TRIXIE. Dean Koontz
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Название: TRIXIE

Автор: Dean Koontz

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 9783954473267

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СКАЧАТЬ war ich ein schüchterner, unsicherer Junge und kompensierte meine Minderwertigkeitskomplexe dadurch, dass ich schlagfertig war, Witze riss und den Klassenclown spielte. Meine Sprachfähigkeiten waren mir Schutz und Schild.

      Nirgendwo in meinem damaligen Leben trat meine Schüchternheit so offen zutage wie im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Wenn ich ein Mädchen um ein Treffen bat und sie ablehnte, fragte ich grundsätzlich kein zweites Mal. Vielleicht tat ihr die Absage sogar aufrichtig leid. Es mochte sich sogar als wahr herausstellen, dass ihre Mutter im Krankenhaus lag, ihr Vater wegen einem doppelten Beinbruch bewegungsunfähig war und ihre geliebte Schwester im 23. Jahrhundert festsaß, nachdem sie an einem geheimen Zeitreise-Experiment der Regierung teilgenommen hatte. Aber ich ging in jedem einzelnen Fall davon aus, dass sie, wenn sie mich ansah, meinen Vater vor Augen haben musste und lieber ihre Haare angesengt hätte, als meine Einladung zum Schultanz auf Socken in der Turnhalle, gefolgt von Milkshakes im Dairy Queen, anzunehmen.

      Doch dann tauchte in meinem Abschlussjahr in der Highschool Gerda Cerra auf. Schon vorher hatten mich bestimmte Mädchen angezogen, bezaubert und fasziniert, aber nie zuvor hatte mich jemand so verzückt und geradezu hingerissen. Eigentlich hielt ich es ja bei jedem, der nach 1890 geboren war, für unmöglich, von einem Menschen hingerissen zu sein. Gerda jedoch war zierlich, anmutig, schön und hatte eine so weiche Stimme, dass jedes Wort von ihr vertraulich und sogar romantisch wirkte. Sogar wenn sie sagte: »Dir hängt irgendetwas aus der Nase«, schlug mein Herz schneller. Und nicht zuletzt kam mir ihre unerschütterliche Gelassenheit nicht von dieser Welt vor.

      Dass ich ihr so schüchtern, wie ich war, in meiner Verliebtheit ständig nachlief, und zwar von der ersten Verabredung in der zwölften Klasse bis zum Heiratsantrag, zeigt, welche Wirkung sie auf mich hatte – insbesondere wenn man bedenkt, dass sie mich vier Mal abwies. Zum ersten Mal geschah das, als sie hörte, an welchem Abend ich sie ins Kino ausführen wollte. Sie behauptete, an diesem Abend müsse sie in einer Reinigung arbeiten. Hätte bei meinen früheren Annäherungsversuchen ein Mädchen ein Treffen mit der Begründung abgelehnt, sie sei wegen ihres Gipskorsetts bewegungsunfähig, wäre ich selbst in einem solchen Fall davon ausgegangen, dass sie mich abstoßend finden müsse. Und danach wäre ich ihr aus dem Weg gegangen. Doch Gerda lud ich eine Woche später ein zweites Mal ein.

      Diesmal teilte Gerda mir mit, an dem fraglichen Abend arbeite sie im Kino am Stand mit den Erfrischungsgetränken. Diese junge Frau maß entweder dem Wort »fleißig« eine völlig neue Bedeutung zu oder konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass sie in der vorangegangenen Woche einen Job in einer Reinigung als Ausrede benutzt hatte.

      Nachdem ich zwei Wochen gebraucht hatte, um erneut Mut zu fassen, bat ich sie erneut um ein Treffen. Diesmal erfuhr ich, sie habe für den fraglichen Abend einen Job als Babysitterin angenommen. Sie wirkte dabei durchaus ehrlich, aber schließlich hatte sogar Hitler glaubwürdig gewirkt, als er behauptete, er werde nicht in Polen einfallen – und wir wissen ja, wie das ausging. Da ich jedoch nicht glaubte, dass Gerda eine Invasion in Polen beabsichtigte, machte ich mir vor, immer noch eine Chance bei ihr zu haben, und nahm ihre Absage mit Anstand hin. Ich fürchtete allerdings, Gerda könne sich von mir belästigt, wenn nicht sogar in die Ecke gedrängt fühlen, so dass sie meine vierte Einladung wütend ablehnen würde. Deshalb grübelte ich wochenlang vor mich hin, ehe ich sie bat, mich zu einer Veranstaltung zu begleiten, an der sie sowieso teilnehmen musste. Jahr für Jahr hatte man sie zur Jahrgangssprecherin gewählt, deshalb lud ich sie zum Ball der elften Klassen ein.

      Nun lehnte sie mit der Begründung ab, sie habe an diesem Abend zu tun. Soweit ich mich erinnere, erwiderte ich daraufhin in ernstem Ton (allerdings muss ich ehrlicherweise zugeben, dass es wohl eher wie ein wehleidiges Gejammer herauskam): »Aber du musst doch zu diesem Ball gehen. Es ist der Ball der elften Klassen, und du bist deren Jahrgangssprecherin!«

      »Oh, natürlich gehe ich hin«, erklärte sie. »Aber anfangs habe ich damit zu tun, Eintrittskarten zu verkaufen. Danach habe ich eine Schicht beim Auflegen der Schallplatten übernommen, später verkaufe ich Getränke und am Schluss helfe ich beim Aufräumen der Turnhalle.«

      Ich erklärte, diese vier Dinge zählten zu meinen Lieblingsbeschäftigungen bei einem Date. Nun blieb ihr kein Ausweg mehr, mich abzuwimmeln. Höchstens hätte sie mich mit ihrer Handtasche schlagen oder nach der Polizei rufen können. Doch sie lächelte und sagte nur: »In Ordnung.« Und wegen ihrer weichen Stimme klangen ihre Worte so, als hätte sie mir ewige Liebe geschworen. Da mir in diesem Augenblick auch nichts aus der Nase hing, kam ich mir so weltmännisch vor wie Cary Grant.

      Irgendwann erfuhr ich, dass Gerdas Vater Bedfords Schuster war. Er war aus Italien in die Vereinigten Staaten eingewandert und hatte viele Anschauungen der Alten Welt bewahrt, einschließlich der Auffassung, dass Kinder, sobald sie das Teenageralter erreichen, arbeiten sollten. Gerda hatte tatsächlich Teilzeit-Jobs in einer Reinigung und im örtlichen Kino und ergänzte diese Einnahmen durch Babysitten. Schon mit dreizehn Jahren kaufte sie ihre Kleidung von eigenem Geld oder sie besorgte sich Stoffe, um sie selbst zu nähen, da sie gut schneidern konnte.

      Bei unserer ersten Verabredung fanden wir zwischen dem Verkauf von Eintrittskarten, dem Auflegen von Schallplatten, dem Getränkeverkauf und dem Aufräumen der Turnhalle nur Zeit für einen einzigen Tanz, lachten aber viel miteinander. Doch nachdem ich sie bis zu ihrer Haustür begleitet und ihr Gute Nacht gewünscht hatte, fragte ich mich trotzdem voller Sorge, welchen Eindruck ich auf sie gemacht hatte. Ich dachte kurz daran, nach Hause zu eilen, um sie anzurufen und sie um eine regelrechte Bewertung unseres Treffens zu bitten, kam jedoch zu dem Schluss, dass ich sie damit, allzu sehr auf Selbstbestätigung aus, nur bedrängen würde.

      Der folgende Tag, ein Sonntag, zog sich so unendlich lange hin, als hätte sich die Erdrotation dramatisch verlangsamt. Am Montagmorgen lag ich bereits vor Gerdas Schulspind auf der Lauer, als sie auf dem Gang vor ihrem Klassenzimmer auftauchte. Fast erwartete ich von ihr nur ein höfliches Hallo und ein völliges Übergehen des Schulballs, als könnte sie sich an nichts erinnern. Doch stattdessen verkündete sie, sie habe während unserer fünf gemeinsamen Stunden so viel lachen müssen, dass am Sonntagmorgen ihre Bauchmuskeln geschmerzt hätten. Ich war ja stets davon ausgegangen, dass Mädchen die Treffen mit mir als qualvoll empfinden müssten, aber Gerdas Muskelkater war für sie eine offensichtlich nicht unangenehme Qual. Und so setzten wir unsere Treffen fort und lachten viel miteinander. Schließlich bat ich sie, mich zu heiraten, und sie nahm meinen Antrag an.

      Kurz nach Studienabschluss und nach unserer Heirat nahm ich die Arbeit in einem staatlichen Projekt zur Bekämpfung von Armut auf und war dort sieben Monate tätig – lange genug, um festzustellen, dass solche Programme nur diejenigen bereichern, die sie verwalten, doch ansonsten eher noch größere Armut bewirken. Außerdem führte die geringe Bezahlung dazu, dass sich meine Armut mehr als ein halbes Jahr fortsetzte.

      Gerda hatte zwar Buchhaltung gelernt, kannte sich im Rechnungswesen aus und hatte ein paar Jahre in einer Bank gejobbt, konnte aber keine ihrer Ausbildung entsprechende Stelle in unserem winzigen Wohnort Saxton finden, der in den Appalachen lag. Ich unterrichtete dort sozial benachteiligte Kinder. Notgedrungen nahm Gerda einen Job als Akkordarbeiterin in einer Schuhfabrik an. An jedem Werktag bestieg sie um 4 Uhr früh einen Firmenbus, der sie mit einer Fahrtzeit von fünfundvierzig Minuten über die Berge zur Produktionsstätte brachte.

      Als wir heirateten, besaßen wir nur ein paar hundert Dollar, einen Gebrauchtwagen und unsere Kleidung. Von den wenigen Häusern, die man in Saxton mieten konnte, war nur ein einziges vollständig mit Sanitäranlagen ausgestattet. Da ich die Lebensweise, in der Plumpsklo und Kellerdusche das Badezimmer ersetzt hatten, vor zehn Jahren zum Glück hinter mir gelassen hatte, wollte ich auf keinen Fall zu einem solchen Leben zurückkehren. Die Monatsmiete für unser Haus betrug fünfundsechzig Dollar – eigentlich mehr, als Gerda und ich uns leisten konnten. Aber wir knauserten bei anderen Ausgaben, um das Geld aufzubringen.

      Das Haus war weder mit einem Kühlschrank noch mit einem Herd ausgestattet. СКАЧАТЬ