Название: Nikolas Nickleby
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961183111
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Begreiflicherweise befand sich Miss Squeers, als der große Zeitpunkt immer näher rückte, in nicht geringer Verwirrung; jedenfalls unterließ sie nichts, um sich aufs vorteilhafteste herauszuputzen. Ihr Haar, das einen leidigen Stich ins Rötliche hatte und sich auch keiner besondern Länge erfreute, fiel ihr vom Scheitel in fünf korkzieherartigen Lockenreihen herab und verhüllte kunstreich die Mängel des zweifelhaften Auges, gar nicht zu reden von der blauen Schärpe, deren Enden rückwärts herunterbaumelten, der gestrickten Schürze, den langen Handschuhen, der grünen, über die Schulter geworfenen und unter den Armen zugeknüpften Gazeschärpe und den übrigen zahlreichen Toilettenkniffen, die ebenso viele für Nikolas' Herz bestimmte Pfeile bedeuteten. Diese Vorkehrungen waren kaum zu Miss Squeers' voller Zufriedenheit beendigt, als ihre Freundin mit einem weiß und braun gewürfelten Päckchen ankam, das einige kleine Putzartikel enthielt, die sie erst hier anziehen wollte, was sie denn auch unter unablässigem Geplauder tat. Als die jungen Damen einander noch das Haar geordnet hatten und aber auch gar nichts mehr an sich auszusetzen fanden, zogen sie ihre langen Handschuhe an und rauschten in vollem Staat die Treppe hinunter in das Zimmer, wo bereits alles für den Empfang der Gesellschaft bereit stand.
»Wo ist John, Tilda?« fragte Miss Squeers.
»Nur nach Hause gegangen, um sich umzukleiden«, versetzte die Müllerstochter. »Er wird aber hier sein, noch ehe der Tee fertig ist.«
»Wie mir das Herz klopft«, seufzte Miss Squeers.
»Oh, das kenne ich«, sagte Tilda.
»Weißt du, Tilda, ich bin es nicht gewöhnt«, lispelte Miss Squeers und legte die Hand an die linke Seite ihrer Schärpe.
»Ach, das gibt sich bald, meine Liebe«, tröstete die Müllerstochter.
Inzwischen hatte das ausgehungerte Dienstmädchen das Teegeschirr hereingebracht, und gleich darauf klopfte jemand an die Türe. »Er ist's«, rief Miss Squeers. »O Tilda.«
»Pst«, flüsterte Tilda. »Hm. Ruf doch: ›Herein!‹«
»Herein«, echote Miss Squeers mit schwacher Stimme.
»Guten Abend«, sagte Nikolas unbefangen, ohne von seiner Eroberung auch nur eine Ahnung zu haben. »Ich hörte von Mr. Squeers, daß –«
»Ja, ja. Schon richtig«, fiel Miss Squeers ein. »Papa trinkt den Tee nicht mit uns. – Aber ich denke, Sie werden ihn nicht sehr vermissen«, ergänzte sie mit schalkhaftem Lächeln.
Nikolas machte große Augen, dachte aber, da er viel zuviel Kummer im Herzen trug, über die Bemerkung nicht weiter nach. Trotz seines Gemütszustandes benahm er sich aber – rein mechanisch –, als er der Müllerstochter vorgestellt wurde, so liebenswürdig, daß die junge Dame vor Bewunderung ganz hingerissen war.
»Wir warten noch auf einen zweiten Herrn«, sagte Miss Squeers, nahm den Deckel des Teekessels ab und sah hinein, ob der Tee auch nicht zu stark würde.
Es war Nikolas ziemlich gleichgültig, ob man auf einen oder auf zwanzig Herren wartete, und nahm daher diese Kunde vollkommen uninteressiert hin. Er fühlte sich unendlich bedrückt, und da er keinen besondern Grund einsah, warum er sich hätte angenehm machen sollen, trat er ans Fenster, blickte hinaus und seufzte unwillkürlich.
Das Unheil wollte, daß Miss Squeers' Freundin, die einen ausgesprochenen Sinn für scherzhafte Einfälle hatte, diesen Seufzer hörte und es sich sofort in den Kopf setzte, das Liebespärchen mit seiner Niedergeschlagenheit zu necken.
»Wenn nur meine Anwesenheit daran schuld ist«, sagte sie, »so macht das weiter nichts. Ich habe doch dieselbe Krankheit; tut ganz, als ob ihr allein wärt.«
»Tilda!« säuselte Miss Squeers, bis zu den Haarlocken errötend. »Schäm dich doch.«
Dann brachen beide in ein nicht endenwollendes Kichern aus und schossen über ihre Taschentücher hinweg schelmische Blicke auf Nikolas. Der geriet zuerst in maßloses Staunen, kam dann aber bei dem unerhört komischen Gedanken, man könne glauben, er sei in Miss Squeers verliebt, und da zudem das Aussehen und Benehmen der beiden jungen Damen unendlich albern war, derartig ins Lachen, daß er bei seinem angeborenen Temperament seine armselige Lage einen Augenblick ganz vergaß.
»Je nun«, sagte er sich, »wenn ich nun einmal schon hier bin und man von mir aus irgendeinem Grund zu erwarten scheint, daß ich zur allgemeinen Unterhaltung beitrage, so wäre es sehr ungeschickt, wie ein Pinsel dazustehen. Ich will mich daher nach Möglichkeit der Gesellschaft anzupassen suchen.«
Er trat daher sofort galant auf Miss Squeers und deren Freundin zu, rückte sich einen Stuhl an den Teetisch und begann sich mit einer Ungezwungenheit zu bewegen wie wohl kaum je ein Hilfslehrer im Hause seines Prinzipals, seit dieser lohnende Beruf aufgekommen ist.
Die jungen Damen waren förmlich berauscht durch Mr. Nicklebys verändertes Wesen, als endlich der erwartete junge Mann anlangte. Seine Haare waren noch naß, da er sich eben erst gewaschen hatte, und ein reines Hemd, dessen Kragen irgendeinem riesigen Altvordern angehört haben mochte, bildete, nebst einer weißen Weste von ähnlichem Umfang, die Hauptzierde seiner Person.
»Nun, John?« begrüßte ihn Miss Mathilde Price, denn dies war der volle Name der Müllerstochter.
»No, also wos is?« erwiderte John mit einem Grinsen, das selbst der ungeheure Kragen nicht ganz bedecken konnte.
»Ich bitte um Entschuldigung«, fiel Miss Squeers ein und beeilte sich, die beiden Herren einander vorzustellen, »Mr. Nickleby – Mr. John Browdie.«
»Servus«, sagte John, der über sechs Fuß hoch war und ein dementsprechendes Gesicht nebst Rumpf besaß.
»Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Sir«, sagte Nikolas und richtete unter den Butterschnitten eine schreckliche Verheerung an.
Mr. Browdie war kein Mann von besonders gesellschaftlichen Talenten. Er grinste daher noch zweimal, um jedem der Anwesenden seinen gewohnten Aufmerksamkeitsbeweis abzustatten, und dann ein drittes Mal ohne besondern Grund und langte dann gleichfalls zu.
»Ist die Alte furt?« fragte er mit vollen Backen nach einer Pause.
Miss Squeers nickte bejahend.
Mr. Browdie verzog den Mund zu einem noch liebenswürdigem Grinsen, als sei er der Ansicht, daß jetzt ein wirklicher Grund zum Lachen vorliege, und fing dann wieder an, die Butterbrote mit erneuter Kraft zu bearbeiten. Es war wirklich ein prächtiger Anblick, wie er und Nikolas aufräumten.
»I glaub, Sö kriegen a nöt alle Tag Butterbrot, was?« fragte er, nachdem er Nikolas eine Weile über den leeren Teller hinweg angestiert hatte.
Nikolas biß sich erbleichend auf die Lippen und tat, als ob er die Bemerkung nicht gehört hätte.
»Teifel noch amol«, johlte Mr. Browdie mit einem brüllenden Gelächter, »all'zvüll dean's oam hier nöt auftischen; Sö werden bald nix mehr als Haut und Knochen an eahna habn, wann S' lang gnua hier bleibn, ho, ho, ho.«
»Sie sind ja sehr witzig«, versetzte Nikolas verächtlich.
»Na, das wüßt i grad nöt«, grinst Mr. Browdie, »aber der andere Lehrer, СКАЧАТЬ