Das Anthropozän lernen und lehren. Группа авторов
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СКАЧАТЬ bei 20 EW. Für einen Wasserverbrauch von 100 Liter pro Tag, einer Fracht von 1,8 g P pro Person und Tag sowie einer maximalen Ablaufkonzentration von 2 mg P/l ergibt sich, dass theoretisch 11 Tonnen Phosphor pro Jahr rückgewonnen werden könnten, wenn nur die 940 Kläranlagen kleiner 500 EW mit nachgeschalteten Phosphorfiltern ausgestattet werden, bei denen dies aus Gewässerschutzgründen nötig ist. Wenn bei allen Kläranlagen kleiner oder gleich 500 EW eine Phosphorrückgewinnung durchgeführt würde, dann könnten in NÖ alleine 57 Tonnen Phosphor pro Jahr rückgewonnen werden, in ganz Österreich mehr als 300 Tonnen Phosphor pro Jahr. Dies entspricht rund 2 % der in Österreich tatsächlich in der Landwirtschaft aufgebrachten jährlichen P-Fracht von Mineraldünger (BMLFUW, 2014).

      5. Energie aus Abwasser

      Im Grundlagenpapier zu energieautarken Kläranlagen in NÖ (Lindtner, 2011) wird auf die Möglichkeiten der Bereitstellung von erneuerbaren Energien auf Kläranlagen bereits verwiesen. Neben der klassischen Verwertung des Klärgases wird auch noch die Nutzung von Biomasse, Photovoltaik, Windenergie, Kleinwasserkraft und Solarthermie beispielhaft angeführt. In dieser Aufzählung fehlt noch die Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser. Hier stehen große aber bisher weitgehend noch ungenutzte Mengen zur Verfügung, Neugebauer et al. (2015) schätzen das Potenzial auf österreichischen Kläranlagen auf über 3 TWh pro Jahr ein. In der im Dezember 2018 veröffentliche Neufassung der EU Richtlinie zur Förderung von erneuerbaren Energien (EU RL 2018/2001) wird Abwasser aufgrund dieses thermischen Energieinhaltes nun auch als erneuerbare Energiequelle anerkannt.

      In NÖ wurde 2012 in der Gemeinde Amstetten eine erste thermische Abwassernutzung für die Wärmeversorgung von Gebäuden der Stadtwerke installiert (Umweltgemeinde, S. a.). Aktuell beschäftigt sich auch die Gemeinde Vösendorf mit Möglichkeiten zur Einbindung der Energie aus Abwasser in die lokale Energieversorgung (Grunert et al., 2019). Es ist zu wünschen, dass in naher Zukunft noch viele weitere Gemeinden diesen positiven Beispielen folgen, um eine lokale und klimafreundliche Energieversorgung in NÖ zu unterstützen.

      6. Zusammenfassung

      In NÖ ist der Anschlussgrad von Haushalten, Gewerbe und Industrie an eine kommunale abwassertechnische Infrastruktur mit etwa 94 % schon sehr hoch. Neben rund 190 „größeren“ Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von mindesten 2.000 EW gibt es heute mehr als 4.900 Kläranlagen kleiner oder gleich 500 EW, wobei davon 4.500 Kleinkläranlagen kleiner oder gleich 50 EW sind. Die am meisten eingesetzte Technologie sind SBR Anlagen (ca. 2.700 Anlagen, davon ca. 2.500 KKA), Pflanzenkläranlagen (ca. 930 Anlagen, davon ca. 900 KKA) und Belebungsanlagen im Durchlaufprinzip (ca. 530 Anlagen, davon ca. 450 KKA). Alle ca. 4.900 Kläranlagen kleiner oder gleich 500 EW reinigen das Abwasser von ca. 100.000 EW, die 4.500 KKA das von 50.600 EW. Auf die aktuelle Debatte in Bezug auf die Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm (von größeren Kläranlagen) wird in diesem Beitrag nur verwiesen. Eine Phosphorentfernung bei Kleinkläranlagen kann bei sensiblen Vorflutern einen wesentlichen Teil zur Reduzierung der Nähstoffbelastung des Gewässers beitragen. Wenn nur jene Kläranlagen kleiner 500 EW mit nachgeschalteten Phosphorfiltern ausgestattet werden, bei denen dies aus Gewässerschutzgründen nötig ist, lassen sich bis zu 11 Tonnen Phosphor pro Jahr rückgewinnen. Wenn Phosphorrückgewinnung, und nicht Gewässerschutz, das primäre Ziel ist, ist das Potenzial viel höher; Wenn bei allen Kläranlagen kleiner 500 EW nachgeschaltete Phosphorfilter eingebaut würden, könnten in NÖ ca. 55 Tonnen Phosphor pro Jahr zurückgewonnen werden. Auch die Energiebereitstellung aus der erneuerbaren Energiequelle Abwasser ist ein sehr aktuelles Thema, dass in NÖ durchaus noch Entwicklungspotenzial hat.

      Literatur

      1.AEVkA (1996): 1. Abwasseremissionsverordnung für kommunales Abwasser. BGBl. 210/1996, Wien.

      BMLFUW (2014) Endbericht Phosphorbilanz Österreich, Hrsg.: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Wien.

      BMLFUW (2017): Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) 2015. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien.

      BMNT (2017): Bundesabfallwirtschaftsplan 2017 – Teil 1. Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wien

      BMNT (2018): Kommunales Abwasser – Österreichischer Bericht 2018. Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wien.

      Gerstorfer, S. (2018): Immissionsorientierte Studie der Phosphorelimination bei Kleinen Kläranlagen und Kleinkläranlagen in Österreich. Masterarbeit, Institut für Siedlungswasserbau, Universität für Bodenkultur Wien.

      Grunert, M., Ertl, T., Langergraber, G., Kretschmer, F. (2019): REEF 2W Vorstudie – Fallbeispiel Vösendorf. Wiener Mitteilungen 251, L1-L22.

      Jenkins, D., Wanner, J. (2014): Activated Sludge – 100 Years and Counting. IWA Publishing, London.

      Jenssen, P.D., Krogstad, T., Paruch, A.M., Mæhlum, T., Adam, K., Arias, C.A., Heistad, A., Jonsson, L., Hellström, D., Brix, H. (2010) Filter bed systems treating domestic wastewater in the Nordic countries – Performance and reuse of filter media. Ecological Engeneering 36, 1651–1659.

      Langergraber, G., Pressl, A., Kretschmer, F., Weissenbacher, N. (2018): Kleinkläranlagen in Österreich – Entwicklung, Bestand und Management. Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft 70(11/12), 560–569. (open access)

      Langitz, N., Gerstorfer, S., Langergraber, G. (2017): Phosphorentfernung in kleinen Einzugsgebieten. Wiener Mitteilungen 245, B1-B12.

      Lindtner (2011): Energieautarke Kläranlage – Grundlagenpapier. Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Siedlungswasserwirtschaft, St. Pölten.

      Loderer, C. (2005): Optimisation of phosphorus-removal in constructed wetlands. Diplomarbeit, FH Pinkafeld.

      Neugebauer, G, Kretschmer, F, Kollmann, R, Narodoslawsky, M, Ertl, T, Stoeglehner, G. (2015): Mapping Thermal Energy Resource Potentials from Wastewater Treatment Plants. Sustainability 7(10), 12988–13010.

      ÖWAV (2019): Branchenbild der österreichischen Abwasserwirtschaft 2020. Österreichischer Abwasser- und Abfallverband, Wien.

      Richtlinie (EU) 2018/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2018 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (Neufassung) (ABl. L 328 vom 21.12.2018), Brüssel.

      Umweltgemeinde (S. a.): Energie aus Abwasser in Amstetten. Online im Internet. URL: https://www.umweltgemeinde.at/energie-aus-abwasser-in-amstetten [abgerufen am 30.01.2020].

      Vohla, C., Kõiv, M., Bavor, H.J., Chazarenc, F., Mander, Ü. (2011): Filter materials for phosphorus removal from wastewater in treatment wetlands – A review. Ecological Engeneering 37, 70–89.

      Christine Schörg

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      Ausflüge zu den Anfängen der Welt

       Der Urgrund aber ist das Wasser.

      Thales von Milet

      Für den Menschen ist das Wasser Grundelement und Bedingung seines Lebens – lebensspendend, durststillend, reinigend: materia prima – und als solche hat er es seit jeher mit Sinn- und Symbolgehalt aufgeladen. Gleichzeitig ist das Wasser auch СКАЧАТЬ