Ada (Band 2): Die vergessenen Orte. Miriam Rademacher
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Название: Ada (Band 2): Die vergessenen Orte

Автор: Miriam Rademacher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ada

isbn: 9783038961512

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СКАЧАТЬ Grinsen von Miss Heyworth wurde wieder breit und auch der Professor schien äußerst zufrieden zu sein. Richard begriff, dass er soeben mündlich seinen Arbeitsvertrag unterschrieben hatte und vermutlich die Klausel, die ihn zur Geheimhaltung verpflichtete, gleich mit.

      »Wir arbeiten alle sehr eng zusammen, auch wenn wir es an verschiedenen Plätzen Londons tun«, erwiderte sie. »Martin ist als Historiker der Geschichte dieser Wesen auf der Spur. Er geht Hinweisen nach, versucht zu erfahren, ob diese Spezies nicht doch schon einmal in irgendeiner Form entdeckt und untersucht wurde. Martin bewegt sich zwischen allen vier Standorten und den Bibliotheken hin und her. Ihr Kollege wird froh sein, wenn er diesen Teil der Aufgabe nicht mehr allein stemmen muss.«

      Charlotte Heyworth erhob sich und hielt dem Professor, der noch immer neben dem Lichtschalter stand, die Hand hin. »Ich gehe wieder an die Arbeit.«

      Der Professor ergriff die Hand der Blinden. »Dann nehmen Sie unseren neuen Freund hier, Richard war der Vorname, gleich mit und zeigen Sie ihm alles, was er sehen will.«

      Richard spürte noch immer die Aufregung in sich, die er beim Anblick der Kreaturen empfunden hatte, doch jetzt war noch ein weiteres Gefühl dazugekommen. Freude. Freude darüber, Teil einer großen Sache zu sein. Freude darüber, eine echte Aufgabe zu haben. Er würde Essen und Miete zahlen können und er würde diese zarte Frau immer wieder treffen dürfen.

      September 2019

      VALERIE

      Sie war noch immer außer sich. Wie konnte ihr Haus mit allem, was darin gewesen war, mitsamt der Schrat-Kolonie und Sebastian, einfach verschwinden? Wer hatte das getan und warum? Und was konnte sie tun, um Sebastian, an dessen Tod sie sich weigerte zu glauben, wiederzufinden?

      Teddy und Ada, die nach Dereks recht abruptem Abgang gespürt hatten, in welch schlechter Verfassung sie sich befand, hatten mit ihr noch lange den Garten und die Betonplatte inspiziert, waren aber in Ermangelung neuer Erkenntnisse schließlich auf die Idee verfallen, ein Café aufzusuchen.

      Und nun waren sie hier in diesem verhältnismäßig gemütlichen Ort eingekehrt, für dessen schmucke Aufmachung sie jetzt so gar keinen Blick hatte. Ada und Jig saßen Valerie gegenüber, beide ein großes Stück Sahnetorte vor sich, während sie selbst sich an ihre Tasse Cappuccino klammerte und keinen Appetit verspürte.

      »Alles weg«, murmelte sie und rührte im Schaum herum.

      »Weg oder nur woanders?« Ada sah von ihrem Tortenstück auf. »Das gilt es herauszufinden.«

      »Woanders? Ja, wie soll denn irgendjemand mein Haus fortgeschafft haben? Hat er es auf einen Hänger geladen? Eine Rakete untergeschnallt? Oder einfach tiefergelegt, also im Erdreich versenkt? Und wie sollen wir denn überhaupt vorgehen? Hilft uns Sahnetorte wirklich weiter?« Valerie wusste, dass sie ungehalten klang, was ihren Freunden gegenüber unfair war, doch die Worte purzelten fortwährend aus ihrem Mund und sie konnte sie nicht stoppen. »Wo sollen wir suchen? Wie viel Zeit bleibt uns überhaupt, um Sebastian zu retten?«

      »Um die Frage nach dem ›Wo‹ kümmert sich gerade schon der gute Teddy, und auf die letzte gibt es eine erschreckend einfache Antwort.« Ada legte die Kuchengabel beiseite. »Entweder Sebastian befindet sich in Sicherheit, dann haben wir alle Zeit der Welt. Oder er ist bereits tot. Dann haben wir auch alle Zeit der Welt. Dazwischen gibt es nichts. Möchtest du nicht doch ein Stück Kuchen? Zucker beruhigt die Nerven, meine zumindest.«

      Valerie gab ein Stöhnen von sich und sah durch die große Fensterscheibe des Cafés hinaus auf die Straße. »Und wo steckt Teddy jetzt? Lässt uns hier sitzen und verschwindet wortlos und ohne Erklärung.«

      Nun war es Ada, die zunehmend ungehalten wurde. Valerie beobachtete, wie das alte Kindermädchen das graue, kinnlange Haar zurückstrich und an seinem etwas zu engen Strickkleid zupfte. Unter dem Stoff zeichnete sich die Strafe für zu viel Naschwerk in Form kleiner Speckrollen ab.

      »Er brauchte uns nichts zu erklären, weil ich weiß, was er gerade tut. Und Jig weiß es auch, nicht wahr, Jig? Was habe ich dir beigebracht? Was macht man als Allererstes, wenn man nicht weiß, was vor sich geht, und dringend Informationen benötigt?«

      »Man kauft alle Tageszeitungen, die man ergattern kann, auch die der vergangenen Tage«, leierte Jig ihre Lektion herunter. »Das Internet ist stattdessen nur begrenzt sinnvoll, denn wenn man nicht weiß, wonach man überhaupt sucht, hilft einem keine Suchmaschine. Zeitungen schlagen einem die Informationen ungefragt um die Ohren, das Internet beantwortet Fragen. Wer nicht weiß, wie die Fragen lauten, braucht kein WLAN, sondern einen Kiosk.«

      Ada sah befriedigt auf Jig, die ihr Tortenstück seziert und in lauter kleine Häufchen portioniert hatte.

      Valerie konnte sich nicht helfen, dieser Teenager war irgendwie seltsam. Vielleicht war sie selbst mit Mitte vierzig auch einfach zu alt, um das Mädchen zu verstehen. Vielleicht würde sie ihren Sohn Paul in ein paar Jahren auch nicht mehr verstehen. Vielleicht war sie auch nur zu blöd für die Welt, das hielt sie durchaus für möglich.

      Im Gegensatz zu Ada und Teddy wusste Valerie nur wenig über die Dinge, die sich zwischen Wänden, unter Böden und in verschlossenen Kleiderschränken taten. Ihre Welt war bis vor Kurzem noch völlig normal gewesen. Doch dann war Ada in ihr Leben zurückgekehrt und mit ihr Schwarze Schrate, andere seltsame Kreaturen und der von Schraten abhängige Sebastian. Wenn sie also nicht zu blöd für diese Welt sein sollte, dann war sie doch zumindest gnadenlos überfordert.

      »Wer will die Daily Mail?« Teddy war hereingekommen, den Arm voller Zeitungen, die er jetzt mit Schwung auf den Tisch warf, wobei der Observer mit der Schlagzeile voran in Jigs Sahnehäufchen stürzte.

      »Mir gibst du bitte die Sun«, rief Ada und schaufelte schon wieder Kalorien in sich hinein. »Die bringen so gern halb gares Zeug, da wird man oft fündig.«

      »Ich nehme den Observer, der will ohnehin zu mir, wie mir scheint.« Jig sah missbilligend auf die Sahneflecken, die jetzt das Gesicht der Queen garnierten.

      Valerie starrte auf den Stoß Zeitungen und konnte sich nicht entscheiden. »Ich habe doch gar keine Ahnung, wonach ich suchen soll.«

      Ada verdrehte die Augen. »Hast du Jig etwa nicht zugehört? Niemand von uns weiß das. Mach deine Augen auf, Mädchen. Wenn du es vor dir siehst, dann erkennst du, dass du es gefunden hast.«

      Widerstrebend nahm Valerie den Daily Mirror an sich und begann lustlos darin herumzublättern. Ihr war mehr danach, die Suche zu Fuß zu beginnen. Doch die Stadt war groß und ihr Haus bestimmt nicht einfach weggelaufen. Es ergab keinen Sinn, durch die Straßen zu eilen. Da konnte sie auch genauso gut völlig sinnlose Artikel überfliegen. Kaum anzunehmen, dass der Mirror etwas Besseres zu bieten hatte.

      Ein Blick auf die ersten Seiten bestätigte ihre Vermutung: nichts außer Politik, Klatsch, Klatsch und nochmals Kl… Valerie hielt inne.

      Aufmerksam las sie zunächst noch einmal die Überschrift, die ihr Interesse geweckt hatte, dann den ganzen Artikel. Nachdem sie ihn sicherheitshalber ein zweites Mal gelesen hatte, suchte sie nach dem Datum. Der Mirror war vom heutigen Tag.

      »Hast du etwas gefunden?« Ada hatte ihre Zeitung sinken lassen und beobachtete sie stattdessen über den Tisch hinweg. Auch Teddy und Jig hoben die Köpfe und sahen sie aufmerksam an.

      Zögernd begann Valerie, den Artikel am unteren Rand der vierten Seite laut vorzulesen. »Aufrecht laufender Hund stört Golfturnier.«

      Jig СКАЧАТЬ