Название: TRIXIE
Автор: Dean Koontz
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 9783954473267
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Wir zogen schließlich von Saxton weg und in den Umkreis von Harrisburg. Dort unterrichtete ich achtzehn Monate lang Englisch in einer Highschool, bis Gerda mir ein Angebot machte, das unser beider Leben veränderte. In meiner Freizeit hatte ich mich als Schriftsteller versucht und ein paar Kurzgeschichten und zwei Romane in Taschenbuchformat an Verlage verkauft. »Du wärst doch gern ein Vollzeit-Autor«, sagte Gerda. »Also kündige deine Stelle als Lehrer. Ich werde uns fünf Jahre lang über Wasser halten. Wenn du es in fünf Jahren nicht schaffst, wirst du es niemals schaffen.« Manchmal behaupte ich, ich hätte versucht, meine Bewährungsfrist auf sieben Jahre auszudehnen, Gerda sei jedoch eine knallharte Verhandlungsführerin gewesen.
Nach all diesen Jahren empfinde ich Demut angesichts ihres Glaubens an mich und der Liebe, die ihr Angebot beflügelte. Wenn man unsere damalige Situation berücksichtigt – eine wackelige finanzielle Situation, begrenzte Zukunftsaussichten, mehr Ablehnungen als Annahmen von Manuskripten bei Verlagen –, wirkt Gerdas Vertrauen wirklich außergewöhnlich. Zwar hoffe ich, dass ich im Laufe der Jahre zu einem Mann geworden bin, der ihr dasselbe Angebot machen würde, wäre ich mathematisch begabt und Gerda sprachbegabt, doch Demut empfinde ich, weil ich in jener Zeit kein so guter Mann war. Da ich in Armut, gepaart mit psychischer und physischer Gewalttätigkeit, aufgewachsen war, stets beschämt durch die Eskapaden meines Vaters, wurde ich in meinen Zwanzigerjahren zu einem Mann, der fast so viel Selbstbestätigung brauchte wie ein Kind. Verzweifelt musste ich mich ständig selbst beweisen, und eine Folge davon war, dass ich in geschäftlicher Hinsicht viele falsche Entscheidungen traf. Ich war allzu sehr darauf aus, Menschen zu vertrauen, die mein Vertrauen nicht verdienten, glaubte offenkundig falschen Versprechungen und nahm schlechte Ratschläge an, wenn sie von Leuten kamen, die sich in der jeweiligen Angelegenheit auszukennen schienen – und zwar besonders dann, wenn diese Menschen mich durch Lob manipulierten. Gerda, die von jeher ausgezeichnete Menschenkenntnis besaß, merkte bei jedem Vorfall, an welchem Punkt ich auf Glatteis geriet, und versuchte vorsichtig, mich auf sicheres Gelände zu führen. Doch ich brauchte viel zu viele Jahre dafür zu erkennen, dass die einzige Akzeptanz, die (abgesehen von der Gottes) zählte, die meiner Frau war. Mein ganzes Erwachsenenleben hindurch ist Gerda für mich ein Leitstern geblieben.
Als einige von Gerdas und meinen Familienangehörigen sowie Bekannte von uns erfuhren, dass ich jetzt die ganze Zeit Geschichten und Romane schrieb, während Gerda den Schinken, die Eier und die Kartoffeln nach Hause brachte, betrachteten sie diese Entwicklung als Beweis dafür, dass ich genau wie mein Vater ein Nichtsnutz war. Sie bemitleideten Gerda – und mich provozierten sie gelegentlich.
Aus vielerlei Gründen konnten und wollten Gerda und ich nicht die Möglichkeit einräumen, dass ich scheitern könnte. Am Ende meiner fünf Bewährungsjahre kündigte Gerda ihre Arbeitsstelle, damit wir zusammenarbeiten konnten. Sie verwaltete unsere Finanzen, übernahm die Recherchen für meine Bücher und entlastete mich von all den Anforderungen des Alltags und Berufslebens, die mir die kreative Energie raubten und meine Finger von der Schreibmaschine fernhielten.
Inzwischen hatten wir ein beachtliches monatliches Einkommen, wenn wir auch kein Vermögen besaßen. Während der folgenden fünf Jahre wurde ich besser in dem, was ich schrieb, doch die handwerklichen und künstlerischen Verbesserungen fanden nur selten Niederschlag in höheren Honoraren.
Nach einem Frühling in Pennsylvania, in dem wir vierzig Tage lang keinen blauen Himmel gesehen hatten (sehr biblisch!), zogen wir nicht nur des besseren Wetters wegen nach Kalifornien um, sondern auch deswegen, weil ich dort vielleicht Drehbücher würde verfassen können. Bei meinen ersten Vorstößen in Hollywood empfand ich das Filmgeschäft jedoch als unbefriedigend und deprimierend. Uns war damals durchaus klar, dass Schriftsteller kommen und gehen und ich eher früher als später einer der Autoren sein würde, die weg vom Fenster und vergessen sind, falls meine Bücher sich nicht gut verkauften und nicht wesentlich zum Geschäftserfolg eines Verlages beitrugen.
Doch ab 1980 ging es aufwärts. Während ich das hier schreibe, 29 Jahre später, nähern sich die weltweiten Verkäufe meiner Bücher der Zahl von 400 Millionen Exemplaren. Die Kritiker sind größtenteils freundlich mit mir umgegangen, und die Leserinnen und Leser sogar noch freundlicher. Neben einer Leidenschaft für die englische Sprache und einer unverbrüchlichen Liebe zum Geschichtenerzählen setzte dieser Erfolg Durchhaltevermögen und unzählige Stunden harter Arbeit voraus. Mein Leben ist genau wie Gerdas Leben stets von harter Arbeit geprägt gewesen. Unser Arbeitspensum umfasst mindestens sechzig Stunden pro Woche, oft auch siebzig, und manchmal mehr.
Wenn das letzte Stündlein schlägt, verabschiedet man sich von dieser Welt, wie uns unser Glaube sagt, am besten ins Gebet versenkt oder in die von uns gewählte Arbeit vertieft. Gerda und ich haben ohne jeden Groll akzeptiert, dass der Menschheit seit der Vertreibung aus dem Paradies Arbeit auferlegt ist. Wenn man sie redlich und gewissenhaft verrichtet, bedeutet Arbeit Gehorsam gegenüber der göttlichen Ordnung und ist eine Form von Buße.
Während wir uns der Arbeit widmeten, sprachen wir viele Jahre lang darüber, uns einen Hund anzuschaffen. Selbst in den Zeiten, als wir sehr wenig Geld hatten, umgaben wir uns mit schönen Dingen – mit billigen Drucken anstelle von echten Ölgemälden, Pressglas anstelle von Glaskunst aus der Kristallerie Daum –, weil Schönheit die sorgenvolle Seele beruhigt und inspiriert. Ein Hund kann ein lebendes Kunstwerk sein, eine ständige Erinnerung an die wunderbare Gestaltung und die atemberaubenden Details der Natur: Schönheit auf vier Pfoten. Außerdem wurde uns von Jahr zu Jahr deutlicher bewusst, dass diese Welt ein höchst geheimnisvoller Ort ist.
Und nichts bestätigte uns das Wunder der Existenz deutlicher als das, was wir zwischen Hunden und behinderten Menschen in der Einrichtung Canine Companions for Independence (Begleitung durch Hunde für Unabhängigkeit) geschehen sahen. Dieses Zentrum bildet Hunde zu Begleitern und Helfern von Blinden und anderen behinderten Menschen aus.
Wenn man als Beschützer und Gefährte mit einem Hund zusammenlebt, ist das eine Möglichkeit, das Mysterium dieser Welt genauer zu erforschen – jedenfalls sehen Gerda und ich das so. Uns war klar, dass man Hunde nicht besonders liebt, wenn man sie vor allem draußen im Garten oder Hof hält. Hunde sind Rudeltiere, dazu geboren, innerhalb einer Familie zu leben. Deshalb verlangt ein Hund fast so viel Zeit von einem wie ein Kind. Wir zögerten, unsere Familie auf diese Weise zu erweitern – nicht nur wegen unseres straffen Arbeitspensums, sondern auch, weil wir nach mehr als dreißig Ehejahren einen bestimmten Lebensrhythmus hatten, der gut funktionierte, und befürchteten, dass ein Hund ihn vielleicht durcheinanderbringen würde.
Doch im September 1998 trat schließlich eine Hündin in unser Leben. Während der folgenden neun Jahre verblüffte und verwunderte sie uns häufig, stets machte sie uns Freude, und im Laufe der Zeit weckte sie in uns ein Gefühl für das Wunderbare, das uns unser ganzes restliches Leben lang begleiten wird. So wie jeder Mann und jede Frau nicht nur Geschlecht und Körper haben, sondern auch Lebewesen mit einem Geist sind (der in dieser oder jener Hinsicht kleinere oder größere negative Seiten aufweisen kann), besaß auch diese Hündin Geist. Und dieser Geist war so unverdorben und rein, wie es kein menschlicher Geist jemals sein kann. Von allen Einflüssen dieser Welt, die mich zu einem besseren Menschen gemacht haben, übte diese Hündin – gleich nach meiner Frau Gerda – den größten Einfluss auf mich aus. Und sie gab Gerda genauso viel wie mir.
Diese Hündin war so fröhlich, wie es Hunde ihrer Rasse nur sein können. Sie besaß alle Vorzüge ihrer Art und war so ohne Falsch wie fast alle Hunde. Aber sie war auch unheimlich intelligent und manchmal auf eine Weise, die einem Hund überhaupt nicht ähnlich sah, zu ernsthaftem Verhalten fähig. Dieses Verhalten entsprang nicht irgendeiner Laune, sondern war eine feierliche Ernsthaftigkeit, so als hätte sie in diesem oder jenem Augenblick eine wichtige СКАЧАТЬ