Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel Box

isbn: 9783740977429

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СКАЧАТЬ dort sind sie vor lauter Begeisterung fast auf den Tisch gesprungen, als ich ihnen in Aussicht stellte, ihnen mein neues Manuskript zu schicken.«

      Jetzt war es am anderen Ende der Leitung mucksmäuschenstill, und Ulrike wusste auch warum. Der Spektrum-Verlag war Sebastians größter Konkurrent, und wenn sein allerbestes Pferd im Stall ausgerechnet dorthin überwechseln wollte, dann musste das bei dem guten Sebastian eine Schnappatmung verursachen.

      Es war ein Schuss ins Leere gewesen. Ulrike hatte sich überhaupt noch keine Gedanken darüber gemacht, welchem Verlag sie künftighin ihre Arbeiten anbieten würde. Aber das mit dem Spektrum-Verlag würde ihm schlaflose Nächte bereiten. Sollte es doch, sie hatte seinetwegen viele schlaflose Nächte gehabt und sich beinahe die Seele aus dem Leib geweint.

      »Das kannst du nicht tun, Uli«, ächzte er schließlich mit bebender Stimme.

      Ulrike wunderte sich, dass sie so ruhig sein konnte, als sie nun sagte: »Doch, ich kann, Sebastian. Du hast mir vorgemacht, was man alles tun kann. Doch ich möchte jetzt davon aufhören, weil ich nämlich keine Lust habe, auch noch ein einziges Wort mit dir zu reden. Ich habe eine Verabredung, zu der ich nicht zu spät kommen möchte …, äh …, mit einem sehr charmanten Herrn. Das nur nebenbei, und zum Abschluss noch einmal, rufe mich nicht mehr an, wage es nicht, hier vorbeizukommen. Nimm ernst, was ich dir gesagt habe, denn sonst musst du mit den angekündigten Konsequenzen rechnen.«

      Nach diesen Worten wartete sie keine Antwort mehr ab, sondern legte einfach auf. Sie hatte sich töricht verhalten, es war unnötig gewesen, das mit der Verabredung zu erwähnen, so etwas machten Teenies, um jemandem etwas heimzuzahlen, keine erwachsenen Frauen. Sie befand sich halt noch immer in einem Ausnahmezustand und war nicht in der Lage, sachlich zu argumentieren. Dazu war sie noch viel zu verletzt. Sie hatte diesen Mann geliebt, hatte seinen Versprechungen geglaubt, auf ein gemeinsames Leben gehofft. Gefühle ließen sich nicht einfach abstellen.

      Sie war so gut drauf gewesen, als sie sich entschlossen hatte, die Laufschuhe und das entsprechende Outfit anzuziehen, jetzt würde sie sich am liebsten wieder ausziehen, und dann?

      Nein!

      Jetzt war sie nicht mehr in der Lage zu arbeiten, jetzt würde sie sich nur noch auf ihr Sofa oder in einen Sessel setzen und Trübsal blasen. Und das wollte sie nicht, denn dann hätte er ja wieder gewonnen.

      Man konnte seinen Problemen nicht davonlaufen, aber den Kopf freibekommen, das konnte man schon, und das war schließlich auch ihre ursprüngliche Idee gewesen. Außerdem war das Wetter schön, nicht zu kalt, nicht zu warm, es regnete nicht.

      Ulrike verließ das Haus und fuhr mit ihrem Auto zu dieser Laufstrecke. Als sie dort ankam, entdeckte sie auf dem Parkplatz erstaunlich viele Autos, die Strecke schien beliebt zu sein. Sie sah Männer und Frauen, die entweder gingen oder kamen. Die ihr Pensum hinter sich hatten, machten professionelle Dehnübungen, von denen Ulrike keine Ahnung hatte. Wozu auch? Eines wusste sie, nämlich, dass aus ihr niemals eine verbissene Sportlerin werden würde. Und Marathon? Sie wusste nicht, was in ihrem Leben noch so alles passieren würde, doch eines wusste sie ganz gewiss, Sport, egal welcher Art, würde ihr Leben niemals dominieren. Befände sie sich jetzt noch an ihrem früheren Wohnort, dann würde sie sich mit ihrer Freundin Nina treffen, und sie würde gemeinsam mit ihr allenfalls einen gemütlichen Spaziergang durch den Stadtpark machen, um kein schlechtes Gewissen zu haben, weil man sich doch viel bewegen sollte. Das hörte und las man jetzt überall.

      Nun, sie würde jetzt dieser Aufforderung Folge leisten. Ulrike steckte den Autoschlüssel in die Tasche ihrer Sweatjacke, und dann rannte sie einfach los, mit ziemlichen Tempo, weil sie nicht die geringste Ahnung davon hatte, was der richtige Laufschritt war. Der nette Verkäufer in dem Sportgeschäft hatte zwar versucht, ihr da ein paar Regeln beizubringen, doch sie war, ehrlich gesagt, nicht interessiert gewesen. Was sollte das, schließlich war sie schon während ihrer Schulzeit gelaufen, auch wenn es ihr nicht viel Spaß gemacht hatte und sie nicht unbedingt eine Sportskanone gewesen war. Aber verändert hatte sich ja wohl in den Jahren nichts.

      Ulrike wusste selbst nicht, warum sie jetzt dieses Tempo vorlegte, sie nahm doch nicht an einem Wettlauf teil und musste als Erste das Ziel erreichen. Und die Leute ringsum, die nahmen sie nicht wahr. Wer hier auf die Strecke ging, wollte seinen Sport machen, sonst nichts.

      Sie wäre besser zum See gegangen, dort ein Stückchen gelaufen. Hier hatte sie das Gefühl, unter einem Zugzwang zu stehen, weil alle, egal ob Männer oder Frauen, eine so unglaubliche Leichtigkeit hatten, wenn sie an ihr vorbeiliefen.

      Ulrike wurde nicht nur nervös, sondern sie wurde schneller, ihr Atem ging stoßweise, und das konnte es doch wirklich nicht sein. Laufen war nicht ihr Ding, sie wollte umdrehen, machte eine unbedachte Bewegung, stolperte, ruderte mit ihren Armen herum und wäre hingestürzt, hätte einer der Läufer nicht gestoppt und sie aufgefangen.

      Sie konnte sich nicht sofort bedanken, denn sie japste, musste erst einmal ihren Atem beruhigen. Endlich konnte sie ein mühsames »danke« hervorstoßen, dann sah sie ihren Retter an. Es war ein sehr sympathisch wirkender Mann mit einem durchtrainierten Körper, und im Gegensatz zu ihr hatte er keine Atemprobleme.

      »Schon okay«, sagte er, »Sie sind gelaufen, als müssten Sie um Ihr Leben rennen.«

      Sie horchte auf, glaubte, sich an diese wohlklingende Stimme zu erinnern, doch das konnte nicht sein, sie kannte hier niemanden und einen Sportler auf keinen Fall, in diesen Kreisen hatte sie sich auch früher nicht bewegt.

      »Ich hatte es mir einfacher vorgestellt«, gab sie zu, »es reichen offensichtlich nicht das richtige Outfit und die perfekten Schuhe. Na ja, es war wohl keine gute Idee.« Sie blickte ihn an. »Danke noch mal, dass Sie mich vor einem Sturz bewahrt haben. So ist ja noch mal alles gut gegangen, es tut mir nur leid, dass dieser Zwischenfall Sie in Ihren Aktivitäten gestört hat.«

      Sie nickte ihm zu, wollte den Rückweg antreten, diesmal allerdings, ohne loszurennen, und dann würde sie sich in den Gasthof setzen, etwas essen und trinken und alles, was geschehen war, als Spaß verbuchen.

      »Geht es Ihnen wieder gut?«, erkundigte er sich, und das ließ sie innehalten. Sie wusste nicht, was er jetzt mit dieser Frage bezweckte. »Aber ja, dank Ihrer Hilfe ist ja nichts geschehen.«

      Damit war es für sie erledigt, für ihn nicht.

      »Ich meine nicht diesen kleinen Zwischenfall hier. Wir sind uns schon einmal begegnet …, am See …, da waren Sie sehr unglücklich, und ich gab Ihnen mein Taschentuch.«

      Jetzt dämmerte es Ulrike, und sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Klar, da war ein Mann gewesen, der ihr ganz spontan sein Taschentuch gereicht hatte. Doch sie war so durch den Wind gewesen, hatte so sehr geweint, dass sie ihn nicht bewusst wahrgenommen hatte.

      Sie schenkte ihm einen vorsichtigen, einen verunsicherten Blick, denn ihr war alles ganz furchtbar peinlich.

      »Auch dafür danke, offensichtlich scheinen Sie mein Retter zu sein …, äh …, wenn Sie mir sagen, wohin ich es schicken soll, bekommen Sie das Taschentuch zurück.«

      Er winkte ab.

      »Behalten Sie es, ich …«

      Sie standen sich gegenüber, schwiegen, es war nicht unangenehm, Ulrike sagte ganz spontan: »Jetzt ist es ja wohl nicht so passend, doch ein andermal würde ich Sie gern auf einen Drink einladen …, als Gegenleistung gewissermaßen.«

      Ihm war anzusehen, wie erfreut er war. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ihm auch so etwas bereits durch den Kopf gegangen war, er es nur nicht aussprechen wollte, um nicht aufdringlich СКАЧАТЬ