TRIXIE. Dean Koontz
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Название: TRIXIE

Автор: Dean Koontz

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 9783954473267

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СКАЧАТЬ schon immer so ein Mensch gewesen, der die Schuld für die Beschädigung eines Gemäldes seinem Hund gibt – vor allem deswegen nicht, weil ich vor Trixie keinen Hund hatte, dem ich die Schuld hätte zuschieben können.

      Ich war in Bedford, Pennsylvania, aufgewachsen, wo ich mit meinen Eltern in einem engen Haus mit vier Zimmern gewohnt hatte. Das Haus hatte mein Großvater mütterlicherseits gebaut. Ich liebte Großpapa John, doch trotz seiner vielen Talente war er für eine berufliche Laufbahn im Wohnungsbau genauso wenig geeignet wie ich ungeeignet bin, eine Operation am offenen Herzen durchzuführen.

      Im ständig feuchten Keller des Hauses waren in die kleinen Nischen zwischen den Deckenfugen zwei nackte Glühbirnchen eingebettet. Da es die einzigen Lichtquellen waren, herrschte hier unten stets nur trübes, schwaches Dämmerlicht, das die hinterhältigen Schwammkolonien in den Ecken keineswegs störte. Als Kind war ich fast davon überzeugt, dass der Schwamm geduldig auf eine Gelegenheit wartete, mir Übles anzutun, wenn ich einmal nicht auf der Hut war.

      Nach meinem neunten Geburtstag wurde auch ich zur Versorgung der Befeuerungsanlage eingeteilt. Das eiserne Biest stand gegenüber der Tür zu dem Verschlag, in dem die Kohle lagerte. Morgens schüttelte ich den Feuerrost, damit die Kohlenschlacke und die Asche in den Sammelbehälter fielen, schaufelte durch die Hauptluke Kohle in den Ofen und zündete leicht brennbares Material an, damit die Kohle schneller Feuer fing. Wenn ich am kommenden Tag keine Schule hatte, häufte ich am Abend viel Kohle auf, damit sie bis zum Morgen durchbrannte und das Haus die ganze Nacht warm blieb.

      Doch das stellte sich als Unsinn heraus, denn dieser Heizkessel war kein Umluftofen. Die Wärme stieg durch einen großen eisernen Rost ins Wohnzimmer hinauf und von dort aus so langsam nach oben, dass Wasser, wenn man es an bitterkalten Wintertagen über Nacht in einem Glas stehen ließ, morgens zu Eis gefroren war.

      Bis zu meinem zwölften Lebensjahr hatten wir kein Badezimmer. Stattdessen war an einer Kellerwand ein Duschkopf oberhalb einer Rinne im Betonfußboden angebracht. Und um die Dusche und die Waschmaschine mit warmem Wasser zu versorgen, wurde das Wasser mit einem Petroleumbrenner erhitzt, den ein Pyromane entworfen haben musste. Ein großes Glasgefäß mit Brennflüssigkeit wurde zu diesem Zweck auf den Kopf gestellt, um Tropfen für Tropfen mithilfe der Schwerkraft einen Ring rings um einen Docht zu tränken. Es war eine verrückte Gerätschaft mit äußerst wackeligem Aufbau, und ich rechnete jederzeit damit, dass ein Feuerball durch das Haus schießen und uns in menschliche Fackeln verwandeln könnte.

      Lebhafte Fantasie ist für einen Schriftsteller ein wahrer Segen, doch sie kann auch ein Fluch sein. Im Kohlenverschlag fragte ich mich manchmal, ob es diesmal passieren würde, dass meine Schaufel die bleiche Hand eines Leichnams zutage fördern würde, die bislang unter der Kohle verborgen gewesen war. Da mein Vater stets zur Gewalttätigkeit neigte, hatte ich ihn für die Rolle des Mörders vorgesehen.

      Allerdings kann ich über den Keller zwei positive Dinge sagen: Erstens konnte man dort aus einem Hahn warmes Wasser beziehen, während man an der Küchenspüle nur kaltes Wasser bekam, das man von Hand aus einem Brunnen pumpen musste. Zweitens krochen im Keller zwar Spinnen herum, aber es gab dort nicht so viele achtbeinige Anschleicher wie auf dem Plumpsklosett im Anbau.

      Als ich elf war, erhielt meine Mutter eine bescheidene Summe aus dem Nachlass meines verstorbenen Großvaters. Sie nutzte das Geld vor allem dazu, das Haus mit sanitären Installationen ausstatten zu lassen. Anstelle der Handpumpe an der Küchenspüle hatten wir nun ein kleines Badezimmer mit fließendem warmem und kaltem Wasser. Außerdem ließ sie die Teerpappe des Daches durch Asphaltschindeln ersetzen. Uns kam es so vor, als wären wir in einen Palast umgezogen. Schließlich hatten wir nun eine blitzblanke Keramiktoilette anstelle einer Holzbank mit einem Loch darin, unter der Spinnen lauerten.

      Wir besaßen zwar nur wenig, doch ständig bestand für uns die Gefahr, auch dieses Wenige zu verlieren. Der Grund für unser ständiges Herumjonglieren mit dem Geld und die Drohung wirklicher Armut war die Überzeugung meines Vaters, es sei reine Verschwendung, seinen Arbeitslohn für die Begleichung von Rechnungen oder die Abzahlung der Haushypotheken zu verwenden. Schließlich könne er sein Geld beim Pokern oder Würfelspiel doch an einem einzigen Abend vervierfachen, meinte er. Falls ihn die Karten oder der Würfel im Stich ließen, suchte er Trost in irgendeiner Kneipe. Sobald er nämlich an der Theke eine Runde für die Kumpel ausgab, konnte er sich vormachen, der wohlhabende Mann zu sein, der er so gern gewesen wäre.

      Wenn er nicht gerade in Bars oder bei Glücksspielen herumhing, arbeitete er. Im Laufe von fünfunddreißig Jahren brachte er es auf vierundvierzig verschiedene Jobs, viele davon im Verkauf, vor allem als Versicherungsagent. Mehr als einmal wurde er gefeuert, weil er seinen Chef zusammengeschlagen hatte (was der beruflichen Laufbahn bekanntlich niemals förderlich ist) oder auch einen Arbeitskollegen, der ihn beleidigt hatte. Manchmal kündigte er auch von sich aus, weil er sich nicht genügend gewürdigt fühlte, und vermutlich auch dann, wenn auf seiner gegenwärtigen Arbeitsstelle niemand war, den er gern verprügelt hätte – denn das machte den Arbeitstag langweilig.

      Obwohl meine Mutter gertenschlank, hübsch und herzensgut war, stieg mein Vater anderen Frauen nach. Mindestens zwei von ihnen waren weibliche Ringer. In den 1950er Jahren waren Ringkämpferinnen ebenso rar gesät wie Banjospieler ohne Arme, und diese Frauen waren keineswegs die Bikini-Schönheiten, die sich während der 1970er Jahre wechselseitig in den Schlamm schleuderten. Mein Vater hatte Liebschaften mit Ringerinnen, die einen größeren Bizeps und tiefere Stimmen als er selbst besaßen.

      Wenn bei uns nach Mitternacht das Telefon läutete, entpuppte sich der Anrufer stets als irgendein Barkeeper, der berichtete, mein Vater habe sich bis zur Bewusstlosigkeit betrunken und müsse aus der Bar geschafft werden, ehe sie schließe. Wenn die Bar nur wenige Kilometer von unserem Haus entfernt lag, zogen meine Mutter und ich zu Fuß los und verfrachteten meinen Vater in sein Auto. Einmal fragte eine an der Theke hockende Frau bei einer solchen Gelegenheit, ob meine Mutter sie auf der Rückfahrt zu Hause absetzen könne. Ihr Date habe sie im Stich gelassen. Die dralle Blondine hatte eine so straffe Dauerwellenfrisur, dass diese ein brauchbarer Stoßdämpfer gewesen wäre, hätte ihr jemand mit einem Vorschlaghammer eins über den Kopf gezogen. Und ich spürte, dass meine sanfte Mutter tatsächlich bedauerte, keinen Vorschlaghammer dabei zu haben.

      Aber damals war ich noch zu jung, um mir zusammenzureimen, dass der Dating-Partner der Blondine sie nicht sitzengelassen hatte, sondern aus den Latschen gekippt und mein Vater war. Diese Erkenntnis erfolgte bei mir erst am folgenden Abend, während ich im Bett lag und hörte, wie sich meine Eltern im Erdgeschoss wegen der Blondine mit der Betondauerwelle stritten.

      Aufgrund solcher nachmitternächtlichen Exkursionen zur Bergung meines Vaters und anderer demütigender Erlebnisse, die mit dessen Verhalten zu tun hatten, waren meine Kindheit und Jugend von Scham geprägt. Da die Schwächen meines Vaters weithin bekannt waren, zuckte ich jedes Mal zusammen, wenn man mich fragte, ob ich der Sohn von Ray Koontz sei. Statt direkt zu antworten, erwiderte ich dann, meine Mutter sei Florence Koontz, denn mit ihr verband niemand irgendetwas Peinliches.

      Von dem Moment an, als mich zwei meiner Tanten in der Wiege erblickten, waren sie davon überzeugt, dass ich sicher genauso ein Nichtsnutz wie mein Vater werden würde. Wenn sie mich mit meinen sieben Jahren zufällig dabei erwischten, dass ich verträumt in der Sommersonne lag und faulenzte, bewölkten sich ihre Gesichter und sie erklärten feierlich: »Ganz der Vater!« – so als würden andere Siebenjährige bereits ihre ersten einhundert Dollar als Bedienung an einem Limonade-Stand verdienen oder in einem Pflegeheim als Freiwillige Bettpfannen leeren.

      Das mangelnde Interesse meines Vaters an mir, seine Anfälle von Tobsucht und Gewalttätigkeit, wenn er getrunken hatte, seine Drohungen, sich – und uns – umzubringen, der Kummer und die Angst, die er meiner Mutter machte: Nichts davon setzte mir so zu wie die Scham, die meine Mutter und ich empfanden, weil er sich in aller Öffentlichkeit betrank, den Frauen nachstellte, oft ungeheuer angab und noch andere Dinge tat, die ihn СКАЧАТЬ