Название: The Secret Footballer
Автор: Anonym
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783730700228
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Eine Mannschaft auf Trab zu halten, ist ein sensibler Drahtseilakt, der vor allem Vertrauen und Respekt erfordert und nicht, wie einer meiner früheren Trainer glaubte, möglichst viele gemeinsame Abende, um unabhängig vom sportlichen Erfolg gemocht zu werden. Viele Spieler nutzen jede noch so kleine Schwäche eines Trainers aus, um von ihrem eigenen Versagen abzulenken, wenn es sportlich nicht läuft. Genau das ist vor nicht allzu langer Zeit bei einem recht namhaften Klub passiert – er hat 2012 die Champions League gewonnen.
Als Trainer ist man auf ein paar Dinge angewiesen, die nicht auf dem Transfermarkt zu haben sind, zum Beispiel Ressourcen, Timing und Glück, um nur drei zu nennen. Aber jeder Trainer hinterlässt auf die eine oder andere Weise Spuren. Vor ein paar Jahren saßen wir nach einem ziemlich desolaten Auswärtsspiel in der Kabine, und einer meiner Mitspieler erlaubte sich einen Kommentar, der unserem Trainer gegen den Strich ging. Wir waren ziemlich vorgeführt worden, und das von einer Mannschaft, die einen Haufen Mitläufer verpflichtet zu haben schien.
Traditionell stellt der Gastgeber nach dem Schlusspfiff belegte Brote in der Kabine bereit. Es hat einen gewissen Charme, dass man im Old Trafford so ziemlich die gleichen Schnittchen serviert bekommt wie im Community Stadium von Colchester (Arsenal dagegen scheut weder Kosten noch Mühen und fährt Hähnchen-Nuggets auf). Mein Kollege, der es gewagt hatte, eine Erklärung für unsere jämmerliche Vorstellung abzugeben, hatte das Pech, dass die Brote an diesem Tag auf einem Metalltablett serviert wurden. Zu allem Überfluss befand es sich in Reichweite des Trainers. Er schnappte sich das Tablett und feuerte es wie einen Frisbee quer durch den Raum. Die Platte verfehlte den Kopf meines Kollegen nur um Haaresbreite und hinterließ in der Wand einen beachtlichen Krater. Wäre ich das Ziel gewesen, hätte ich das Teil umgehend zurückgeschleudert, aber mein Kollege war einfach erleichtert, dass ihm nicht der Schädel gespalten worden war. Es war nicht nur der auf ihn herabrieselnde Putz, der ihn kreidebleich erscheinen ließ.
Welche Auswirkungen der Erfolgsdruck haben kann, lässt sich an jedem Wochenende in fast jeder Kabine im ganzen Land beobachten. Die Anspannung ist manchmal kaum zu ertragen, denn wie jeder weiß, kann niemand so einfach gefeuert werden wie ein Trainer. Der frühere Boss von Leeds United, Howard Wilkinson, hat mal gesagt: „Es gibt nur zwei Arten von Trainern: diejenigen, die schon entlassen worden sind, und diejenigen, die noch entlassen werden.”
Für einen Trainer, der ständig im Mittelpunkt des Interesses steht, ist ein guter Assistent von unschätzbarem Wert. Leider bekommen Assistenten nur selten die Anerkennung, die sie verdienen. Viele leisten jahrelang bei mehreren Klubs hervorragende Arbeit und verschwinden dann ohne ersichtlichen Grund für immer von der Bildfläche. In dieser Hinsicht ist Fußball ziemlich inzestuös. Die meisten Trainer neigen dazu, mit dem immer gleichen Stab zusammenzuarbeiten. Scheiden sie aus dem Geschäft aus, kann es dem Assistenten ohne Weiteres genauso ergehen. Schön und gut, dass die Football Association immer mehr Trainer ausbildet, um den englischen Fußball voranzubringen. Aber ohne Beziehungen haben sie es auf jedem Level schwer, einen Einstieg zu finden.
Ein guter Trainer genießt das Vertrauen der Spieler und hat ein offenes Ohr für ihre Anliegen. Ich hatte Trainer, die fachlich über jeden Zweifel erhaben waren, aber ihre Kenntnisse einfach nicht vermitteln konnten. Manche übertreiben es mit dem Coaching, so dass die Spieler irgendwann auf Durchzug schalten und im Training nicht mehr mit der gleichen Begeisterung bei der Sache sind. Andersherum gibt es Trainer, bei denen die Mannschaft auf Anhieb mitzieht. Ich habe für ein paar fantastische Kerle gespielt, die genau wussten, was sie taten, und es schafften, sämtliche Gegensätze innerhalb einer Mannschaft zu überwinden. Als Spieler spürt man das, und dementsprechend enthusiastisch hängt man sich im Training rein.
Ich werde häufig gefragt, was genau wir in den zwei Stunden Training so machen. Meine ehrliche Antwort lautet: Hängt vom Trainer und seinem Stab ab. Nach einem ausgiebigen, rund 40-minütigen Aufwärmprogramm inklusive Pendel-, Slalom- und Hürdenlauf begnügen sich die meisten Trainer damit, die Mannschaft aufzuteilen und 5 gegen 3 spielen zu lassen. Nach einer Weile wird das ziemlich öde. Ich hatte einen Trainer, der eine Stunde lang 11 gegen 11 One Touch über das gesamte Feld spielen ließ. Da fragt man sich hinterher schon, was der ganze Zirkus soll. Deswegen ist man als Spieler manchmal doch erleichtert, wenn der Trainer mitsamt seinem Stab gefeuert wird. Wenn das passiert, sollte man ihn allerdings unbedingt in seinem Büro aufsuchen, ihm für seine Mühe danken und alles Gute für die Zukunft wünschen. Man weiß ja nie, wann und wo man sich wieder über den Weg läuft.
Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Spieler ihrem Trainer das Leben bisweilen unnötig schwer machen. Vor ein paar Jahren machte ich mit meinem Team einen Abstecher in den Süden, um vor der entscheidenden Saisonphase noch einmal Kraft zu tanken. Als wir um neun Uhr abends am Hotel eintrafen, legte der Trainer die Regeln für unseren Aufenthalt fest: „Ihr dürft einen Abend ausgehen, aber nicht heute. Heute gehen alle sofort ins Bett. Training ist jeden Morgen von neun bis elf Uhr, danach wird es zu heiß. Und jetzt ab in die Falle. Ach ja, Frühstück ist für alle obligatorisch.” (Das sagen sie immer.) Kaum hatte das Hotel seine Pforten geschlossen, liefen die Handys heiß. „Wo gehen wir hin?” „Wir treffen uns in 15 Minuten am Pool. Wir kommen schon irgendwie raus.” „Wer ruft die Taxis?” „Kann mir jemand ein Ladegerät für mein iPhone leihen? Ich hab meins vergessen.” (Das Letzte kam von mir, dafür bin ich berüchtigt.)
Eine Viertelstunde später versammelten wir uns auf dem Hotelgelände und stahlen uns durch ein Loch in der Hecke einer nach dem anderen davon. Draußen versuchten wir so leise wie möglich und dementsprechend gestenreich die vorbeifahrenden Taxis auf uns aufmerksam zu machen. Schließlich düsten wir alle Richtung Stadt, aber was danach passierte, kann ich beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren. Wie es heißt, hat unser Co-Trainer uns alle gegen drei Uhr morgens in einer Karaoke-Bar ausfindig gemacht und in einem Minivan zum Hotel zurückgebracht, der eigentlich für den Transfer zum Trainingsgelände vorgesehen war.
Hätte er uns persönlich die Leviten gelesen oder gar beim Boss angeschwärzt, was vermutlich die größte Kollektivstrafe in der Geschichte des Fußballs nach sich gezogen hätte, wir hätten uns nicht beschweren dürfen. Stattdessen unternahm er nichts dergleichen, weswegen er bei uns allen einen Riesenstein im Brett hatte und wir uns im Training mächtig reinhängten. Er hätte uns das ewig vorhalten und irgendwann eine Gegenleistung einfordern können, aber das Thema kam nie wieder auf den Tisch. Wahrscheinlich war er einfach ein feiner Kerl. Ansonsten wären wir alle ganz schön am Arsch gewesen.
Es macht sich bezahlt, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Das heißt aber nicht, dass sich untereinander alle mögen müssen. Entscheidend ist, dass sich alle vertragen und auf dem Platz füreinander reinhängen. Daran lässt sich auch ermessen, ob der Kapitän seine Binde wirklich verdient hat. Ich hatte in meiner gesamten Karriere nur einen Kapitän, mit dem ich nicht einverstanden war, was daran lag, dass er nie für seine Kollegen da war, wenn sie ihn brauchten.
Vor ein paar Jahren hieß es in der Presse, dass in der englischen Nationalelf niemand den Mumm hätte, die Kapitänsbinde zu tragen. Auch mir wurde bei einem meiner Klubs die Ehre zuteil, zum Spielführer ernannt zu werden, und ich kann nur sagen, dass es mich unheimlich stolz und glücklich machte, die Binde anlegen zu dürfen (blöderweise meistens verkehrt herum). So sehr manche Spieler auch beteuern, sich nichts daraus zu machen, tief im Inneren wäre fast jeder gerne Kapitän. Wenn Sie mich fragen, wie wichtig der Kapitän für eine Mannschaft ist, würde ich sagen: Er kann durchaus den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.
Ein Trainer wählt einen Kapitän aus, der als Bindeglied zwischen ihm und der Mannschaft fungiert. Wenn es aber zu Spannungen zwischen dem Team und den Kluboberen kommt, sollte der Kapitän stets im Interesse seiner Kollegen handeln. Außerdem kümmert er sich um sämtliche Belange der Spieler, die nicht in den sportlichen Bereich fallen.
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