Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 166

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

isbn:

СКАЧАТЬ und mor­gen wie alle Tage. Als ich sah, dass sie im­mer mehr ab­ma­ger­te und ihr un­ru­hi­ger Blick nicht mehr vom Zif­fer­blatt der Uhr wich, ließ ich al­les fort­neh­men, was an Uhren im Hau­se hing. So raub­te ich ihr die Mög­lich­keit, die Stun­den zu zäh­len und in der dunklen Erin­ne­rung an die Zeit, wo er sonst heim­zu­keh­ren pfleg­te, sich ab­zu­grä­men. Ich hof­fe, auf die Dau­er in ihr die Erin­ne­rung zu er­tö­ten und je­nes Licht des Geis­tes wie­der aus­zu­lö­schen, das ich einst mit so vie­ler Mühe er­weckt hat­te.

      Und dann mach­te ich ei­ni­ge Zeit spä­ter einen Ver­such: Ich zeig­te ihr mei­ne Ta­schen­uhr. Sie nahm sie und sah sie lan­ge an. Dann schrie sie plötz­lich auf eine furcht­ba­re Art, als wenn der An­blick die­ses klei­nen Ge­gen­stan­des mit ei­nem Male das be­reits ein­schlum­mern­de Ge­dächt­nis wie­der auf­ge­weckt hät­te.

      Sie ist jetzt ma­ger, so ma­ger, dass man von Mit­leid be­wegt wird; ihre Au­gen sind hohl und fun­kelnd. Und sie geht ohne Un­ter­lass hin und her, wie ein wil­des Tier im Kä­fig.

      Ich habe die Fens­ter ver­git­tern, mit ho­hen La­den ver­se­hen und die Stüh­le am Bo­den be­fes­ti­gen las­sen, um zu ver­hin­dern, dass sie auf die Stras­se schaut, ob er wie­der­kom­me.

      Ach die ar­men El­tern! Was für ein Le­ben müs­sen sie füh­ren!

      Wir hat­ten in­zwi­schen den Hü­gel er­reicht und der Dok­tor wand­te sich mit den Wor­ten um:

      »Se­hen Sie, hier ha­ben Sie Riom vor sich.«

      Die Stadt hat­te das fins­te­re Aus­se­hen al­ler al­ten Städ­te. Nach hin­ten zu brei­te­te sich un­ab­seh­bar eine grü­ne, wal­di­ge, mit zahl­rei­chen Dör­fern und Städ­ten über­sä­e­te Ebe­ne aus; der blaue Dunst, in dem sie ge­ba­det war, bil­de­te einen wun­der­ba­ren Hin­ter­grund.

      Der Dok­tor be­gann mir die ver­schie­de­nen Orte der Rei­he nach zu nen­nen und mir die Ge­schich­te je­des ein­zel­nen zu er­zäh­len.

      Aber ich hör­te nicht recht zu; ich dach­te nur an die Wahn­sin­ni­ge, die mir im­mer vor Au­gen stand. Sie schi­en mir wie ein trau­ri­ger Geist über der gan­zen wei­ten Ge­gend zu schwe­ben.

      Und plötz­lich un­ter­brach ich den Er­zäh­ler mit der un­ver­mit­tel­ten Fra­ge:

      »Und was ist aus ihm, dem Ehe­mann, ge­wor­den?«

      »Er lebt in Royat von der Pen­si­on, die ihm aus­ge­zahlt wird. Er ist glück­lich und amü­siert sich«, ant­wor­te­te et­was über­rascht mein Freund nach ei­ni­gem Zö­gern.

      Als wir bei­de, trau­rig und schweig­sam, lang­sa­men Schrit­tes heim­kehr­ten, fuhr plötz­lich ein eng­li­sches Dog-Kart, von rück­wärts kom­mend, in sau­sen­dem Tem­po an uns vor­über.

      »Das ist er!« sag­te der Dok­tor, mei­nen Arm er­grei­fend.

      Ich sah nur einen grau­en Filz­hut, schief auf ei­nem Ohre sit­zend, über zwei brei­ten Schul­tern, in ei­ner Staub­wol­ke ver­schwin­den.

      *

Die Geschichte einer Bauernmagd

      I.

      Da das Wet­ter sehr schön war, so hat­ten die Bau­ers­leu­te schnel­ler als sonst ge­ges­sen und wa­ren aufs Feld ge­gan­gen.

      Rose, das Dienst­mäd­chen, blieb ganz al­lein in der großen Kü­che zu­rück, auf de­ren Herd noch ei­ni­ge Koh­len in der Asche un­ter dem vol­len Was­ser­kes­sel glimm­ten. Sie goss hin und wie­der et­was von die­sem Was­ser in einen Zu­ber und wusch lang­sam ihre Schüs­seln auf; wäh­rend sie zu­wei­len einen Blick auf die zwei hel­len Vier­e­cke warf, wel­che die Son­ne durch das Fens­ter auf dem läng­li­chen Ti­sche bil­de­te, und in de­nen sich deut­lich die schad­haf­ten Stel­len der Schei­ben ab­ho­ben.

      Drei ke­cke Hüh­ner such­ten un­ter den Stüh­len nach Brot­kru­men; durch die halb­of­fe­ne Tür drang die laue Luft des Stal­les und der Dunst des Hüh­ner­hofs, auf wel­chem die Häh­ne in der war­men Mit­tags­son­ne mun­ter kräh­ten.

      Als das Mäd­chen sei­ne Ar­beit be­en­det, den Tisch ab­ge­wischt, den Herd ver­sorgt und die Tel­ler auf dem ho­hen Ge­stell hin­ten ne­ben der ein­för­mig ti­cken­den höl­zer­nen Uhr ge­ord­net hat­te, seufz­te sie auf; denn sie fühl­te sich nie­der­ge­schla­gen und be­drückt, ohne recht zu wis­sen warum. Sie schau­te die ge­schwärz­ten Kalk­wän­de an, die ver­rauch­ten Bal­ken der De­cke, von wel­chen Spin­nen­net­ze, Bück­lin­ge und Zwie­bel­bün­del her­un­ter­hin­gen; dann setz­te sie sich nie­der, an­ge­wi­dert von den ver­schie­de­nen Aus­düns­tun­gen, wel­che die Ta­ges­hit­ze und das Son­nen­licht aus dem Bo­den her­vor­brach­ten, auf dem schon so Man­cher­lei seit so lan­ger Zeit ein­ge­trock­net war. Hie­rin misch­te sich noch der schar­fe Ge­ruch der Milch, die in dem küh­len Rau­me ne­ben­an zum Ge­rin­nen auf­ge­stellt war. Rose woll­te sich ei­gent­lich jetzt an eine Näh­ar­beit set­zen, aber es fehl­te ihr die rech­te Lust dazu und sie ging vor die Hau­stü­re, um et­was fri­sche Luft zu schöp­fen.

      Als sie ins Freie trat und von der Son­ne be­schie­nen wur­de, ging ihr or­dent­lich das Herz auf, und sie fühl­te im gan­zen Kör­per ein ei­gen­tüm­li­ches Be­ha­gen.

      Aus dem Dün­ger­hau­fen vor der Türe stieg fort­wäh­rend ein leich­ter Rauch em­por, und die Hüh­ner tum­mel­ten sich ver­gnügt auf dem­sel­ben her­um, leg­ten sich auf die Sei­te und scharr­ten hin und wie­der mit ei­nem Fus­se nach Wür­mern. Der stol­ze Hahn stand mit­ten un­ter ih­nen. Je­den Au­gen­blick wähl­te er sich ei­nes sei­ner Hüh­ner aus, um die er mit lo­cken­dem Tone her­um­balz­te. Das Tier er­hob sich nach­läs­sig und emp­fing ihn, ru­hig die Füs­se aus­stre­ckend und sich auf den Flü­geln stüt­zend. Dann schüt­tel­te es die Fe­dern, aus de­nen eine Men­ge Staub her­um­flog, und mach­te sich’s von Neu­em auf dem Dün­ger be­quem, wäh­rend der Hahn laut krä­hend sei­nen Tri­umph ver­kün­de­te. Von sämt­li­chen Hö­fen der Nach­bar­schaft ant­wor­te­ten die Häh­ne, als woll­ten sie sich ge­gen­sei­tig zum Lie­bes­wett­kamp­fe her­aus­for­dern.

      Mecha­nisch schau­te das jun­ge Mäd­chen dem Trei­ben der Hüh­ner zu, und als es dann die Au­gen auf­schlug, war es wie ge­blen­det von dem An­blick der blü­hen­den Obst­bäu­me, die wie be­schneit aus­sa­hen.

      Plötz­lich mach­te ein jun­ges Huhn in tol­lem Über­mut ei­ni­ge Luft­sprün­ge und rann­te dann mehr­mals an dem mit Bäu­men be­pflanz­ten Gra­ben auf und ab; dann blieb es ste­hen, wand­te den Kopf und schi­en sich sehr zu ver­wun­dern, dass es al­lein war.

      Auch sie spür­te Lust her­um­zu­lau­fen, sich Be­we­gung zu ma­chen und da­bei hät­te sie sich gleich­zei­tig doch eben­so­gern nie­der­ge­legt, hät­te die Glie­der ge­streckt und sich in der lau­en Luft aus­ge­ruht. Noch un­ent­schlos­sen ging sie ei­ni­ge Schrit­te und mach­te, von ei­nem tie­ri­schen Be­hag­lich­keits­ge­fühl be­seelt, die Au­gen zu; dann be­gab sie sich lang­sam in den Hüh­ner­stall, um nach СКАЧАТЬ