Ich habe immer nur den Zaun gesehen. Ernst Heimes
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Название: Ich habe immer nur den Zaun gesehen

Автор: Ernst Heimes

Издательство: Автор

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783898018746

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СКАЧАТЬ politische Gefangene, mussten den Roten Winkel als Kennzeichnung tragen. Andere, aufständische Matrosen aus Kiel, waren der Spezialabteilung Wehrmacht (SAW) zugeordnet. Wieder andere, sogenannte Asoziale, trugen den Schwarzen Winkel, Homosexuelle den Rosa Winkel und so genannte Gemeinverbrecher den Grünen Winkel auf ihrer Kleidung. Als diese Männer die ersten drei Baracken fertig gestellt hatten, wuchs die Zahl der Häftlinge auf 400 Personen an. In der Folgezeit veränderte sich die Zahl der Gefangenen wie folgt: zum 1. Januar 1942 auf 419 Häftlinge; zum 1. Januar 1943 auf 709 Häftlinge und zum 1. Januar 1944 auf 1.840 Häftlinge. Die höchste nachweisbare Gefangenenzahl lag am 27. August 1944 bei 5.538 Häftlingen.

      Neben den 14 Häftlingsbaracken hatte das Lager eine Küche, ein Gebäude mit Gefängniszellen und ein Krematorium. Die Baracken standen stufenförmig in einem Nordhang auf der Schattenseite eines Berges. Auf der untersten Stufe der Anlage befand sich eine Grube, in der die Asche und die Knochenreste von verbrannten Häftlingsleichen verscharrt wurden. Auf der obersten Stufe überragte ein Galgen auf der Mitte des Appellplatzes das Lager. Durch die doppelte Stacheldrahtumzäunung floss elektrischer Strom. Acht hölzerne Wachtürme machten das Gelände zu einer Festung, aus der es kein Entrinnen gab. Außerhalb der Umzäunung, standen die Unterkünfte der Wachmannschaft, die Hundezwinger und die Villa des Kommandanten mit Schwimmbad. Eine Gaskammer wurde auf dem Struthof eingerichtet. Hierzu wurde die Kühlkammer des ehemaligen Hotels umfunktioniert.

      Wie viele Menschen insgesamt das Lager Natzweiler durchleiden mussten, ist nicht genau festzustellen. Die Zugänge und Abgänge von Häftlingen wurden zwar peinlich genau festgehalten. Viele sogenannte Angehörige minderwertiger Rassen, also Russen, Polen, Angehörige der Sinti und Roma, verächtlich Zigeuner genannt, wurden jedoch ermordet, ohne Hinterlassung von Spuren. Ebenso erging es vielen Gefangenen, die dem französischen Widerstand angehörten. Nach ihrer Ergreifung wurden sie nach Natzweiler gebracht und umstandslos exekutiert. Die Zahl von rund 45.000 Häftlingen wurde offiziell erfasst. Von diesen sind jedoch nur 10.000 bis 15.000 im Hauptlager Natzweiler, die übrigen in den Außenlagern gewesen. In der Zahl von 15.000 sind etwa 3.000 nicht offiziell erfasste Häftlinge mitgerechnet.

      Ein ehemaliger luxemburgischer Gefangener erinnert sich. Er sei in der Schreibstube des Lagers eingeteilt gewesen und habe über alle Zugänge und Abgänge Protokoll führen müssen. Er berichtet:

      2 Persönliche Aufzeichnung des Autors aus Gesprächen mit Ernest Gillen, Luxemburg

      Alle Häftlinge, auch die in den Außenkommandos, wurden in den Listen als Gefangene von Natzweiler geführt. Viele betraten aber das Lager in Natzweiler nicht, sondern wurden sofort einem Außenlager zugeteilt. Dadurch erhöht sich die Zahl der Häftlinge, die in den Büchern von Natzweiler auftauchen erheblich. Am 3. Mai 1944 sind beispielsweise 850 Russen und Polen direkt von Auschwitz nach Cochem gekommen, wurden aber in Natzweiler als Zugänge registriert. Im Sommer 1944 sollen etwa 10.000 Häftlinge allein in den Außenlagern von Natzweiler gearbeitet haben. Ende September 1944 erreichte diese Zahl mehr als 16.000 und Ende Oktober 1944 sogar 20.822 Häftlinge, darunter 2352 Frauen.

      3 Quelle: KZ Lager Natzweiler Struthof, Nancy 1982

      Alle Häftlinge mussten zur Erkennung unterschiedliche Abzeichen auf ihrer Kleidung tragen. Diese bestanden aus der Häftlingsnummer und den bereits erwähnten Winkeln, worunter man sich ein gleichschenkliges Dreieck vorzustellen hat, dessen Fläche farbig gefüllt war. Ein in den Grünen Winkel, Spitze nach oben, gedrucktes SV stand für Sicherheitsverwahrung, woraus sich im Laufe der Zeit die Bezeichnung Schwerverbrecher entwickelte. Bibelforscher und Zeugen Jehovas wurden durch ein lila Dreieck, Angehörige der Sinti und Roma durch ein schwarzes Dreieck gekennzeichnet. Die Spitze zeigte nach unten, wenn sie zusätzlich als asozial galten. Juden waren in Natzweiler nicht besonders gekennzeichnet. Sie trugen rote, einige auch grüne oder schwarze Winkel. Ein schwarzes Dreieck erhielten zusätzlich sogenannte Rassenschänder. Den Rosa Winkel, Spitze nach unten, gab es für Homosexuelle. Ausländer trugen ab dem Frühjahr 1944 in ihren Winkeln den Anfangsbuchstaben ihrer Nationalität. Angehörigen der Strafkompanie wurde zusätzlich ein schwarzer Punkt aufgenäht. Fluchtverdächtigen wurde auf Brust und Rücken eine rot-weiße Zielscheibe aufgenäht oder aufgemalt. Die SS hatte eine besondere Kennzeichnung für sogenannte Blöde. Auf einer Armbinde mussten die Betroffenen den Satz Ich bin blöde tragen. Die Kategorie der Nacht-und-Nebel-Häftlinge, kurz mit N.N. bezeichnet, der überwiegend Belgier, Franzosen, Holländer, Norweger, Luxemburger aber auch einige Häftlinge anderer Nationen angehörten, war mit den Initialen N.N. gekennzeichnet.

      Einlieferungsgründe in das KZ Natzweiler ergaben sich aus den Kategorien: politische Häftlinge wegen ihrer Aktivitäten gegen das faschistische NS-Regime, andere wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer sogenannten minderwertigen Rasse, sowie die sogenannten Asozialen und Arbeitsscheuen, die Homosexuellen und die Kriminellen. Dabei bleibt zu berücksichtigen, dass hinter den Bezeichnungen arbeitsscheu, asozial oder kriminell die menschenverachtende Gesinnung des faschistischen NS-Staates stand.

      Kriminelle, echte Kriminelle, gemeint sind bösartige Menschen, die vor Brutalitäten nicht zurückschreckten, wurden bevorzugt als sogenannte Kapos eingesetzt. Kapos waren Funktionshäftlinge, denen von der SS die Aufsicht über die übrigen Gefangenen übertragen wurde. Sie sollen häufig brutaler als die SS selbst, ja, teilweise völlig enthemmt, gegen ihre Mitgefangenen vorgegangen sein.

      In das KZ Natzweiler wurden Menschen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Norwegen, Polen, der Sowjetunion, Spanien und der Tschechoslowakei verschleppt. In geringer Zahl gab es auch Häftlinge anderer Nationen. Für viele der Gefangenen aus dem politischen, bewaffneten Widerstand, die von den Nazis die Bezeichnung N.N. erhalten hatten, war eine sogenannte Sonderbehandlung vorgesehen, nämlich die Vernichtung bei Nacht und Nebel. In sogenannten Nacht-und-Nebel-Aktionen wurden Menschen von der Straße verschleppt und blieben für immer verschwunden. Den N.N. Gefangenen, die nach ihrer Einlieferung nicht sofort getötet wurden, erging es von allen Häftlingen im Lager am schlechtesten. Sie hatten praktisch überhaupt keinen Schutz mehr und durften jeder Zeit gequält und getötet werden. Der Formulierung bei Nacht und Nebel oder Nacht-und-Nebel-Aktion begegnet man auch heute noch. Manchmal wird sie von älteren Menschen benutzt, die es vielleicht besser wissen könnten, oft aber auch von jungen Leuten, die nichts über den nationalsozialistischen Gebrauch dieser Redewendung wissen.

      Begründet wurde diese Sonderbehandlung durch den Nacht-und-Nebel-Erlass des Generalfeldmarschalls Wilhelm Keitel, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Er führte in dem umfangreichen Schreiben aus, wie mit den N.N. zu verfahren sei. Damit folgte er dem Willen Hitlers, den Angriffen gegen das Deutsche Reich СКАЧАТЬ