Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman
Автор: Helen Perkins
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel
isbn: 9783740976828
isbn:
»Ich werde nicht mehr lange hier bleiben müssen«, sagte sie.
Mark war überrascht und wollte etwas einwenden. Ganz bestimmt war es noch zu früh, um die Therapie zu beenden. Aber das hatte seine Schwester auch nicht gemeint.
»Du gehst in die ambulante Behandlung?«, erkundigte Amelie sich, und Lisa nickte.
»Mein Therapeut ist damit einverstanden.« Sie seufzte. »Ich habe, ehrlich gesagt, die Nase voll von Klinikbetten und dem Essen hier. Ich möchte endlich nach Hause.«
»Aber unser Haus gehört jetzt anderen«, warf Torben ein. »Wo werden wir denn wohnen, Mama? Bei Onkel Mark?«
»Fürs Erste, ja. Wir kaufen uns was Eigenes. Aber es muss uns beiden gefallen. Und wir müssen uns wohl fühlen.«
»Auf dem Land. Mit Pferden, Hunden, Katzen und Ziegen!«, rief Torben da energisch. »Das wird toll!«
»Und wer soll sich um die vielen Tiere kümmern, wenn ich im Büro bin und du in der Schule? Wir sind ja nur zu zweit, schon vergessen?«
»Wir halten fest zusammen«, wiederholte der Bub das neue Mantra, das Mutter und Sohn wie ein unsichtbares Band umfing.
»Okay, wir werden uns mal was auf dem Land ansehen. Aber wir lassen uns Zeit.«
Damit war Torben einverstanden. Bevor sie sich verabschiedeten, machte Amelie mit Torben noch einen Spaziergang durch den Park. Mark fragte seine Schwester, wie es ihr ums Herz sei. Nun konnte sie offen sein, musste sich nicht zusammen nehmen. »Es ist schwer, das alles noch einmal zu durchleiden, wenn auch nur im eigenen Kopf«, gab sie bekümmert zu. »Aber ich sehe Land, es hat einen Sinn. Deshalb mache ich weiter. Und ich werde es schaffen.«
»Wunderbar, unsere Stiftung braucht eine Sekretärin.«
Lisa lächelte. »Ich freue mich auf die Arbeit. Es war wirklich die Idee von dir. Ich glaube, es wird mir helfen, all das Schwere nach und nach hinter mir zu lassen. Zu sehen, dass es anderen nicht besser geht, vielleicht noch schlechter. Und helfen zu können, das tut wirklich gut.«
»Du hast es verdient, Lisa.«
»Wann wollt ihr denn heiraten, Amelie und du?«, wechselte sie nun das Thema, denn Lisa wurde es auch allmählich leid, immer nur über sich zu reden.
»Im Mai oder Juni, wir haben noch keinen Termin festgelegt. Es hängt auch ein bisschen an dir.«
»An mir? Ich habe eigentlich nicht vor, noch mal zu heiraten«, scherzte sie trocken.
»Da wird Simon anderer Meinung sein. Oder irre ich mich?«
»Wir sind Freunde, nicht mehr. Das war schon immer so. Wozu werde ich also bei eurer Hochzeit gebraucht?«
»Für alles. Amelie wünscht sich, dass ihr die Vorbereitungen für das Fest zusammen in Angriff nehmt. Bist du einverstanden?«
»Klar, ich helfe gern.«
»Prima, sie wird sich freuen. Übrigens hat sie eine große Verwandtschaft. Es wird also eine Menge zu planen geben …«
»Kein Problem. Und wie sieht es bei dir beruflich aus?«
»Na ja, der Chef war nicht begeistert, als ich ihm eröffnet habe, dass ich keine Auslandsprojekte mehr übernehmen will. Aber er wird sich damit abfinden. Hoffe ich.«
»Klar, er weiß doch, was er an dir hat.«
Mark lachte. »Das wird sich erst noch zeigen. Du kriegst übrigens noch mehr Besuch.«
Lisa bemerkte Simon Berger, der ganz in der Nähe aus seinem Wagen stieg. Er winkte und gesellte sich dann zu ihnen.
»Na, altes Haus. Du schleichst in letzter Zeit verdächtig viel um meine Schwester herum«, scherzte Mark nach einer herzlichen Begrüßung. »Muss ich mir da vielleicht Sorgen machen?«
Der junge Anwalt gab sich locker. »Wir sind nur Freunde.«
»Das höre ich nicht zum ersten Mal …« Mark seufzte. »Wie dem auch sei, wir müssen uns allmählich auf den Weg machen. Wann kommst du hier raus, Lisa?«
»Ende der Woche. Holt ihr mich ab?«
»Versprochen.« Mark drückte seine Schwester. »Halt bis dahin die Ohren steif.«
»Ich werde es versuchen …«
Nachdem Amelie, Mark und Torben abgefahren waren, spazierten Lisa und Simon noch ein wenig durch den Klinikpark. Die Bäume waren bereits grün überhaucht, im taufeuchten Gras blühten die ersten Tulpen. Endlich war Frühling.
»Wie geht es dir?«, fragte Simon nach einer Weile des einvernehmlichen Schweigens. Er hatte Lisa oft besucht seit seiner nächtlichen Stippvisite.
Sie erzählte ihm offen, wie sie sich fühlte, und teilte jeden noch so kleinen Erfolg mit ihm.
»Ganz gut. Ich freue mich auf Ulm.«
»Und ich wette, Ulm freut sich auf dich.«
Lisa lächelte, dann schob sie ihre Rechte vertrauensvoll in Simons Hand. Sie schlenderten am Teich entlang, auf dem nun Enten schwammen, genossen den milden, angenehmen Frühlingstag nach dem langen Wintergrau und fühlten sich beide zufrieden.
Als Simon sich später verabschiedete, freute Lisa sich bereits auf das Wiedersehen. Ganz allmählich begann sie wieder, normal zu empfinden. Und das war für sie wie ein Geschenk des Himmels, bedeutete es doch, es gab endlich Licht am Ende des Tunnels.
Es war später Nachmittag, als Dr. Daniel Norden die wöchentliche Dienstberatung mit seinen Oberärzten ausklingen ließ. Entspannt sah er in die Runde. Alle leisteten hervorragende Arbeit, und es gab in den Abteilungen keine größeren Probleme. Der Krankenstand war niedrig, die Zufriedenheit der Patienten hoch. Dass sich sogar die Verwaltungsleitung positiv zu den Auslastungszahlen und der wirtschaftlichen Entwicklung der Klinik geäußert hatte, war ebenfalls gut, spielte aber für ihn nur eine untergeordnete Rolle. Daniel Norden war kein engstirniger Ökonom, dem der finanzielle Erfolg mehr bedeutete als ein Menschenleben. Nein, er war das, was die Allgemeinheit unter einem Arzt mit Herz verstand. Das Wohl der Patienten stand für ihn immer an erster Stelle. Dabei vergaß er allerdings nie, dass er auch seinen Mitarbeitern gegenüber Verantwortung trug. Ihre tägliche Leistung verdiente seine Hochachtung, und er achtete darauf, dass sie trotz der harten Arbeit nicht zu kurz kamen. Das war auch der Grund dafür, dass er Dr. Erik Berger, den Leiter der Notfallambulanz, am Ende der Sitzung zurückhielt.
»Herr Berger, würden Sie bitte noch hierbleiben? Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.«
Der Angesprochene, ein gutaussehender, charismatischer Mann, verzog widerwillig СКАЧАТЬ