Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 237

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ Schänd­lich­kei­ten zu ver­schlei­ern, kei­nen Au­gen­blick täu­schen. »Ma­da­me,« sag­te sie ei­nes Ta­ges, »ha­ben wohl schon dar­an ge­dacht, Peup­les zu ver­kau­fen? Das Schloss kann die Las­ten nicht mehr tra­gen. Es ist bes­ser, We­ni­ges zu be­hal­ten, als al­les an Zin­sen den Gläu­bi­gern vor­zu­wer­fen.« Und ei­nes Ta­ges er­schi­en sie ohne Wei­te­res mit dem No­tar und Herrn Jeoffrin, ei­nem rei­chen Zu­cker-Fa­bri­kan­ten, um das Nä­he­re zu ver­an­las­sen. Der Kauf wur­de per­fekt und Jo­han­na woll­te sich mit dem, was ihr ge­blie­ben war, auf ein klei­nes Land­haus bei Go­der­ville zu­rück­zie­hen. Eben war wie­der ein Brief von Paul mit der Bit­te um zehn­tau­send Fran­cs ein­ge­lau­fen. »Ich habe nichts mehr für Dich,« schrieb ihm Jo­han­na zu­rück. »Du hast mich voll­stän­dig rui­niert. Ich muss Peup­les ver­kau­fen. Aber ver­giss nicht, dass ich stets ein Plätz­chen für Dich, be­reit hal­te, wenn Du Dich zu Dei­ner al­ten Mut­ter flüch­ten willst, der Du so vie­les Leid ver­ur­sacht hast.«

      Der Ab­schied von Peup­les, von all den lieb­ge­wor­de­nen Stät­ten ih­rer Ju­gend, den tau­send Erin­ne­run­gen, den Grä­bern ih­rer El­tern, war ent­setz­lich trau­rig; aber Ro­sa­lie sorg­te da­für, dass er sich schnell voll­zog.

      Seit zwei Mo­na­ten wohn­ten sie nun in Go­der­ville. Ein Zim­mer hat­te Jo­han­na re­ser­viert, in dem sie im Geis­te stets ihr »Paul­chen« woh­nen sah. Aber Paul kam nicht. Die Mut­ter fleh­te ihn an, zu ihr zu kom­men, aber statt des­sen traf ein Brief des Soh­nes ein, worin er sie bat, in die Hei­rat mit sei­ner Ge­lieb­ten zu wil­li­gen. Jo­han­na war wie vom Schla­ge ge­rührt. Sie raff­te sich auf und fuhr selbst nach Pa­ris; mit Ge­walt woll­te sie Paul aus den Ar­men die­ses We­sens reis­sen. Aber in Pa­ris war kei­ne Spur von ihm zu fin­den. Er hat­te mit sei­ner Ge­lieb­ten das Quar­tier ver­las­sen, aus dem sei­ne zahl­lo­sen Schul­den ihn ver­trie­ben. Ent­täuscht und ge­bro­chen kehr­te sie nach Hau­se zu­rück. Ihr Le­ben war ihr zur Last ge­wor­den.

      End­lich nach lan­ger Zeit kam ein Brief von Paul. »Theu­re Mut­ter. Ein schwe­res Un­glück hat mich be­trof­fen. Mei­ne Frau liegt im Tode nach der Ge­burt ei­nes klei­nen Mäd­chens. Ich habe kein Geld mehr, um ih­nen Le­bens­mit­tel zu kau­fen. Hab’ Er­bar­men mit uns und hilf noch ein­mal,« las Jo­han­na mit be­ben­der Stim­me. Dies­mal fuhr Ro­sa­lie nach Pa­ris. Nach drei Ta­gen kam sie wie­der.

      »Sie ist tot,« rief sie fast tri­um­phie­rend, »hier ist das Kind. Mor­gen Abend trifft Herr Paul hier ein.«

      »Paul, mein Kind!« rief die Mut­ter, al­len Schmerz al­les Leid ver­ges­send. Und mit ra­sen­der Zärt­lich­keit küss­te sie das En­kel­chen, das Kind ih­res Paul.

      »Hal­ten Sie ein, Ma­da­me,« rief Ro­sa­lie, »es fängt schon an zu schrei­en.«

      »Se­hen Sie,« füg­te sie dann hin­zu, »das Le­ben ist nie so schön, aber auch nie so schlimm, als man glau­ben möch­te.«

Yvette und Anderes

      Das Re­stau­rant Gril­lon, die­ses End­ziel al­ler Kahn­fah­rer, leer­te sich lang­sam. Vor der Türe ent­stand ein Lärm von Schrei­en und lau­ten Ru­fen, und die großen Bur­schen in weißem Hem­de ges­ti­ku­lier­ten hef­tig mit den Ru­dern, die sie auf den Schul­tern tru­gen.

      Die Frau­en in lich­ter Früh­lings-Toi­let­te, stie­gen vor­sich­tig in die Boo­te, setz­ten sich ans Steu­er und ord­ne­ten ihre Klei­der, wäh­rend der Be­sit­zer des Eta­blis­se­ments, ein di­cker Mann mit röt­li­chem Bart, des­sen Stär­ke weit und breit be­kannt war, den hüb­schen Kin­dern die Hand reich­te, um ih­nen beim Ein­stei­gen be­hilf­lich zu sein.

      Nun stie­gen auch die Ru­de­rer ein, mit blos­sen Ar­men und stark­ge­wölb­ter of­fe­ner Brust, eine Au­gen­wei­de für die Zuschau­er, die aus Spiess­bür­gern im Sonn­tags­staat, aus Hand­wer­kern und Sol­da­ten be­stand, wel­che an das Brücken­ge­län­der ge­lehnt, auf­merk­sam die­sem Schau­spie­le zu­sa­hen.

      Die Boo­te ent­fern­ten sich eins nach dem and­ren von der Lan­dungs­brücke. Die Ru­de­rer beug­ten sich im Tak­te vor- und rück­wärts, und un­ter ih­rem gleich­mäs­si­gen lan­gen Schlä­gen glit­ten die leich­ten Boo­te flüch­tig über den Was­ser­spie­gel da­hin; sie ent­fern­ten sich mehr und mehr, wur­den klei­ner und klei­ner, und ver­schwan­den schliess­lich un­ter der nächs­ten Ei­sen­bahn­brücke, un­ter­halb de­ren das Café »Frosch­teich« lag.

      Nur ein Paar war noch zu­rück­ge­blie­ben. Der jun­ge, blei­che, fast noch bart­lo­se, schmäch­ti­ge Mann hat­te sei­ne Freun­din, eine klei­ne, ma­ge­re Brü­net­te, mit den Be­we­gun­gen ei­ner Heuschre­cke um die Tail­le ge­fasst. Hin und wie­der ver­senk­ten sich ihre Bli­cke tief in­ein­an­der.

      »Vor­wärts, Herr Paul! be­ei­len Sie sich,« rief der Wirt. Das jun­ge Paar kam her­an.

      Von al­len Gäs­ten des Hau­ses war Herr Paul der be­lieb­tes­te und an­ge­se­hens­te. Er be­zahl­te gut und pünkt­lich, wäh­rend man den an­de­ren oft lan­ge auf die Ta­schen klop­fen muss­te, wenn sie nicht un­ter Um­stän­den ganz ver­schwan­den, ohne über­haupt zu zah­len. Fer­ner bil­de­te er für das Eta­blis­se­ment eine Art le­ben­di­ge Re­kla­me, denn sein Va­ter war Se­na­tor. Und wenn ein Frem­der frag­te: »Wer ist denn der jun­ge Mann da, der so schön mit sei­ner Liebs­ten tut?« so ant­wor­te­te ei­ner der Stamm­gäs­te halb­laut mit wich­ti­ger ge­heim­nis­vol­ler Mie­ne: »Das ist Paul Baron, Sie wis­sen schon, der Sohn des Se­na­tors.« Und ganz be­stimmt konn­te man dar­auf rech­nen, dass der an­de­re sag­te: »Der arme Teu­fel! Er wird gründ­lich aus­ge­zo­gen.«

      Mut­ter Gril­lon, eine bra­ve Frau, die ihr Ge­schäft ver­stand, nann­te die bei­den »ihre Tur­tel­tau­ben« und schi­en durch de­ren ei­gen­tüm­li­che Vor­lie­be für ihr Haus sehr be­glückt zu sein.

      Das Paar nä­her­te sich lang­sa­men Schrit­tes; die Bar­ke »Ma­de­lei­ne« lag be­reit, aber in dem Au­gen­blick, als sie ein­stei­gen woll­ten, ga­ben sie sich noch einen Kuss, was un­ter dem Pub­li­kum auf der Brücke all­ge­mei­nes Ge­läch­ter her­vor­rief.

      Herr Paul griff zum Ru­der und fuhr gleich­falls zum Café »Frosch­teich.«

      Als sie an­ka­men, war es ge­ra­de drei Uhr, und das große Re­stau­rant wim­mel­te von Men­schen.

      Das mäch­ti­ge, mit ei­nem auf höl­zer­nen Säu­len ru­hen­den Te­er­da­che ver­se­he­ne Floss ist mit der herr­li­chen In­sel von Crois­sy durch zwei Ste­ge ver­bun­den, von de­nen der eine mit­ten auf die­ses Was­ser-Eta­blis­se­ment zu­führt, wäh­rend der an­de­re das äus­sers­te Ende des­sel­ben mit ei­nem win­zi­gen In­sel­chen ver­bin­det, auf wel­chem ein Baum ge­pflanzt ist und wel­ches den Na­men »Blu­men­topf« führt. Von da aus ge­langt man zu den Bade-Ka­bi­nen.

      Herr Paul leg­te mit sei­nem Boot an der Längs­sei­te des Café’s an, er­klet­ter­te die Gal­le­rie die rings­um läuft und zog sei­ne СКАЧАТЬ