Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman
Автор: Helen Perkins
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel
isbn: 9783740976828
isbn:
»In ein paar Tagen vielleicht. Ich kann Lisa jetzt noch nicht damit behelligen. Es geht ihr zu schlecht.«
»Dann spreche ich mich fürs Erste nur mit dem Kollegen ab.«
»Gut, ich melde mich wieder bei dir. Und, danke!«
»Keine Ursache. Grüß deine schöne Schwester von mir.«
Mark versprach es, dann wurde es Zeit für ihn, in sein Krankenzimmer zurückzukehren.
Dr. Gruber wartete bereits auf ihn.
»Sie haben mich wohl vermisst«, scherzte er.
»Allerdings. Und ich werde Sie bald noch mehr vermissen, fürchte ich.« Sie seufzte. »Sie sind geheilt, ich kann Sie jederzeit entlassen. Und das muss ich spätestens morgen auch tun, so leid mir das tut.«
Da nahm er ihre Hände in seine und lächelte ihr warm zu. »Das höre ich gern. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich schon bald eine Frage stellen werde, die für uns beide wichtig ist. Der Tod meines Schwagers und Lisas Zustand werden mich nun leider vorerst davon abhalten. Es wäre einfach unpassend, in einer solchen Situation einen Heiratsantrag zu machen. Aber ich komme darauf zurück, sobald alles geregelt ist. Versprochen.«
Amelie schaute ihn groß an. »Einen Heiratsantrag?«, wiederholte sie langsam. »Das ist …«
»Eine gute Idee, ich weiß. Und da ich morgen sowieso gehe, möchte ich meine Absicht auch wirklich deutlich machen.« Noch ehe sie ihn etwas fragen oder ihm etwas sagen konnte, verschloss er ihren weichen Mund mit einem langen, zarten Kuss. Und der sagte ihnen beiden mehr, als Worte das konnten, zumindest ihren Herzen. Denn die hatten sich schon lange gefunden.
Als Mark Amelie dann freigab, wollte er behutsam wissen: »Wirst du dir also schon mal ein paar Gedanken darüber machen, ob dir das Leben in Ulm behagen könnte? Rein theoretisch, meine ich. Denn der Antrag kommt ja erst noch …«
Sie lächelte weich. »Du hast gute Argumente, Mark. Ich denke darüber nach, versprochen.«
»Sehr schön. Und als kleine Erinnerung …«
Sie tauschten noch manch verliebten Kuss und manch verspielte Zärtlichkeit an diesem sonnigen und schon angenehm milden Frühlingstag. Und als Mark dann allein war, da malte er sich ein Leben mit Amelie bereits in den allerschönsten Farben aus. Er hatte sein Glück gefunden, daran konnte es für ihn nun keinen Zweifel mehr geben.
*
Lisas Zustand besserte sich langsam, aber nachhaltig. Mark besuchte seine Schwester täglich und brachte auch immer seinen kleinen Neffen mit in die Behnisch-Klinik.
Er hatte noch Urlaub genommen und sich in der Villa Wagner einquartiert. Was für Torben völlig normal war, fühlte sich für ihn sehr seltsam an.
Elfriede Kramer hatte sich bereit erklärt, bis zu Lisas Genesung den Haushalt weiter zu führen. So konnte Torben wieder zur Schule gehen und hatte zumindest ein klein wenig geregelten Alltag zurück.
Eine Woche nach dem Telefonat mit Mark Hansen kam Simon Berger für ein paar Tage nach München. Er hatte einen Termin mit Kai Wagners Anwalt, der auch sein Nachlassverwalter war. Danach traf er sich mit Mark. Zusammen fuhren sie dann in die Behnisch-Klinik, um mit Lisa über ihr Erbe zu sprechen.
Die junge Frau war in der Zwischenzeit in ein normales Krankenzimmer verlegt worden. Ihr Zustand hatte sich weiter verbessert, doch sie musste noch immer ein Korsett tragen, das ihre Rippen stabilisierte, und die meiste Zeit liegen.
Als die beiden jungen Männer auf ihr Krankenzimmer zusteuerten, kam ihnen Dr. Norden entgegen, der gerade nach der Patientin gesehen hatte.
Der Chefarzt der Behnisch-Klinik begrüßte Mark Hansen freundlich und drückte auch dessen Begleiter die Hand, nachdem Mark die beiden miteinander bekannt gemacht hatte. Dann wollte er wissen, wie es seiner Schwester gehe.
»Sie erholt sich allmählich, jedenfalls rein körperlich. Noch maximal zwei Wochen, dann kann sie in die Reha gehen. Was ihre seelischen Wunden angeht, bin ich allerdings nicht ganz so optimistisch. Auch wenn sie sich große Mühe gibt, sich nichts anmerken zu lassen.«
Mark wunderte sich über diese scharfsinnige Bemerkung. Dr. Norden schien ein Mann zu sein, der hinter die Fassade blickte und sich um den ganzen Menschen kümmerte, nicht nur um den fachmedizinischen Fall. Deshalb kam ihm eine Idee.
»Haben Sie kurz Zeit, Herr Doktor? Ich würde gerne etwas mit Ihnen besprechen.«
Dr. Norden hatte nichts dagegen. »Sicher, gehen wir in mein Büro«, schlug er vor.
»Komm bitte auch mit, Simon. Was ich mit Dr. Norden bereden möchte, geht dich ebenfalls an.«
Also folgte der junge Anwalt den beiden unterschiedlichen Männern zum Büro des Klinikchefs.
Katja Baumann, Dr. Nordens Assistentin, brachte frischen Kaffee und schloss dann die Tür hinter sich, damit sie sich in Ruhe unterhalten konnten.
»Meine Schwester war immer ein lebenslustiger und sehr positiver Mensch«, erzählte Mark. »Nach dem Tod ihres ersten Mannes ging es ihr aber lange schlecht. Sie müssen wissen, dass sie und Rolf schon in der Schule ein Paar waren. Und als er nach nur wenigen Monaten Ehe mit dem Motorrad tödlich verunglückte, stand Lisa mit einem Baby allein da. Natürlich habe ich ihr geholfen, die Eltern auch. Aber das ist nicht dasselbe. Irgendwann wollte sie nur noch weg aus Ulm, weil die Erinnerungen ihr so sehr zusetzten. Sie zog mit Torben nach München und nahm eine Stelle als Sekretärin in Kai Wagners Firma an. Ganz allmählich ging es ihr wieder besser. Und die Heirat mit Kai, die schien ein perfektes Glück zu besiegeln. Sie sagte mal zu mir, dass sie sich nie hätte vorstellen können, wieder glücklich zu sein. Kai hatte dieses Wunder vollbracht. Leider war es aber nicht von Dauer. Schon nach kurzer Zeit verwandelte sich Glück in Unglück. Kai Wagner war ein gewalttätiger Mensch, voller Hass und nicht zu kontrollierender Aggressionen. Lisa erfuhr erst später, dass er schon zweimal verheiratet gewesen war. Beide Frauen hatte er krankenhausreif geprügelt und dann hoch abgefunden, damit sie schwiegen. Meine Schwester hat schrecklich gelitten in dieser Ehe. Dass es nun vorbei ist, dass Kai ihr nichts mehr tun kann, macht es nicht besser. Ich glaube, sie ist wirklich am Ende, innerlich ganz zerbrochen.«
Dr. Norden nickte mit betroffener Miene. »Den Eindruck macht sie auch auf mich. Sie versucht, ihre Gefühle zu verbergen, aber das wird ihr auf Dauer nicht gelingen. Irgendwann wird der psychische Zusammenbruch kommen. Deshalb rate ich, vorher eine Therapie zu beginnen. Sobald Ihre Schwester physisch wieder belastbar ist.«
»Ja, das erscheint mir auch sinnvoll. Aber ich wollte auch noch über etwas anderes sprechen. Es geht um Kai Wagners Erbe.« Er warf Simon einen knappen Blick zu, der daraufhin das Wort ergriff und erläuterte: »Ich habe mich mit dem Nachlassverwalter des Verstorbenen in Verbindung gesetzt. Kai Wagner hatte keine weiteren lebenden Verwandten. Deshalb ist Lisa Alleinerbin. Schlägt sie das Erbe aus, was ziemlich wahrscheinlich ist, fällt es an den Staat.« Der junge Anwalt lächelte schmal. »Das wäre keine wirklich befriedigende Lösung. Mark ist deshalb mit einer Idee zu mir gekommen, die mir ziemlich sinnvoll erscheint.« Er reichte Dr. Norden eine Akte. »Wenn Sie sich das mal ansehen wollen, Herr Doktor. Ich nehme an, Sie kennen sich damit aus.«
»Eine Stiftung, die sich um Opfer häuslicher Gewalt kümmert.« Daniel Norden nickte anerkennend. »Das gefällt mir.«
СКАЧАТЬ