The Secret Footballer. Anonym
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Название: The Secret Footballer

Автор: Anonym

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783730700228

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СКАЧАТЬ meine Freiheit aufgeben würde. Ich frage mich, was aus mir geworden wäre. Hätte ich Titel gewonnen und meine 15 Minuten des Ruhms gehabt? Hätte ich diese unbeschreiblichen Glücksgefühle nach einem Tor oder Derbysieg erlebt? Oder hätte ich heute mehr „echte Freunde”, wenn ich in den letzten zwölf Jahren nicht an jedem Wochenende beschäftigt gewesen wäre? Hätte ich es zur Hochzeit meines besten Freundes geschafft, um sein Trauzeuge zu sein, statt bei Arsenal unter die Räder zu kommen? Wäre ich bei all den Beerdigungen dabei gewesen, zu denen ich es nicht geschafft habe und bei denen zu fehlen mir teilweise bis heute nicht verziehen worden ist? Würde ich trotzdem Antidepressiva nehmen müssen? Hätte ich genauso viele Leute vergrätzt, weil ich einfach nicht so sein will wie sie? Und würde ich mein Leben nach vernünftigen Maßstäben bewerten statt nach Geld und fußballerischem Erfolg? Wer weiß.

      Aber ich habe unterschrieben, für 500 Pfund die Woche, was damals ein Vermögen für mich war. Mir kam es so vor, als wäre ich in einen Kreis von Auserwählten aufgenommen worden, in den ich eigentlich nicht gehörte. Aber jetzt, da ich drin war, würden sie mich nicht mehr loswerden. Dieses Gefühl hat mich seitdem nie verlassen.

      Wenn ich ehrlich bin, war mein erster Eindruck, einen gewaltigen Fehler gemacht zu haben. Die Anforderungen waren gering, manche meiner Kollegen widerliche Typen und die ganze Lebensweise überhaupt nicht mein Fall. Nachmittags saß ich stundenlang herum und wusste nichts mit mir anzufangen. Beim Training wurde ich angemacht, weil ich „anders” war, was auch immer das heißen mag. Der unter Spielern übliche Flachs war mir fremd, weswegen sich ein paar Deppen einen Spaß daraus machten, mich jeden Tag aufzuziehen. Zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehörte, wann immer ich etwas sagen wollte, „pssst” zu zischen, bis ich schließlich aufgab, oder mich beim Mittagessen dazu zu bringen, meine Mütze abzunehmen, weil es angeblich gegen die Bestimmungen verstieß. Und einmal klauten sie mein Handy und bedankten sich beim Trainer per SMS für „letzte Nacht”.

      Ich weiß noch, wie ich einmal in der Kabine saß und einige Routiniers sich über eine bestimmte Freistoßvariante unterhielten. Weil ich noch nie davon gehört hatte, erkundigte ich mich arglos danach. Sie schauten mich fassungslos an, bis einer der ganz besonders verbitterten alten Säcke meinte: „Und da wundern wir uns, dass wir kaum Spiele gewinnen, wenn wir solche Penner verpflichten.”

      Das war noch längst nicht alles. Im Training wurde ich manchmal so hart angespielt, dass ich den Ball kaum kontrollieren konnte. Ziemlich erbärmlich, aber leider sind solche Sperenzchen auf jedem Level gang und gäbe. Dwight Yorke zum Beispiel wurde an seinem ersten Tag in Manchester von Roy Keane auf die gleiche Weise begrüßt. Keane spielte ihm den Ball so hart zu, dass Yorke ihn nicht richtig annehmen konnte. „Willkommen bei United”, sagte Keane. „Cantona hätte den locker runtergenommen.” So sehr ich das Verhalten der älteren Spieler auch verabscheute, in gewisser Hinsicht erfüllte es seinen Zweck: Ich war immer als Erster beim Training und ging als Letzter. Ich wollte unbedingt besser sein als die anderen und sie hinter mir zurücklassen.

      Nach etwa einem halben Jahr hatte ich bewiesen, dass ich ohne Weiteres in der Lage war, auf diesem Niveau mitzuhalten. Ich brachte konstant gute Leistungen und wurde regelmäßig als Spieler des Spiels ausgezeichnet (Champagner konnte sich der Klub nicht leisten, deswegen gab es nur ein Foto mit dem Sponsor und eine freundliche Erwähnung im Stadionheft). Ich war dabei, mir einen Namen zu machen, was den schönen Nebeneffekt hatte, dass die Nervensägen mich allmählich in Ruhe ließen. Gleichzeitig gelang es dem Trainer, ein paar der alten Säcke loszuwerden, wodurch sich mein Standing innerhalb der Mannschaft weiter verbesserte. Auf jeden Fall war ich nicht mehr so naiv wie noch bei meinem Debüt, als ich einen Auswärtsfan meinen Namen rufen hörte und ich idiotischerweise dachte, ein alter Bekannter aus der Heimat wäre angereist, um mich spielen zu sehen. Also drehte ich mich um, und in dem Moment rief die komplette Tribüne „Wiiiiiiiiiiichser!”, bevor alle herzlich lachten. Ich hatte schlichtweg vergessen, dass ich meinen Namen in großen Lettern auf dem Rücken trug.

      Der Profialltag war nach wie vor nicht mein Fall. Die Spiele genoss ich, auch wenn wir alles andere als unschlagbar waren. Aber unter der Woche tat ich nichts, außer rumzusitzen und zu lesen oder fernzusehen. Oft blieb ich so lange wie möglich im Klubhaus, nur um irgendwas zu tun zu haben. Ich verbrachte etliche Stunden damit, den Ball gegen eine Wand zu schießen, auf die nummerierte Quadrate gemalt waren. Manchmal machten wir einen Wettbewerb daraus: Wer es als Erster schaffte, sämtliche Quadrate in der richtigen Reihenfolge zu treffen, bekam von den anderen einen Fünfer. Ansonsten hatte das Trainingsgelände nicht viel zu bieten. Die Ausstattung beschränkte sich auf das Wesentliche. Es gab einen Platz für Fußballtennis, der wegen des ringsum gespannten Stacheldrahts einer Todesfalle glich, außerdem einen Parkplatz, auf dem wir lange Pässe übten, bis irgendein Trottel die Autoscheibe des Trainers zerdepperte. Mein Passspiel hat sich seitdem verbessert, aber 180 Pfund für ein bisschen Glas finde ich nach wie vor übertrieben.

      In der Regel trafen wir uns am Stadion, bevor wir gemeinsam zum Trainingsgelände aufbrachen. Weil ich keinen Wagen hatte, fuhr ich bei einem Kollegen und seinen Kumpels mit. Sie waren ein verschworener Haufen schwarzer Spieler und hörten während der Fahrt ziemlich furchtbaren R&B, aber aus irgendeinem Grund schlossen sie mich ins Herz und erkoren mich quasi ehrenhalber zu ihrem „Bruder”. Das bedeutete auch, dass sie sich um mich kümmerten. Wenn ich Probleme hatte, waren sie für mich da, und wenn ich etwas falsch machte, sagten sie es mir. Als es an der Zeit war, mich nach einem neuen Verein umzusehen, hörten sie sich bei ihren Exklubs um. Ich habe diesen Jungs eine Menge zu verdanken.

      Wie diese Spieler miteinander umgingen, veranschaulicht sehr schön den Unterschied zwischen harmlosem Spaß und Schikane. Einmal die Woche erschien einer von ihnen etwas früher am Trainingsgelände und richtete in der Kabine eine Art provisorischen Friseursalon ein. Nach und nach trafen die anderen schwarzen Spieler ein, schnappten sich eine Zeitschrift und ließen sich die Haare schneiden. Ich fühlte mich von der Gruppe ausreichend akzeptiert, um meinerseits ein wenig flachsen zu dürfen. Also sagte ich Sachen wie: „Leck mich fett, Desmond is schon wieder da.” Oder ich stibitzte eine Schere und tat so, als würde ich dem Nächstbesten die Haare schneiden, während ich den Friseur aus Der Prinz aus Zamunda imitierte. „Jedes Mal, wenn wir über ’nen vernünftigen Boxkampf reden wollen, kommt ein Weißer daher und holt Rocky Marciano aus der Mottenkiste. Verpiss dich, verpiss dich, und du verpiss dich auch. Wer ist der Nächste?” Wahrscheinlich haben sie eher aus Mitleid gelacht, denn meine Darbietung war allenfalls durchschnittlich. Dafür trug sie eine Menge zur Entspannung der Rassenbeziehungen bei. Eines Tages allerdings spazierte ich nichtsahnend durch die Tür und wurde umgehend von fünf schwarzen Männern mit gezückten Schermaschinen überwältigt, die mir kurzerhand sämtliche Haare abrasierten. Und ich meine sämtliche Haare.

      Als ich bekannter wurde, begann ich, von den Vorteilen zu profitieren, die eine Karriere als Fußballprofi so mit sich bringt. Ich war von zu Hause ausgezogen und wohnte nicht weit entfernt von einem Kollegen, mit dem ich eine Fahrgemeinschaft bildete. Weil unser Verein knapp bei Kasse war, reisten wir zu Auswärtsspielen immer erst am Spieltag an, was in höheren Ligen völlig undenkbar wäre. Zurück kamen wir meistens mitten in der Nacht. Je nachdem, wo wir gespielt hatten, trafen wir manchmal erst gegen zwei oder drei Uhr morgens wieder am Vereinsgelände ein, von wo wir noch 30 Kilometer nach Hause fahren mussten. Um die Uhrzeit sind die Straßen normalerweise verwaist, weswegen wir uns weder um rote Ampeln noch um Geschwindigkeitsbegrenzungen scherten. Als wir deshalb eines Tages von einem Motorradpolizisten rausgewunken wurden, befürchteten wir das Schlimmste und legten uns allerhand Ausreden zurecht. Die brauchten wir aber nicht, denn als der Polizist unsere Trainingsanzüge sah, gratulierte er uns zum Sieg und eskortierte uns aus der Stadt.

      Danach begleitete uns der Polizist nach fast jedem Auswärtsspiel bis zur nächsten Autobahnauffahrt. Nach jedem Match wartete er am Stadion auf uns, und nach einem kurzen Schwatz über das Resultat, den Verein und Fußball im Allgemeinen geleitete er uns sicher aus der Stadt. Das war vermutlich das absolute Highlight seiner Nachtschicht, und wir waren natürlich sehr dankbar. Wir überlegten, wie wir uns außer mit dem Kebab, den wir hin und wieder unterwegs an einem Imbiss erstanden, erkenntlich СКАЧАТЬ