Название: The Secret Footballer
Автор: Anonym
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783730700228
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Wenn ich an damals zurückdenke, fallen mir einige Gründe dafür ein, warum das Fußballspielen so viel schöner war, als mich noch niemand kannte. Es gab keinen Erfolgsdruck, trotzdem war ich hochmotiviert: eine wunderbare Kombination. Ich würde einiges dafür geben, das noch einmal erleben zu dürfen. Trainer und Fans waren nachsichtig, aber ich versuchte immer, möglichst perfekt zu sein. Solange ich halbwegs ordentlich spielte, war alles in Butter. Oftmals waren meine Leistungen aber herausragend, so dass ich bald ein großer Fisch in einem kleinen Teich war. Dass ich heute der alte Sack bin, der um seinen Platz fürchten muss, macht mich weder unglücklich noch neidisch oder verbittert. Stattdessen versuche ich, jüngeren Spielern zu helfen, so gut es geht, auch wenn es manchmal frustrierend ist, wenn sie etwas nicht hinbekommen, was für Routiniers selbstverständlich ist.
Vor ein paar Jahren habe ich ernsthaft überlegt, meine Schuhe an den Nagel zu hängen, um mich anderen Interessen zu widmen. Dann aber hatte ich einen Moment der Klarheit, der mich zu einem erneuten Umdenken zwang. Manchmal, wenn Spiel auf Spiel folgt und man seine Familie kaum zu Gesicht bekommt oder wenn man in einer Formkrise steckt und es Niederlagen hagelt, können einem die Dinge über den Kopf wachsen. Im Nachhinein ist mir klargeworden, dass damals eine Depression im Anflug war und meine Reaktion darauf war, mir einzureden, dass ich viel glücklicher damit wäre, etwas anderes zu tun. Doch dann bin ich im Spielertunnel an der Anfield dem Phänomen begegnet, das Marcel Proust einst als „wiedergefundene Zeit” bezeichnet hat. Unser Trainer drückte jedem Spieler einen Ball in die Hand. Ich hob meinen an die Nase und schnupperte daran. Keine Ahnung, warum – so etwas habe ich in meiner Profilaufbahn weder davor noch danach jemals getan. Der Ball war brandneu und sah so verlockend aus. Der Geruch brachte mich zurück in meine Wohnsiedlung und zu dem herrlichen Tag, als Mum und Dad mir meinen ersten richtigen Fußball kauften: einen Adidas Tango. Jeder kennt den Geruch eines ganz neuen Fußballs, und in dem Moment wusste ich wieder, warum ich nie etwas anderes machen wollte, als Fußball zu spielen. Der Ball duftete vertraut nach glücklichen Kindertagen. Während es draußen immer lauter wurde und die bekannten ersten Akkorde von „You’ll Never Walk Alone” erklangen, schwor ich mir, diesen Moment nicht mehr so schnell zu vergessen.
Es heißt ja oft, dass 95 Prozent von dem, was im Fußball passiert, hinter verschlossenen Türen stattfindet. Glauben Sie mir: Sie machen sich kein Bild davon, wie es wirklich zugeht. Vielleicht sehen Sie samstags ein Spiel und bilden sich anhand dieser flüchtigen Eindrücke Ihre Ansichten über den Fußball. Oder Sie hören dem sinnlosen Geschwafel sogenannter Experten zu, ohne sich klarzumachen, dass die leeren Phrasen nur dazu dienen, eine vorgegebene Geschichte zu erzählen, die mit der Realität kaum etwas zu tun hat. Oder Sie haben in der Zeitung über unsere berüchtigten Weihnachtsfeiern gelesen und fragen sich, ob es dabei wirklich so wild zugeht, wie immer behauptet wird. Oder Sie begreifen einfach nicht, warum junge, scheinbar kerngesunde Sportler, die alles haben, unglücklich und depressiv sein können. Oder Sie haben im Fernsehen einen Bericht über Spielerfrauen gesehen und fragen sich, wie deren Leben wirklich ist. Oder Sie wollten schon immer mal wissen, warum ein Spieler bei einem Verein grottenschlecht ist und nach einem Wechsel plötzlich aufblüht. Gibt es unterschwelligen Rassismus im modernen Fußball? Wie wichtig ist der Trainer oder der Kapitän? Pfeifen die Schiedsrichter zugunsten der großen Klubs? Was denken die Spieler wirklich über TV-Experten, die Funktionäre und die FIFA? Wie läuft das mit den Spielervermittlern und der Wechselbörse? Wie funktioniert das mit den Prämien? Was ist wichtiger: Kohle oder Titel? Und wie denken die Spieler wirklich über die Fans?
Wenn Sie die Antworten auf die meisten dieser Fragen wissen möchten, dann sollten Sie dieses Buch lesen, das völlig anonym von einem Spieler geschrieben wurde, der das Geschäft auf höchstem Niveau kennengelernt hat. Anhand meiner eigenen Erfahrungen versuche ich, zu beschreiben, wie es hinter den Kulissen im Fußball wirklich läuft. Viele der folgenden Geschichten sollte ich Ihnen besser nicht erzählen. Ich mache es aber trotzdem.
KAPITEL 2
Trainer
WAS macht einen guten Trainer aus? Ich habe für ein paar großartige Trainer gespielt, aber auch für den einen oder anderen, der so mies war, dass ich mit Freude meinen eigenen Tod vorgetäuscht hätte, um keine Minute länger mit ihm arbeiten zu müssen. Die besten Trainer haben das uneingeschränkte Vertrauen der Spieler und erhalten ungeteilte Aufmerksamkeit, sobald sie den Raum betreten. Sie vertreten eine Spielphilosophie, die von allen begeistert angenommen und mit Einsatz und Leidenschaft auf dem Platz umgesetzt wird. Vor allem aber muss ein Trainer von jedem im Klub respektiert werden.
Bestimmte Charaktereigenschaften sind Gold wert. Spieler wünschen sich einen Trainer, der konsequent und ehrlich ist. Niemand sitzt gerne auf der Bank, aber eine kurze Erklärung kann schon reichen, einer eventuell aufkommenden Unzufriedenheit vorzubeugen. Auch wenn sie mit seiner Entscheidung vielleicht nicht einverstanden sind, respektieren die Spieler den Trainer dafür, sie zur Seite genommen zu haben. Gute Menschenführung signalisiert den Spielern, dass sie ernst genommen werden. Das fördert den Zusammenhalt und äußert sich letztlich in geschlossenen Mannschaftsleistungen auf dem Platz.
Ist dies nicht gegeben, macht sich Unmut breit, und früher oder später liest man in der Zeitung, der Trainer habe „den Draht zu den Spielern verloren”. So etwas passiert tatsächlich – vielleicht nicht so oft, wie einen die Medien glauben machen wollen, aber es kommt durchaus vor, dass eine ganze Mannschaft den Respekt vor dem Trainer verliert. Ich habe es selbst erlebt. Wir waren damals der Meinung, dass wir taktisch falsch eingestellt waren und deswegen auch kein besonders gutes Bild abgaben und Spiele verloren. Sicherlich müssen Trainer manchmal zu Unrecht den Kopf für das Versagen ihrer Mannschaft hinhalten, aber in diesem Fall war unsere Unzufriedenheit absolut gerechtfertigt.
Anders als die Spieler haben Trainer keine disziplinarischen Maßnahmen oder Geldstrafen zu befürchten. Stattdessen geben die Spieler nicht mehr alles im Training und im Spiel oder verlieren den Mut. Ein Freund von mir erlebte vor nicht allzu langer Zeit eine solche Situation bei seinem Klub. Es war so schlimm, dass die Spieler darüber spekulierten, ob der Trainer es absichtlich auf seine Entlassung anlegte. Denn wo sonst, außer im Bankwesen, wird man für totales Versagen auch noch mit einer Abfindung in Millionenhöhe belohnt? Gut möglich, dass so etwas häufiger vorkommt. Mir würden jedenfalls ein paar Kandidaten einfallen.
Trainer müssen nicht geliebt werden. Ich kenne einige Spieler, die ihren Boss verachten, aber dennoch sehr erfolgreich mit ihm sind. Andererseits gibt es auch den einen oder anderen Trainer, der bestimmten Spielern eine Menge Blödsinn durchgehen lässt, weil sie enorm wichtig sind für das Team. Letztendlich geht es nicht um gegenseitige Zuneigung, sondern gegenseitigen Respekt.
Manche Spieler wären gerne Trainer. Und manche Trainer wären gerne immer noch Spieler. Ich habe mir einmal eine Strafe eingehandelt, weil ich mit ein paar Kumpels abends ausgegangen bin, als ich verletzt war. Es war ein Dienstagabend, ich verstieß also keineswegs gegen die Vorschrift, mich in den letzten 48 Stunden vor einem Match nicht in einer Kneipe aufzuhalten. Aber der Trainer meinte, jedweder Alkohol wäre meiner Genesung abträglich, also brummte er mir eine Geldstrafe von zwei Wochengehältern auf. Ich beklagte mich nicht, aber als ich gehen wollte, wandelte er sich vom Trainer zum Spieler und fragte mit einem blöden Grinsen: „Und: Hast du eine abgeschleppt?” Dabei wusste er ganz genau, dass ich seit Jahren liiert war. Letztlich war er wohl enttäuschter darüber, dass ich nichts zu erzählen hatte, als über meinen vermeintlichen Fehltritt. Damals verloren wir den Respekt voreinander, wenn auch aus jeweils ganz unterschiedlichen Gründen.
Geldstrafen sind ein beliebtes Thema. Manche Leute scheinen sich vor allem dafür zu interessieren, wie viel Profis verdienen, und ich schätze, Geldstrafen gehören da irgendwie dazu. Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich offiziell zur Kasse gebeten wurde, aber sicher nicht mehr als ein halbes Dutzend Mal. Ganz anders sieht es bei СКАЧАТЬ