Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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СКАЧАТЬ misstrauisch.

       »Sei gegrüßt, edler Thanatos!«, sagte Hekate und deutete eine übertriebene Verbeugung an, die eher spöttisch als respektvoll war. Epimetheus nickte ihm nur kurz zu. Thanatos’ Augen versprühten Giftpfeile. Ja, da war Zorn in ihm. Der Hass fraß ihn auf. Vielleicht könnte er den Knaben für seine Zwecke nutzen und ihn formen wie ein Werkzeug?

       »Ihr beide weitab vom Olymp? Hier mitten in der Wildnis? Zufall oder Schicksal? Warum sagt mir mein Gefühl, das ihr beide etwas im Schilde führt?«

       Hekate zeigte ihr schönes Lächeln. Ihre spitzen Zähne signalisierten dabei etwas Animalisches in ihren alabasterfarbenen Gesichtszügen. »Ein Schelm, wer dabei Böses denkt, nicht wahr?«

       »Genug Floskeln ausgetauscht! Was verschlägt euch beide hierher?«, fragte Thanatos. Er nickte in Richtung des jungen Mannes. »Ich weiß, was er will, aber was dein Anliegen ist, darüber kann ich nur spekulieren.«

      Epimetheus griff in seine Robe und zog etwas aus einer Innentasche heraus. Herausfordernd hielt er es Thanatos entgegen. Neugierig machte dieser einen Schritt auf den Jüngling zu … und verharrte regungslos. In der Handfläche des Burschen befand sich ein daumengroßer Stein. Er war gläsern und glatt geschliffen; durch die transparente Oberfläche konnte man ein milchiges Netz sehen, das das Innere durchzog.

      »Wo habt ihr den her?«, fragte Thanatos und wich instinktiv einen Schritt zurück.

       »Den Mondstein? Lunarit? Du wärst überrascht an welch exotischen Orten man dieses Mineral finden kann.«

      »Du kannst uns freiwillig geben, was wir wollen oder wir setzen den Mondstein gegen dich ein!«, fauchte Epimetheus plötzlich.

       Thanatos schnitt eine Grimasse. »Deine Wut gefällt mir, Jüngling. Aber ich kann dir deine geliebte Pandora nicht zurückgeben!«

       »Du bist der Totengott! Dein Reich liegt am Eingang des Tartaros! Bring mir Pandora zurück!«

       »Das kann ich nicht!«, erwiderte Thanatos und hob hilflos seine Hände. »Pandora ist tot! Sie wäre nicht dieselbe, wenn ich sie dir wiedergeben würde, Epimetheus. Es wäre nicht die Frau, die du kennen und lieben gelernt hast.«

       »Das ist mir egal! Gib sie mir zurück!«

       »Nekromantie ist verboten! Du kennst die Gesetze von Uranos und Gaia!«

      »Mich interessieren Uranos und Gaia nicht«, antwortete Epimetheus und spie auf den Boden.

      »Dein Zorn gefällt mir, aber er richtet sich gegen die falsche Person! Du könntest ihn viel wirksamer einsetzen. Leg den Mondstein weg und ich sehe über diesen Affront hinweg!«, rief Thanatos.

       »Halt deinen Mund! Deine Worte sind vergiftet!«

      »Deine Rolle in diesem Spiel ist mir immer noch unklar, werte Hekate«, wandte sich Thanatos an die Frau, die erneut ihr raubtierhaftes Lächeln zeigte.

       »Ich möchte die Kontrolle über deine Krieger haben!«, schnurrte sie. »Und dieser Mondstein wird dafür sorgen, dass du meinen Wünschen nachkommst.«

       »Die Kontrolle über die tollwütigen Seemänner?«, fragte Thanatos verwundert. »Was hast du vor? Einen Weltenbrand anzuzetteln?«

       »Das lass mal meine Sorge sein!«

       »Auch deine Wut gefällt mir. Sie macht dich … unwiderstehlich! Aber ich muss dich leider enttäuschen. Die tollwütigen Seemänner wurden vom Gottvater in meine Obhut gegeben. Es käme einem Frevel gleich und glaub mir, ich habe kein Interesse, den Zorn des Zeus am eigenen Leib zu spüren.«

      Epimetheus näherte sich ihm mit ausgestreckter Hand.

       »Tu das nicht!«, warnte Thanatos. »Es wäre ein furchtbarer Fehler!«

       »Ich, Epimetheus, Sohn des Iapetos, befehle dir, Thanatos, Totengott und Daimon in einer Gestalt, dich unserem Willen unterzuordnen!«

      Und der Stein fing an zu leuchten. Es war ein kaltes Leuchten, das aus dem Inneren des Minerals drang. Thanatos spürte den seltsamen Druck, der sich auf seinen Kopf legte. Das Gefühl war dumpf, so, als würde man ihm einen unsichtbaren Helm aufziehen. Es erinnerte ihn an einen Kater morgens nach einem langen nächtlichen Gezeche.

      »Knie nieder!«, befahl der junge Mann.

      »Ich denke, das ist nicht … aaaaaaaarrrrghhhh!« Der Schmerz in seinem Kopf war so intensiv, dass er sich auf den Boden warf und glaubte Tausende von Feuerameisen würden über seine Hirnrinde wandern und sich mit ihren spitzen Mandiblen tief ins Gewebe bohren. Es war kein Schmerz, der in Wellen kam, sondern ein ständiger, der weder einen Anstieg noch ein Abflachen kannte. Er war unerträglich. Und er spürte, wie sich das Brennen in seinem ganzen Körper auszubreiten begann.

      »Aaaaaaaarrrrghhhhhh …« Thanatos wollte Epimetheus anflehen aufzuhören, doch es kam kein Wort über seine Lippen. Zusammengekrümmt ohne jegliche Würde lag er am Boden und wälzte sich herum.

       »Das ist nur der Anfang! Ich kann deine Qualen noch tausendfach verstärken. Willst du das?«

       »… aaaarrrghh …. gnnnhhhh …«

       »Ich kann dich nicht verstehen!«, schrie Epimetheus. »WILLST DU DAS?«

       »… n-n-eiiin …!«

      Epimetheus schloss die Hand und schlagartig erstarb das Leuchten. Der Schmerz war zwar weg, hinterließ aber in den Windungen seines Gehirns eine Erinnerung, die so qualvoll war, dass sich sämtliche Muskeln in Thanatos’ Körper anspannten, wenn er nur daran dachte.

      »Wir haben ein Abkommen?«, fragte Hekate und verschränkte die Arme vor der Brust.

      »Ja«, keuchte Thanatos. Er wollte wütend sein, sich in seinem Zorn verlieren, diese beiden jämmerlichen Existenzen auslöschen, doch der Schmerz hatte alles in seinem Körper betäubt. Er spürte nichts. Nur ein Gefühl der Leere und die Nachwehen, die der Schmerz in seinem Kopf ausgelöst hatte.

       Das werdet ihr bereuen! Ich werde euch bestrafen! Doppelt und dreifach, ihr verfluchten Narren!

      Die Szene wurde plötzlich undeutlich und verwaschen wie bei einer Videokamera, die den Autofokus nicht richtig justieren kann. Dann verblasste alles und die Dunkelheit kehrte zurück.

      Der Wechsel zurück in die Welt des Wilden Westens war für den Cowboy so überraschend, dass ihm schwindlig wurde. Von jetzt auf die nächste Sekunde war er wieder in der Tempelanlage. Er musste sich an dem gläsernen Sarg abstützen, um nicht hinzufallen. Es spürte Druck auf seinen Ohren und ein tinnitusartiges Rauschen malträtierte seine Gehörgänge.

      »Junge …«, schnaufte der Cowboy. Er merkte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat.

      Thanatos stand neben ihm mit ausdrucksloser Miene.

      »Das geht gleich СКАЧАТЬ