Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman
Автор: Helen Perkins
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel
isbn: 9783740976828
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»Es ist nicht Ihre Schuld, Mark. Sie sind überfallen wollen«, erinnerte Amelie ihn geduldig.
»Lisa hat sich auf mich verlassen, und ich habe sie im Stich gelassen. Das kann ich mir nicht verzeihen.« Er seufzte schwer. »Ich möchte zu meiner Schwester. Geht das?«
»Ja, natürlich. Ich begleite Sie.«
Er warf ihr einen dankbaren Blick zu. Torben stürmte auf seinen Onkel zu, als dieser erschien. Mark nahm ihn auf den Arm, drückte ihn und sagte leise: »Jetzt wird alles gut, ich verspreche es dir.«
»Ja, ich weiß, Onkel Mark. Die Mama hat gesagt, dass du uns hilfst. Sie hat so auf dich gewartet …«
Der junge Mann strich Torben sacht über den Rücken, dabei machte er ein sehr unglückliches Gesicht. Die Befreiung, sein Gedächtnis wieder zu haben, wog das Gefühl der Schuld und Unzulänglichkeit bei Weitem nicht auf. Er fühlte sich einfach nur mies. Und dieses Empfinden steigerte sich noch, als er am Bett seiner Schwester stand. Umgeben von unzähligen Schläuchen, Kabeln und Geräten lag Lisa wie leblos da, nur ein Schatten ihrer selbst. Vorsichtig nahm Mark ihre Hand und blieb dann lange bei ihr sitzen.
Dr. Gruber hatte in der Zwischenzeit mit den Nordens Rücksprache gehalten und auch dafür gesorgt, dass Mark so lange bei seiner Schwester bleiben konnte, wie er wollte.
Am späten Nachmittag erschien Kommissar Müller in Begleitung eines Kollegen, der die Phantombilder der drei Räuber anfertigen sollte. Mark machte nun eine detaillierte Aussage und erzählte dem Polizisten auch alles, was er über die Vorgänge in der Pension Mecking von Torben wusste, um dem Buben eine Vernehmung zu ersparen. Der Kommissar zeigte sich kooperativ.
»Wir werden uns ausführlich mit Herrn Wagner unterhalten«, beschloss er. »Wenn er die Aussage allerdings verweigert, muss ich mit dem Jungen reden. Und später auch mit seiner Mutter, sobald es ihr Zustand erlaubt.«
»Kai Wagner ist der Schuldige in diesem Fall«, war Mark sich ganz sicher. »Es ist nicht das erste Mal, dass meine Schwester versucht hat, ihn zu verlassen. Er ist ein Monster.«
»Ich weiß jetzt Bescheid, Herr Hansen. Aber ich brauche Beweise«, betonte der Kommissar. »Wir müssen dem Mann etwas nachweisen können, um ihn anzuklagen.«
*
»Wohin wollen Sie?« Kai Wagner vertrat Elfriede Kramer den Weg. Die Haushälterin trug in jeder Hand einen Koffer.
»Ich kündige. Der Brief liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
Sie musterte ihn kühl.
»Und nun gehen Sie mir aus dem Weg.«
»Sie bleiben. Ich kann es nicht zulassen, dass Sie meine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Sie wissen zu viel über mich.«
Elfriede Kramer lachte hart auf. »Was soll das? Was bilden Sie sich eigentlich ein?«
»Seien Sie still!« Der Unternehmer starrte sie böse an.
Seit dem Zwischenfall in der Pension Mecking war Kai Wagner völlig neben der Spur. Ständig telefonierte er mit seinem Anwalt und der Detektei, die Lisa und Torben ausfindig gemacht hatte. Er schien von dem Gedanken besessen zu sein, dass man ihm etwas anhängen wollte, um ihn in der Öffentlichkeit schlecht zu machen. Elfriede Kramer fühlte sich zunehmend unwohl in der Nähe ihres Brotherrn. Sie wollte einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er schien den Bezug zur Realität verloren zu haben. Und in einem solchen Zustand war ihm wohl alles zuzutrauen.
»Ich gehe jetzt«, sagte sie entschlossen.
»Sie bleiben!« Er stürzte sich wie ein Geier auf ihr Gepäck und rannte damit aus dem Zimmer. Elfriede schaute ihm befremdet hinterher. In diesem Moment wurde an der Haustür geklingelt.
Die Haushälterin wartete einen Moment, und da von Kai Wagner keine Reaktion erfolgte, ging sie, um zu öffnen.
Vor der Tür standen zwei unauffällig gekleidete Männer, dahinter drei Polizisten in Uniform. Der ältere der Zivilen sagte: »Kommissar Sprenger, das ist mein Kollege Hübner. Ist Herr Kai Wagner zu sprechen?«
»Ja, er ist zu Hause. Bitte, kommen Sie doch herein.«
Die Beamten betraten das Haus, im gleichen Moment heulte draußen ein Motor auf und dann schoss Kai Wagners Wagen vom Grundstück. Elfriede Kramer meinte, ihren Augen nicht trauen zu können. Der Kommissar wies die Uniformierten an, dem Verdächtigen, wie er sich ausdrückte, zu folgen und, falls nötig, eine Fahndung nach ihm herauszugeben. Dann setzte er sich mit Elfriede Kramer zusammen und bat sie, ihm alles zu erzählen, was sie über die häuslichen Gewalttätigkeiten zwischen den Eheleuten Wagner wusste. Sie zögerte.
»Frau Wagner liegt mit zwei gebrochenen Rippen und einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Es steht zu vermuten, dass dies das Werk ihres Mannes ist. Ihr Bruder, Mark Hansen, wollte sie vor Tagen abholen, wurde aber überfallen und niedergeschlagen. Er befindet sich ebenfalls in stationärer Behandlung. Wie es aussieht, hat Herr Wagner seine Frau ausfindig gemacht und wollte sie mit Gewalt zwingen, zu ihm zurück zu kommen. Bei dieser Auseinandersetzung ist Frau Wagner gestürzt und hat sich schwer verletzt. Ihr Sohn hat daraufhin einen Schock erlitten.«
»O Gott«, stöhnte Elfriede. »So musste es ja kommen …«
»Sind Sie also bereit, über die Zustände in diesem Haus auszusagen? Häusliche Gewalt ist ein Delikt, auf das durchaus Gefängnis steht. Von der Körperverletzung in der Pension ganz zu schweigen.«
»Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen.« Die Haushälterin atmete tief durch. »Es wird Zeit, dass jemand Kai Wagner das Handwerk legt, endgültig!«
Während Elfriede Kramer ihre Aussage machte, raste Kai Wagner in seinem schweren Wagen über die Autobahn Richtung Süden. Ein wildes Triumphgefühl erfüllte ihn, als es schien, dass er seine Verfolger abgehängt hatte. Er telefonierte mit seinem Anwalt, der ihm allerdings riet, vernünftig zu sein und sich zu stellen. Er sprach von einen sachlichen Gespräch, von Kompromissen und einer – wenn auch hohen – Geldstrafe. Für ihn schien das alles kein Beinbruch zu sein. Für Kai aber war so etwas undenkbar.
Niemals würde er zulassen, dass man ihn vor Gericht stellte. Schließlich hatte er sich nichts zuschulden kommen lassen. Sein Image als sauberer Strahlemann musste unter allen Umständen gewahrt bleiben. Er würde eine andere Lösung finden!
»Wie’s drinnen aussieht …«
Kai schrak zusammen, als er die Stimme seines Vaters hörte. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass sie nur in seinem Kopf war. Eine dumme, unpassende Erinnerung. Wütend schob er sie weg. Doch der Alte ließ sich nicht zur Seite schieben, das hatte noch nie geklappt.
»Du mieser kleiner Wicht. Gibt es eigentlich nichts, was du richtig machen kannst?«, dröhnte der Bass des Alten unter seiner Schädeldecke. »Lässt sein Weibel weglaufen, lässt sich zum Gespött machen. Bald werden alle Bescheid wissen, alle. Sie werden sich die Bäuche vor Lachen halten, über dich …«
»Nein!« Kai gab Gas, der schwere Wagen lag wie ein Brett auf der Straße, das Voralpenland ringsum flog an ihm vorbei.
»O СКАЧАТЬ