Ada (Band 2): Die vergessenen Orte. Miriam Rademacher
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Название: Ada (Band 2): Die vergessenen Orte

Автор: Miriam Rademacher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ada

isbn: 9783038961512

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СКАЧАТЬ zwei dienstbare Geister und das war wörtlich zu verstehen. Sie wäre vor Schreck fast wieder hinausgerannt, als sie bei ihrer Ankunft die beiden spitzgesichtigen Puke entdeckt hatte. Doch Teddy versicherte ihr, dass sie alt, gutmütig und sehr nützlich seien und überdies Glück ins Haus brächten, wenn man sie nur regelmäßig mit Nahrung und Aufmerksamkeit bedachte. Valerie blieb zwar den beiden kleinen Hausgeistern gegenüber zurückhaltend, die kaum größer waren als Paul, dafür aber wieselflink, doch ihr Sohn war begeistert von seinen neuen Spielgefährten.

       Valerie betrat das bis zur Decke vertäfelte Büro, das sie ein wenig an den ehemaligen Arbeitsplatz ihres Vaters erinnerte, und nahm hinter dem großen Schreibtisch Platz. Ein eingeschalteter Bildschirm auf der Arbeitsplatte erwartete sie.

      Sie meldete sich bei Facebook an und fand in ihrer übersichtlichen Freundesliste rasch Sebastians Namen, der jetzt oft genug ihren alten Laptop benutzte, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.

      In den letzten Wochen hatten sie und Sebastian sich zahlreiche persönliche Nachrichten zukommen lassen. Doch gerade in den vergangenen Tagen war Valerie mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Der Chatverlauf verriet ihr, dass ihre letzte Korrespondenz mit ihrem Freund hinter den Wänden eine halbe Woche zurücklag.

      Huhu, Sebastian.

      Doch er reagierte nicht auf diese Zeilen. Das war merkwürdig. Auf Facebook tummelte er sich üblicherweise am liebsten.

      Was ist bei dir los? Gibt es was Neues?

      Wieder keine Reaktion. Sie versuchte es mit Winken, Anstupsen und schließlich mit einem Sprachanruf. Sebastian war nicht da. Zumindest auf diesem Wege im Moment unerreichbar.

      Seufzend lehnte sich Valerie in Teddys knarrendem Ledersessel zurück. Ihr Blick fiel auf ein gerahmtes Foto, das einen noch sehr jungen Teddy an der Hand eines Mannes mit Pfeife zeigte.

      Der verschwundene Richard Blunt hatte eine sympathische Ausstrahlung gehabt, fand sie. Ein bisschen verwegen mit einem sehr markanten Gesicht, das er seinem Sohn nicht vererbt hatte.

      Wo er jetzt wohl sein mochte?

      Valerie starrte noch eine Weile auf den Bildschirm vor ihrer Nase, dann fasste sie einen Entschluss.

      Und sie teilte ihn dem winzigen Puk, der jetzt mit einer Tasse dampfenden Tees zu ihr hereinkam, augenblicklich mit. »Ich werde abreisen.«

      Der Puk machte ein unglückliches Gesicht und schob die Tasse samt Untertasse auf die über seiner Kopfhöhe befindliche Schreibtischplatte. Geduldig wartete er darauf, dass Valerie weitersprach, auch wenn es ihm zu missfallen schien, dass sie das Haus verlassen wollte.

      »Ich werde zurück nach London fahren, um mit Derek zu sprechen. Falls Teddy mit seiner Vermutung recht hat und er wirklich plant, das Schrathaus zu verkaufen, muss ich das verhindern.«

      Der Puk, der unmöglich wissen konnte, wovon Valerie da sprach, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schwieg beharrlich weiter. Seine Art war nicht besonders gesprächig, das hatte Valerie schon bemerkt. Umso aufmerksamer hörte der kleine Kerl ihr zu. Valerie konnte einfach nicht anders, strich dem koboldartigen Wesen ungeschickt über den Kopf, obwohl Teddy ihr gesagt hatte, dass die meisten Hausgeister nicht gern berührt wurden. Lediglich die Zudringlichkeiten des kleinen Paul nahmen sie stoisch hin, da er als Kleinkind wohl einen besonderen Stellenwert hatte.

      Prompt zog sich der Puk von ihr zurück und lief aus dem Büro hinaus. Valerie blieb am Schreibtisch sitzen und sah noch immer auf den hellen Bildschirm.

      »Ich kehre zurück, und ich werde einen Weg finden, Sebastian wiederzusehen.«

      Der Gedanke an Sebastian wärmte für die Dauer eines Wimpernschlages ihr Herz. Valerie fragte sich nicht zum ersten Mal, was sie eigentlich für ihn empfand. War es eine Verbundenheit, wie es sie zwischen Geschwistern gab? Oder war es mehr? Knisterte dort in ihrem Herzen etwa schon das Feuer der Liebe? Sie war sich nicht sicher. Doch es war mehr als Freundschaft, was sie mit dem Mann hinter den Wänden verband.

      Oktober 1965

      RICHARD

      Martin Holt hatte sich geweigert, ihm zu sagen, wohin sie eigentlich fuhren. Sein Studienkollege hatte einfach ein Taxi angehalten – ein Taxi, man stelle sich das vor – und dem Fahrer eine Adresse genannt, die Richard völlig fremd war.

      »Wir fahren also nicht zur Uni?«, hatte er gefragt und von Martin nur einen ungläubigen Blick geerntet.

      Richard schloss daraus, dass das Projekt des Professor Ingress so geheim war, dass man die Forschungen lieber fernab der Studentenschar betrieb.

      Und tatsächlich hielt das schwarze Londoner Taxi nach einer langen und schweigsamen Fahrt in einem Vorort am Straßenrand, in Sichtweite zu einem modernen Bungalow, der sich nur schlecht bis gar nicht in das Gesamtbild der Straße einfügte. Doch Bausünden wie diese gab es seit Kriegsende zuhauf und Richard vermutete, dass dieser Ort gerade durch seine architektonische Auffälligkeit schon wieder unauffällig war.

      Während Martin den Fahrer bezahlte, stieg Richard aus und sah sich um. Dies hier musste ein Zipfel von Chiswick sein, aber ganz sicher war er sich nicht.

      Der Bungalow war von einem hohen Zaun aus Metallpfosten umgeben, der nahe dem Eingang mit einem Schild versehen worden war. Die Aufschrift, die im Wesentlichen aus aneinandergereihten Großbuchstaben bestand, verriet Richard rein gar nichts über den Ort, an dem er sich befand.

      »Willkommen am Zugang Zwei, wie wir dies hier nennen«, verkündete Martin und schob Richard auf die verschlossene Haustür zu.

      Nachdem er den Klingelknopf gedrückt hatte, standen beide zunächst schweigend auf der Fußmatte und warteten auf Einlass.

      »Zugang Zwei?«, fragte Richard. »Zugang zu was? Und wofür halten die Nachbarn dieses Haus? Doch wohl nicht für ein geheimes Forschungslabor.«

      Martin kicherte. »Nein, sie denken, dass sich unter dieser Adresse ein Schulungszentrum für angehende Unternehmer befindet. So wundert sich niemand über das Kommen und Gehen junger Männer. Niemand hat bisher Genaueres wissen wollen, allein das Wort ›Schulungszentrum‹ klingt für sie absolut uninteressant, scheint mir.«

      Richard nickte. Das konnte stimmen. Die Menschen fragten allgemein viel zu wenig nach, gaben sich mit lapidaren Antworten zufrieden und wunderten sich, wenn sich plötzlich der nette Mann von nebenan als Spion oder Bankräuber entpuppte. Je platter die Tarnung, desto besser.

      In diesem Moment wurde die Haustür geöffnet und ein hagerer Mann mit hängenden Schultern erschien auf der Schwelle. Gekleidet war er in eine Art Uniform in langweiligem Grau.

      »Sie wünschen?«

      Sein Blick hatte etwas Lauerndes. Während er Martin kaum beachtete, schien er Richards Gesicht zu studieren, sich seine Züge einprägen zu wollen.

      »Wir sind gekommen, um die Unterlagen für Mister Kellerman abzuholen«, erwiderte Martin und klang genervt. »Komm schon, lass uns rein, Billy. Du kennst mich doch.«

      »Ich habe meine Anweisungen«, nuschelte der Mann namens Billy. »Die Papiere sind noch nicht unterzeichnet, Sie werden etwas Geduld mitbringen müssen.«

      »Billy«, СКАЧАТЬ