Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel Box

isbn: 9783740977429

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СКАЧАТЬ der Wahrheit nicht stellen zu müssen. In Wirklichkeit ist es nämlich so, dass alles seine Zeit hat, jüngere Wissenschaftler nachrücken, die verdammt gut sind und gefragt …, vielleicht habe ich deswegen zugegriffen, wenn man mich noch haben wollte. Auch das wiederum war egoistisch, weil ich nur an mich dachte, doch, Inge …«, er blickte sie an, zögerte, »ich beneide dich darum, wie fest du in deinem Leben verankert bist, verankert und von allen geliebt. Ich habe den Boden unter den Füßen verloren, und auch wenn mein Verstand mir sagt, dass nichts für die Ewigkeit bestimmt ist, so kann und will ich es nicht einsehen, dass meine Zeit vorüber ist, dass ich nicht mehr gebraucht werde, zum alten Eisen gehöre. Es ist so, im regulären Berufsleben in der Wissenschaft, alles hat ein Verfallsdatum, und nach dem wird man ausgemustert, ohne Vorwarnung, da haben es die Selbstständigen einfacher, die können arbeiten, solange es ihnen Spaß macht.«

      »Oder solange sie es müssen, weil sie für ihr Alter nicht vorgesorgt haben, aber wie kommst du denn bei dir nur auf einen derartigen Unsinn, Werner? Du bist ein weltweit gefragter Wissenschaftler, man reißt sich um dich, du kannst Säle voller Menschen begeistern, und wenn …«

      Er unterbrach sie, winkte ab.

      »Das war einmal, Inge, das war einmal.«

      Musste sie sich jetzt Sorgen machen? Was war denn plötzlich mit Werner los? So kannte sie ihn nicht. Es ging nicht anders, sie beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, ihn zu fragen, statt aufzuzählen, welche Verdienste er für die Wissenschaft errungen hatte, wie erfolgreich seine Bücher waren. Das schien augenblicklich für Werner nicht zu zählen.

      »Werner, warum bist du jetzt so negativ?«

      Die Frage stand im Raum, doch Werner antwortete lange nicht darauf, und obwohl sie es wissen wollte, drängte sie ihn nicht. Sie merkte aber, wie unbehaglich ihr war, und das verstärkte sich, je länger Werner schwieg.

      Endlich begann er zu reden.

      »Du weißt doch, dass ich diese Anfrage aus San Francisco hatte, nicht wahr?«

      Sie nickte.

      »Und wir beschlossen, dass du der auf jeden Fall folgen wirst, weil es eine ganz besondere Ehre ist, dort zu reden.«

      Wieder erfolgte eine Pause, Inge wurde immer nervöser, trank Kaffee, obwohl das ihre Nervosität nur noch steigerte.

      »Es kam eine Absage, Inge«, seine Stimme klang dumpf, »man hat sich für einen wesentlich jüngeren Kollegen entschieden, der dabei ist, sich einen Namen zu machen, und der überall begehrt ist.«

      Was sollte sie jetzt dazu sagen? Freuen konnte sie sich nicht, obwohl sie das am liebsten getan hätte, weil es bedeutete, dass Werner nicht verreisen würde. Ganz nachvollziehen konnte sie nicht, warum er jetzt so am Boden zerstört war. Manchmal wurden Programme umgestellt, da passte das ursprünglich Geplante nicht mehr. Gerade Werner musste das wissen, denn in der Vergangenheit hatte er mehrfach von solchen Änderungen profitiert, dann war er ausgewählt worden, weil das, was er zu sagen hatte, besser in das neue Konzept passte. Ganz vorsichtig erinnerte sie ihn daran, doch Werner wollte einfach nichts davon wissen. Er hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, und daran hielt er fest. Inge wusste, wie stur Werner manchmal sein konnte, wie er auf seiner vorgefassten Meinung beharren konnte.

      »Nein, nein, Inge, es war jetzt ein netter Versuch, mich zu trösten. Das war jetzt wieder mal ein Beweis dafür, dass meine Zeit einfach vorbei ist.«

      »Unsinn, Werner …«

      Er ließ sie ihren Satz nicht beenden.

      »Es ist ja nicht nur die Absage, frühere Kollegen, mit denen ich mich ausgetauscht habe, die melden sich nicht mehr, sind nicht mehr erreichbar.«

      »Weil sie sich vielleicht ins Privatleben zurückgezogen haben? Vielleicht, weil sie auf Reisen gehen, ihr Privatleben genießen? Für sie war es an der Zeit, sich zurückzuziehen.«

      Er nickte. »Und ich tue es nicht, ich hänge an meinem alten Leben …, doch Inge, das ist das, was ich kann, was mich ausmacht. Ich weiß nicht, wie Privatleben und Familienleben gehen, das war für mich immer eine sehr angenehme Randerscheinung.«

      Das also war es, Werner hatte Angst.

      Angst davor, nicht mehr der bewunderte, verehrte Professor Auerbach zu sein, der sich im Licht seines Erfolges sonnte.

      »Werner, lass dich doch von einer Absage nicht so niederziehen, und wen du nicht sofort erreichst, versuche es wieder oder schreib, hinterlasse eine Nachricht, interpretiere bloß jetzt nicht in alles etwas hinein. Du kannst dich noch immer vor Anfragen nicht retten, mehr als nur ein Verlag ist heiß darauf, von dir ein Manuskript in die Finger zu bekommen, und Werner«, ihre Stimme wurde leiser, »man kann alles lernen, auch Privatleben, und glaub mir, das ist ganz wundervoll und erfüllend.«

      Er antwortete nicht darauf, sie wusste nicht einmal, ob er ihre Worte überhaupt wahrgenommen hatte. Inge war wirklich sehr besorgt, weil sie ihren selbstbewussten Werner so nicht kannte, Werner, der wie ein Häufchen Elend auf seinem Platz saß und die Welt nicht mehr verstand.

      Als das Schweigen anfing sie zu belasten, erhob Inge sich, ging zu ihm, legte ihre Arme um ihn, drückte ihr Gesicht an seines. So verharrten sie eine ganze Weile, ehe sie ganz leise sagte: »Werner, wir sind gesund, wir haben uns, unsere Familie, das ist etwas, wofür wir dankbar sein müssen. Das ist es, was zählt, nicht das, was du bislang gelebt hast. Und wenn du magst, dann helfe ich dir bei deinen Schritten in ein Leben, das du noch nicht kennst …, nur am Rande erlebt hast. Und das tue ich von Herzen gern, weil ich dich liebe, vom ersten Augenblick an geliebt habe.«

      Inges Worte hingen im Raum, berührten Werners Herz. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er, der ganze Säle begeistern konnte, etwas sagen konnte, und es war nicht viel, doch es kam vom Herzen.

      »Danke, Inge, ich bin so froh, dich in meinem Leben zu haben, du bist ein Geschenk des Himmels.«

      Nach diesen Worten war es erst einmal für eine ganze Weile still, denn Inge und Werner küssten sich. Innig und zärtlich wie schon lange nicht mehr. In diesem Augenblick war die Gegenwart ausgeschaltet, sie erlebten die Magie ihrer ersten Begegnung, aus der eine für das ganze Leben geworden war. Eines erfüllten Lebens, in dem es hier und da gehörig gekracht hatte, doch ihre Liebe war daran nicht zerbrochen, und das war ein gutes Zeichen dafür, dass sie jeden Sturm überdauern würde. Daran hatte Inge überhaupt keinen Zweifel. Und Werner? Für den war es schwieriger, denn der musste sein gekränktes Ego beruhigen und im wahren Leben ankommen, in dem man nicht für alles, was man tat, bewundert wurde und in dem man auch nicht fortwährend applaudierte. Es war ein schwerer Weg für den Herrn Professor Werner Auerbach, doch Inge würde alles tun, ihm zu helfen, denn bei all seinen Unzulänglichkeiten, die er vor sich hertrug, besaß Werner einen guten Kern. Er sorgte für seine Frau, wie er es stets für seine Kinder getan hatte, es für Pamela immer noch tat. Irgendwann würde er begreifen, was sie gerade versucht hatte, ihm zu erklären.

      Sie schmiegte sich enger an ihn, sie waren sich so nahe, und das nicht nur körperlich, nein, ihre Herzen hatten eine gemeinsame Sprache.

      *

      Es war ja ein Abschied auf Raten gewesen, sie hatten sich darauf einstellen können, doch Roberta hätte niemals für möglich gehalten, dass der endgültige Abschied ihr so nahe gehen würde, und Claire ging es nicht anders.

      Beide Frauen waren emotional sehr berührt, und das war etwas, was zunahm, je näher der Moment kam, in dem sich ihre Wege trennen würden.

      Alma СКАЧАТЬ