Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes. R.A. Salvatore
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes - R.A. Salvatore страница 8

Название: Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes

Автор: R.A. Salvatore

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hexenzirkel

isbn: 9783966583169

isbn:

СКАЧАТЬ

      Wird das Endergebnis die Sehnsucht nach Rache betäuben? Ich frage mich, wie viele Generationen nötig sein werden, bis diese Beziehung wirklich gefestigt und geheilt ist.

      Oder spielt das für die Xoconai keine Rolle? Vielleicht werden die Auguren verlangen, dass die Menschen ausgerottet werden, dass man sie als Sklaven zu Tode schindet oder sie dem Glorreichen Gold opfert. Vielleicht wird sich Tonoloya, die Nation der Xoconai, am Ende von einem Ozean zum anderen erstrecken, wie Scathmizzane es fordert, und in dieser riesigen Nation wird man die Menschen auslöschen, indem man sie zuerst an den Rand der Zivilisation verbannt und sie anschließend zu Tode hetzt.

      Dann wird Tonoloya endlich Ruhe vor den Menschen haben.

       Aber ich sehe diese Menschen, ihre Bräuche, ihre liebevollen Familien, ihre Hoffnungen und weiß, dass sie sich, wenn man sie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstellen würde, nicht von den Xoconai unterscheiden. Und wie kann es dann stimmen, dass Cizinfozza ein böser und monströser Dämon ist, aber Scathmizzane ein wundervoller Gott, unser Glorreiches Gold?

      Es erfüllt mich mit Hoffnung und Trauer, dass diese Unterscheidung allein darauf beruht, ob ich nun diesem oder jenem Gott huldige, denn ich unterscheide mich kaum von meinem Feind, der einem anderen Gott dient. Und wenn unsere Götter von unseren beiden Völkern verlangen, Krieg zu führen, dann wären wir ganz ohne Götter vielleicht besser dran.

      In den Lehren aus meiner Jugend würde man solche Gedanken als blasphemisch bezeichnen. Und sollte ich sie aussprechen, würde mein Leben garantiert schmerzhaft enden und man würde die Erinnerung an mich auslöschen, bis nur noch die wenigen, die mir heimlich zustimmen, meinen Namen flüstern.

      Doch diese Wahrheit in meinen eigenen Gedanken nicht zu akzeptieren, wäre ein Verrat an mir selbst, an allem, was ich glaube und wofür ich stehe. Diese Wahrheit ist mir wichtiger als der Körper, in dem sie steckt.

      Ich unterzeichne diesen Brief als dein Schüler, der auf ewig in deiner Schuld steht.

      Ag’ardu An’grian

      Gesicht der Morgenröte

image

       Diese Lieder der Magie

      Aoleyn stand auf der windgepeitschten Klippe und warf einen Blick zurück auf die kleine Gruppe, die in Serpentinen den steilen Felsabhang hinunterging.

      So wenige. Vielleicht hundert, nicht mehr.

      Die Tränen in ihren Augen stammten vom Wind – das sagte sich die Frau zumindest. Ja, in der vergangenen Nacht war es zu unglaublichen und dramatischen Veränderungen gekommen; ein ganzes Gebirge war geschmolzen und ein gewaltiger, tiefer See hatte sich in die Wüstenebene ergossen.

      Ja, ihre Welt war plötzlich auf den Kopf gestellt worden. Nicht zum ersten Mal – und auch nicht zum letzten Mal, das wusste sie, als sie sich Feuchtigkeit von der Wange wischte.

      Es liegt nur am Wind, sagte sie sich erneut, während sie verzweifelt, aber vergeblich versuchte, die Realität zu verdrängen: Für jeden Flüchtling, der gerade das Ayamharas-Plateau verließ, waren dreißig Männer, Frauen und Kinder an nur einem Tag abgeschlachtet worden.

      Gestern.

      Aoleyn hatte nicht viele Freunde – jedenfalls keine engen außer Bahdlahn, der zu den Flüchtlingen gehörte, die gerade von dem eroberten Plateau flohen. Doch das linderte den Schmerz nicht, auch wenn sie ihn zu verbergen versuchte. Dass die Vernichtung so schlagartig und in diesem Ausmaß über sie gekommen war, überwältigte Aoleyn.

      Die Frau strich sich eine lange Strähne ihrer schwarzen Haare aus dem Gesicht, blinzelte entschlossen mit ihren dunklen Augen, um die Trauer und die Tränen zu vertreiben, dann legte sie eine Hand auf ihren nackten Bauch und auf die Kette mit den Edelsteinen, die sie dort befestigt hatte. Ihr Finger strich über die glatte Oberfläche eines Mondsteins und verharrte dort, während sie sich enger mit der magischen Energie verband, die in dem kleinen Stein steckte.

      Sie lockte die Macht darin Stück für Stück hervor, bis die magischen Schwingungen in ihren Fingern vibrierten, bis das Lied des Edelsteins ihre Gedanken erfüllte.

      Sie beschwor diese Magie, sprang hoch und flog, als besäße sie die Schwingen eines Vogels. Sie begann, den gewaltigen Abgrunds zu umrunden, der noch am Vortag ein Bergsee gewesen war, hielt sich jedoch am Rand und blieb so niedrig am Boden wie möglich, damit die Eroberer, die bereits wie Ameisen über den südlichen Teil des Beckens ausschwärmten, sie nicht entdeckten.

      Und damit der Riese unter ihnen sie nicht erspähte, diese gewaltige, wunderschöne und schreckliche Kreatur, die gestern auf einem Ungeheuer, einem schlangenartigen Drachen, der durch die Luft zu schwimmen schien, geritten war.

      Manchmal überstieg ihre Flughöhe kaum ihre eigene Körpergröße, manchmal wand sie sich zwischen den Bäumen kleiner Wäldchen hindurch, aber immer blieb sie am Westrand des Beckens, hielt sich von allen Bewegungen fern und auch von dem einzigen Dorf auf dieser Seite. Es war geplündert worden, während sie und die anderen ihre verzweifelte Flucht über das tiefe, dunkle Wasser angetreten hatten. Sie brachte die Längsseite der Schlucht rasch hinter sich und erreichte die dichteren Wälder und die Deckung versprechenden Felsen des Hügellands am Fuß des gewaltigen Bergs, der sich über den südöstlichen Rand erhob. Fireach Speuer, so nannte man ihn: Er war breit und groß und warf jeden Morgen lange Schatten über das Wasser des Sees, den es dort einmal gegeben hatte. Der gewaltige Berg war ihre Heimat gewesen. An seinen Hängen, auf etwas mehr als halber Höhe, gab es einen ebenerdigen Bereich, der ihrem Volk, den Usgar, als Sommerlager gedient hatte. Das Felsplateau unterhalb des Gipfels war im Winter ihre Heimat gewesen und ihr Machtzentrum. Der Zirkel hatte seine Magie aus ihm geschöpft, genau wie Aoleyn selbst.

      Sie landete im Hügelland, hielt inne und dachte über ihr Glück nach – oder war es vielleicht Schicksal? Denn nur, weil sie vor ihrem Volk geflohen war, weil sie sich von den Usgar und allem, woran sie glaubten, abgewandt hatte, war sie der tödlichen Flutwelle seltsam aussehender Eroberer, die über sämtliche Bergpässe und Vorsprünge des Fireach Speuer hereingebrochen war, entkommen.

      Sie war sich nicht sicher, was sie von der augenscheinlichen Eroberung und Vernichtung der Usgar halten sollte. Hatten die Invasoren ihr einen Gefallen getan, hatten sie der Welt einen Dienst erwiesen, weil sie das Land von diesem furchtbaren Barbarenstamm und dessen mörderischen Bräuchen befreit hatten?

      Nein, Aoleyn konnte sich nicht dazu überwinden, so zu denken. Schließlich hasste sie nicht alle Usgar und betrachtete viele von ihnen, vor allem die unterdrückten Frauen, als Opfer, denen man Gehorsam eingeprügelt hatte. Sie hatte vorgehabt, sie alle von den Bräuchen der Usgar zu befreien – ohne etwas von der Gefahr durch diese seltsamen Eroberer zu ahnen, deren Existenz ihr verborgen geblieben war, bis sie über das Dorf Fasach Crann geflogen war, während es von ihnen zerstört wurde – und erst als Aoleyn erkannt hatte, dass sie die Usgar nicht vor sich selbst beschützen konnte, war sie geflohen.

      Aoleyn verzog das Gesicht, was wie ein schiefes Lächeln aussah, als sie an Tay Aillig dachte, den Anführer der Usgar und ihren schlimmsten Peiniger. Sie hatte ihn auf ihrer Flucht inmitten einer Steinlawine abstürzen lassen. Sie warf einen Blick auf ihre Hand, die schmale, zarte Hand einer jungen Frau, auf die die Umrisse einer Wolkenleopardenpfote tätowiert waren.

      Sie spürte СКАЧАТЬ