Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 239

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

isbn:

СКАЧАТЬ das Auge an­zo­gen. Die Ru­de­rin­nen brüs­te­ten sich auf ih­ren Sit­zen ge­gen­über ih­ren stark­kno­chi­gen Beglei­tern, wäh­rend sie mit Ver­ach­tung die Dir­nen be­trach­te­ten, wel­che nach ei­nem Es­sen lüs­tern, auf der In­sel her­um­stri­chen.

      Zu­wei­len, wenn ein flin­kes Boot mit al­ler Schnel­lig­keit vor­über­fuhr, sties­sen die Freun­de am Lan­de ein Bei­fall­ge­schrei aus, in das die gan­ze Men­ge mit lau­tem Ge­heul ein­stimm­te.

      Im­mer neue Boo­te zeig­ten sich an der Bie­gung bei Cha­tou. Sie wur­den im Nä­her­kom­men grös­ser und grös­ser; und so­bald man die Ge­sich­ter er­ken­nen konn­te, er­tön­te neu­es Ge­schrei.

      Ein über­dach­tes und von vier Mäd­chen be­setz­tes Boot kam lang­sam den Fluss her­un­ter. Die, wel­che die Ru­der führ­te, war klein, ma­ger und welk; sie trug ein Ma­tro­sen­ko­stüm und auf ih­rem dün­nen Haar einen gel­ben Stroh­hut. Ihr ge­gen­über lag eine star­ke Blon­di­ne, gleich­falls in Her­ren­klei­dern mit wei­ßer Fla­nell­wes­te, auf dem Rücken im Fond des Boo­tes, und stütz­te, eine Zi­ga­ret­te rau­chend ihre aus­ge­streck­ten Bei­ne auf die Bank zu bei­den Sei­ten der Ru­de­rin. Durch die Er­schüt­te­rung ging ihr bei je­dem Ru­der­schlag ein Zit­tern über Brust und Leib. Ganz hin­ten sas­sen un­ter dem Schutz­da­che zwei hüb­sche große schlan­ke Mäd­chen; eine Brü­net­te und eine Blon­di­ne; sie hiel­ten sich um­fan­gen und be­trach­te­ten un­auf­hör­lich ihre bei­den Ge­fähr­tin­nen.

      »Aha! die Les­bie­rin­nen« er­scholl eine Stim­me in dem Re­stau­rant, und plötz­lich ent­stand ein leb­haf­tes Ge­schrei auf dem gan­zen Frosch­teich; al­les stiess und dräng­te sich, Glä­ser fie­len zur Erde, man stieg auf die Ti­sche, und al­les rief wie ra­send: »Les­bos, Les­bos, Les­bos!« Der Ruf roll­te wei­ter und wei­ter bis in un­be­stimm­te Fer­ne und bil­de­te zu­letzt nur noch ein un­kla­res Ge­heul, dann schi­en er sich plötz­lich von Neu­em zu er­he­ben, zum Äther em­por­zu­stei­gen, die Um­ge­gend zu be­de­cken, das dich­te Laub­werk der Bäu­me zu er­fül­len und sich end­lich in die Wol­ken zur Son­ne em­por­zu­sch­win­gen.

      Die Ru­de­rin hat­te bei die­sem Ge­schrei ru­hig Halt ge­macht. Die große Blon­de im Fond des Boo­tes rich­te­te sich zur Hälf­te auf und wand­te nach­läs­sig den Kopf, wäh­rend die bei­den hüb­schen Mäd­chen im Hin­ter­grun­de die Men­ge mit lau­tem La­chen be­grüss­ten.

      Da ver­dop­pel­te sich das Ge­brüll, so­dass der Bo­den der Ar­che zit­ter­te. Die Män­ner lüf­te­ten die Hüte, Frau­en zo­gen ihre Ta­schen­tü­cher und alle Stim­men, hell und dumpf, rie­fen ver­eint »Les­bos.« Man hät­te glau­ben sol­len, die­ser Pö­bel, die­ser Ver­bre­cher­hau­fe, grüss­te sei­ne An­füh­rer, wie ein Ge­schwa­der die Ge­schüt­ze löst, wenn ein Ad­mi­ral die Front der Schif­fe ab­fährt.

      Die zahl­rei­che Boots-Flot­til­le grüss­te eben­falls mit lau­tem Bei­fall das Fahr­zeug die­ser Vie­re, wel­ches mit sei­ner schläf­ri­gen Be­we­gung sich lang­sam et­was wei­ter vom Frosch­teich ent­fern­te.

      Im Ge­gen­satz zu den üb­ri­gen hat­te Herr Paul einen Schlüs­sel aus der Ta­sche ge­zo­gen, auf dem er aus Lei­bes­kräf­ten zu pfei­fen be­gann. Sei­ne Freun­din, er­regt und blei­cher wie ge­wöhn­lich, fass­te sei­nen Arm, um ihn zum Schwei­gen zu brin­gen, wo­bei ein ei­gen­tüm­li­ches Feu­er in ih­ren Au­gen glüh­te. Er aber schi­en aus­ser sich, wie von Ei­fer­sucht, von ei­nem tie­fen Zor­ne in­stink­ti­ver Ent­rüs­tung ge­sta­chelt.

      »Das ist schmach­voll!« stam­mel­te er mit wut­be­ben­den Lip­pen. »Man soll­te sie mit ei­nem Stein am Hal­se wie Kat­zen er­säu­fen.«

      Ma­de­lei­ne sprang plötz­lich mit Ent­rüs­tung auf; ihre an sich dün­ne Stim­me wur­de zi­schend und mit ei­nem Nach­druck, als gel­te es ihre ei­ge­ne Ver­tei­di­gung, sag­te sie:

      »Geht’s Dich was an? Kön­nen sie als un­ab­hän­gi­ge Mäd­chen nicht ma­chen, was sie wol­len? Gib Ruhe mit Dei­nem Blöd­sinn und küm­me­re Dich um Dei­ne Sa­chen …«

      »Das muss die Po­li­zei wis­sen,« un­ter­brach er sie, »ich wer­de sie nach Saint-La­za­re brin­gen; das wer­de ich.«

      »Du?« sag­te sie schau­dernd.

      »Ja, ich! Und ich ver­bie­te Dir, wei­ter von ih­nen zu re­den; ich ver­bie­te es Dir, hörst Du!«

      »Lie­ber Klei­ner!« sag­te sie, plötz­lich ganz ru­hig ge­wor­den, un­ter Ach­sel­zu­cken »ich wer­de tuen, was mir be­liebt; wenn Dir das nicht ge­fällt, so geh wei­ter, aber so­fort. Ich bin Dei­ne Frau nicht, ver­stehst Du. Also hübsch be­schei­den!«

      Er wür­dig­te sie kei­ner Ant­wort und sie blie­ben sich ge­gen­über sit­zen mit zor­nig be­ben­den Lip­pen und wo­gen­dem Atem.

      In­zwi­schen wa­ren am and­ren Ende des großen schwim­men­den Café’s die vier Wei­ber ge­lan­det; die zwei als Män­ner ge­klei­de­ten gin­gen vor­aus. Die klei­ne ma­ge­re, die wie ein halb­er­wach­se­nes Bür­sch­chen aus­sah, hat­te gel­be Fle­cken an den Schlä­fen; die an­de­re, die mit ih­rem Fet­te ih­ren wei­ßen Fla­nell-An­zug ganz aus­füll­te, des­sen wei­te Bein­klei­der sich von den Hüf­ten an wie Se­gel auf­bläh­ten, wat­schel­te mit ih­ren flei­schi­gen Bei­nen und den krum­men Kni­en wie eine ge­mä­s­te­te Gans. Die bei­den Freun­din­nen folg­ten ih­nen und die Schar der Kahn­fah­rer eil­te ih­nen die Hän­de zu schüt­teln.

      Sie hat­ten eine klei­ne Lau­be nahe am Was­ser be­setzt und be­nah­men sich dort rich­tig wie zwei ge­trenn­te Me­na­gen.

      Ihre Lei­den­schaft war be­kannt; alle Welt wuss­te dar­um. Man sprach da­von wie von ei­ner ganz na­tür­li­chen Sa­che, die ih­nen so­gar viel­fach Sym­pa­thi­en er­weck­te; und ganz im Ge­hei­men er­zähl­te man sich selt­sa­me Ge­schich­ten von hef­ti­gen Sze­nen, die aus ra­sen­der weib­li­cher Ei­fer­sucht ent­stan­den wa­ren, von heim­li­chen Be­su­chen be­kann­ter Frau­en, Schau­spie­le­rin­nen, in dem klei­nen Hau­se am Was­ser.

      Ein Nach­bar, dem der nächt­li­che Lärm zu toll ge­wor­den war, hat­te die Gens­dar­me­rie in Kennt­nis ge­setzt und der Bri­ga­dier, be­glei­tet von ei­nem Man­ne, hat­te eine Un­ter­su­chung an­ge­stellt. Es war eine de­li­ka­te Mis­si­on, der er sich un­ter­zog; im Üb­ri­gen konn­te man die­sen We­sen, die sich nicht der Pro­sti­tu­ti­on er­ga­ben nichts vor­wer­fen. Der Bri­ga­dier, sehr ver­le­gen und mit der Na­tur des ver­mut­li­chen De­likts nur halb ver­traut, hat­te aufs Ge­ra­te­wohl ein Ver­hör an­ge­stellt, und in ei­nem lang­at­mi­gen Be­richt über das­sel­be die Un­schuld der Be­tref­fen­den fest­ge­stellt.

      Man lach­te über die­sen Be­richt bis nach Saint-Ger­main. Lang­sam mit kö­nig­li­chem Schritt durch­mas­sen die Vier das Café Frosch­teich. Sie schie­nen stolz auf ih­ren Ruf, glück­lich über die auf sie ge­hef­te­ten Bli­cke und er­ha­ben über die­se СКАЧАТЬ