Nikolas Nickleby. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу Nikolas Nickleby - Charles Dickens страница 32

Название: Nikolas Nickleby

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183111

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СКАЧАТЬ niemand anders etwas spricht!«

      »Ihr könnt euch doch miteinander unterhalten, wenn ihr schon nicht mitreden wollt«, hetzte Tilda ihren Bräutigam. »John, warum bist du denn so stumm?«

      »Stumm? –!?« wiederholte der Yorkshirer.

      »Ja, ja, stumm und dämlich. Sprich doch auch etwas.«

      »Also guat!« schrie der Kornhändler und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nacher sag i, der Teifel soll mi lotweis holen, wann i dös länger mit anschaug. Glei gehst mit mir nach Haus, und der Maulheld da soll sich auf an Leibschaden g'faßt machen, wann er mir unter die Hand kommt.«

      »Um Gottes willen, was ist denn geschehen?« rief Miss Price mit geheucheltem Erstaunen.

      »Heim kommst mit mir, sag i dir«, wiederholte der Yorkshirer mit Nachdruck.

      Miss Squeers ihrerseits brach in einen Strom von Tränen aus, der zum Teil seinen Grund in der tödlichen Kränkung, zum Teil in dem ohnmächtigen Wunsch hatte, irgend jemand das Gesicht mit ihren süßen Fingernägelchen zu zerkratzen.

      Und was war schuld an alldem? Miss Squeers hatte ihr Teil dazu beigetragen, da sie sich der hohen Ehre einer Anwartschaft auf den Brautstand gerühmt, ohne hinreichende Gründe dafür zu haben – Miss Price hatte mehrere Hebel spielen lassen, einmal den, die Freundin für die Anmaßung, mit ihr hinsichtlich eines Titels, auf den sie kein Recht hatte, zu rivalisieren, zu bestrafen, und zweitens den, dem Kornhändler einen augenfälligen Beweis zu liefern, welche große Gefahr ihm aus einem längern Hinausschieben der Trauungszeremonien erwachsen könnte, während das Scherflein des armen Nikolas in der gedankenlosen Heiterkeit einer halben Stunde und in dem aufrichtigen Wunsche bestand, jeden Verdacht, es könne zwischen ihm und Miss Squeers ein Liebesverhältnis bestehen, ad absurdum zu führen.

      »Und Fanny schwimmt gar in Tränen«, rief Miss Price, als setze sie dies in neuerliches Erstaunen. »Ja, was soll denn das heißen?«

      »Oh, Sie wissen es nicht, Mamsell, natürlich, Sie können es ja nicht wissen. – Bitte, inkommodieren Sie sich doch nicht mit Fragen«, fauchte Miss Squeers mit einem Gesicht, das man bei Kindern eine Fratze genannt haben würde.

      »Na, so etwas ist mir doch, weiß Gott, noch nicht vorgekommen«, rief Miss Price.

      »Mir ganz egal, ob Ihnen so etwas vorgekommen ist oder nicht, Mamsell«, entgegnete Miss Squeers grob.

      »Sie sind ja ungeheuer höflich, Mamsell«, höhnte die Müllerstochter.

      »Ich brauche nicht zu Ihnen zu kommen, um mir Unterricht in Höflichkeit geben zu lassen, Mamsell«, belferte Miss Squeers.

      »Es hätte auch keinen Zweck, wo sowieso Hopfen und Malz verloren ist«, entgegnete Miss Price prompt.

      Miss Squeers wurde blutrot bis über die Ohren und dankte Gott, daß sie keine so freche Stirn wie gewisse Leute habe, und Miss Price ihrerseits wünschte sich Glück, nicht wie gewisse Personen vom Neidteufel besessen zu sein. Miss Squeers erging sich daraufhin in Bemerkungen hinsichtlich der Gefahren, die man laufe, wenn man sich mit ordinären Leuten einlasse, eine Ansicht, der Miss Price rückhaltlos beipflichtete.

      »Tilda!« rief Miss Squeers schließlich mit Würde, »ich hasse dich.«

      »Und ich gedenke wahrhaftig auch nicht meine Liebe an dich zu verschwenden«, revanchierte sich Miss Price und zerrte ihre Hutbänder mit einem zornigen Ruck zu. »Du wirst dir noch die Augen ausweinen, wenn ich fort bin.«

      »Und ich verachte deine Worte, du Müllerskuh.«

      »Sie sind nicht imstande, mich zu beschimpfen«, antwortete die Müllerstochter mit einer spöttischen Verbeugung. »Gute Nacht, mein Fräulein, und recht süße Träume!«

      Mit diesem Segenswunsch rauschte Miss Mathilda Price aus dem Zimmer, gefolgt von dem stämmigen Yorkshirer, der noch vorher, ehe er die Schwelle überschritt, mit Nikolas jenen eigentümlichen, ausdrucksvollen Zornesblick wechselte, mit dem die Eisenfresser im Trauerspiel sich gegenseitig anzudeuten pflegen, daß sie einander wiederzutreffen gedenken.

      Sie waren kaum fort, als Miss Squeers die Prophezeiung ihrer ehemaligen Freundin bewahrheitete, sich durch einen förmlichen Strom von Tränen Luft machte und in unzusammenhängenden Worten ihrem Jammer Ausdruck verlieh. Nikolas sah ihr einige Augenblicke zu, unschlüssig, was er tun sollte. Da er aber halb und halb voraussah, der Anfall würde damit endigen, daß er sich einer Umarmung oder einer Gesichtszerkratzung unterziehen müsse – Bußen, die er beide für gleich schrecklich erachtete –, so ging er in größter Ruhe von hinnen, dieweil Miss Squeers ohne Unterlaß in ihr Taschentuch schneuzte.

      »Das ist jetzt die Folge meiner verwünschten Bereitwilligkeit, mich dieser Gesellschaft, mit der mich der Zufall zusammengeführt, haben anpassen zu wollen«, dachte Nikolas, als er sich nach dem finstern Schlafsaal hinaufgetappt hatte. »Wäre ich stumm und dumm sitzen geblieben, wie ich es doch ganz gut hätte können, würde alles das nicht vorgefallen sein.«

      Er horchte einige Augenblicke, aber alles blieb ruhig.

      »Ich freute mich so«, murmelte er vor sich hin, »dem Anblick dieser Jammerhöhle und ihres Schurken von Besitzer eine Stunde entrückt zu sein, und jetzt habe ich diese Leute aufeinandergehetzt und mir zwei neue Feinde gemacht, wo ich doch, weiß der Himmel, bereits ihrer genug habe. Das ist die gerechte Strafe dafür, daß ich, wenn auch nur auf eine Stunde, vergessen habe, wo ich mich befinde.«

      Mit diesen Worten suchte er sich tastend seinen Weg durch die gedrängten Haufen der kleinen Schüler und schlüpfte in sein elendes Bett.

      Am zweiten Morgen nach Nikolas' Abreise saß Kate Nickleby Miss La Creevy zur Vollendung des angefangenen Miniaturporträts, dessen Lachsfarbe noch glänzender gemacht werden mußte.

      »Ich denke, ich habe es jetzt«, sagte Miss La Creevy. »Es wird das hübscheste Bildchen werden, das ich je gemalt habe. Sie stellen sich nicht vor, was so etwas für Mühe kostet. Und gar erst die Nase in das richtige Verhältnis mit dem Kopfe zu bringen! Von den Zähnen gar nicht zu sprechen.«

      »So etwas läßt sich kaum mit Geld bezahlen«, meinte Kate lächelnd. – »Da haben Sie vollkommen recht, meine Liebe«, entgegnete Miss La Creevy, »und trotzdem sind die Leute so unvernünftig und schwer zu befriedigen, daß man unter zehn Porträts kaum eines mit Vergnügen malen kann. Das eine Mal heißt es: ›Ach, was haben Sie mir für ein ernstes Gesicht gemacht, Miss La Creevy‹, das nächste Mal: ›Aber, Miss, was ist das doch für ein schmunzelnder Mund?‹, während ein gutes Porträt doch entweder ernst oder heiter sein muß, sonst ist es doch gar kein Porträt.«

      »Wirklich nicht?« fragte Kate freundlich.

      »Gewiß nicht. Die Sitzenden sind doch entweder das eine oder das andere. Betrachten Sie die Porträts in der königlichen Akademie. Alle die schönen Bilder der Herren in den schwarzen Samtwesten, mit auf runden Tischen oder Marmorplatten ruhenden Händen, sind bekanntermaßen ernsthaft, und die Damen, die mit Sonnenschirmchen, Schoßhündchen oder kleinen Kindern spielen, müssen nach denselben Prinzipien lächelnd gehalten werden. In Wirklichkeit gibt es«, fuhr Miss La Creevy vertraulich flüsternd fort, »nur einen zweifachen Porträtstil, den ernsten und den heitern. Des ersteren bedienen wir uns immer bei Geschäftsleuten, des letzteren bei Damen oder bei Herren, denen nicht viel daran zu liegen braucht, gescheit auszusehen.«

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