich näher an die Ostpreußin heran. Sears wäre ihr lieber gewesen, aber sie wußte, was sie dem Gastgeber schuldete.
Erst als Major Silversmith, der immer noch einen Socken trug, sich auf der anderen Seite an Sandwich heranmachen wollte, rief sie: »No, no, no – half of Munich can fuck me, but not this bloody screwdriver.«
Die СКАЧАТЬ